Clavigo - Goethe Johann Wolfgang - Страница 3
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Sophie.
Man verwunscht sie.
Marie.
Und?
Sophie.
Und la?t sie laufen.
Marie.
Laufen! Nun, und warum soll ich Clavigo nicht laufen lassen? Wenn das in Frankreich Mode ist, warum soll's nicht in Spanien sein? Warum soll eine Franzosin in Spanien nicht Franzosin sein? Wir wollen ihn laufen lassen und uns einen andern nehmen; mich dunkt, sie machen's bei uns auch so.
Buenco.
Er hat eine feierliche Zusage gebrochen, und keinen leichtsinnigen Roman, kein gesellschaftliches Attachement. Mademoiselle, Sie sind bis ins innerste Herz beleidigt, gekrankt. O, mir ist mein Stand, da? ich ein unbedeutender ruhiger Burger von Madrid bin, nie so beschwerlich, nie so angstlich gewesen als jetzt, da ich mich so schwach, so unvermogend fuhle, Ihnen gegen den falschen Hofling Gerechtigkeit zu schaffen!
Marie.
Wie er noch Clavigo war, noch nicht Archivarius des Konigs, wie er der Fremdling, der Ankommling, der Neueingefuhrte in unserm Hause war, wie liebenswurdig war er, wie gut! Wie schien all sein Ehrgeiz, all sein Aufstreben ein Kind seiner Liebe zu sein! Fur mich rang er nach Namen, Stand, Gutern: er hat's, und ich! —
Guilbert kommt.
Guilbert heimlich zu seiner Frau.
Der Bruder kommt.
Marie.
Der Bruder! —
Sie zittert, man fuhrt sie in einen Sessel.
Wo? wo? Bringt mir ihn! Bringt mich hin!
Beaumarchais kommt.
Beaumarchais.
Meine Schwester!
Von der altesten weg, nach der jungsten zusturzend.
Meine Schwester! Meine Freunde! O meine Schwester!
Marie.
Bist du da? Gott sei Dank, du bist da!
Beaumarchais.
La? mich zu mir selbst kommen!
Marie.
Mein Herz, mein armes Herz!
Sophie.
Beruhigt Euch! Lieber Bruder, ich hoffte, dich gelassener zu sehn.
Beaumarchais.
Gelassener! Seid ihr denn gelassen? Seh ich nicht an der zerstorten Gestalt dieser Lieben, an deinen verweinten Augen, deiner Blasse des Kummers, an dem toten Stillschweigen eurer Freunde, da? ihr so elend seid, wie ich mir euch den ganzen langen Weg vorgestellt habe? Und elender — denn ich seh euch, ich hab euch in meinen Armen, die Gegenwart verdoppelt meine Gefuhle, o meine Schwester!
Sophie.
Und unser Vater?
Beaumarchais.
Er segnet euch und mich, wenn ich euch rette.
Buenco.
Mein Herr, erlauben Sie einem Unbekannten, der den edlen braven Mann in Ihnen beim ersten Anblick erkennt, seinen innigsten Anteil an Tag zu legen, den er bei dieser ganzen Sache empfindet. Mein Herr! Sie machen diese ungeheure Reise, Ihre Schwester zu retten, zu rachen. Willkommen! sein Sie willkommen wie ein Engel, ob Sie uns alle gleich beschamen!
Beaumarchais.
Ich hoffte, mein Herr, in Spanien solche Herzen zu finden, wie das Ihre ist; das hat mich angespornt, den Schritt zu tun. Nirgend, nirgend in der Welt mangelt es an teilnehmenden, beistimmenden Seelen; wenn nur einer auftritt, dessen Umstande ihm vollige Freiheit lassen, all seiner Entschlossenheit zu folgen. Und o, meine Freunde, ich habe das hoffnungsvolle Gefuhl: uberall gibt's treffliche Menschen unter den Machtigen und Gro?en, und das Ohr der Majestat ist selten taub; nur ist unsere Stimme meist zu schwach, bis dahinauf zu reichen.
Sophie.
Kommt, Schwester! Kommt! Legt Euch einen Augenblick nieder! Sie ist ganz au?er sich.
Sie fuhren sie weg.
Marie.
Mein Bruder!
Beaumarchais.
Will's Gott, du bist unschuldig, und dann alle, alle Rache uber den Verrater!
Marie, Sophie ab.
Mein Bruder! Meine Freunde! ich seh's an euren Blicken, da? ihr's seid. La?t mich zu mir selbst kommen! Und dann! Eine reine, unparteiische Erzahlung der ganzen Geschichte. Die soll meine Handlungen bestimmen. Das Gefuhl einer guten Sache soll meinen Entschlu? befestigen; und glaubt mir, wenn wir recht haben, werden wir Gerechtigkeit finden.
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