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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 64


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«Mein Gott!«Herricks Stimme hallte in der Dammerung wider. Er hatte beinahe aufgeschrien, als er hinter sich die Leiter knacken horte, und griff nach der Pistole. Doch da erkannte er Hauptmann Rennie, dessen roter Rock wie eine Spiegelung des Blutes wirkte.

Rennie zwangte sich an ihm vorbei und betrachtete die Leiche.»Ich werde zwei meiner verla?lichsten Leute als Wache herkommandieren«, sagte er.»Bis zur Untersuchung mu? die Kajute versiegelt werden. «Er sah Herrick fragend an.»Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr?»

Herrick nickte.»Ja. «Er ri? sich zusammen.»Ich werde es jetzt dem Kapitan melden.»

Wahrend er die Leiter hinaufkletterte, rief ihm Rennie hinterher:»Seien Sie vorsichtig, Thomas. Einen Schuldigen, der Ihr Gesicht beobachtet, mu? es mindestens geben.»

Herrick blickte zuruck zur Kajutentur und versuchte, sich ein Bild von dem ermordeten Zahlmeister zu machen.»Ich glaube, ich habe so etwas fast erwartet. «Er bi? sich auf die Lippen.»Aber wenn es dann geschieht, versetzt es einem doch einen Schock.»

Rennie sah ihm nach und stieg dann vorsichtig uber die

Leiche hinweg. Ohne Rucksicht auf seine auf Hochglanz geputzten Stiefel durchsuchte er methodisch die verstreute Hinterlassenschaft des Zahlmeisters.

Mit steinernem Gesicht ging Herrick uber das Achterdeck zur Luvseite, wo sich Bolitho noch immer mit Vibart unterhielt. Er hob die Hand an den Hut und wartete, bis Bolitho sich zu ihm umdrehte.

«Ja, Mr. Herrick?«Das Lacheln auf dem Gesicht des Kapitans erlosch.»Noch mehr Arger?»

Herrick sah sich schnell um.»Mr. Evans ist ermordet worden, Sir. «Er sprach so verkrampft und abgehackt, da? er seine eigene Stimme nicht erkannte.»Maynard hat es vor ein paar Minuten entdeckt. «Er fuhr sich mit der Hand uber das Gesicht. Es war so eiskalt, als ware er der Tote.

«Und was haben Sie in der Sache bisher unternommen, Mr. Herrick?«fragte Bolitho. Nichts verriet, was er dachte, seine Zuge waren eine teilnahmslose Maske.»Lassen Sie sich Zeit. Berichten Sie.»

Herrick trat naher an die Reling. Seine Blicke lagen auf dem glitzernden Meer. Langsam und tonlos beschrieb er, was von Maynards Auftauchen an Deck bis zur Sekunde der Meldung geschehen war.

Bolitho horte stumm zu. Vibart wiegte sich im Rhythmus der Schiffsbewegungen, und seine Hande offneten und schlossen sich vor Wut oder Schreck uber Maynards Entdeckung.

«Er war noch nicht lange tot«, sagte Herrick schwer, ehe er seine Meldung mit den Worten des Fahnrichs beendete:»Man hat ihn zerfleischt.»

Hauptmann Rennie kam uber das Deck und sagte knapp:»Ich habe Posten vor die Tur gestellt, Sir. «Er sah, da? Bolitho ihm auf die Stiefel blickte, und buckte sich, um einen Fleck von dem sonst spiegelblanken Leder zu wischen, ehe er hinzusetzte:»Ich habe mich gut umgesehen, Sir. Evans' Pistolen fehlen. Wurden hochstwahrscheinlich gestohlen.»

Bolitho blickte ihn grubelnd an.»Ich danke Ihnen, meine Herren. Sie haben genau das Richtige getan.»

«Was habe ich Ihnen gesagt, Sir!«stie? Vibart hervor.»Milde ist bei diesem Abschaum sinnlos. Sie gehorchen blo? einer harten Hand.. »

«Seine Pistolen, sagen Sie?«fragte Bolitho.

Rennie nickte.»Ja, zwei kleine. Er war sehr stolz auf sie. Mit Goldverzierungen und ziemlich wertvoll; er hatte sie aus Spanien mitgebracht. «Er schwieg, als riefe er sich, wie die anderen auch, den Zahlmeister vor Augen: einer der bestgeha?ten Leute auf dem ganzen Schiff. Man konnte sich gut vorstellen, da? er viele Feinde gehabt hatte.

Proby kam den Niedergang herauf und tippte an seinen Hut.»Darf ich die Freiwache nach unten entlassen, Sir?«Er merkte, da? er storte, und stotterte:»Entschuldigen Sie, Sir.»

«Die Manner bleiben auf ihren Stationen, Mr. Proby«, sagte Bolitho. Alle sahen ihn an. Seine Stimme klang ungewohnt kalt, und in seinen Augen lag eine Harte, die man sonst nicht an ihm kannte.»Postieren Sie Wachen vor jeder Luke!«befahl er Rennie.»Niemand darf nach unten.»

«Jetzt sehen Sie es also auch mit meinen Augen, Sir«, murmelte Vibart.

Bolitho fuhr herum.»Jemand ist schuldig, Mr. Vibart. Aber nicht das ganze Schiff. Ich mochte nicht, da? der Mann durchschlupft, aber ebensowenig, da? seine Tat allen angekreidet wird. «Danach sagte er ruhiger:»Mr. Herrick, Sie ubernehmen mit Mr. Farquhar und dem Bootsmann das Logis. Captain Rennie durchsucht mit seinen Leuten die anderen Unterdecks. «Er sah zu den auf den Decks und den Laufplanken wartenden Seeleuten hinunter.»Mr. Vibart, Sie ubernehmen zusammen mit Mr. Brock das Oberdeck. Durchsuchen Sie jedes mogliche Versteck, jeden Kasten, suchen Sie hinter jeder Kanone, und zwar so schnell Sie konnen.»

Er verfolgte, wie sie den Niedergang hinuntereilten, und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf das Hauptdeck. Jedem Matrosen war nun klar, da? irgend etwas los war. Er bemerkte, da? einer seinen Kameraden anstie?, und ein anderer trat furchtsam zuruck, als sich Vibart und der Artillerieoffizier durch die alles aufmerksam beobachtenden Manner drangten.

Hatte Vibart vielleicht doch recht? Er verschrankte die Hande auf dem Rucken so fest, da? ihm der Schmerz half, Ordnung in seine durcheinanderwirbelnden Gedanken zu bringen. Nein, das durfte er nicht denken.

Die Minuten schleppten sich hin, und eine wachsende Woge der Furcht zog wie der Rauch eines Schwelbrandes uber das Hauptdeck. Die Matrosen am Fu? des Gro?mastes bildeten eine

Gasse, damit Vibart und der Artillerieoffizier hindurchkonnten, und drangten sich dann wieder schutzsuchend zusammen. Pochin rieb sich die teerverschmierten Hande an der Hose ab und starrte Vibart wutend nach.»Was, zum Teufel, ist los?«Er hielt einen vorbeikommenden Bootsmannsmaat an.»Wissen Sie es, Mr. Josling?»

Josling sah verstohlen zum Achterdeck.»Der Zahlmeister ist tot.»

Unruhe packte die Wartenden. Pochin blickte Allday an, der aufmerksam am Mast lehnte.»Hast du das gehort, Mann?»

Allday nickte und sah dann zu Onslow hinuber. Onslow stand ein wenig abseits. Er wirkte gelassen. Die Arme hingen locker herab. Doch seine harten Blicke und die sich erregt blahenden Nasenflugel verrieten eine tierhafte Wachsamkeit. Allday atmete sehr langsam aus. Er zweifelte nicht im geringsten, wem die Anklage die Hand auf die Schulter legen wurde.

Old Strachan murmelte:»Sieht schlimm aus, wie? Ich hab so das Gefuhl, da? uns wieder mal was bevorsteht.»

Auf dem Achterdeck wurde es plotzlich lebhaft. Alle blickten sich um, als Hauptmann Rennies Seesoldaten einen Kordon quer uber das Deck zogen. Sergeant Garwood richtete die Reihen aus und postierte sich dann neben dem Trommelbuben. Hauptmann Rennie stand gelassen vor seinen Soldaten, eine Hand auf dem Degengriff. Sein Gesicht war ausdruckslos.

Aus dem Mundwinkel krachzte der Sergeant:»Bajonette pflanzt auf!«Die Hande bewegten sich im gleichen Takt, und die Bajonettklingen blitzten vor der vordersten Linie, ehe sie auf die langen Gewehre klickten.

Die Spannung an Deck war fast nicht mehr zu ertragen. Jeder stand und starrte. Niemand sagte etwas oder drehte auch nur eine Sekunde lang den Kopf weg, damit ihm nicht das geringste entging. Hier und da wischte sich einer uber die schwei?nasse Stirn, und irgendwer begann nervos zu husten.

Allday sah, da? der Kapitan mit Leutnant Herrick und dem Bootsmann sprach und den Kopf schuttelte, ob vor Zorn oder Unglauben, konnte er nicht erkennen.

Vibart merkte, da? er nicht weiterzusuchen brauchte, und drangte sich langsam nach achtern. Seine Hande stie?en die schweigenden Matrosen beiseite, und seine Augen waren nur auf die kleine Gruppe hinter den Seesoldaten gerichtet.

Pochin flusterte:»Jetzt werden wir es gleich wissen.»

Allday blickte wieder zu Onslow hinuber. Eine Sekunde lang spurte er etwas wie Mitleid fur ihn. Onslow war schon so lange auf Schiffen eingepfercht gewesen, da? er kein anderes Leben als den unaufhorlichen Kampf der Unterdecks kannte.

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