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Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen - Страница 46


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Harry spurte, wie er rot anlief, als Moodys Augen (diesmal beide) in die seinen blickten. Auch die Blicke aller anderen spurte er im Nacken. Harry starrte die leere Tafel an, als ob sie besonders spannend ware, doch im Grunde sah er sie gar nicht…

So also waren seine Eltern gestorben… genau wie diese Spinne. Waren auch sie ohne die Spur einer Verletzung geblieben? Hatten sie einfach nur den grunen Lichtstrahl gesehen und das Sirren des rasenden Todes gehort, bevor ihr Leben ausgeloscht wurde?

Seit drei Jahren schon stellte sich Harry den Tod seiner Eltern immer wieder vor, seit er herausgefunden hatte, da? sie ermordet worden waren, und wu?te, was in jener Nacht geschehen war: da? Wurmschwanz das Versteck seiner Eltern an Voldemort verraten hatte, der sie daraufhin in dem Haus aufgespurt hatte. Da? Voldemort zuerst Harrys Vater getotet hatte. Da? James Potter versucht hatte, ihn aufzuhalten, und seiner Frau zugerufen hatte, Harry an sich zu rei?en und zu fliehen… doch Voldemort war auf Lily Potter zugegangen und hatte ihr befohlen, beiseite zu treten, damit er Harry toten konnte… sie hatte ihn angefleht, sie an Harrys statt zu toten, hatte sich geweigert, Harry preiszugeben… und so hatte Voldemort auch sie ermordet und dann den Zauberstab gegen Harry gerichtet…

Harry kannte diese Einzelheiten, weil er die Stimmen seiner Eltern gehort hatte, als er letztes Jahr gegen die Dementoren kampfte – denn dies war die schreckliche Gabe der Dementoren: sie zwangen ihre Opfer, die schlimmsten Erinnerungen ihres Lebens noch einmal zu durchleiden und wehrlos in ihrer Verzweiflung zu ertrinken…

Moody begann erneut zu sprechen, doch fur Harry klang es wie aus weiter Ferne. Mit au?erster Kraft ri? er sich in die Gegenwart zuruck, um Moodys Worten zu lauschen.

»Avada Kedavra ist ein Fluch, hinter dem ein machtiges Stuck Magie stehen mu? – ihr konntet hier und jetzt eure Zauberstabe hervorholen, sie auf mich richten und die Worte sagen, und ich wurde mir vermutlich nicht mal eine blutige Nase holen. Aber das spielt keine Rolle. Ich bin nicht hier, um euch beizubringen, wie der Fluch funktioniert.

Wenn es keinen Gegenzauber gibt, warum zeige ich euch dann den Fluch? Weil ihr ihn kennen mu?t! Ihr mu?t das Schlimmste mit eigenen Augen gesehen haben. Ihr wollt euch doch nicht in eine Lage bringen, in der ihr es mit ihm zu tun bekommt. IMMER WACHSAM!«, polterte er und wieder zuckte die ganze Klasse zusammen.

»Nun… diese drei Fluche – Avada Kedavra, Imperius und Cruciatus – nennen wir die Unverzeihlichen Fluche. Wer auch nur einen von ihnen gegen einen Mitmenschen richtet, handelt sich einen lebenslangen Aufenthalt in Askaban ein. Dagegen steht ihr. Den Kampf gegen diese Fluche mu? ich euch beibringen. Ihr mu?t euch vorbereiten. Ihr mu?t euch wappnen. Doch vor allem mu?t ihr lernen, in eurer Wachsamkeit niemals nachzulassen. Holt eure Federn raus… und schreibt mit…«

Den Rest der Stunde verbrachten sie damit, sich zu jedem der Unverzeihlichen Fluche Notizen zu machen. Keiner sprach, bis es lautete – doch als Moody sie entlassen hatte und sie drau?en vor dem Klassenzimmer standen, brach ein Schwall von Worten aus ihnen heraus. Die meisten redeten mit angstlicher Stimme uber die Fluche -»Hast du gesehen, wie sie gezuckt hat?«-»… und dann hat er sie getotet – einfach so!«

Sie sprachen uber die Stunde, fand Harry, als ob sie eine atemberaubende Show gewesen ware, doch er hatte sie nicht besonders unterhaltsam gefunden – und wie es schien, auch Hermine nicht.

»Beeilt euch«, sagte sie in angespanntem Ton zu Harry und Ron.

»Nicht schon wieder die blode Bibliothek?«, sagte Ron.

»Nein«, sagte Hermine schroff und deutete in einen Seitengang.»Neville.«

Neville stand allein in der Mitte des Ganges und starrte auf die steinerne Wand gegenuber – mit denselben weit aufgerissenen, grauenerfullten Augen wie vorhin, als Moody den Cruciatus-Fluch gezeigt hatte.

»Neville?«, sagte Hermine mit sanfter Stimme.

Neville wandte sich um.

»Oh, hallo«, sagte er mit ungewohnlich hoher Stimme.»Interessante Stunde, nicht wahr? Bin gespannt, was es zu essen gibt, ich… ich verhungere gleich, du auch?«

»Neville, geht's dir gut?«, fragte Hermine.

»O ja, mir geht's blendend«, plapperte Neville immer noch mit unnaturlich hoher Stimme.»Sehr interessant, das Abendessen – der Unterricht, meine ich – was gibt's zu essen?«

Ron warf Harry einen verdutzten Blick zu.

»Neville… was -?«

Doch ein merkwurdig dumpfes Pochen ertonte hinter ihnen, sie wandten sich um und sahen Professor Moody auf sie zu hinken. Alle vier verstummten und sahen ihn beklommen an, doch so leise und sanft wie jetzt hatten sie ihn noch nicht sprechen gehort.

»Ist schon gut, Kleiner«, sagte er zu Neville.»Willst du nicht kurz mit mir hoch ins Buro kommen? Keine Sorge… wir trinken zusammen ein Ta?chen Tee…«

Die Aussicht auf eine Tasse Tee mit Moody schien Neville noch mehr Angst einzujagen. Er blieb stumm und ruhrte sich nicht vom Fleck.

Moody lie? sein magisches Auge auf Harry ruhen.»Dir geht's gut, nicht wahr, Potter?«

»Ja«, sagte Harry, fast herausfordernd.

Moodys blaues Auge zitterte leicht in seiner Hohle, wahrend er Harry mit prufendem Blick ansah.

»Du mu?t es erfahren«, sagte er schlie?lich.»Es kommt dir vielleicht hart vor, aber du mu?t es erfahren. Hat keinen Sinn sich was vorzumachen… nun denn… komm mit, Longbottom, ich hab da ein paar Bucher, die dich interessieren werden.«

Neville warf den drei Freunden einen flehenden Blick zu, doch sie sagten kein Wort, und so hatte er keine Wahl, als sich, eine von Moodys knochernen Handen auf der Schulter, mit sanfter Gewalt fortfuhren zu lassen.

»Was sollte das jetzt wieder?«, sagte Ron, als Neville und Moody um die Ecke verschwunden waren.

»Keine Ahnung«, sagte Hermine mit nachdenklicher Miene.

»Bestimmt 'ne Lektion fur uns, oder?«, sagte Ron zu Harry auf dem Weg zur Gro?en Halle.»Fred und George hatten Recht, siehst du? Er kennt sich wirklich aus, dieser Moody. Wie er Avada Kedavra gebracht hat und diese Spinne dann tot umgefallen ist, so einfach den Loffel abgegeben hat -«

Doch Ron verstummte, als er den Ausdruck auf Harrys Gesicht sah, und sprach erst wieder, als sie in die Gro?e Halle gelangten, wo er vorschlug, am Abend schon mal mit den Voraussagen fur Professor Trelawney anzufangen, da sie sicher Stunden dafur brauchen wurden.

Hermine hielt sich aus dem Gesprach zwischen Harry und Ron heraus, putzte in aller Hast ihren Teller leer und sturzte dann wieder in Richtung Bibliothek davon. Harry und Ron schlenderten zuruck in den Gryffindor-Turm, und Harry, der beim Essen an nichts anderes gedacht hatte, sprach jetzt selbst die Sache mit den Unverzeihlichen Fluchen an.

»Wurden Moody und Dumbledore nicht Schwierigkeiten mit dem Ministerium kriegen, wenn die erfahren, da? wir die Fluche gesehen haben?«, fragte Harry, als sie auf die fette Dame zugingen.

»Jaah, ziemlich sicher«, sagte Ron.»Aber Dumbledore hat immer seinen eigenen Kopf durchgesetzt, und Moody hat, glaube ich, schon seit Jahren Schwierigkeiten mit denen. Greift erst an und stellt dann Fragen – denk nur an seine Mulleimer. Quatsch.«

Die fette Dame klappte zur Seite und gab das Eingangsloch frei, und sie kletterten in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der heute Abend uberfullt und larmig war.

»Also, wie war's mit dem Wahrsagekram?«, sagte Harry.

»Mu? wohl sein«, stohnte Ron.

Sie gingen hoch in den Schlafsaal, um ihre Bucher und Karten zu holen, und fanden dort Neville allein auf dem Bett sitzend und lesend. Er sah um einiges ruhiger aus als nach Moodys Unterricht, wenn auch noch nicht ganz beisammen. Seine Augen waren noch ziemlich rot.

»Geht's dir gut, Neville?«, fragte Harry.

»Ja, ja«, sagte Neville,»mir geht's gut, danke. Ich lese gerade dieses Buch, das mir Professor Moody geliehen hat…«

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