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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 49


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Der Signalfahnrich meldete:» Nicators Anker ist kurzstag, Sir!»

«Danke, Mr. Stirling. Bestatigen.»

Browne interessierte sich plotzlich intensiv fur einen Matrosen, der neben ihm eine Leine teerte. Denn Herrick hatte hoflich gefragt:»Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen, Sir?»

Bolitho musterte ihn ausdruckslos.»Das ist es, Kapitan Herrick.»

Plotzlich grinsten sie einander an wie Verschworer, und Herrick fugte hinzu:»Ich wunsche Ihnen beiden viel Gluck, Sir. Mein Gott, als.»

«Klar, Sir!»

Wolfes rauhe Stimme lie? Herrick an die Reling eilen.»Vorsegel los!«Dann deutete er nach oben.»Und Bramsegel los!»

Mit knallenden Segeln, ein Bild der Unordnung, wurde Benbow kurz vom Wind herumgedruckt; der fullige Rumpf tauchte in Lee tiefer ins Wasser, als sie unter dem Segeldruck krangte.

Aber dann:»Hol dicht die Brassen!«kam das Kommando.»Hievt, Leute, hievt!»

Jetzt wurde die Drehung kontrollierter, immer schneller schwangen der Uferstreifen und die dunstverhullten Hugel vor dem Bug herum, bis der Master mit Ruder und Kompa? System in die Bewegung brachte.

Druben legte sich Nicator in der auffrischenden Brise uber und setzte mehr Segel. Ihre rote Nationalflagge und der Masttoppwimpel wehten fast dwars aus, als sie ihre Station neben dem Flaggschiff einnahm.

«Die Spanier haben unsere Ankunft beobachtet«, resumierte Bo-litho.»Jetzt konnen sie auch unseren Aufbruch weitermelden. «Er warf einen Blick zum Land hinuber, sah aber nur das stille kleine Zimmer vor sich und Belindas wei?e Arme.

Er schritt nach Luv hinuber und lauschte dem Kommandogebrull, dem Quietschen der Taljen und Blocke, als Wind- und Schwerkraft auf die vielen Meilen laufenden Guts einzuwirken begannen.

Vorn am Bug war der Anker wieder sicher an seinen Kranbalken gekettet worden; Dodge, der Artillerieoffizier, bellte Anweisungen, wahrend er mit seinen Mannern die Laschings an jeder Kanone uberprufte.

Ein Bootsmannsmaat lie? am Niedergang eine Grating aufrig-gen, auf der nachher der Delinquent fur die Prugelstrafe festgebunden werden sollte. Dabei bewies er die gleiche Gemutsruhe wie der Gehilfe des Segelmachers, der weiter vorn einen Haufen Tuch durchsah. Alles war Routine und Drill; sie hielten das Schiff genauso fest zusammen wie Kupfer und Teer.

Allday verschwand mit seinem neuen Entermesser durch eine Luke unter Deck; wahrscheinlich wollte er es scharfen. Wem mochte jetzt wohl Alldays altes Entermesser gehoren? uberlegte Bolitho. Er hatte es mit solcher Wut in den Sand gesto?en, als sie gefangengenommen wurden. Allday schien Bolithos Blick zu spuren und wandte sich nach dem Achterdeck um. Mit einem kleinen Lacheln fur Bolitho und Herrick tippte er gru?end an die Stirn.

Einige Midshipmen umstanden einen der Achtzehnpfunder auf dem oberen Batteriedeck und lie?en sich von einem jungeren Leutnant erklaren, wie die Mannschaft bei Ausfall eines Kameraden die Positionen zu wechseln hatte, damit beim Laden und Abfeuern keine Verzogerung eintrat. Der Leutnant sprach mit besonders autoritarem Ton, denn er war sich der uber ihm aufragenden Gestalt seines Admirals wohl bewu?t. Bolitho mu?te lacheln: Der Junge war kaum ein Jahr alter als die Kadetten, die er unterwies.

Aus dem Kombusenschornstein stieg Rauch auf; dort unten machte der Koch wohl das Beste aus der knappen Frischnahrung, die er bei ihrem kurzen Gibraltaraufenthalt hatte ergattern konnen.

Wahrend Bolitho so das Gewimmel an Deck beobachtete, das ihn an einen Marktplatz erinnerte, fiel ihm wieder der Rat des Vizeadmirals ein, sich seinem Rang entsprechend fernzuhalten und nicht in die Angelegenheiten niedriger Dienstgrade einzugreifen.

Der Bootsmannsmaat rannte an Bord herum und ubertonte mit seiner schrillen Pfeife die Gerausche von Wind und Wellen.

«Alle Mann! Alle Mann an Deck als Zeugen der Bestrafung!»

Herrick stand an der Reling, die Kriegsartikel unter den Arm geklemmt und das Kinn tief in sein Halstuch gedruckt, wahrend Matrosen und Seesoldaten in Scharen nach achtern stromten. Bolitho kehrte zur Hutte zuruck. Ich kann mich aber nicht fernhalten, dachte er. Es la?t sich nun mal nicht andern, da? ich mich selbst betroffen fuhle.

Browne folgte ihm durch den halbdunklen Gang, an dem steifen Wachsoldaten vorbei in die Kajute und schlo? die Tur.»Kann ich etwas fur Sie tun, Sir?»

Bolitho reichte Ozzard seinen Uniformrock und lockerte Hemdkragen und Halstuch.

«Ja, Oliver. Schlie?en Sie das Oberlicht.»

Sicher war Strafe notwendig, aber das Klatschen, mit dem die neunschwanzige Katze auf den nackten Rucken eines Mannes niedersauste, war ihm deshalb nicht weniger verha?t. Er lie? sich auf die Heckbank sinken und starrte zur Nicator hinuber, deren hoher Umri? nach der Wende dem Flaggschiff gehorsam auf dem neuen Schlag folgte.

«Ihr Sekretar wartet mit Papieren, die offenbar Ihre Unterschrift erfordern, Sir«, meldete Browne.»Soll ich ihn wegschicken?»

Bolitho seufzte.»Nein, lassen Sie Yovell vor. Ich kann die Abwechslung brauchen.»

Uber ihnen hob und senkte sich die Peitsche im hellen Sonnenlicht uber dem Rucken des ersten Delinquenten. Die Mannschaft sah mit leeren Blicken zu, und nur die naheren Freunde des Bestraften wandten die Augen ab, vielleicht aus Scham.

Nach dem Strafvollzug wurde die Grating wieder abgebunden, die Leute wurden zum Mittagessen gerufen, das sie mit einem gro?en Krug Bier hinunterspulten.

Die beiden Delinquenten wurden ins Schiffslazarett hinuntergeschafft, wo man die Striemen auf ihren Rucken versorgte und ihr Selbstbewu?tsein mit einer gro?en Portion Rum aus dem Giftschrank des Arztes wiederherstellte.

Bolitho sa? an seinem Schreibtisch, endlich allein in der Kajute, und hatte einen Bogen Briefpapier vor sich liegen. Der Brief wurde sie vielleicht nie erreichen, aber das Schreiben half ihm, ihre Nahe zu spuren, wahrend immer mehr Wasser sie trennte.

Er tauchte die Feder ein und begann zu schreiben:

>Meine geliebte Belinda, es ist erst wenige Stunden her, da? ich Dich verlassen mu?te.<

Oben an Deck wurde das Licht schwacher, als die Sonne kupferrot hinter die Kimm sank. Herrick besprach die Reffs fur die Nacht und die Notsignale, denn das Land war schon au?er Sicht geraten; hier drau?en mochte jedes fremde Segel einem Feind gehoren.

Schlie?lich war die Benbow ein Kriegsschiff und konnte auf die zarteren Gefuhle ihrer Insassen keine Rucksicht nehmen.

XII Befehl vom Flaggschiff

Den Hut fest unter einen Arm geklemmt, betrat der Ehrenwerte Leutnant Oliver Browne die gro?e Achterkajute und blieb wartend stehen, bis Bolitho von seinen Papieren aufblickte.

«Ja?»

Brownes weltlaufige Zuge blieben unbewegt, als er meldete:»Segel in Nordwest gesichtet, Sir. «Aus Erfahrung wu?te er, da? Bolitho den Ruf aus dem Ausguck langst gehort hatte.

«Danke.»

Bolitho rieb sich die muden Augen. Sie hatten uber eine Woche gebraucht, um den Treffpunkt mit dem Rest des Geschwaders zu erreichen. Zwei schnellen Segeltagen mit frischem achterlichem

Wind waren schlechtere Tage gefolgt, in denen immer wieder Segel und Rahen neu getrimmt werden mu?ten, weil der Wind umsprang; unzahlige Male mu?ten die muden Toppsgasten aufentern, um in einer plotzlichen Sturmbo die Segel zu kurzen, und kaum waren sie unten an Deck, hie? es wieder aufentern zum Ausreffen, weil der Wind nachgelassen hatte.

Ihr Kurs hatte sie erst nach Westen auf den Atlantik hinaus gefuhrt und dann nach Norden, an der Kuste Portugals entlang. Ab und zu hatten sie ein fremdes Schiff gesichtet, aber wegen der Schwerfalligkeit der beiden gro?en Linienschiffe und wegen der gro?en Entfernung war nahere Rekognoszierung unterblieben. Jetzt warf Bolitho seinen Stechzirkel aus Messing auf die Seekarte und erhob sich.»Was fur ein Schiff konnte das sein?»

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