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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 28


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Das Boot stank wirklich. Aber es war ja auch mit leicht brennbarem Material vollgestopft: alter Leinwand, in Fett und Teer getranktem Tauwerk, dazu Ol und diverse Zutaten aus dem Vorrat des Sprengmeisters. Ein Funke genugte, und das Boot mu?te explodieren wie eine Granate.

Sobald sie erst die Wachen auf der Schwimmsperre uberwaltigt und ihre Murings gekappt hatten, wurde Alldays Barkasse, gefolgt von zwei Kuttern mit Seesoldaten, den Angriff weitertragen. Bolitho war aufgefallen, da? die ursprungliche Crew der Yawl, genau wie die Wachmannschaft im Fort, uberwiegend aus Farbigen bestand, afrikanischen Sklaven, Mischlingen oder Abkommlingen der eingeborenen Inselbevolkerung.

Kaum anzunehmen, da? die Offiziere wie Masters die Quartiere des Forts mit ihnen teilten. Sie bewohnten wahrscheinlich bequeme Hauser in der Stadt und wurden nach dem Alarm einige Zeit brauchen, ehe sie zu ihren Leuten stie?en. Bolitho schauderte es trotz der druckenden Schwule. Es sei denn, Rivers hatte seine List durchschaut, jede Kanone laden und richten lassen und wartete jetzt nur auf das erste verraterische Zeichen eines bevorstehenden Uberfalls.

«Legen Sie ab, Mr. Mountsteven«, sagte er.»Und fahren Sie eine Laterne im Bug, wie besprochen. «Dann sah er Masters an.»Sie wissen, was Sie zu tun haben. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist und Sie Ihre Familie wiedersehen wollen, dann machen Sie keine Dummheiten. «Christy lie? sein Entermesser in der Scheide klappern — eine wortlose Drohung.

Als die Festmacher losgeworfen waren und die Segel sich wie fahle Riesenflugel uber der Yawl entfalteten, blieb die schutzende Silhouette von Achates rasch hinter ihnen zuruck.

Rivers' Wache auf der Sperre mochte zwar auf der Hut sein, hatte aber keinen Anla?, mit einem so ungestumen Angriff zu rechnen. Trotzdem sah Bolitho plotzlich im Geist ein schreckliches Bild: Achates, wie sie in der Morgendammerung an der Hafeneinfahrt strandete und von den schweren Kalibern der Festung zum Wrack geschossen wurde.

Jemand flusterte:»Land voraus, Sir!»

Ein Gemurmel lief durch die mit Seeleuten vollgestopfte Kajute, die unter Deck geduckt auf den Angriff warteten. Stahl kratzte auf Stahl, Fauste tasteten in der Finsternis nach Pistolen und Musketen, um sich zu vergewissern, da? die Waffen trocken und einsatzbereit waren. Jetzt brauchte es nur eine leichtsinnige Bewegung, einen unabsichtlich ausgelosten Schu? — und sie waren alle verloren. Wieder erinnerte sich Bolitho dankbar daran, da? die Besatzung der Achates uberwiegend aus erfahrenen Mannern bestand, gut ausgebildet und eine verschworene Gemeinschaft.

Haltsuchend packte er eine Pardune und spahte durch die Gischt nach dem dunklen Schatten des Vorlandes an Backbord aus. An Steuerbord wuchsen das Fort und der funfhundert Meter hohe Vulkankegel schemenhaft in den gespenstischen Gewitterhimmel.

Ein Lichtschein fiel ubers Wasser, tanzte auf den Wellen, und Bo-litho glaubte, einen Anruf zu horen.

Rauh sagte Masters:»Dippt die Buglaterne!«Das klang gepre?t, als musse er um Luft ringen.»Zweimal!»

Wie angewiesen, wurde die Buglaterne zweimal auf und nieder geholt, und Bolitho merkte, da? er den Atem anhielt. Jetzt hatte Masters die gunstigste Gelegenheit, sie zu verraten, seine Loyalitat fur Rivers unter Beweis zu stellen. Aber nichts geschah, das in Licht von der Schwimmsperre blinzelte stetig uber die gischtgekronten Kabbelseen zu ihnen heruber.

Leise knarrte die Pinne, als Masters, eine Hand uber der des Rudergangers, den Kurs leicht korrigierte. Jetzt hatte er sich inkriminiert und wollte seinen Entschlu? nicht damit bu?en, da? er wegen eines Ansteuerungsfehlers vor dem eigenen Hafen ertrank.

Bolitho erkannte das Backbordende der Sperre, auf dem sich einige geduckte Gestalten um die Richtlaterne drangten. Irgend jemand prei-te die Yawl an, und Masters winkte gebieterisch zuruck, mit einer Autoritat, die sein Verrat ins Lacherliche verzerrte.

«Jetzt! Hart Steuerbord! Die Segel streichen!»

Gewohnt, bei jedem Wetter, bei Tag oder Nacht, ihre Arbeit zu tun, lie?en die Seeleute das Boot zugig an die vermurten Boote und Pontons heranscheren. Als die ersten Draggen an ihren Leinen uber die Kopfe der verdutzten Wachen flogen und sich festbissen, sprangen schon die schnellsten der unter Deck verborgenen Matrosen hervor, waren mit einem Satz auf dem Ponton und erstickten mit ihren Entermessern jeden Schrei der Uberfallenen.

Plotzlich wimmelte es auf der Sperre von Mannern. Wahrend die einen die unglucklichen Wachtposten ausschalteten, loschten die anderen die gefahrliche Fracht der Yawl und brachten sie in Position.

«Lunten anbrennen! Ein Fidibus her! Schnell!«Mountsteven bellte seine Befehle, wahrend die Gefangenen grob auf die Yawl gesto?en wurden.

Bolitho blickte zu den verschwommenen Umrissen der Festung auf: keine Reaktion. Vielleicht hatte Rivers wirklich erwartet, da? er seine Ehre, seine Karriere und sein Land verga? und diese schamlose Vereinbarung mit ihm traf? Es ware nicht der erste Vorfall dieser Art in der Marinegeschichte gewesen.

«Murings gekappt, Sir!»

Ein langsam abbrennendes Zundholz flammte auf, dann ein zweites, und der letzte Brite sprang in die wild stampfende Yawl.»Legt ab!»

Ohne den zusammengekauerten Uberlebenden des blitzartigen Angriffs einen Blick zu gonnen, versuchten die Matrosen, mit langen Riemen, Bootshaken und anderem Gerat die Yawl von der Sperre abzusto?en. In seiner Erregung packte Leutnant Mountsteven Bolithos Arm und deutete mit seinem Sabel ins Dunkle.

«Da kommt Ihr Bootsfuhrer, Sir!»

Nur die hellen Riemenblatter waren sichtbar, als Alldays Barkasse durch die Lucke scho?; sie war im Hafen, noch ehe die Yawl Fahrt aufgenommen hatte.

«Haltet auf Land zu!»

Bolitho rutschte auf die andere Seite hinuber, wo Masters sich uber die Reling beugte und zum Fort hinaufspahte. Das Boot vollfuhrte einen Hollentanz und nahm eine Menge Wasser uber.»Das haben Sie gut gemacht, Masters. «Bolitho scherte sich nicht um den erstaunten Blick seines Gefangenen, er rief:»In Deckung, Leute!»

Es gab eine dumpfe Explosion, die Yawl mit den erstarrten Gesichtern darin war plotzlich in grelles, orangefarbenes Licht getaucht: Die driftende Schwimmsperre zerbarst in einem Flammenmeer. Nun trieben die brennenden Wrackteile schnell in den Hafen, weil eine La-sching nach der anderen brach.

Bolitho schlang sich den Riemen seines Sabels fester ums Handgelenk und verlagerte das Gewicht prufend auf sein verletztes Bein. Wenn es ihn jetzt im Stich lie?…

Der Bug lief auf und rutschte wieder ab, wahrend die Brandung ihn kochend uberspulte und Unvorsichtige wie halbvolle Sacke kreuz und quer warf; dann stie? die Yawl ein zweites Mal gegen Fels. Bolitho horte Holz splittern und Wasser ins Boot gurgeln, wo es bald seine Beine umspulte. Immer noch wurden sie zwischen den Uferfelsen wie ein Spielball hin und her geworfen.

Aber dann fanden die ersten Draggen Halt an Land, und als die Manner wasserspuckend und fluchend uber Bord zu klettern begannen, horte Bolitho ein weit entferntes Trompetensignal.

Wieder rief er sich das Bild der Kuste ins Gedachtnis; dann wandte er sich um, weil ein weiteres Te ilstuck der driftenden Sperre explodiert war und nun lichterloh brannte.

Inzwischen mu?te ganz Georgetown alarmiert sein.

Von den Festungsmauern herab begannen Musketen zu knallen, aber die Kugeln zischten wirkungslos durch den Spruhregen der Brandung.

«Sammeln, Mr. Mountsteven!»

Der Leutnant konnte nur schwer den Blick vom Wrack der gestrandeten Yawl losrei?en. Als Fluchtfahrzeug war sie nicht mehr zu gebrauchen. Irgendwer stie? einen heiseren Hochruf aus, wurde aber sofort von einem Unteroffizier zum Schweigen gebracht.

Doch Bolitho ware selbst gern in Jubelrufe ausgebrochen. Denn die beiden Kutter der Achates pullten mit einem Hollentempo durch die letzten brennenden Reste der Schwimmsperre, und die gekreuzten wei?en Brustriemen der Marinesoldaten leuchteten hell heruber.

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