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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 29


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Im Bug des einen Kutters krachte trocken ein Musketenschu?, gefolgt von einem scharfen Kommando, das durchs Sprachrohr geisterhaft verstarkt wurde.

Der Kutter hielt direkt auf ein Boot des Gouverneurs zu; wahrscheinlich hatte es den unglucklichen Leutnant Trevenen an Bord, der gegen Masters ausgetauscht werden sollte. Wenn sie ihn nun fur den Uberfall bu?en lie?en…

Bolitho verdrangte diesen Gedanken, als Mountsteven meldete:»Alle Mann vollzahlig, Sir!»

«Weitermachen! Und zwar im Eiltempo zur Stra?e, die in die Stadt fuhrt. Dort sollen sich die Manner zwischen den Felsen so verteilen, da? sie den Gegenangriff aufhalten konnen, bis uns die Marinesoldaten zu Hilfe kommen.»

Obwohl sich seine Gedanken fast uberschlugen, mu?te Bolitho uber sich selbst lacheln. Da stand er und kommandierte wie ein Infanteriegeneral, nicht wie ein Marineoffizier mit einer Handvoll Leute und der Hoffnung auf Unterstutzung durch Seesoldaten, die sich vielleicht niemals bis zu ihnen durchschlagen konnten.

Aber schon rannte er mit den Matrosen zwischen Felsen und Gebusch landeinwarts; im sturmischen Wind peitschten Aste nach ihnen, als wollten sie die Eindringlinge verjagen.

«Hierher, Sir!»

Das war Christys Stimme. Bolitho lie? sich neben ihn fallen und schnappte keuchend nach Luft, als der Schmerz durch sein verletztes Bein zuckte.

Christy prufte seine Pistolen und hatte das Entermesser schon blankgezogen.

Bolitho sah die anderen geduckt in Deckung rennen, wahrend jetzt starkeres Musketenfeuer uber ihren Kopfen knatterte. Wo mochte Rivers gerade sein? In seinem prachtigen Haus oder oben im Fort, wo er sich fragte, ob plotzlich alle Welt verruckt geworden war?

Bolithos Finger krallten sich in den nassen Boden. Alles hing jetzt von Allday ab. Vielleicht war er von einem Wachboot abgefangen worden wie vorhin der Kutter? Trotzdem wurde Keen jetzt Anker lichten und die brennenden Wrackteile der Hafensperre nicht aus den Augen lassen; bisher waren sie seine einzige Hilfe beim Unterscheiden von Wasser und Fels.

Aber bald mu?ten auch diese Richtfeuer erloschen.

Eine Stimme bellte Befehle, dann krachte eine Salve, als die Seesoldaten vom Hang aus die Festung unter Feuer nahmen.

Scott, der Dritte Offizier und einer der Erfahrensten an Bord, rief:»Nachladen! Ruhig Blut, Jungs!»

Bolitho verdrangte den Gedanken an Keens Hilflosigkeit, wenn der Anker erst aus dem Grund gebrochen war und das Schiff sich blind durch die Dunkelheit tasten mu?te. Ohne den Landungstrupp und mindestens drei seiner besten Offiziere war er au?erdem gefahrlich knapp an Leuten.

Neben ihm glommen Christys Augen auf wie zwei Kohlenstuckchen; er wandte sich um und sah am Rand der Bojenreihe im Hafen eine Feuersaule in die Hohe schie?en.

Allday hatte es geschafft! Die brennenden Fackeln leuchteten hell durch die Nacht, von seinen Bootsgasten auf einer Festmacherboje angelascht und entzundet; wenn dieses Bundel erlosch, wurde das nachste aufflackern.

Und dann rollte der erste Kanonendonner uber die Reede. Niemand sah die Kugel einschlagen, aber sie flog wahrscheinlich genau uber die Boje, die Rivers mit so beilaufiger Drohung bezeichnet hatte.

Masters kam herangerobbt und lie? sich neben Bolitho fallen. Sein ganzer Korper flog vor Angst, ohne da? er es verhindern konnte.

Bolitho warf ihm einen Blick zu.»Welchen Tag haben wir heute, Mr. Masters?«Masters mu?te schlucken.»Den neunten Juli, glaube ich, Sir «stammelte er.

Er ware aufgesprungen, hatte Christy ihn nicht in Deckung gezogen. Aber Bolitho hatte es ebenfalls gehort: fernen Trommelwirbel und den schrillen Klang der Querpfeifen.

Er sah sie vor sich: seine Marinesoldaten, die — vom starken Wind gezaust — auf der holprigen Stra?e heranmarschierten, vorneweg die Offiziere und dahinter mit exaktem Abstand die kleinen Trommelbuben, wie bei der Parade. Nur da? sie auf einer Stra?e paradierten, die keiner von ihnen je gesehen hatte und auf der mancher auch nicht zuruckkehren wurde.

Bolitho zwang sich, den unterbrochenen Faden wieder aufzunehmen.»Dieses Datum ist wichtig, Mr. Masters«, sagte er.»Wir wollen es uns gut merken.»

Er wandte den Kopf, als ein neues Richtfeuer fur die Achates aufflammte, aber diesmal sah er es nur verschwommen. Da stie? er den Degengriff neben seinem gesenkten Kopf in den Boden und flusterte:»Wir werden siegen! Wir mussen siegen!«Es klang wie eine Beschworung.

Keen rannte die Leiter zum Huttendeck hinauf und klammerte sich an die Heckreling, weil der Wind ihn von Deck zu fegen drohte; er kam genau von vorn ein und heulte durchs Rigg wie tausend losgelassene Teufel.

Keens Verstand wehrte sich dagegen, die knappen Zeiten und Distanzen zu berechnen, die Achates noch verblieben, sobald der Buganker erst ausgebrochen war. Schwach horte er von vorn das Klicken der Ankerwinsch, die heiseren Rufe der Deckoffiziere, die auf den entscheidenden Augenblick warteten.

Als Keen sich wieder dem Huttendeck zuwandte, brannte sein vom Wind gepeitschtes Gesicht wie Feuer. Schemenhaft sah er unten das gro?e Rad und die Ruderganger, daneben den Master und einen Mids-hipman. Andere Manner der Achterdeckswache hielten sich an den Besanbrassen bereit, ihre nackten Oberkorper schimmerten wie nasser Stein im schwachen Licht.

Gleich… Gleich hie? es, jetzt oder nie. Oft genug hatte Keen das in der >Gazette< oder in einem Admiralitatsbericht gelesen: ein Kriegsschiff Seiner Majestat war gestrandet und verlorengegangen, und das Seegericht fallte spater seinen Spruch, wonach. Stopp. Er mu?te seine Phantasie zugeln. Laut rief er, das Heulen des Windes ubertonend:»Alles klar, Mr. Quantock?»

Der gro?e, hagere Erste kampfte sich, schraggeneigt gegen den Wind und das krangende Deck, auf den Kommandanten zu.

«Das hat doch keinen Zweck, Sir!»

Wutend fuhr Keen zu ihm herum.»Nicht so laut, Mann!»

Quantock beugte sich vor, um ihm besser ins Gesicht sehen zu konnen.»Aber der Master ist derselben Meinung. Es ware Wahnsinn. Das schaffen wir einfach nicht. «Keens Schweigen schien ihn zu ermutigen.»Niemand kann Sie dafur tadeln, da? Sie das Schiff nicht riskieren wollten. Uns bleibt immer noch Zeit zum Aufkreuzen.»

«Der Anker ist kurzstag, Sir!«Die Meldung fuhr zwischen sie wie ein Axthieb.

«Zeit? Wofur bleibt uns Zeit — zu feiger Flucht? Verdammt sollen Sie sein!»

Keen wandte sich ab und schritt zu den Finknetzen, sah einige Matrosen ihn angstlich beobachten.

Aber Quantock lie? nicht locker.»Kapitan Glazebrook hatte niemals. «Weiter kam er nicht.

«Er ist tot!«Keen schrie es fast.»Aber wir leben. Verlangen Sie etwa von mir, da? wir unseren Admiral und die Kameraden da drau?en im Stich lassen, blo? weil es gefahrlich fur uns wird? Ist das der Rat, den Sie mir geben, Mr. Quantock?«Es tat ihm wohl, seinen Zorn und seine Verbitterung herauszuschreien.»Eher schicke ich Sie, den Master und alle anderen zum Teufel, als da? ich den Schwanz einziehe und feige davonrenne!»

Er schritt zur Querreling und spahte zu der wild schlagenden Leinwand auf. Vielleicht kostete es sie wirklich ein paar Segel oder Spieren, vielleicht auch die Masten. Aber da hinten, jenseits des stampfenden Hecks, wartete Bolitho. Schemenhaft zogen Bilder an Keens innerem Auge vorbei: die Gro?e Sudsee, das Madchen, das er geliebt hatte und das am gleichen Fieber gestorben war, dem auch Bolitho fast erlegen ware. Trotz seiner eigenen Verzweiflung hatte Bolitho ihm

Trost zugesprochen. Und nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, sollte er ihn jetzt im Stich lassen? Nein, tausendmal nein!

«Geben Sie durch an die Toppgasten, Mr. Fraser: Es wird ein haariges Manover. Holen Sie alle Mann aus dem Batteriedeck und stellen Sie jede Hand an Brassen, Halsen und Schoten. «Er versuchte, sich an den Namen des Offiziers zu erinnern, der neben ihm stand.»Mr. Foord, machen Sie fur den au?ersten Notfall den Backbordanker klar zum Fallen. «Damit konnten sie das Schiff vielleicht lange genug abbremsen, da? wenigstens ein Teil der Besatzung sicher an Land gelangte.

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