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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 45


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Bolitho tat, als dose er — wie viele andere — vor sich hin, und lie? die Unterhaltung an seinem Ohr vorbeiplatschern. Es ging um landwirtschaftliche Fragen, um Preise, ausgebliebene Lieferungen und fehlende Arbeitskrafte. Das war ihr Anteil am Krieg, aber Bolitho so fremd, wie ihnen ein Batteriedeck an Bord gewesen ware.

Er versuchte, an seinen kommenden Besuch bei der Admiralitat zu denken. Wie lange wurde Herrick fur die Ausbesserung des Schiffes benotigen? Was machten inzwischen die Franzosen? Die Danen? Die Russen?

Aber zwischen ihm und seinen Gedanken tauchte immer wieder Belindas Gesicht auf. Die Art, wie sie ihn angeschaut hatte, bevor sie zu Bett gegangen war. Wie sie vor seinen lacherlichen Hirngespinsten fluchtete. Inzwischen war sie wahrscheinlich langst in einem schonen Haus in London heimisch geworden und so von ihren neuen Aufgaben erfullt, da? sie sich an ihn kaum noch erinnerte.

Browne lie? sich in dem Stuhl neben ihm nieder.»Ein tolles Essen, nicht wahr, Sir?»

«Berichten Sie mir von London. Wie war die Fahrt?»

«Passabel, Sir. Je naher wir London kamen, desto besser wurde die Stra?e. Wir machten naturlich mehrmals Pausen und hatten! Gluck mit unseren Gasthofen.»

Bei den Worten >wir< und >unseren< mu?te Bolitho gegen auf- steigende Eifersucht ankampfen.

Browne berichtete weiter:»Sir George war kurz angebunden wie immer, Sir. Ich glaube, Admiral Damerum hatte ihn besucht. Einiges, was Sir George sagte, uberraschte mich.»

«Was hat er gesagt?»

«Nicht viel. «Browne wurde unter Bolithos forschenden Blicken etwas unruhig.»Aber in der Admiralitat hei?t es, der Zar behindere weiter unsere Handelsschiffahrt in der Ostsee. Ich glaube, die Schiffe, die Sie der franzosischen Fregatte abgejagt haben, werden die letzten gewesen sein, die herauskamen.»

Bolitho nickte.»Ich hatte gehofft, es kame anders, aber eigentlich furchtete ich das immer. Danemark wird keine Wahl haben. Und wir auch nicht.»

Browne griff mit langem Arm nach einem verlassenen Glas mit Brandy. Er zogerte einen Augenblick und kippte es dann entschlossen hinunter. Seine Augen verschleierten sich, als es ihn innerlich durchgluhte. Dann fragte er sehr formlich:»Darf ich offen sprechen, Sir?»

«Ich habe Ihnen schon oft gesagt. «Bolitho hielt inne, als er die Unsicherheit des Leutnants bemerkte.»Was es auch sei, erzahlen Sie.»

«Ich habe nie viel mit dem aktiven Marinedienst im Sinn gehabt, Sir. Mein Vater bestand aber darauf, da? ich die Uniform anzog, und gebrauchte seinen Einflu?, damit ich ein Offizierspatent bekam. «Er lachelte trube.»Ich wurde Kurier, ein Botenjunge, ein bevorzugter Zuschauer oder was mein Admiral sonst von mir verlangte. Erst seit ich Ihnen diene, und das ist ehrlich gemeint, Sir, bin ich manchmal ein wenig stolz auf mich. «Ein verlegenes Lacheln huschte uber sein Gesicht.»Aber wenn da nicht eine gewisse Dame gewesen ware, hatte ich Sir Georges Dienst kaum verlassen.»

Browne hatte seine Worte und den Brandy wie einen Schutzschild benutzt. Als er wieder sprach, horte es sich an, als kame es von einem ganz anderen Menschen.

«Ich war uber Ihre Ernennung beunruhigt, Sir, und noch mehr daruber, wie Admiral Damerum das Ostseegeschwader verlie?, ohne Ihnen samtliche Informationen zu geben, die seine Patrouillen gesammelt hatten. «Er schaute Bolitho an, als erwartete er, wegen Mi?brauchs ihrer jungen Freundschaft zum Schweigen gebracht zu werden.»Ihr verstorbener Bruder, Sir. «Er leckte sich verlegen die Lippen.»Ich wei? nicht, ob ich fortfahren soll?»

Bolitho blickte zu Boden. Da war es also wieder, noch immer nicht begraben, und wurde es wohl auch niemals sein. Er sagte sehr ruhig:»Mein Bruder war ein Uberlaufer, ein Verrater, wenn Sie es genau wissen wollen. «Er sah, da? seine Worte trafen.»Er war ein hemmungsloser Spieler und besa? schon als Junge ein aufbrausendes Temperament. Er forderte einen Kameraden zum Duell, und der Offizier starb. Mein Bruder floh nach Amerika und stieg wahrend der Revolution zum Kapitan eines Kaperschiffes auf. Nach dem Krieg kam er ums Leben, als er ein ausgebrochenes Pferd einfangen wollte. «Der letzte Teil war eine Luge, aber er hatte sich so an sie gewohnt, da? es nicht mehr darauf ankam. Er sah Browne ruhig an.»Ist es das, was Sie mir sagen wollten?»

Browne starrte in sein Glas, aber es war leer.

«Vielen Dank, Sir, da? Sie mich ins Vertrauen gezogen haben.»

Er heftete den Blick auf einen Punkt uber Bolithos Schulter.

«Kannten Sie den Offizier, der getotet wurde?»

«Nein, zu der Zeit war ich in der Karibik. Als ich heimkam, erfuhr ich es von meinem Vater. Der Schock hat ihn fast umgebracht. «Etwas in Brownes Ton lie? Bolitho aufmerken.»Warum?»

«Sein Name war Damerum, Sir. Sir Samuels Bruder.»

Bolitho rief sich sein erstes Zusammentreffen mit dem Admiral an Bord seines Flaggschiffes Tantalus in Erinnerung: keine Andeutung, kein einziger Hinweis auf Vergangenes, auf eine gespannte Beziehung.

In den wenigen Minuten schien Browne ziemlich betrunken geworden zu sein.

In schleppendem, vertraulichem Ton murmelte er:»Und, ah, wenn Sie annehmen, da? er seine privaten Empfindungen niemals vor dienstliche Belange stellen wurde, Sir, dann irren Sie.»

Bolitho stand auf.»Ich glaube, es ware klug, wenn wir uns jetzt zuruckzogen. «Er nickte Swinburne zu, aber der nahm kaum noch wahr, was um ihn herum vorging.

Als sie gemeinsam die Treppe hinaufgingen, schwankte Browne bei jedem Schritt.

Vor der Tur zu Bolithos Zimmer sa? Allday auf einem zierlichen Stuhl, der aussah, als wurde er jeden Augenblick unter ihm zusammenbrechen. Er bemerkte Browne und grinste.»Bi?chen viel fur einen kleinen Leutnant, wie, Sir?»

«Bringen Sie ihn ins Bett, Allday. «Bolitho strich sich den Rock glatt, als Allday einen Arm um Brownes Taille legte, gerade noch rechtzeitig, sonst ware er vornubergefallen.»Ich gehe wieder hinunter in die Halle. «Er rang sich ein Lacheln fur Allday ab.»Als einziger noch vorhandener Vertreter der Koniglichen Marine kann ich die Gastgeber nicht enttauschen.»

Allday stie? die Tur auf und schleppte die willenlose Gestalt zum Bett.»Soll er denn hier schlafen, Sir?»

Bolitho blickte zur Uhr.»Ja. Aber ich habe den Verdacht, da? er nicht lange alleinbleiben wird. Mag sein, da? bald eine junge Dame aufkreuzt. Also stehen Sie hier nicht im Wege.»

Allday starrte ihn an.»Sie denkt, es ist Ihr Schlafzimmer?»

Bolitho wandte sich zur Treppe.»Ich nehme an, da? es beiden ziemlich gleichgultig sein wird und da? sie sich morgen fruh an nichts mehr erinnern. Dessen bin ich mir sogar ziemlich sicher.»

Allday sah Bolitho nach, bis dieser auf der Treppe verschwunden war, und seufzte neidvoll. Kurz spielte er mit dem Gedanken, den Leutnant in einen anderen Raum zu tragen und sich selber in das Bett zu legen. Dann aber dachte er an das niedliche Dienstmadchen, das am anderen Ende des Hauses auf ihn wartete. Er verbeugte sich zur Tur hin und sagte:»Schlafen Sie wohl, Mr. Browne mit >e< am Schlu?. Sie sind ein Gluckspilz, auch wenn Sie es selber nicht merken.»

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