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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 58


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Das Gesicht verschwand, er horte einen Ruf:»Er ist wach! Er ist wieder zu sich gekommen!»

Die nachsten paar Minuten waren in gewisser Hinsicht die schlimmsten. Allday stutzte ihn gegen die Schiffsbewegungen ab. Leutnant Veitch sah auf ihn herunter und grinste breiter denn je. Midshipman Breens mohrrubenblonder Schopf tanzte auf und ab; noch andere drangten sich in die enge Kajute und schnatterten in allerlei fremden Zungen.

«Macht, da? ihr rauskommt, Jungs!«befahl Veitch.

Allday druckte Bolitho sanft auf die Koje zuruck und sagte:»Schon, da? Sie wieder bei sich sind, Sir. Mein Gott, Ihnen ging's vielleicht elend!»

Bolitho versuchte zu sprechen, aber seine Zunge kam ihm doppelt so gro? vor wie sonst. Er konnte nur krachzen.»W. wie lange?«Er sah Veitch und Allday rasche Blicke wechseln.»M. mu? es wissen!»

«Ziemlich genau drei Wochen, Sir«, sagte Veitch behutsam;»da sind Sie.»

Bolitho wollte Allday beiseite sto?en, aber er war hilflos. Kein Wunder, da? er sich so schwach und ausgehohlt fuhlte: drei Wochen!

«Was war los?«flusterte er.

Veitch berichtete.»Als wir Sie in La Valetta wieder an Bord hatten, dachten wir, es ware besser, noch etwas vor Anker zu bleiben. Gefahr von seiten der Malteser bestand anscheinend nicht; und ich hatte Bedenken, mit Ihnen in diesem Zustand auf hoher See zu sein.»

Allday stand langsam auf, den Kopf gebeugt, um nicht an den Decksbalken zu sto?en.»So schlimm war's bei Ihnen noch nie, Sir. «Er mu?te ganz erschopft sein.»Wir wu?ten uberhaupt nicht mehr, was wir tun sollten.»

Bolitho blickte von einem zum anderen; und ein Teil seiner Angst verwandelte sich in Warme. Drei Wochen lang, wahrend er hilflos in den Banden des Fiebers lag, hatten sie sich durchgeschlagen, so gut sie konnten. Hatten ihn gepflegt, ohne Rucksicht auf sich selbst, ohne daran zu denken, was diese Verzogerung sie kosten konnte. Seine Augen hatten sich an das Halbdunkel gewohnt, und er sah die tiefen Schatten in Alldays Gesicht, die Stoppeln am Kinn. Auch Veitch sah elend aus, wie ein Mann von einer Gefan-genenhulk.

«Ich habe nur an mich selbst gedacht«, sagte er.»Gebt mir die Hande — alle beide!»

Alldays Grinsen leuchtete wei? in dem gebraunten Gesicht.»Gott sei Dank, Mr. Veitch, es scheint ihm ein bi?chen besser zu geh n.»

«Erzahlen Sie weiter«, sagte Bolitho.»Ich will versuchen, geduldig zuzuhoren und nicht zu unterbrechen.»

Es war eine seltsame Geschichte, die Veitch und Allday abwechselnd berichteten. Seltsam, weil sie ein Stuck seines Lebens darstellte, das ihm abhanden gekommen war. Das er nie wiederbekommen wurde.

Gleich am ersten Morgen nach seiner Ruckkehr waren zwei Beamte an Bord gekommen und hatten verkundet, die Segura sei unter Quarantane und solle liegenbleiben. Veitch war wegen Bo-lithos verzweifeltem Zustand besorgt, und zwei von seinen Mannern waren desertiert. Das mochte Zufall sein, aber. Sofort hatte er sich uberlegt, wie er auslaufen konnte, bevor irgendwelche we i-teren untragbaren Beschrankungen einsetzten. Ein paar Tage lang kummerte sich anscheinend niemand um die Segura; die gelbe Quarantaneflagge wehte am Mast, die Moral der kleinen Mannschaft ging in die Bruche, der Proviant wurde immer knapper.

Beim Zuhoren fragte sich Bolitho, ob Yves Gorse, der franzosische Agent, etwas davon gehort hatte, da? die Segura unter falscher Flagge segelte. Anscheinend hatte er dafur gesorgt, da? sie bleiben mu?te; mehr jedoch konnte er kaum tun, um sie aufzuhalten, bis er der zustandigen Stelle Nachricht geben konnte, da? Frankreichs Feinde nicht mehr in Gibraltar oder vor Toulon lagen, sondern in Malta. Setzte er sich starker ein, so lief er Gefahr, sich als franzosischer Spion zu stark zu exponieren.

Dann nahm Allday die Erzahlung auf.»Als nachstes kamen zwei Mann als Wache an Bord. Mr. Plowman meinte, jetzt sei es Zeit abzuhauen, denn die an Land wurden nicht mehr so scharf aufpassen, wenn jemand von der Behorde verantwortlich war.»

Bolitho gelang ein schwaches Lacheln. Als ehemaliger Sklavenhandler mu?te Plowman mit dergleichen Bescheid wissen.

«Eines Nachts kam Wind auf, kraftig. Jetzt oder nie, sagte Mr. Plowman; also kappten wir das Ankertau und setzten Segel.»

«Und die Wachen?»

Allday grinste.»Wir trafen zwei Tage spater ein Genueser Handelsschiff, dem gaben wir sie mit. «Dann wurde er wieder ernst.»Mit dem hatten wir Gluck. Wir horten bei der Gelegenheit, da? ein franzosisches Kriegsschiff in der Nahe sei. Eine Korvette, der Beschreibung nach. Ob sie auf der Suche nach uns war oder mit dem Agenten in Malta Verbindung aufnehmen wollte, wu?ten wir nicht. «Er strich die Decke glatt.»Wir hatten ja auch andere Sorgen.»

Bolitho fuhr sich durchs Haar.»Bringt mehr Licht. Ich mu? aufstehen. Aber wieso drei Wochen?»

«Wir haben in einer kleinen Bucht an der Sudkuste von Sizilien gelegen. Die Sturmbo, die uns beinahe wieder in das verdammte La Valetta hineingefegt hatte, war ziemlich stark, aber sie hat nicht lange gedauert. Nur Sie waren uns beinahe gestorben, Sir.»

Jetzt brachte Breen die zweite Laterne. Er war besser dran als die anderen; er brauchte sich nicht standig zu bucken.

Bolitho schwang die Beine uber die Koje und lie? sich von All-day zu dem zerbrochenen Spiegel fuhren. Er sah seine hohlen Wangen, den fiebrigen Glanz der Augen, das befleckte Hemd.

«Ich will euch nicht sagen, was ihr hattet tun sollen«, bemerkte er bedeutsam.

Veitch zuckte die Achseln.»Wir wu?ten ja nicht, was sich zwischen Ihnen und dem Franzosen abgespielt hatte, Sir. Aber das war mir auch ganz egal«, betonte er grimmig.»Mir ging es zuallererst um Ihr Leben.»

Bolitho sah Veitchs Spiegelbild in die Augen.»Ich danke Ihnen dafur.»

Allday berichtete weiter:»Wir sichteten die Korvette ein paarmal, aber sie kam nicht naher an unseren kleinen Ankerplatz heran. Auf jeden Fall segeln wir jetzt mit Nordkurs auf Syrakus. Mr. Veitch sagt, wir sollen lieber bei Nacht segeln. Dieser alte Eimer kann sich mit keiner franzosischen Korvette einlassen.»

«Gewi?.»

Bolitho rieb sich das Kinn. Rasieren und ein Bad — das war jetzt sein hochster Wunsch.

«Gestern fruh«, fuhr Allday fort,»flo?te ich Ihnen ein bi?chen Brandy ein, und da sprachen Sie zum erstenmal. Jetzt brauchen Sie einen richtigen Arzt.»

Bolitho ve rzog das Gesicht.»Das Geschwader ist bestimmt schon lange weg. Auch ohne das, was ich auf Malta erfahren habe, wird Farquhar inzwischen ausgelaufen sein.»

«Sie hatten also recht, Sir?«fragte Veitch.

«Ich glaube, das wu?ten wir alle von Anfang an, Mr. Veitch. «Er dachte wieder an die kuhle Weinhandlung, und wie der hei?e Schwei? auf seinem Rucken plotzlich eiskalt geworden war.»Gorse hat angedeutet, da? die Franzosen auf dem Weg nach Agypten Malta einnehmen werden.»

«Das uberrascht mich nicht, Sir. «Veitch schien sehr mude zu sein.»Die Verteidigungsanlagen von Malta sind, nach allem, was ich gesehen habe, nur noch Ruinen.»

«Wenn die Franzosen Malta mit seinen Waffen- und Proviantlagern in Handen haben, dann besitzen sie alles, was sie brauchen, um auf Korfu eine unaufhaltbare Invasion vorzubereiten. «Er a-chelte mude.»Also mussen wir dem Admiral Nachricht geben. Wenn nicht anders, dann mit diesem alten Kasten.»

Veitch ging zur Tur.»In einer Stunde geht die Sonne auf, Sir. Wenn wir Gluck haben und das bi?chen Wind uns nicht im Stich la?t, dann erreichen wir Syrakus im Laufe der Nachmittagswache. «Er blieb an der Tur stehen.»Ich mu? Mr. Plowman ablosen, Sir.»

Allday wartete, bis die Tur wieder zu war, und sagte dann:»Der wird mal ein guter Kommandant, Sir.»

«Finden Sie?»

«Aye, Sir. «Allday half ihm in den Stuhl.»Er hat ein besseres Temperament als mancher andere.»

Bolitho sah ihm zu. Er war zufrieden, da? er sa?, trotz der drangenden Gedanken in seinem Hirn. Er brauchte Allday nur anzusehen, um zu wissen, was diese Tage und Wochen gekostet hatten. Bestimmt hatten er und die anderen nie langer als nur ein paar Minuten schlafen konnen.

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