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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 39


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Mit einer Gelassenheit, die nur au?erlich war, musterte Herrick den Jungen.»Was amusiert Sie so, Mr. Stirling?»

Stirlings Lacheln verbla?te unter Grubbs drohendem Blick, der ihm die Storung verubelte.

Aber dann fa?te er sich ein Herz.»Sie sprachen vorhin von Wundern, Sir. Vielleicht gibt es sie doch noch?»

Herrick hob die Schultern.»Das wird sich zeigen. In der Zwischenzeit begeben Sie sich bitte auf die Focksaling und nehmen Sie ein Fernrohr mit. Hoffentlich sind Ihre Augen ebenso scharf wie Ihre Zunge.»

Grubb sah dem Midshipman nach, der mit einem hupfenden Teleskop auf dem Rucken das Luv-Seitendeck hinunterannte.

«Du meine Gute, Sir, das verschlagt einem doch die Sprache! Diese jungen Flegel heutzutage haben keinen Respekt.»

Herrick wandte sich ihm zu und antwortete tiefernst:»Wir in ihrem Alter waren da ganz anders. Nicht wahr, Mr. Grubb?»

Herrick ging weiter und lie? einen breit grinsenden Grubb am Rad zuruck. Als dieser den Blick seines Rudergangers spurte, brullte er ihn an:»Aufgepa?t, du Faulpelz! Oder ich wecke dich mit der Pike, so wahr mir Gott helfe!»

Kurz danach ging die Benbow mit hart angebra?ten Rahen durch den Wind, da? die Leestuckpforten unterschnitten und das Deck schwindelerregend krangte.

Zufrieden lachelte Herrick in sich hinein, als er die Toppsgasten auf den oberen Rahen auslegen sah, wahrend andere unten an Deck mit aller Kraft in die Schoten und Brassen einfielen, bis das Schiff den Bug zielstrebig dem Land zuwandte.

Sie mu?ten sich auf ein langsames und muhseliges Vorwartskommen gefa?t machen, weil sie meilenweite Schlage in beide Richtungen segeln mu?ten, um jeweils eine Kabellange Luvraum zu gewinnen.

Aber als Herrick so seine Leute beobachtete, den Stand jedes einzelnen Segels und den Druck im Rigg begutachtete, stieg in ihm langsam Genugtuung auf; er war froh, da? er nicht auf die Stimme der Vernunft gehort hatte.

«Voll und bei, Sir«, meldete der eine Ruderganger so erregt, als hatte Herricks Stimmung ihn angesteckt.»Sud zu Ost liegt an!»

Herrick sah zu Wolfe hinuber, der seine Anweisungen durch die lange Sprechtrompete brullte. Mit den roten Haarstrahnen, die unter seinem salzfleckigen Hut hervorsahen, erinnerte er eher an einen Wikinger als an einen Marineoffizier.

Vielleicht war es ja schon zu spat, dachte Herrick. Oder nur vergeudete Zeit. Aber falls sie ein franzosisches Schiff erobern oder auch nur ein paar Franzosen gefangennehmen konnten, horten sie vielleicht etwas von den Uberlebenden der Styx. Das geringste Detail, selbst ein Gerucht, und die Sache hatte sich gelohnt.

Wolfe lie? seinen Trichter sinken und rief heruber:»Sobald der Wind es zula?t, schutteln wir noch ein Reff aus, Sir.»

Herrick nickte. Endlich hatte Wolfe ihn begriffen.»Aye. Und zum Teufel mit den Konsequenzen!»

Wolfe hob den Blick zu den Toppsgasten, die hoch uber seinem Kopf arbeiteten, und zu dem scharlachroten Wimpel, der vom Masttopp lang auswehte.

Von Konsequenzen hatte der Kommandant gesprochen. Die letzte und wichtigste davon war dort oben.

Bolitho stemmte die Schultern gegen die Spanten und verzog das Gesicht, als die Fregatte nach einem kurzen Gieren wieder voll ins nachste Wellental sackte. Das fuhlte sich ja an, als kame der Bug nie wieder hoch. Als die Wasserwand gegen den Rumpf schlug, spurte Bolitho die Erschutterung so stark im ganzen Korper, als ware das Schiff auf Grund gelaufen.

Immer wieder muhte er sich damit ab, das Geschehen an Deck nachzuvollziehen und auch die Ma?nahmen, die jetzt druben auf dem feindlichen Schiff fur das Gefecht getroffen wurden. Die Ceres segelte zwar in Luv und hatte damit einen Vorteil, aber bei so steiler See konnte das auch hinderlich sein. Bolitho horte gedampftes Rufen, manchmal auch das Knirschen gequollenen Tauwerks in den Blocken, und stellte sich vor, wie der franzosische Kommandant sein ganzes Konnen aufbot, um sich in eine gunstige Position zu manovrieren.

Allday schlurfte zu einem Wasserfa? hinuber und fullte in aller Ruhe einen Becher fur Neale. Dabei warf er einen Blick durch den nahen Niedergang nach oben und versuchte, den Sinn des Geschreis zu erraten. Die Gefechtsvorbereitungen verstand er naturlich, und auch die Wetterverhaltnisse waren ihm klar.

Er wartete, bis das Deck wieder ruhig lag, und hastete zur Bordwand zuruck. Wahrend er sich mit einer Hand an der Koje festhielt und mit der anderen den Becher an Neales Lippen setzte, sagte er leise zu Bolitho:»Immer noch ziemlich rauhe See, Sir. Ich hore Wasser ubers Batteriedeck waschen. «Muhsam grinsend fugte er hinzu:»Das wird die Frogs[14] ganz schon ins Schwitzen bringen.»

Browne zog die Knie fast ans Kinn und prufte angeekelt seine Fu?fesseln.»Wenn wir uns nur frei bewegen konnten!»

Vermehrtes Klappern der Handspaken und dumpfes Poltern uber ihren Kopfen verriet ihnen etwas von den Anstrengungen der Mannschaft oben. Der Wind trieb sie immer naher auf die Gefahr zu, sie mu?ten also kampfen, ob ihnen das nun pa?te oder nicht.

Der Arzt und seine Gehilfen gruppierten sich wartend um ihren Operationstisch. Wie geduldige Geier, dachte Bolitho. Ihr Anblick hatte ihn noch immer demoralisiert.

«Hort mal!»

Sie lehnten sich so weit vor, wie ihre Ketten es zulie?en, als eine metallisch klingende Stimme das tosende Duett von Wind und See uberschrie.

«Rassemblez-vous a la batterie de tribordl»

Browne nickte ruckartig.»Die Steuerbordbatterie soll als erste feuern, Sir.»

Allday bi? die Zahne zusammen.»Obacht — jetzt geht's nach oben!»

Trotz seiner Warnung kam die bei der Aufwartsbewegung des Schiffes abgefeuerte Breitseite uberraschend und betaubend. Der Rumpf baumte sich auf wie ein lebendes Wesen, die Decksplanken erbebten, fast einstimmig krachten die Kanonen; das Geschrei der Kanoniere ging unter im Quietschen der Lafetten und im dringlichen Kommandogebrull vom Achterschiff.

Und noch einmal. Die Ceres schien sich scharf uberzulegen, als ihre Kanonen abermals aufbrullten. Tief unten im Orlopdeck, wo der infernalische Larm komprimiert und noch verstarkt wurde, glaubte Bolitho, die Trommelfelle wurden ihm platzen. Staub scho? aus den Planken, und den Niedergang herab kam Rauch gedriftet wie Nebel im Moor.

Einige Arzthelfer waren zusammengeschreckt und starrten nervos in den Rauch, andere machten sich mit Instrumenten und Eimern zu schaffen.

Heiser rekapitulierte Browne:»Zwei Breitseiten, Sir, aber keine Reaktion des Gegners.»

Bolitho schuttelte den Kopf zum Zeichen, da? er jetzt nicht sprechen wollte. Er furchtete, da? ihm sonst etwas entging. Genau wie seine Gefahrten konnte er die meisten Gerausche oben identifizieren: das Auswischen der Rohre, das Feststopfen der Ladung, die huschenden Schritte der Munitionsmanner, das unzusammenhangende Geschrei der Stuckmeister, die ihr Ziel auffa?ten.

Wie aber sah das andere Schiff aus? War es gro?, war es klein?

Wieder einmal erschutterte eine Breitseite sie bis ins Mark. Da? sie nach Lee feuern mu?ten, war ein gro?es Erschwernis, dachte Bolitho. Bei diesem hohen Seegang mu?ten die Stuckpforten fast unterschneiden, und wenn das gegnerische Schiff von einem kuhlen Kopf gefuhrt wurde, konnten die Franzosen kaum mit voller Erhohung feuern.

Vereinzelte Jubelrufe oben, dann eine Breitseite mit langer auseinandergezogenem Feuer: immer zwei Schusse und dann eine Pause von einigen Sekunden.

Erbost murmelte Allday:»Entweder trauen sich die Unsrigen nicht naher ran, oder die Franzosen haben sie schon entmastet.»

Bolitho sah den Kreis der Laternen schrag zur Decke hin kippen und so stehenbleiben, wie an unsichtbaren Faden befestigt. Das Schiff legte sich stark uber und schwang nur langsam wieder zuruck. Also hatte der Kapitan gehalst, uberlegte Bolitho, und lief jetzt einen etwas ruhigeren Kurs, auf dem er den Wind fast von achtern hatte. Offenbar hatte er sein Selbstvertrauen wiedergewonnen und nutzte die ganze Kraft des Sturms, um aus der Landabdek-kung zu kommen und den Feind einzuholen. Bolitho mu?te seine Enttauschung verbergen. Denn dies bedeutete, da? das andere Schiff entweder beschadigt oder den Franzosen hoffnungslos unterlegen war, an Bewaffnung ebenso wie an Manovrierfahigkeit.

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Frog eaters = Froschfresser, Spitzname fur Franzosen

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