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Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen - Страница 74


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Die Zeit verging auf ganz eigenartige Weise. Gro?e Klumpen auf einmal brachen von ihr ab; im einen Moment lie? er sich zur ersten Stunde, Geschichte der Magie, nieder, und im nachsten schon zum Mittagessen… und dann (wo war der Morgen geblieben? Die letzten drachenfreien Stunden?) kam Professor McGonagall in der Gro?en Halle zu ihm herubergeeilt.

»Potter, die Champions mussen jetzt hinaus aufs Gelande. Sie mussen sich fur die erste Aufgabe bereitmachen.«

»Gut«, sagte Harry und stand auf. Seine Gabel fiel klirrend auf den Teller.

»Viel Gluck, Harry«, flusterte Hermine.»Du schaffst es schon!«

»Ja«, sagte Harry mit einer Stimme, die er von sich gar nicht kannte.

Er ging mit Professor McGonagall hinaus. Auch sie schien nicht mehr sie selbst zu sein; tatsachlich sah sie fast so besorgt aus wie Hermine. Sie ging mit ihm die Steintreppe hinunter, hinaus in den kalten Novembernachmittag, und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Nur jetzt nicht die Nerven verlieren«, sagte sie,»einfach kuhlen Kopf bewahren… wir haben Zauberer, die bereitstehen und eingreifen, wenn die Sache au?er Kontrolle gerat… Hauptsache, Sie geben Ihr Bestes, dann wird keiner schlecht von Ihnen denken… alles in Ordnung?«

»Ja«, horte sich Harry sagen.»Mir geht's gut.«

Sie fuhrte ihn am Waldrand entlang auf das Drachengehege zu, doch als sie die dichte Baumgruppe erreichten, von der aus er die Drachen gesehen hatte, stellte Harry fest, da? nun ein Zelt, das zu ihrer Seite hin geoffnet war, die Sicht versperrte.

»Dort mussen Sie mit den anderen Champions rein«, sagte Professor McGonagall mit recht zittriger Stimme,»und warten, bis Sie dran sind, Potter. Mr Bagman erwartet Sie… er wird das… das Verfahren erklaren… viel Gluck.«

»Danke«, sagte Harry mit tonloser, weit entfernter Stimme. Sie verlie? ihn am Zelteingang und Harry trat ein.

Auf einem Holzschemel in der Ecke sa? Fleur Delacour. Sie wirkte nicht annahernd so gefa?t wie sonst, eher bleich und eingeschuchtert. Viktor Krum blickte noch miesepetriger drein als sonst, und Harry uberlegte, ob dies seine Artwar, Nerven zu zeigen. Cedric schritt im Zelt auf und ab und lachelte ihm kurz zu, und als Harry zurucklachelte, spurte er, da? sich seine Gesichtsmuskeln arg anstrengen mu?ten, ganz als ob sie vergessen hatten, wie Lacheln ging.

»Harry! Ach schon!«, sagte Bagman vergnugt und wandte sich ihm zu.»Komm rein, komm rein und fuhl dich wie zu Hause.«

Bagman sah unter all den bla?gesichtigen Champions fast aus wie eine etwas zu knallig geratene Comicfigur. Heute trug er wieder seinen alten Wespenumhang.

»Schon, jetzt, da wir alle hier sind, ist es Zeit, euch aufzuklaren!«, strahlte Bagman.»Wenn sich alle Zuschauer eingefunden haben, werde ich euch der Reihe nach diesen Beutel reichen«, er hielt ein kleines, purpurnes Seidensackchen hoch und schuttelte es,»aus dem ihr jeweils ein kleines Modell dessen, mit dem ihr es zu tun bekommt, herauszieht. Es gibt verschiedene – ahm – Arten, versteht ihr. Und ich mu? euch auch noch etwas anderes sagen… hmh, ja… eure Aufgabe ist es, das goldene Ei zu holen!«

Harry sah sich um. Cedric hatte kurz genickt, um zu zeigen, da? er Bagmans Worte verstanden hatte, und ging jetzt wieder im Zelt auf und ab; er schien ein wenig grun angelaufen zu sein. Fleur Delacour und Krum hatten uberhaupt nicht reagiert. Vielleicht furchteten sie, sich ubergeben zu mussen, wenn sie den Mund aufmachten; so jedenfalls fuhlte sich Harry. Doch sie hatten sich wenigstens freiwillig fur dieses Turnier gemeldet…

Nur wenige Minuten waren vergangen, als sie auch schon Hunderte und Aberhunderte von Fu?en am Zelt vorbeitrampeln horten, mit ihren aufgeregt redenden, lachenden, Witze rei?enden Besitzern… Harry fuhlte sich der Menge so fremd, als wurde es sich dabei um eine andere Gattung von Lebewesen handeln. Und dann – Harry kam es vor, als ob nur eine Sekunde vergangen ware – offnete Bagman den Bund seines purpurnen Seidensackchens.

»Ladies first«, sagte er und hielt das Sackchen Fleur Delacour hin.

Sie steckte ihre zitternde Hand hinein und zog ein winziges, aber tadelloses Modell eines Drachen heraus – des Walisischen Grunlings. Er trug die Nummer»2«um den Hals. Und da Fleur nicht die Spur uberrascht schien, wu?te Harry nun, da? er Recht gehabt hatte: Madame Maxime hatte ihr erzahlt, was kommen wurde.

Dasselbe galt fur Krum. Er zog den scharlachroten Chinesischen Feuerball. Der kleine Drache trug die Nummer»3«um den Hals. Krum zuckte nicht einmal mit der Wimper und starrte weiter stur zu Boden.

Cedric steckte die Hand in das Sackchen und zog den blaugrauen Schwedischen Kurzschnauzler heraus, der die»l«um den Hals trug. Harry wu?te, welcher noch ubrig war, steckte die Hand in den Seidenbeutel und zog den Ungarischen Hornschwanz, die Nummer»4«, heraus. Er spannte die Flugel, als Harry ihn betrachtete, und zeigte seine winzigen Fangzahne.

»Schon, das war's!«, sagte Bagman.»Mit den Drachen, die ihr gezogen habt, bekommt ihr es jetzt zu tun, und die Nummern geben an, in welcher Reihenfolge ihr antretet. Alles klar? Gut. Ich mu? euch gleich allein lassen, weil ich das Turnier kommentieren werde. Mr Diggory, Sie sind als Erster dran, wenn Sie eine Pfeife horen, gehen Sie einfach hinaus ins Gehege, verstanden? Ach… Harry… konnte ich kurz mit dir sprechen? Drau?en?«

»Ahm… ja«, sagte Harry tonlos, stand auf und ging mit Bagman aus dem Zelt, der ihn einige Schritte fort bis unter die Baume fuhrte und ihn dann mit vaterlicher Miene ansah.

»Fuhlst du dich wohl, Harry? Kann ich dir irgendwas besorgen?«

»Was?«, sagte Harry.»Ich – nein, nichts.«

»Hast du einen Plan?«, sagte Bagman und senkte verschworerisch die Stimme.»Mir macht es namlich nichts aus, dir ein paar Tips zu geben, nur wenn du willst, versteht sich.«Dann fuhr er mit noch leiserer Stimme fort:»Hor mal, du bist der Au?enseiter hier, Harry… wenn ich dir irgendwie helfen kann…«

»Nein«, sagte Harry rasch, und er wu?te genau, da? er unhoflich klang,»nein – ich – ich hab schon entschieden, was ich tun will, danke.«

»Niemand wurde es erfahren, Harry«, sagte Bagman augenzwinkernd.

»Nein, mir geht's gut«, sagte Harry und fragte sich gleichzeitig, warum er den Leuten das standig erzahlte und ob er sich jemals schlechter gefuhlt hatte.»Ich hab mir einen Plan gemacht, ich -«

Von irgendwoher kam ein Pfiff.

»Meine Gute, ich mu? mich beeilen!«, sagte Bagman erschrocken und rannte davon.

Harry ging zum Zelt zuruck und sah, wie Cedric, inzwischen noch gruner im Gesicht, herauskam. Harry wollte ihm im Vorbeigehen Gluck wunschen, doch alles, was aus seinem Mund kam, war ein heiseres Gurgeln.

Harry ging hinein zu Fleur und Krum. Sekunden spater horten sie den Aufschrei der Menge. Cedric hatte also das Gehege betreten und stand nun dem lebendigen Vorbild seines Modells von Angesicht zu Angesicht gegenuber… Nur dazusitzen und zu lauschen war schlimmer, als Harry es sich je hatte vorstellen konnen. Die Menge kreischte… schrie… stohnte wie ein einziges vielkopfiges Wesen, wahrend Cedric was auch immer unternahm, um an dem Schwedischen Kurzschnauzler vorbeizukommen. Krum stierte immer noch zu Boden. Fleur tat es nun Cedric gleich und schritt unablassig im Kreis durch das Zelt. Und Bagmans Kommentar machte alles noch viel, viel schlimmer… furchtbare Bilder nahmen in Harrys Kopf Gestalt an, wahrend er lauschte:»Oooh, da hat er ihn knapp verfehlt, ganz knapp… Er geht ja volles Risiko, der Junge!… clevere Finte – schade, da? es nichts genutzt hat!«

Und dann, nach ungefahr funfzehn Minuten, horte Harry das ohrenbetaubende Brullen, das nur eines bedeuten konnte: Cedric war an seinem Drachen vorbeigekommen und hatte das goldene Ei geholt.

»Wirklich sehr gut!«, rief Bagman.»Und nun die Noten der Jury!«

Doch er las die Noten nicht laut vor; Harry vermutete, da? die Richter sie fur das Publikum hochhielten.

»Einer ist durch, drei haben wir noch!«, rief Bagman, und wieder gellte der Pfiff.»Miss Delacour, bitte!«

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