Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 51
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Bolitho stand an den Heckfenstern und betrachtete die in der Kajute versammelten Kommandanten. Er hatte ihnen in allen Einzelheiten Joberts Geschwader, seine Starke und seine moglichen Absichten erortert.
«Gentlemen, es ist sinnlos, noch langer in diesem Golf zu bleiben. Ich beabsichtige, im Sudosten zu suchen. Falls Jobert sich nach Westen gewandt hat, um durch die Meerenge von Gibraltar zu entkommen, haben wir ihn bereits verloren. Falls aber nicht — «, er schaute in ihre gespannten Gesichter —,»mussen wir ihn ausfindig machen und zum Gefecht zwingen.»
Gedampfte Rufe vom Hauptdeck; die Kajute erzitterte, als zwei Zweiunddrei?igpfunder von Helicon an Bord gehievt wurden.
«Diese Kanonen werden morgen auf die Rapid gebracht. «Er sah, wie deren junger Kommandant zusammenfuhr, als habe er nur mit halbem Ohr zugehort.
«Die sind aber zu schwer, Sir…«stammelte Quarrell.
Bolitho musterte ihn kuhl.»Sie haben doch einen Schiffsbaumeister und einen Zimmermann, oder? Lassen Sie die zwei Kanonen auf dem Vorschiff als Jagdgeschutze montieren. Wenn Sie Ballast und Ausrustung umtrimmen und das Deck abstutzen, sollte das nicht zu schwer fallen. Ich befehligte einmal ein Kanonenboot, auch nicht viel gro?er als Ihre Rapid, das uber eine ahnlich schwere Bugbewaffnung verfugte. Also gehen Sie an die Arbeit.»
Kapitan Montresor sagte:»Mein Ruderschaden ist behoben, Sir. Er war unvorhersehbar. «Er starrte Houston verbittert an.»Ich wollte kampfen. Und ich hatte nicht erwartet, da? Helicon auf sich allein gestellt sein wurde.»
Houston sa? mit verschrankten Armen verstockt da.
«Mein Schiff war wegen Wind und Nebel zu weit zuruckgefallen, Sir«, sagte er.»Ich sah, da? Dispatch Schwierigkeiten hatte. «Sein schmaler Mund formte die Worte wie abgehackt.»Ware ich Helicon zu Hilfe gekommen, hatte ich nur ein Ziel mehr abgegeben. Da ich wu?te, da? die Franzosen uns einen nach dem anderen erledigen wollten, nahm ich lieber Montresor in Schlepp.»
Bolitho nickte. Typisch fur diesen Mann, dachte er. Er war hart und kompromi?los, aber in diesem Fall hatte er korrekt gehandelt: Es ging darum, entweder ein Schiff zu retten oder das ganze Geschwader zu verlieren.
«Jobert tut nichts ohne Grund«, sagte er.»Und bisher war er uns immer einen Schritt voraus. «Er sah, da? Keen ihn grimmig beobachtete. Mit dem Verlassen seiner zugewiesenen Station war er ein gro?es personliches Risiko eingegangen. Egal. Seit dem Tribunal von Malta stand er ohnehin auf der schwarzen Liste. Die Erkenntnis, da? Ruf und Risiko ihm jetzt gleichgultig waren, machte ihn fast ubermutig.
Houston sagte mit seiner barschen Stimme:»Wir mussen uberlegen, wann und wo wir Trinkwasser ubernehmen konnen, Sir.»
Bolitho sah ihn an und wurde sich des Schleiers vor seinem linken Auge bewu?t.
«Kommt nicht in Frage, Kapitan Houston. «Er schaute die anderen an.»Keiner von uns nimmt Wasser an Bord. Kurzen Sie die Rationen, halbieren Sie sie meinetwegen, aber wir bleiben zusammen, bis alles voruber ist.«Ganz gleich, wie es ausgeht, hatte er beinahe hinzugefugt; doch den Gesichtern der anderen war anzumerken, da? sie ohnehin diesen Gedanken hatten.
«Ich brauche alle verfugbaren Informationen. Kustenschiffe mussen gestoppt und grundlich durchsucht werden, auch wenn sie unter neutraler Flagge segeln. Wer sich widersetzt, wird versenkt. «Er spurte, da? sich wieder Ha? in seinen Tonfall einschlich, und dachte an Herrick, an den Kummer in seinen blauen Augen beim Abschied auf der Benbow. Insgeheim wu?te Bolitho, da? Herrick vernunftig gehandelt hatte. Er selbst konnte Gunstlingswirtschaft ebenfalls nicht ausstehen und verachtete alle, die mit ihrer Hilfe vorankamen. Und doch hatte er Keen wie einen Gunstling behandelt. Was hatte er an Herricks Stelle getan, wenn er um einen solchen Gefallen gebeten worden ware?
Kapitan Lapish fragte:»Wird Jobert noch mehr Schiffe unter seinem Kommando haben?«Seine Stimme klang zuversichtlicher als zuvor.
Bolitho lachelte ernst.»Hat er nicht schon genug?»
«Zwei Fregatten!«brummte Houston.»Und wir haben nur eine.»
«Meine Brigg nicht zu vergessen!«rief Quarrell.
«Heben Sie sich Ihren Kampfgeist fur den Feind auf«, sagte Bolitho.»Drillen Sie Ihre Manner, bis sie halb im Schlaf zielen und feuern konnen. Machen Sie jedem klar, da? der Feind auch seine Schwachen hat. Wir konnen und mussen ihn schlagen, denn ich bin uberzeugt, da? wir das einzige Hindernis zwischen Jobert und seinem Ziel darstellen.»
Das Deck neigte sich stark. Ein Buch rutschte vom Tisch.
«Kehren Sie auf Ihre Schiffe zuruck«, schlo? Bolitho.»Wenn es regnet, sammeln Sie Wasser zur Erganzung der Rationen. Setzen Sie bei der Suche nach kleinen Schiffen auch die Boote ein. Unsere Leute sollen kampfbereit sein und stets mit Widerstand rechnen.»
«Leopard ist ein Dreidecker, oder, Sir?«konterte Houston.
Die unverblumte Erinnerung fuhr durch die anderen wie ein kalter Wind.
Bolitho warf Keen einen Blick zu.»Inch nahm es mit diesem Schiff und zwei Fregatten zugleich auf, Kapitan Houston. Wir mogen angeschlagen sein, aber Sie werden sehen, da? wir alle noch unseren Mann stehen!»
Nachdem die Kommandanten verabschiedet worden waren, kehrte Keen in die Kajute zuruck und fragte:»Wissen Sie eigentlich schon, was Jobert vorhat, Sir?»
«Sobald ich sicher bin, verrate ich es Ihnen, Val. Bis dahin mussen wir dafur sorgen, da? es auf unseren Schiffen weder lasch noch nachlassig zugeht. Mangelnde Wachsamkeit kann uns jetzt nur Niederlagen eintragen.»
«Der Schiffsarzt!«rief der Wachposten.
Tuson trat ein.»Sie schickten nach mir, Sir?»
«Bitte sorgen Sie dafur, da? Kapitan Inch zu uns an Bord gebracht wird. Ich furchte, da? das Wetter umschlagt.»
Tuson nickte.»Ich sprach vorhin auf der Helicon mit ihm, Sir. Er hat starke Schmerzen.»
Als der Arzt gegangen war, trat Keen zum Kartentisch.»Verdammt, dieser Jobert kann Gott wei? wo sein. Wie eine Nadel im Heuhaufen!»
Bolitho stolperte beim Auf- und Abschreiten uber einen Ringbolzen und hatte beinahe das Gleichgewicht verloren. Wieder packte ihn die Angst. Was mochte Belinda denken? Selbst wenn Adam ihr das volle Ausma? seiner Verwundung verschwiegen hatte, mu?te sie an der Handschrift seines letzten Briefen erkennen, da? etwas nicht stimmte. Fast bereute er nun, ihr von seinen geheimsten Hoffnungen und Angsten geschrieben zu haben, von seiner Liebe fur sie, trotz allem.
Keen sagte plotzlich:»Eigentlich habe ich ja versprochen, nicht daruber zu reden, aber ich kann es nicht ertragen, Allday so niedergeschlagen zu sehen.»
«Wissen Sie denn etwas Genaues, Val?»
Keen setzte sich. Eigentlich wurde er an Deck gebraucht, aber Paget wurde inzwischen mit den meisten Aufgaben alleine fertig.
«Mein Bootsfuhrer hat es mir erzahlt, Sir. Der alte Hogg ist ein verla?licher Bursche, und Allday zieht ihn hin und wieder ins Vertrauen. «An den Heckfenstern triefte das Wasser herunter, und Bolitho versuchte, nicht an Inch zu denken, der nun in ein tanzendes Boot hinabgelassen wurde. Ein jaher Schock konnte einen Mann in seiner Verfassung umbringen.
«Es hat den Anschein, Sir, da? Bankart annahm, Allday wurde nach seiner schweren Verwundung die Seefahrt aufgeben. Er hatte von seinem sicheren Leben bei Ihnen in Falmouth erfahren und bekam Lust darauf. Der Dienst auf See scheint ihm nicht zu behagen, obwohl er sich freiwillig gemeldet hatte. «Keen schaute Bolitho von der Seite an und fragte:»Ist Bankart auch bestimmt sein Sohn, Sir?»
Bolitho lachelte.»Wenn Sie Allday vor zwanzig Jahren gekannt hatten, wurden Sie mir diese Frage nicht stellen. Zumindest au?erlich ist er ihm sehr ahnlich.»
Keen stand auf, als von der Back her die Schiffsglocke schlug.»Ich werde dafur sorgen, da? er entlassen wird, wenn wir wieder in England sind.»
Bei dem Wort England blickten sie einander nicht an. Wurden sie jemals seine grunen Felder wiedersehen?
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