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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 52


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«Und ich rede personlich mit Allday, Val. Manner, die von Sorgen geplagt werden, fallen oft als erste.»

Keen hob den Kopf und lauschte. Auch Bolitho horte drau?en Hochrufe und sagte:»Gehen wir an Deck. Das wird eine Qual fur Inch.»

Auf dem Achterdeck uberwachte Big Harry Rooke, der Bootsmann, die Flaschenzuge, an denen Inchs Bahre an Bord gehievt werden sollte. Das Seitendeck der Helicon, die mit Schlagseite in der Dungung stampfte, war von winzigen Gestalten gesaumt, die zusahen, wie das Boot langsam und vorsichtig auf das Flaggschiff zuhielt. Bolitho zog sein Degenkoppel zurecht und druckte sich den Hut fester in die Stirn.»Lassen Sie die Ehrenwache antreten. «Er ging ans Schanzkleid und beugte sich hinaus.

Er horte, wie sich die Seesoldaten auf Sergeant Black-burns Befehl hin aufstellten. Stahl zischte, als Hauptmann Bouteiller seinen Sabel zog. Die Bootsmannsgehilfen befeuchteten ihre silbernen Pfeifen. Dann spannten sich die Flaschenzuge, und aller Jubel verstummte.

Keens Stimme klang fest, als er rief:»Achtung an Deck! Klar zum Empfang des Kommandanten der Helicon!»

Nach dem Larm des Zeremoniells wurde Inchs Koje schnell zur Poop getragen. Bolitho ging nebenher, ergriff Inchs Hand und sagte leise:»Willkommen an Bord, Kapitan Inch.»

Inch versuchte zu grinsen, sah aber sehr bla? und gealtert aus.»Lassen Sie mich noch einmal mein Schiff sehen«, flusterte er heiser.

Man trug ihn zum Schanzkleid, wo Tuson ihn stutzte, damit er den fernen Vierundsiebziger mit den erbarmlichen Segelfetzen erkennen konnte.

«Die alte Lady sehe ich nie wieder«, sagte Inch langsam.

Bolitho blickte der kleinen Prozession nach, bis sie vom Niedergang verschluckt wurde, und sagte:»Und wir nicht einen Mann von seinem Kaliber.»

Er wandte sich abrupt ab.»Nehmen Sie Fahrt auf und befehlen Sie dem Geschwader, hinterm Flaggschiff auf Station zu gehen.»

Inchs Anwesenheit an Bord wird uns allen eine Mahnung und Warnung sein, dachte Keen.

Im Orlopdeck der Argonaute zog Allday in der winzigen Kammer, die er mit Segelmacher Mannoch teilte, eine flak-kernde Laterne dichter an seine Arbeit heran. Allday war gro? und kraftig gebaut, und in seiner Faust wirkte ein Entermesser so zierlich wie der Seitendolch eines Kadetten. Aber das Modell, das er zur Halfte fertiggestellt hatte, war ebenso fein. Allday hatte es aus Holz, Knochen und sogar Menschenhaar angefertigt und musterte es jetzt mit kritischem Auge. Von jedem Schiff, auf dem er unter Bolitho diente, hatte er ein Modell geschnitzt.

Er nahm das kleine Schiff auf die Handflache und drehte es langsam vor der Laterne hin und her. Es war ein Zweidek-ker mit vierundsiebzig Kanonen, und er grunzte mit widerwilliger Zufriedenheit.

Unten im Orlopdeck, in das niemals Tageslicht fiel, herrschte immer dicke Luft. In der kleinen Kammer roch es au?erdem nach Rum. In seinem Fach war Mannoch zwar ein Genie, doch er schaute zu gern ins Glas und wurde deshalb von seinen Gehilfen Old Grog genannt.

Allday rutschte auf der harten Seemannstruhe hin und her und dachte an das Madchen, wie er es zuletzt mit kurzem Haar und in geborgten Kleidern gesehen hatte. In Malta hatte es auf der Fahrt zu dem Handelsschiff noch einen Zwischenfall gegeben: Eines der Wachboote hatte sie fast langsseits passiert. Aber er hatte der Besatzung des Bootes eine Tracht Prugel angedroht, wenn sie auch nur ein Wort verlauten lie?e. Manchen war uberhaupt nichts aufgefallen. Im Dunkeln sah ein Midshipman aus wie der andere.

Wieder einmal hatte er damals ernsthaft an eine Ehe gedacht. Er grinste vor sich hin. Aber wer will schon einen alten Bock wie mich?

Es klopfte an die schmale Tur, und er sah zu seinem Erstaunen Bankart eintreten.

«Ja, was gibt's?»

«Darf ich mit dir reden?»

Allday rutschte auf der Truhe zur Seite, um Platz zu machen.»Woruber?»

Er sah dem Jungen ins Gesicht und mu?te an seine Mutter denken, ein sauberes, frisches Madchen. Auch damals hatte er erwogen, zu heiraten. So viele hatte er gekannt, in so vielen Hafen, doch die Wirtstochter aus Falmouth war die einzige, die er nicht verga?.

«Ich will kein boses Blut zwischen uns!«platzte Bankart heraus, sah ihm dabei aber nicht in die Augen. Er war so storrisch wie Allday und erstaunt, den Gang uberhaupt getan zu haben.

«Dann mal raus damit. «Allday musterte ihn streng.»Und schwindle mir blo? nichts vor.»

Bankart hob die Fauste.»Du magst mein Vater sein, aber trotzdem.»

Allday nickte.»Ich wei?. Ich hab' mich noch nicht ganz daran gewohnt. Tut mir leid, Sohn.»

Der Junge starrte ihn an.»Sohn«, wiederholte er leise. Dann sagte er:»Du hattest recht, ich wollte zu dir nach Falmouth. «Er schaute ihn aus hellen Augen an.»Ich wollte ein richtiges Zuhause haben. «Er schuttelte verzweifelt den Kopf.»Nein, unterbrich mich jetzt nicht, sonst bringe ich das nie heraus. Ich wollte zu dir, weil ich keine Lust hatte, mich noch langer herumscheuchen und betrugen zu lassen. Ich habe immer zu dir aufgeschaut, weil Mutter mir so viel Gutes uber dich erzahlt hat. Zur Marine habe ich mich nur gemeldet, weil ich dachte, das gehort sich so. Du hast's ja auch getan.»

Allday nickte, sein Schiffsmodell war vergessen.

«Dann starb Mutter. Und ich bat einen Freund, an dich zu schreiben. «Er starrte zu Boden.»Aber ein richtiges Zuhause war mir eigentlich wichtiger als ein Vater. «Als er den Blick wieder hob, brach es aus ihm heraus:»Ich kann doch nichts dafur, da? ich Angst habe. Ich bin eben nicht wie die anderen! Ich habe noch nie Manner auf so schreckliche Weise sterben gesehen!»

Allday packte ihn am Handgelenk.»Ruhig, Sohn. Sonst kommen die Knochenbrecher und sehen nach, was los ist. «Er tastete hinter der Truhe herum und holte eine Tonflasche und zwei Becher hervor.»Trinken wir erst mal einen.»

Bankart nahm einen raschen Schluck und hustete.

«Das ist richtiger Rum«, sagte Allday,»nicht die Bruhe, die der Proviantmeister ausgibt. Hor zu: Die meisten anderen haben auch Angst. Man mu? nur lernen, sich nichts anmerken zu lassen. «Er schuttelte ihn sanft am Handgelenk.»Und dazu braucht man seinen ganzen Mut!»

«Du bist da bestimmt anders. «Bankart trank vorsichtig einen Schluck.

«Mag sein. Dafur hat schon unser Dick gesorgt. Er ist ein prachtvoller Mann, ein Freund sogar. Ich wurde mein Leben fur ihn geben.»

Bankart stand auf, und sein Haar streifte die Decke.»Ich wollte dir nur sagen.»

Allday zog ihn zuruck auf die Truhe.»Langsam! Ich wei? ja schon Bescheid. Ich war derjenige, der einen Fehler gemacht hat, das ist mir jetzt klar. «Er fullte aufs neue die Becher.»Du gehorst nicht auf ein Kriegsschiff. Aber wer sich freiwillig meldet, mu? allerhand Mut haben. Mich hat erst eine Pre?patrouille schnappen mussen. «Er schuttelte sich vor Lachen, bis der Schmerz der alten Wunde ihm Einhalt gebot.»Nein, du brauchst Arbeit an Land und ein gutes Zuhause, und ich werde dafur sorgen, da? du sie bekommst. Aber bis dahin tust du, was ich dir sage, und machst uns keinen Arger, klar?«Er horte Stimmen und vermutete, da? der Segelmacher mit seinen Kumpanen im Anmarsch war.»Wir unterhalten uns bald wieder mal, ja?»

Bankart sah ihn mit glanzenden Augen an.»Danke, ah.»

«Sag ruhig John zu mir, wenn dir das leichter fallt«, meinte Allday grinsend.»Aber vor den anderen nennst du mich Bootsfuhrer, sonst versohle ich dir den Hintern!»

Bankart zogerte, wollte den Kontakt noch nicht abbrechen. Leise sagte er:»Ich denke, da? ich — da? ich vielleicht sterben mu?. Ich will dich nicht enttauschen, denn jetzt wei? ich, was fur ein Mann du bist. Ich war noch nie auf jemanden stolz.»

Allday horte die Tur nicht zuschlagen. Er sa? nur da und starrte sprachlos das halbfertige Modell an.

Der Segelmacher kam mit seinem Freund hereingeplatzt und fragte:»Alles klar, Kumpel? Hubscher Junge, das.»

Allday senkte den Kopf.»Aye. Das ist mein Sohn.»

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