Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus - Страница 19
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»Haben noch Zeit fur einen Imbi?, bevor dein Zug geht«, sagte er.
Er kaufte fur sich und Harry zwei Hamburger und sie setzten sich auf die Plastiksitze, um sie zu verspeisen. Harry sah sich unablassig um. Alles kam ihm irgendwie fremd vor.
»Alles in Ordnung mit dir, Harry? Du bist ja ganz still«, sagte Hagrid.
Harry wu?te nicht recht, wie er es erklaren konnte. Gerade hatte er den schonsten Geburtstag seines Lebens verbracht. Und doch, er kaute an seinem Hamburger und versuchte die richtigen Worte zu finden.
»Alle denken, ich sei etwas Besonderes«, sagte er endlich. »All diese Leute im Tropfenden Kessel, Professor Quirrel, Mr. Ollivander… Aber ich wei? uberhaupt nichts von Zauberei. Wie konnen sie gro?artige Dinge von mir erwarten? Ich bin beruhmt und ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wofur ich beruhmt bin. Ich wei? nicht, was passiert ist, als Vol-, tut mir Leid – ich meine, in der Nacht, als meine Eltern starben.«
Hagrid beugte sich uber den Tisch. Hinter dem wilden Bart und den buschigen Augenbrauen entdeckte Harry ein liebevolles Lacheln.
»Mach dir keine Sorgen, Harry. Du wirst alles noch schnell genug lernen. In Hogwarts fangen sie alle ganz von vorne an, es wird dir sicher gut gehen. Sei einfach du selbst. Ich wei?, es ist schwer. Du bist auserwahlt worden und das ist immer schwer. Aber du wirst eine tolle Zeit in Hogwarts verbringen – wie ich damals – und heute noch, um genau zu sein.«
Hagrid half Harry in den Zug, der ihn zu den Dursleys zuruckbringen wurde, und reichte ihm dann einen Umschlag.
»Deine Fahrkarte nach Hogwarts«, sagte er. »Am 1. September Bahnhof King's Cross – steht alles drauf. Wenn du itrgendwelche Schwierigkeiten mit den Dursleys hast, schick mir deine Eule, sie wei?, wo sie mich findet… Bis bald, Harry.«
Der Zug fuhr aus dem Bahnhof hinaus. Harry wollte Hagrid beobachten, bis er au?er Sicht war; er setzte sich auf und druckte die Nase gegen das Fenster. Doch er blinzelte und schon war Hagrid verschwunden.
Abreise von Gleis neundreiviertel
Harrys letzter Monat bei den Dursleys war nicht besonders lustig. Gewi?, Dudley hatte nun so viel Angst vor Harry, da? er nicht im selben Zimmer mit ihm bleiben wollte, und Tante Petunia und Onkel Vernon schlossen Harry nicht mehr in den Schrank ein, zwangen ihn zu nichts und schrien ihn nicht an – in Wahrheit sprachen sie kein Wort mit ihm. Halb entsetzt, halb wutend taten sie, als ob der Stuhl, auf dem Harry sa?, leer ware. So ging es ihm in mancher Hinsicht besser als zuvor, doch mit der Zeit wurde er ein wenig niedergeschlagen.
Harry blieb gerne in seinem Zimmer in Gesellschaft seiner Eule. Er hatte beschlossen, sie Hedwig zu nennen, ein Name, den er in der Geschichte der Zauberei gefunden hatte. Seine Schulbucher waren sehr interessant. Er lag auf dem Bett und las bis spat in die Nacht, wahrend Hedwig durchs offene Fenster hinaus – oder hereinflatterte, wie es ihr gefiel. Ein Gluck, da? Tante Petunia nicht mehr mit dem Staubsauger hereinkam, denn andauernd brachte Hedwig tote Mause mit. Harry hatte einen Monatskalender an die Wand geheftet, und jede Nacht, bevor er einschlief, hakte er einen weiteren Tag ab.
Am letzten Augusttag fiel ihm ein, da? er wohl mit Onkel und Tante daruber reden musse, wie er am nachsten Tag zum Bahnhof King's Cross kommen sollte. Er ging hinunter ins Wohnzimmer, wo sie sich ein Fernsehquiz ansahen. Als er sich rausperte, um auf sich aufmerksam zu machen, schrie Dudley auf und rannte davon.
»Ahm – Onkel Vernon?«
Onkel Vernon grunzte zum Zeichen, da? er horte.
»Ahm – ich mu? morgen nach King's Cross, um… um nach Hogwarts zu fahren.«
Onkel Vernon grunzte erneut.
»Wurde es dir etwas ausmachen, mich hinzufahren?«
Ein Brummen. Harry nahm an, da? es ja hie?.
»Danke.«
Er war schon auf dem Weg zur Treppe, als Onkel Vernon tatsachlich den Mund aufmachte.
»Komische Art, zu einer Zaubererschule zu kommen, mit dem Zug. Die fliegenden Teppiche haben wohl alle Locher, was?«
Harry schwieg.
»Wo ist diese Schule uberhaupt?«
»Ich wei? es nicht«, sagte Harry, selbst davon uberrascht. Er zog die Fahrkarte, die Hagrid ihm gegeben hatte, aus der Tasche.
Ich nehme einfach den Zug um elf Uhr von Gleis neundreiviertel«, las er laut.
Tante und Onkel starrten ihn an.
»Gleis wie viel?«
»Neundreiviertel.«
»Red keinen Stu?«, sagte Onkel Vernon,»es gibt kein Gleis neundreiviertel.«
»Es steht auf meiner Fahrkarte.«
»Total verruckt«, sagte Onkel Vernon,»vollkommen ubergeschnappt, das ganze Pack. Du wirst sehen. Wart's nur ab. Gut, wir fahren dich nach King's Cross. Wir mussen morgen ohnehin nach London, sonst wurd ich mir die Muhe ja nicht machen.«
»Warum fahrt ihr nach London?«, fragte Harry, um das Gesprach ein wenig freundlich zu gestalten.
»Wir bringen Dudley ins Krankenhaus«, knurrte Onkel Vernon. »Bevor er nach Smeltings kommt, mu? dieser vermaledeite Schwanz weg.«
Am nachsten Morgen wachte Harry um funf Uhr auf viel zu aufgeregt und nervos, um wieder einschlafen zu konnen. Er stieg aus dem Bett und zog seine Jeans an, weil er nicht in seinem Zaubererumhang auf dem Bahnhof erscheinen wollte – er wurde sich dann im Zug umziehen. Noch einmal ging er die Liste fur Hogwarts durch, um sich zu vergewissern, da? er alles Notige dabei hatte, und schlo? Hedwig in ihren Kafig ein. Dann ging er im Zimmer auf und ab, darauf wartend, da? die Dursleys aufstanden. Zwei Stunden spater war Harrys riesiger, schwerer Koffer im Wagen der Dursleys verstaut, Tante Petunia hatte Dudley uberredet, sich neben Harry zu setzen, und los ging die Fahrt.
Sie erreichten King's Cross um halb elf. Onkel Vernon packte Harrys Koffer auf einen Gepackwagen und schob ihn in den Bahnhof Harry fand dies ungewohnlich freundlich von ihm, bis Onkel Vernon mit einem ha?lichen Grinsen auf dem Gesicht vor den Bahnsteigen Halt machte.
»Nun, das war's, Junge. Gleis neun – Gleis zehn. Dein Gleis sollte irgendwo dazwischen liegen, aber sie haben es wohl noch nicht gebaut, oder?«
Naturlich hatte er vollkommen Recht. Uber dem Bahnsteig hing auf der einen Seite die gro?e Plastikziffer 9, uber der anderen die gro?e Plastikziffer 10, und dazwischen war nichts.
»Na dann, ein gutes Schuljahr«, sagte Onkel Vernon mit einem noch ha?licheren Grinsen. Er verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen. Harry wandte sich um und sah die Dursleys wegfahren. Alle drei lachten. Harrys Mund wurde ganz trocken. Was um Himmels willen sollte er tun? Schon richteten sich viele erstaunte Blicke auf ihn – wegen Hedwig. Er mu?te Jemanden fragen.
Er sprach einen vorbeigehenden Wachmann an, wagte es aber nicht, Gleis neundreiviertel zu erwahnen. Der Wachmann hatte nie von Hogwarts gehort, und als Harry ihm nicht einmal sagen konnte, in welchem Teil des Landes die Schule lag, wurde er zusehends argerlich, als ob Harry sich absichtlich dumm anstellen wurde. Schon ganz verzweifelt fragte Harry nach dem Zug, der um elf Uhr ging, doch der Wachmann meinte, es gebe keinen. Eine murrische Bemerkung uber Zeitverschwender auf den Lippen ging er schlie?lich davon. Harry versuchte mit aller Macht, ruhig Blut zu bewahren. Der gro?en Uhr uber der Ankunfttafel nach hatte er noch zehn Minuten, um in den Zug nach Hogwarts zu steigen, und er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Da stand er nun, verloren mitten auf einem Bahnhof, mit einem Koffer, den er kaum vom – Boden heben konnte, einer Tasche voller Zauberergeld und einer gro?en Eule.
Hagrid mu?te vergessen haben, ihm zu sagen, da? er etwas Bestimmtes tun sollte, so wie man auf den dritten Backstein zur Linken klopfen mu?te, um auf die Winkelgasse zu kommen. Sollte er vielleicht seinen Zauberstab herausholen und auf den Fahrkartenschalter zwischen Gleis neun und Gleis zehn klopfen?
In diesem Augenblick ging eine Gruppe von Menschen dicht hinter ihm vorbei und er schnappte ein paar Worte ihrer Unterhaltung auf.
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