Froschzauber - Busby Cecilia - Страница 16
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Max hockte sich vor das fast heruntergebrannte Feuer. Er wog die kleine blaue Flasche mit dem Froschzauber in der Hand und dachte angestrengt nach. Wenn er sich und Carl in Frosche verwandelte, standen ihre Chancen zu entkommen nicht schlecht. Und sobald Merlin hier ware, konnte der sie sofort zuruckverwandeln. FallsMerlin kame. Aber es bestand auch die Moglichkeit, dass Lady Morgana sie erwischen wurde. In diesem Fall wollte Max lieber kein Frosch sein.
Die Alternative war, Sir Richard und Lady Morgana in Frosche zu verwandeln, sobald sie hier waren. Aber Max war blo? ein elf Jahre alter Zauberlehrling und Lady Morgana die machtigste Zauberin im ganzen Land. Es konnte gut sein, dass der Froschzauber bei ihr gar nicht wirkte. Vielleicht wurde sie ihn auch einfach in der Luft abfangen und zuruckschleudern.
Max sah wieder ihre blassblauen Augen vor sich, horte ihre honigweiche Stimme, ihr eisiges, klirrendes Lachen und erschauderte. Dann allerdings fiel ihm ein, wie er beim letzten Mal zu seinem Vater gegangen war und ihn gebeten hatte, kein Ritter werden zu mussen, weil er beim Schwertspiel so eine Niete war.
»Ein Ritter zu sein, bedeutet nicht, gut mit dem Schwert umgehen zu konnen«, hatte Sir Bertram gesagt, ihn an den Schultern gefasst und ihm tief in die Augen geschaut. »Ein Ritter zu sein, bedeutet, sich seinen Angsten zu stellen, fur andere einzustehen, selbst wenn man Angst hat, und sein Bestes zu geben, selbst wenn man glaubt, dass es nicht reicht. Auch Zauberer mussen zuerst und vor allem Ritter sein. Und ich wei?, dass du ein guter Ritter sein kannst, Max. Ich wei?, dass es in dir steckt.«
Dann hatte er ihm so fest auf die Schulter geklopft, dass Max beinahe umgefallen ware, und ihn aufgefordert, »da raus« zu gehen und »ihnen die Holle hei?« zu machen. Also war Max mit den allerbesten Vorsatzen wieder auf sein Pferd geklettert und hatte der Strohpuppe mit einem einzigen gewaltigen Hieb bestimmt den Kopf abgeschlagen, hatte sein Pferd nicht in der letzten Sekunde gescheut und Max in den Dreck geworfen.
Max lachelte, als er sich an dieses Gesprach erinnerte. Er wusste, was sein Vater jetzt sagen wurde. Max seufzte und suchte sich ein Versteck ganz in der Nahe der Huttentur.
»Es ist mir ein Ratsel, wo Adrian steckt«, entschuldigte sich Sir Richard. Unter seinem schweren Reitmantel war er schwei?gebadet. Dieser verflixte Junge! Wo war er blo?? Und wo waren die Pferde? Hatten sie es uberhaupt durch den Wald geschafft?
»Der Plan erscheint mir nicht gerade – ausgeklugelt, Sir Richard«, sagte Lady Morgana mit ihrer leisen, weichen Stimme. »Aber wie auch immer, ich bin sicher, sie treffen in Kurze ein. Wollen wir vielleicht in der Hutte warten?«
»Selbstverstandlich, Mylady, eine ausgezeichnete Idee. Erlauben Sie, dass ich Ihren Arm nehme?«
Ihren Arm!, dachte Sir Richard, hin und weg. Er! Er hakte die machtigste Frau im ganzen Konigreich unter! Wei? Gott, er war auf dem Weg nach oben! Er gluckste vor Wonne, und Arm in Arm traten die beiden uber die Schwelle.
Kaum hatte Sir Richard Adrian gefesselt und geknebelt auf dem Steinfu?boden der Hutte entdeckt, traf ihn ein schmieriger blauer Spritzer mitten im Gesicht. Ihm kam es vor, als finge der Raum plotzlich an zu beben. Und dann war er selbst auf einmal viel kleiner als sonst. Und gleich neben ihm hockte ein ungewohnlich gro?er, giftgruner, dunkelbraun gesprenkelter Frosch, der wutender guckte, als Sir Richard je einen Frosch hatte gucken sehen. Eine Sekunde spater machte es Plopp! – und der Frosch war verschwunden.
»Puh!«, sagte Max und setzte sich auf den Huttenboden. »Ich bin froh, dass das vorbei ist.«
Der ubrig gebliebene Frosch, schmutzig braun mit orangefarbenen Punkten, quakte vorwurfsvoll.
»Max Pendragon«, sagte er mit tiefer Froschstimme. »Du enttauschst mich zutiefst. Ehrbare Leute einfach so in Frosche zu verwandeln! Ich glaube, ich muss ein Wortchen mit deinem Vater reden. Verwandele mich augenblicklich zuruck!«
»Wohl kaum«, murmelte Max. Er hob den Frosch hoch und steckte ihn in die Gurteltasche, wo er ihn nicht mehr quaken horte. Dann wandte er sich dem Prinzen zu.
»Sieht so aus, als waren wir in Sicherheit, Hoheit. Jetzt mussen wir nur noch auf Merlin warten.«
»Das war genial«, sagte Carl mit gro?en Augen.
Max grinste. »Ja, das war ziemlich cool, oder?«, sagte er glucklich. Als Merlin und die anderen die Hutte im Wald erreichten, hatte Max bereits Brennholz gesammelt. Das Feuer loderte und im Kessel kochelte gewurzter Apfelsaft. Max und Carl sa?en davor, vertilgten die Reste von Adrians Proviant und erzahlten sich dumme Witze.
»So, so«, sagte Merlin, als er hereinkam. »Wie es aussieht, kommen wir zu spat. Ihr habt euch ganz offensichtlich selbst gerettet.«
»Max war toll!«, rief Carl, sprang auf und wankte zu Merlin hinuber, um ihn zu umarmen. Er war immer noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Doch der Zauber lie? jetzt stetig nach. »Er hat dem gro?en Jungen eine verpasst und dann hat er die Erwachsenen in Frosche verwandelt! Er ist ein richtig guter Zauberer, Merlin! Noch besser als du!«
Max musste schlucken und lief rosarot an. Doch es blieb keine Zeit, Carl zu widersprechen.
Olivia sturzte sich auf ihn und druckte ihn fest und Grimm knabberte liebevoll an seinem Knochel. Unterdessen flatterte Adolphus uber ihren Kopfen herum und brachte vor lauter Aufregung Flugel und Fu?e durcheinander.
»Du bist heil, Max, du bist heil! Ich bin ja so froh! Wir hatten ja uberhaupt keine Ahnung!«, platzte Olivia atemlos heraus. »Nicht zu fassen, dass du Sir Richard und sie erledigt hast. Du musst dich schrecklich gefurchtet haben!«
»Och, das war doch gar nichts«, sagte Max lassig. Aber dann traf ihn Merlins grauer, stechender Blick, und er beschloss, lieber doch bei der Wahrheit zu bleiben. »Aber ehrlich gesagt, ich hatte schon ziemlich Angst.«
»Und das war auch besser so«, sagte Merlin. »Morgana le Fay ist eine au?erordentlich machtige und gefahrliche Zauberin. Du hast gro?es Geschick bewiesen. Ich vermute, sie ist – ah – verschwunden, nachdem du sie verwandelt hast?«
»Ja, es gab so eine Art Plopp! Und dann war sie weg. Aber Sir Richard habe ich in der Gurteltasche.«
Merlin klopfte Max auf die Schulter und lachte ein so warmes, ansteckendes Lachen, dass sie alle mitlachen mussten.
»Gut gemacht, Max, ehrlich! Ein ganz besonderer Zauber. Du hast echten Mut bewiesen. Es braucht eine ganz besondere Art von Magie, einen Froschzaubertrank zu brauen. Sehr selten und hochst ungewohnlich. Und ich bin froh, dass dieses Talent mit einem gro?en Herzen und jeder Menge Mut einhergeht. Aus dir wird einmal ein ordentlicher Zauberer werden, Junge. Ein sehr ordentlicher sogar.«
Max wurde von so viel Lob ganz warm ums Herz. Doch als er zu diesem gro?en, ehrfurchtsvollen Ritter aufsah, der so ganz anders war als der Merlin, den er sich vorgestellt hatte, war ihm klar, dass er ehrlich sein musste.
»Also eigentlich«, sagte er, »habe ich den Froschzauber nicht richtig erfunden. Es war eher ein Unfall … Und Adrian habe ich auch eher zufallig umgehauen. Und als ich den Trank auf Lady Morgana geschuttet habe, hatte ich die Augen zu. Wenn ich sie offen gehabt hatte, hatte ich wahrscheinlich nicht getroffen.«
Merlin sah Max ernst an.
Dann lachelte er.
»Max – du bist sehr ehrlich. Aber es sind nicht nur die Zutaten, die einen Froschzauber ausmachen. Es mag mit einem Unfall angefangen haben, doch nur eine machtige Magie lasst ihn wirken. Und auch wenn du den jungen Herrn oder Mylady mithilfe von etwas Gluck geschlagen hast, so hast du dich ihnen dennoch entgegengestellt. Dazu braucht es eine gehorige Portion Mut. Ich glaube, dass du uber eine ganz besondere Art Magie verfugst und ein gro?es Herz hast, Max Pendragon. Deinen nachsten ›Unfall‹ werde ich mit gro?em Interesse verfolgen.«
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