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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 2


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Erster Akt

Schwarzenberg in Franken

Herberge

Metzler, Sievers am Tische. Zwei Reitersknechte beim Feuer. Wirt.

Sievers . Hansel, noch ein Glas Branntwein, und me? christlich.

Wirt . Du bist der Nimmersatt.

Metzler (leise zu Sievers). Erzahl das noch einmal vom Berlichingen! Die Bamberger dort argern sich, sie mochten schwarz werden.

Sievers . Bamberger? Was tun die hier?

Metzler . Der Weislingen ist oben auf'm Schlo? beim Herrn Grafen schon zwei Tage; dem haben sie das Gleit geben. Ich wei? nicht, wo er herkommt; sie warten auf ihn; er geht zuruck nach Bamberg.

Sievers . Wer ist der Weislingen?

Metzler . Des Bischofs rechte Hand, ein gewaltiger Herr, der dem Gotz auch auf'n Dienst lauert.

Sievers . Er mag sich in acht nehmen.

Metzler (leise). Nur immer zu! (Laut.) Seit wann hat denn der Gotz wieder Handel mit dem Bischof von Bamberg? Es hie? ja, alles ware vertragen und geschlichtet.

Sievers . Ja, vertrag du mit den Pfaffen! Wie der Bischof sah, er richt nichts aus und zieht immer den kurzern, kroch er zum Kreuz und war geschaftig, da? der Vergleich zustand kam. Und der getreuherzige Berlichingen gab unerhort nach, wie er immer tut, wenn er im Vorteil ist.

Metzler . Gott erhalt ihn! Ein rechtschaffener Herr!

Sievers . Nun denk, ist das nicht schandlich? Da werfen sie ihm einen Buben nieder, da er sich nichts weniger versieht. Wird sie aber schon wieder dafur lausen!

Metzler . Es ist doch dumm, da? ihm der letzte Streich mi?gluckt ist! Er wird sich garstig erbost haben.

Sievers . Ich glaub nicht, da? ihn lang was so verdrossen hat. Denk auch: alles war aufs genaueste verkundschaft, wann der Bischof aus dem Bad kam, mit wieviel Reitern, welchen Weg; und wenn's nicht war durch falsche Leut verraten worden, wollt er ihm das Bad gesegnet und ihn ausgerieben haben.

Erster Reiter . Was rasoniert ihr von unserm Bischof? Ich glaub, ihr sucht Handel.

Sievers . Kummert euch um eure Sachen! Ihr habt an unserm Tisch nichts zu suchen.

Zweiter Reiter . Wer hei?t euch von unserm Bischof despektierlich reden?

Sievers . Hab ich euch Red und Antwort zu geben? Seht doch den Fratzen!

Erster Reiter (schlagt ihn hinter die Ohren).

Metzler . Schlag den Hund tot!

(Sie fallen ubereinander her.)

Zweiter Reiter . Komm her, wenn du 's Herz hast.

Wirt (rei?t sie voneinander) . Wollt ihr Ruh haben! Tausend Schwerenot! Schert euch 'naus, wenn ihr was auszumachen habt. In meiner Stub soll's ehrlich und ordentlich zugehen. (Schiebt die Reiter zur Tur hinaus.) Und ihr Esel, was fanget ihr an?

Metzler . Nur nit viel geschimpft, Hansel, sonst kommen wir dir uber die Glatze. Komm, Kamerad, wollen die drau?en bleuen.

(Zwei Berlichingsche Reiter kommen.)

Erster Reiter . Was gibt's da?.

Sievers . Ei guten Tag, Peter! Veit, guten Tag! Woher?

Zweiter Reiter . Da? du dich nit unterstehst zu verraten, wem wir dienen.

Sievers (leise). Da ist euer Herr Gotz wohl auch nit weit?

Erster Reiter . Halt dein Maul! Habt ihr Handel?

Sievers . Ihr seid den Kerls begegnet drau?en, sind Bamberger.

Erster Reiter . Was tun die hier?

Metzler . Der Weislingen ist droben auf'm Schlo?, beim gnadigen Herrn, den haben sie geleit.

Erster Reiter . Der Weislingen?

Zweiter Reiter (leise). Peter! das ist ein gefunden Fressen! (Laut.) Wie lang ist er da?

Metzler . Schon zwei Tage. Aber er will heut noch fort, hort ich einen von den Kerls sagen.

Erster Reiter (leise). Sagt ich dir nicht, er war daher! Hatten wir dort druben eine Weile passen konnen. Komm, Veit.

Sievers . Helft uns doch erst die Bamberger ausprugeln.

Zweiter Reiter . Ihr seid ja auch zu zwei. Wir mussen fort. Adies! (Ab.)

Sievers . Lumpenhunde die Reiter! wann man sie nit bezahlt, tun sie dir keinen Streich.

Metzler . Ich wollt schworen, sie haben einen Anschlag. Wem dienen sie?

Sievers . Ich soll's nit sagen. Sie dienen dem Gotz.

Metzler . So! Nun wollen wir uber die drau?en. Komm! so lang ich einen Bengel hab, furcht ich ihre Bratspie?e nicht.

Sievers . Durften wir nur so einmal an die Fursten, die uns die Haut uber die Ohren ziehen.

Herberge im Wald

Gotz (vor der Tur unter der Linde) . Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab mu? ich gehen, sonst ubermannt mich der Schlaf. Funf Tag und Nachte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bi?chen Leben und Freiheit. Dafur, wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! Solang's daran nicht mangelt und an frischem Mut, lach ich der Fursten Herrschsucht und Ranke. — Georg! — Schickt ihr nur euern gefalligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, la?t mich anschwarzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. — Georg! Hort der Junge nicht? Georg! Georg!

Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen). Gestrenger Herr!

Gotz . Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du fur Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Scham dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfulltest! Es ist Hansens Kura??

Georg . Er wollt ein wenig schlafen und schnallt' ihn aus.

Gotz . Er ist bequemer als sein Herr.

Georg . Zurnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.

Gotz . Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gutgegangen sein. Schlaft Hans?

Georg . Auf Euer Rufen sprang er auf und schrie mir, da? Ihr rieft. Ich wollt den Harnisch ausschnallen, da hort ich Euch zwei-, dreimal.

Gotz . Geh! bring ihm seinen Panzer wieder und sag ihm, er soll bereit sein, soll nach den Pferden sehen.

Georg . Die hab ich recht ausgefuttert und wieder aufgezaumt. Ihr konnt aufsitzen, wann Ihr wollt.

Gotz . Bring mir einen Krug Wein, gib Hansen auch ein Glas, sag ihm, er soll munter sein, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick, meine Kundschafter sollen zuruckkommen.

Georg . Ach gestrenger Herr!

Gotz . Was hast du?

Georg . Darf ich nicht mit?

Gotz . Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und Fuhren wegnehmen.

Georg . Ein andermal, das habt Ihr schon oft gesagt. O diesmal! diesmal! Ich will nur hintendreinlaufen, nur auf der Seite lauern. Ich will Euch die verschossenen Bolzen wiederholen.

Gotz . Das nachstemal, Georg. Du sollst erst ein Wams haben, eine Blechhaube und einen Spie?.

Georg . Nehmt mich mit! War ich letzt dabei gewesen, Ihr hattet die Armbrust nicht verloren.

Gotz . Wei?t du das?

Georg . Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fu?knechten hob sie auf; weg war sie! Gelt ich wei??

Gotz . Erzahlen dir das meine Knechte?

Georg . Wohl. Dafur pfeif ich ihnen auch, wann wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen und lerne sie allerlei lustige Lieder.

Gotz . Du bist ein braver Junge.

Georg . Nehmt mich mit, da? ich's zeigen kann!

Gotz . Das nachstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die kunftigen Zeiten brauchen auch Manner. Ich sage dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fursten werden ihre Schatze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Kura? wieder und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Monch! Wo kommt der noch her?

(Bruder Martin kommt.)

Gotz . Ehrwurdiger Vater, guten Abend! woher so spat? Mann der heiligen Ruhe, Ihr beschamt viel Ritter.

Martin . Dank Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demutiger Bruder, wenn's ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hor ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.

Gotz . Ihr seid mude, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

Martin . Fur mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.

Gotz . Ist das Euer Gelubde?

Martin . Nein, gnadiger Herr, es ist nicht wider mein Gelubde, Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelubde ist, so trinke ich keinen Wein.

Gotz . Wie versteht Ihr das?

Martin . Wohl Euch, da? Ihr's nicht versteht. Essen und trinken, mein ich, ist des Menschen Leben.

Gotz . Wohl!

Martin . Wenn Ihr gegessen und getrunken habt, seid Ihr wie neu geboren; seid starker, mutiger, geschickter zu Euerm Geschaft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn Ihr Wein getrunken habt, seid Ihr alles doppelt, was Ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausfuhrend.

Gotz . Wie ich ihn, trinke, ist es wahr.

Martin . Davon red ich auch. Aber wir —

(Georg mit Wasser.)

Gotz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde, ob du nicht Pferde kommen horst, und sei gleich wieder hier.

Martin . Aber wir, wenn wir gegessen und getrunken haben, sind wir grad das Gegenteil von dem, was wir sein sollen. Unsere schlafrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem Magen, und in der Schwache einer uberfullten Ruhe erzeugen sich Begierden, die ihrer Mutter leicht uber den Kopf wachsen.

Gotz . Ein Glas, Bruder Martin, wird Euch nicht im Schlaf storen. Ihr seid heute viel gegangen. (Bringt's ihm.) Alle Streiter!

Martin . In Gottes Namen! (Sie sto?en an.) Ich kann die mu?igen Leute nicht ausstehen; und doch kann ich nicht sagen, da? alle Monche mu?ig sind; sie tun, was sie konnen. Da komm ich von St. Veit, wo ich die letzte Nacht schlief. Der Prior fuhrte mich in den Garten; das ist nun ihr Bienenkorb. Vortrefflicher Salat! Kohl nach Herzens Lust! und besonders Blumenkohl und Artischocken, wie keine in Europa!

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