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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 48


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Im Hof unten hackten zwei Diener Feuerholz, und eine Garnisonskatze schlich geduckt uber die Pflastersteine, als wolle sie sich vor dem nahenden Morgen verstecken.

Ohne nach links oder rechts zu blicken, schritt Bolitho bergab, bis er die Pier erreicht hatte.

Erst dann wandte er sich um und blickte zuruck, aber der Schatten des Gibraltarfelsens hatte das kleine Haus oben schon verschluckt.

Ein Wachboot fuhr langsam an der Pier vorbei, der Leutnant doste im Heck, wahrend seine Crew das Boot mit monotonem Schlag auf seiner Ronde weitertrieb. Als Bolithos Epauletten im ersten Sonnenlicht glitzerten, fuhr der Leutnant hellwach in die Hohe.

Wahrend er dann sein Boot zum Flaggschiff des Geschwaders dirigierte, stellte er die wildesten Spekulationen uber seinen ranghohen Fahrgast an. Der Admiral war zu einem Geheimtreffen mit dem Militargouverneur an Land gewesen. Oder er hatte we i-sungsgema? mit dem Feind Friedensverhandlungen gefuhrt, uber die noch nichts bekannt werden durfte.

Bolitho blieb das Interesse des Leutnants ebenso verborgen wie der Rest seiner Umgebung; in Gedanken war er noch vollig bei dieser Nacht, die ihm nur Minuten gewahrt zu haben schien. Und er hatte sich fur einen Mann von Ehre gehalten! Eigentlich hatte er beschamt und reuig sein mussen, aber auf diese Gefuhle wartete er vergebens. Statt dessen fuhlte er sich nur so glucklich und erleichtert, als sei eine gro?e Last von ihm genommen.

«Boot ahoi?»

Der Anruf lie? Bolitho auffahren, uberrascht sah er den turmhohen Umri? seines Flaggschiffs vor sich aufragen. Oben auf dem Katzensteg stand ein Marinesoldat mit aufgepflanztem Bajonett

Wache, um unrechtma?ige Besucher ebenso abzuschrecken wie eventuelle Deserteure.

«Zur Benbow! Der Admiral!«rief der Bootsmann zuruck.

Bolitho straffte die Schultern und grinste verlegen. Jetzt wurden alle Bescheid wissen: Ihr Oberbefehlshaber kehrte nach einer an Land verbrachten Nacht wieder an Bord zuruck.

Aber so leicht konnte er sie nicht abtun. Belinda.

«Sir?«Der Leutnant nahm aufmerksam Haltung an.

Bolitho schuttelte den Kopf.»Nichts weiter. «Hatte er ihren Namen laut ausgesprochen?

Sir John Studdart hatte schon recht gehabt, als er ihn gerugt hatte; er benahm sich wirklich wie ein junger Leutnant.

Aber warum auch nicht? Schlie?lich fuhlte er sich so.

Herrick trat aus dem Schatten der Hutte und nickte dem Master und seinen Rudergangern am gro?en Rad zu, bevor er weiter aufs Huttendeck hinaufstieg. Gewohnheitsma?ig und fast unbewu?t schweifte sein Blick prufend uber das Schiff, vergewisserte sich, da? alles so war, wie es sein sollte an diesem Morgen, der einen hei?en Tag versprach.

Auf den Webeleinen und den Fu?pferden der Rahen schwarmten eifrige Toppsgasten aus, von den heiseren Rufen der Unteroffiziere zu noch gro?erer Eile angetrieben.

Herrick blieb an der Querreling stehen und blickte uber das Deck hinweg nach vorn. Die Admiralsbarkasse ruhte wieder festgelascht auf ihren Rungen, die anderen Boote ebenso. Uber dem ganzen Schiff hing eine Atmosphare der Erwartung und Aufregung, die von der Bordroutine und einer eisernen Disziplin nur ungenugend verdeckt wurde.

Wolfe kam mit gro?en schweren Schritten quer ubers Huttendeck auf Herrick zu und griff gru?end an seinen Hut.»Klar zum Segelsetzen, Sir«, meldete er. Er blickte sich nach ihrem Begleitschiff um.»Und ich glaube, diesmal sind wir schneller als die Nicator.»

«Das will ich doch verdammt noch mal gehofft haben«, grunzte

Herrick.

Unter ihnen auf dem Batteriedeck hasteten Seeleute auf ihre Stationen, Befehle gellten und Fauste hoben sich, entsprechend den von der Wachrolle abgelesenen Namen.

Benbow machte klar zum Auslaufen. Bei anderen Gelegenheiten sah man selten fast die gesamte Besatzung auf den oberen Decks: Matrosen und Seesoldaten, Schiffsjungen und Freiwachter, die hochsten Dienstgrade neben den niedrigsten. Das Schiff stach wieder in See, mit welchem Ziel und zu welchem Zweck, das war nicht ihr Problem.

Wie jeder erfahrene Erste Offizier ging Wolfe im Geiste die Liste seiner Arbeiten durch, die er an diesem Tag erledigen mu?te. Ob auf See oder im Hafen, das Schiff verlangte seine ganze Aufmerksamkeit, und au?erdem mu?te er den Kommandanten auf dem laufenden halten.

«Zwei Mann sind heute vormittag fallig zur Bestrafung, Sir. Der Matrose Page erhalt zwei Dutzend Hiebe fur Trunksucht und Rauferei. «Wolfe blickte von seiner Liste hoch und sah Herrick an.»Und ein Dutzend fur Belcher, wegen Aufsassigkeit. «Zufrieden faltete er seine Liste zusammen.»Alle Mann sind an Bord, keine Deserteure.»

«Sehr gut. Dann bemannen Sie das Ankerspill. Bringen Sie das Schiff in Fahrt.»

Herrick lie? sich von einem Midshipman sein Teleskop reichen und richtete es auf die mit achtzig Kanonen bestuckte Dorsetshi-re. Sir John Studdart dort druben hatte keine Einwande mehr geltend gemacht, wahrscheinlich wollte er sich aus der ganzen Sache weise heraushalten. Jeder, der Bolitho offentlich unterstutzte oder sein Vorgehen gegen die feindliche Invasionsflotte forderte, mochte bei einem Mi?lingen mit ihm den Wolfen vorgeworfen werden. Herrick lachelte grimmig. Als ob irgendwer Bolitho jetzt noch aufhalten konnte! Er blickte nach oben und sah die Flagge im Besantopp in der frischen Morgenbrise steif auswehen. Die Sache war entschieden. An Dulcie und ihre Reaktion, wenn sie horte, da? er seinen Kommodorewimpel wieder abgeben mu?te, wollte er lieber nicht denken.

Wolfe sprach ihn an.»Ich war heute morgen fruh auf, Sir, und sah den Admiral an Bord kommen.»

Herricks blaue Augen musterten ihn nachsichtig.»Na und?»

Wolfe zuckte die Achseln.»Nichts weiter, Sir. «Dann schluckte er.»Das Ankerspill ist bemannt, aber der Fiedler kratzt wieder zum Steinerweichen. Ich sehe vorn besser nach dem Rechten.»

Herrick unterdruckte ein Lacheln. Naturlich war ihm Bolithos Ruckkehr am fruhen Morgen nicht entgangen. Und mit ihm wu?te wahrscheinlich das ganze Schiff den Grund dafur oder ahnte ihn wenigstens. Aber so war es eben an Bord: Man teilte die schonen Erlebnisse miteinander ebenso wie die schlimmen. Mit lautem Klicken drehte sich das Ankerspill, die Manner stemmten sich in die Handspaken, bis sie schwitzten und keuchten, wahrend der Fiedler ihnen mit einem alten Shanty den Rhythmus vorgab.

Die lose aufgegeite, gro?e Breitfock begann sich an ihrer Rah zu ruhren, und auch auf den anderen Rahen legten die flinkfu?igen Toppsgasten um die Wette aus und machten die anderen Segel auf Wolfes durch die Sprechtrompete gerufene Kommandos zum Setzen klar.

Uber das glitzernde Wasser hinweg sah Herrick, da? auf der Nicator die gleiche Betriebsamkeit herrschte. Er freute sich, da? das Geschwader bald wieder in alter Geschlossenheit segeln wurde. Zum letzten Mal? Es fiel ihm schwer, sich nach den vielen Kriegsjahren einen Frieden vorzustellen.

Er wandte sich um, weil er Schritte kommen horte, und gewahrte Bolitho mit Browne wie einen Schatten hinter sich. Sie begru?ten einander formell, und Herrick meldete:»Keine neuen Anweisungen vom Flaggschiff, Sir. Der Anker ist kurzstag, und das Wetter scheint gut zu werden. Ganymede ist Ihrem Befehl entsprechend um acht Glasen ausgelaufen und geleitet das Postschiff Thrush auf See hinaus. «Er beobachtete Bolitho.

Aber dieser nickte nur.»Danke. Ich sah sie auslaufen. Gany-mede wird lange vor uns zum Rest des Geschwaders sto?en.»

Herrick meinte:»Ich wurde ja gern Adam Pascoes Gesicht sehen, wenn er erfahrt, da? Sie uberlebt haben. Ich wei? noch, wie ich auf diese Nachricht reagierte.»

Bolitho wandte sich nach dem anderen Vierundsiebziger um. Aber im Geist sah er die kleine Thrush wieder die Reede verlassen und nur Minuten nach dem Verstauen ihres Ankers die braunen Segel setzen. Wahrscheinlich hatte Belinda druben ebenso nach der Benbow ausgespaht.

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