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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 44


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Allday sagte ruhig:»Da mussen Sie durch, Sir. Aber Sie schaffen es nicht, wenn Sie Ihre Marssegel backbrassen!»

Bolitho nickte und ging langsam die Treppe hinunter; dabei fuhlte er sich ohne Hut und Sabel seltsam unsicher.

Er erkannte die Halle kaum wieder. Sie war voll farbenprachtiger Kleider, halbnackter Schultern und Busen, voll roter Uniformrocke und einem solch bunten Gemisch von Leuten, da? er sich fragte, wo sie alle hergekommen sein mochten.

Ein Diener sah ihn kommen und kundigte ihn an:»Konteradmiral Richard Bolitho!»

Einige Kopfe wandten sich ihm zu, aber die meisten Gaste hatten die Ankundigung in dem Stimmengewirr nicht einmal gehort.

Swinburne loste sich aus der Menge.»Ah, Bolitho, alter Junge!«Er lenkte ihn durch die weniger wichtigen Gruppen am Rande der Versammlung und murmelte:»Ich mochte Sie mit meinen Freunden bekanntmachen. Die meisten von ihnen haben noch nie im Leben einen aktiven Seeoffizier gesehen. «Er senkte die Stimme, als sie an einem Major mit scharlachrotem Gesicht vorbeikamen, der so alt aussah, als habe er schon an den vergangenen beiden Kriegen teilgenommen.»Er, zum Beispiel, soll Rekruten anwerben. Aber wenn unsere Bauernjungen ihn zu Gesicht bekommen, laufen sie weg und melden sich bei den Franzosen, wurde mich nicht wundern.»

Bolitho hielt plotzlich ein Glas in der Hand. Innerhalb von Sekunden fand er sich in einer Ecke, umgeben von lachelnden und neugierigen Gesichtern. Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn nieder, und zum erstenmal empfand er ein Unbehagen, das auch die weihnachtliche Hochstimmung nicht verdrangen konnte.

Manchmal wahrend seiner Dienstzeit war Bolitho uber solche privilegierten Leute entrustet gewesen und hatte sogar Verachtung fur sie empfunden. Auf See starben jeden Tag Manner aus diesem oder jenem Grund, und auch die Soldaten an Land hatten es nicht viel besser. Aber dank der gro?en Anstrengung der Marine und ungezahlter Vorposten und Garnisonen der Rotrocke wuchs der britische Handel und sein Einflu? in Ubersee standig, ungeachtet mancherlei Schwierigkeiten und vieler Feinde.

Als er jetzt ihre Fragen horte und diese Unkenntnis spurte, wenn man von der Verteidigung des Landes sprach und uber deren Schwache, die den Franzosen eine Invasion ermoglichen wurde, war Bolitho dem Verstandnis fur die hilflose Zivilbevolkerung naher denn je.

Lady Swinburne rauschte durch die Menge und sagte:»Zeit zum Essen. «Sie bot Bolitho ihren Arm.»Wir wollen vorangehen.»

Als sie durch die Reihen animierter Gesichter und knicksender Damen gingen, sagte sie:»Das ist eine Strafe fur Sie, nehme ich an. Aber es sind alles Freunde. Sie mochten verstehen, mochten wissen, was ihnen bevorsteht. Was fur Sie ein zufalliger Zufluchtsort ist, ist fur diese Leute ein Ort der Hoffnung auf ihr Uberleben.»

Als sie die lange, glitzernde Tafel erreichten, gab es in der Halle etwas Unruhe. Bolitho horte Swinburne einem seiner Diener zurufen:»Legen Sie noch ein Gedeck fur den Leutnant auf, Arthur!«Browne war zuruckgekommen. Wahrend die Gaste sich langsam zu den ihnen zugedachten Platzen an der schwer beladenen Tafel begaben, schaffte es Browne, sich zu Bolitho hindurchzuarbeiten und ihm zu melden:»Die Berichte sind abgeliefert, Sir. Sir George Beauchamp brennt darauf, Sie zu sprechen, sobald Sie reisefahig sind. «Er senkte die Stimme, als er wahrnahm, da? einige Gaste, die von seinem unerwarteten Auftauchen uberrascht waren, die Halse reckten und zu lauschen versuchten. Es war wie eine Szene im Theater: der zerzauste junge Offizier, der von der Front zuruckgeeilt kommt, um seinem General zu melden: >Die Franzosen sind erledigt. Unsere Kavallerie greift an.< Browne fuhr fort:»Die Dinge in der Ostsee spitzen sich zu, wie Sie befurchtet hatten, Sir.»

Es gab ein gro?es Rascheln von Gewandern und Rucken von Stuhlen, als die Gaste Platz nahmen und bewundernd die Speisen musterten, die so hoch aufgeturmt waren, da? sie die Kopfe der Gegenubersitzenden verbargen.

Bolitho wandte sich zur Seite und blickte in die Augen einer jungen, attraktiven Dame. Ihr Kleid war tief ausgeschnitten und lie? der Phantasie wenig Spielraum. Sie fing seinen Blick auf:»Sie starren mich an, Sir?«Lachelnd fuhr sie sich mit der Zunge uber die Lippen.»Gefallt Ihnen, was Sie sehen?»

Ein breites Gesicht hinter ihrer Schulter sagte mit heiserer Stimme:»Vorsichtig, lieber Freund. Das ist eine Wildkatze, wenn nicht Schlimmeres.»

Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern schaute Bolitho weiter an.»Mein Herr Gemahl. Ein Flegel.»

Bolitho war fast dankbar, als das Mahl endlich begann. Und was fur ein Mahl das war! Es hatte samtliche Midshipmen seines Geschwaders fur eine Woche gesattigt, und doch ware noch genug ubriggeblieben.

Die Gange wurden von geschulten Dienern angeboten und die leeren Teller und Schusseln mit gleicher Prazision abgeraumt. Bolitho war erstaunt, da? wirklich die meisten Schusseln leergegessen waren, wahrend er sich bereits unangenehm satt vorkam.

Es gab verschiedene Sorten Fisch. Einen erkannte Bolitho als Steinbutt, einen anderen hielt er, obwohl er von einer dicken Sauce bedeckt war, fur Wei?fisch.

Weiter und weiter ging es, und jeder neue Gang war gro?er und prachtiger dekoriert als der vorherige: ein riesiger Ochsenrucken, uber kleinem Feuer gegrillt, gebackener Schinken und gedunsteter Puter, und alles wurde mit einer reichen Auswahl von Lord Swinburnes Weinen hinuntergespult.

Bolitho fuhlte das Knie seiner Tischdame, und als er sich leicht bewegte, druckte sie starker zu, beharrlich und sinnlich erregend. Aber als er sie anschaute, war sie anscheinend vollig aufs Essen konzentriert und griff sich zielsicher die genu?reichsten Speisen heraus.

Er sah, da? Browne ihn vom anderen Ende der Tafel beobachtete. Der hatte sich offenbar immer nur vom Besten auf den Teller gepackt. Seine Erfahrungen mit dem Londoner Leben zahlten sich aus.

Die Dame neben ihm fragte:»Sind Sie mit geheimem Auftrag hier?«Ihre Augen blickten jetzt unruhig und unverhullt.

Er lachelte.»Nein, ich ruhe mich nur ein paar Tage aus.»

Ihr Hand verschwand unter dem Tisch, und er fuhlte ihre Finger behutsam uber seinen Schenkel streichen.

«Ach ja, Sie sind verwundet worden, horte ich.»

Bolitho sah den Diener auf der anderen Seite des Tisches. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Augen sprachen Bande.

«Langsam, Madame! Oder wollen Sie, da? Ihr Gatte mich vor die Tur bittet?»

Sie warf den Kopf zuruck und lachte.»Der? Bevor die Damen sich zuruckziehen, wird er stockbetrunken sein und bald darauf umfallen. «Ihr Ton wurde flehentlich:»Das ist der Grund, warum man mich neben Sie gesetzt hat: Unser Gastgeber halt mich fur ein Flittchen. Fur ihn bin ich nur ein mehr oder weniger nutzliches Haustier, das man verkuppelt.»

«Und nun. «Lord Swinburne stand auf, ein volles Glas in der Hand.»Bevor die Damen sich zuruckziehen, mochte ich den Trinkspruch aufs Herrscherhaus ausbringen.»

Stuhle wurden zuruckgesto?en, und Diener eilten herbei, um Seidenkleider vor herunterfallenden Essensresten und umgesturzten Glasern zu bewahren.

Bolitho muhte sich etwas zu spat hoch, da es in der Marine Brauch war, beim Toast auf den Konig sitzenzubleiben.

«Auf seine Majestat, Konig Georg!»

Wie feierlich sie plotzlich alle waren, dachte Bolitho. Danach wechselte die Stimmung wieder, und die Damen verabschiedeten sich. Bolithos Tischdame strich mit dem Facher uber seinen Arm und raunte verhei?ungsvoll:»Spater.»

In einem Punkt hatte sie recht, dachte Bolitho: Ihr Mann lag mit dem Kopf auf den Armen zwischen den Tellern, das Haar mit einer Mischung aus Pastete und hollandischem Flammeri verschmiert.

Lange Pfeifen wurden hereingebracht, und die Portweinflasche kreiste langsam um den Tisch. Die Luft war schnell voll Tabaksqualm, der sich mit dem Rauch aus dem Kamin vermischte und schmerzhaft in die Augen stach.

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