Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus - Страница 37
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»Riechst du was?«
Harry schnuffelte und ein ubler Gestank drang ihm in die Nase, eine Mischung aus getragenen Socken und der Sorte offentlicher Toiletten, die niemand je zu putzen scheint.
Und dann horten sie es – ein leises Grunzen und das Schleifen gigantischer Fu?e. Ron deutete nach links – vom Ende eines Ganges her bewegte sich etwas Riesiges auf sie zu. Sie drangten sich in die Dunkelheit der Schatten und sahen, wie das Etwas in einem Fleck Mondlicht Gestalt annahm.
Es war ein furchterlicher Anblick. Uber drei Meter hoch, die Haut ein fahles, granitenes Grau, der gro?e, plumpe Korper wie ein Findling, auf den man einen kleinen, kokosnu?artigen Glatzkopf gesetzt hatte. Das Wesen hatte kurze Beine, dick wie Baumstamme, mit flachen, verhornten Fu?en. Der Gestank, den es ausstromte, verschlug einem den Atem. Es hielt eine riesige holzerne Keule in der Hand, die, wegen seiner langen Arme, auf dem Boden entlangschleifte.
Der Troll machte an einer Tur Halt, offnete sie einen Spalt breit und linste hinein. Er wackelte mit den langen Ohren, fa?te dann in seinem kleinen Hirn einen Entschlu? und schlurfte gemachlich in den Raum hinein.
»Der Schlussel steckt«, flusterte Harry,»Wir konnten ihn einschlie?en.«
»Gute Idee«, sagte Ron nervos.
Sie schlichen die Wand entlang zu der offenen Tur, Mit trockenen Mundern, betend, da? der Troll nicht gleich wieder herauskam. Harry machte einen gro?en Satz und schaffte es, die Klinke zu packen, die Tur zuzuschlagen und sie abzuschlie?en.
ja!«
Mit Siegesrote auf den Gesichtern rannten sie los, den Gang zuruck, doch als sie die Ecke erreichten, horten sie etwas, das ihre Herzen stillstehen lie? – einen schrillen, panischen Entsetzensschrei – und er kam aus dem Raum, den sie gerade abgeschlossen hatten.
»O nein«, sagte Ron, bla? wie der Blutige Baron.
»Es ist das Madchenklo!«, keuchte Harry.
»Hermine!«,japsten sie einstimmig.
Es war das Letzte, was sie tun wollten, doch hatten sie eine Wahl? Sie machten auf dem Absatz kehrt, rannten zuruck zur Tur, drehten, zitternd vor Panik, den Schlussel herum – Harry stie? die Tur auf und sie sturzten hinein.
Hermine Granger stand mit zitternden Knien an die Wand gedruckt da und sah aus, als ob sie gleich in Ohnmacht fallen wurde. Der Troll, links und rechts die Waschbecken herunterschlagend, schlurfte langsam auf sie zu.
»Wir mussen ihn ablenken!«, sagte Harry verzweifelt zu Ron, griff nach einem auf dem Boden liegenden Wasserhahn und warf ihn mit aller Kraft gegen die Wand.
Der Troll hielt ein paar Meter vor Hermine inne. Schwerfallig drehte er sich um und blinzelte dumpf, um zu sehen, was diesen Larm gemacht hatte. Die bosen kleinen Augen erblickten Harry. Er zogerte kurz und ging dann, die Keule emporhebend, auf Harry los.
»He, du, Erbsenhirn! «, schrie Ron von der anderen Seite des Raums und warf ein Metallrohr nach ihm. Der Troll schien nicht einmal Notiz davon zu nehmen, da? das Rohr seine Schulter traf, doch er horte den Schrei, hielt erneut inne und wandte seine ha?liche Schnauze nun Ron zu, was Harry die Zeit gab, um ihn herumzurennen.
»Schnell, lauf, lauf«, rief Harry Hermine zu und versuchte sie zur Tur zu zerren, doch sie konnte sich nicht bewegen. Immer noch stand sie flach gegen die Wand gedruckt, mit vor Entsetzen weit offenem Mund.
Die Schreie und deren Echo schienen den Troll zur Raserei zu bringen. Mit einem dumpfen Rohren ging er auf Ron los, der ihm am nachsten stand und keinen Ausweg hatte.
Harry tat nun etwas, das sehr mutig und sehr dumm zugleich war: mit einem machtigen Satz sprang er auf den Rucken des Trolls und klammerte die Arme um seinen Hals. Der Troll spurte zwar nicht, da? Harry auf seinem Rucken hing, doch selbst ein Troll bemerkt, wenn man ihm ein langes Stuck Holz in die Nase steckt, und Harry hatte seinen Zauberstab noch in der Hand gehabt, als er sprang – der war ohne weiteres in eines der Nasenlocher des Trolls hineingeflutscht.
Der Troll heulte vor Schmerz, zuckte und schlug mit der Keule wild um sich, und Harry, in Todesgefahr, klammerte sich noch immer auf seinem Rucken fest; gleich wurde der Troll ihn herunterrei?en oder ihm einen schrecklichen Schlag mit der Keule versetzen.
Hermine war vor Angst zu Boden gesunken. jetzt zog Ron seinen eigenen Zauberstab hervor – er wu?te zwar nicht, was er tat, doch er horte, wie er den ersten Zauberspruch rief der ihm in den Sinn kam:»Wingardium Leviosa!«
Die Keule flog plotzlich aus der Hand des Trolls, stieg hoch, hoch in die Luft, drehte sich langsam um – und krachte mit einem scheu?lichen Splittern auf den Kopf ihres Besitzers. Der Troll wankte kurz im Kreis und fiel dann flach auf die Schnauze, mit einem dumpfen Schlag, der den ganzen Raum erschutterte.
Zitternd und um Atem ringend richtete sich Harry auf Ron stand immer noch mit erhobenem Zauberstab da und starrte auf das, was er angestellt hatte.
Hermine machte als Erste den Mund auf
»Ist er – tot?«
»Glaub ich nicht«, sagte Harry. »Ich denke, er ist k. o.«
Er buckte sich und zog den Zauberstab aus der Nase des Trolls. Er war beschmiert mit etwas, das aussah wie klumpiger grauer Kleber.
»Uaaah, Troll-Popel.«
Er wischte ihn an der Hose des Trolls ab.
Ein plotzliches Turschlagen und laute Schritte lie?en die drei aufhorchen. Sie hatten nicht bemerkt, was fur einen Hollenlarm sie veranstaltet hatten, doch naturlich mu?te unten jemand das Rohren des Trolls und das Krachen gehort haben. Einen Augenblick spater kam Professor McGonagall hereingesturmt, dicht gefolgt von Snape, mit Quirrell als Nachhut. Quirrell warf einen Blick auf den Troll, gab eine schwaches Wimmern von sich, griff sich ans Herz und lie? sich schnell auf einem der Toilettensitze nieder.
Snape beugte sich uber den Troll. Professor McGonagall blickte Ron und Harry an. Noch nie hatte Harry sie so wutend gesehen. Ihre Lippen waren wei?. Seine Hoffnungen, funfzig Punkte fur Gryffindor zu gewinnen, schmolzen rasch dahin.
»Was zum Teufel habt ihr euch eigentlich gedacht?«, fragte Professor McGonagall mit kalter Wut in der Stimme. Harry sah Ron an, der immer noch mit erhobenem Zauberstab dastand. »Ihr konnt von Gluck reden, da? ihr noch am Leben seid. Warum seid ihr nicht in eurem Schlafsaal?«
Snape versetzte Harry einen raschen, aber durchdringenden Blick. Harry sah zu Boden. Er wunschte, Ron wurde den Zauberstab sinken lassen.
Dann drang eine leise Stimme aus dem Schatten.
»Bitte, Professor McGonagall, sie haben nach mir gesucht.«
»Miss Granger?«
Hermine schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen.
»Ich bin dem Troll nachgelaufen, weil ich – ich dachte, ich konnte allein mit ihm fertig werden. Sie wissen ja, weil ich alles uber Trolle gelesen habe.«
Ron lie? seinen Zauberstab sinken. Hermine Granger erzahlte ihrer Lehrerin eine glatte Luge?
»Wenn sie mich nicht gefunden hatten, ware ich jetzt tot.« Harry hat ihm seinen Zauberstab in die Nase gesto?en und Ron hat ihn mit seiner eigenen Keule erledigt. Sie hatten keine Zeit, jemanden zu holen. Er wollte mich gerade umbringen, als sie kamen.«
Harry und Ron versuchten auszusehen, als ob ihnen diese Geschichte keineswegs neu ware.
»Na, wenn das so ist… «, sagte Professor McGonagall und blickte sie alle drei streng an. »Miss Granger, Sie dummes Madchen, wie konnten Sie glauben, es allein mit einem Bergtroll aufnehmen zu konnen?«
Hermine lie? den Kopf hangen. Harry war sprachlos. Hermine war die Letzte, die etwas tun wurde, was gegen die Regeln verstie?, und da stellte sie sich hin und behauptete ebendies, nur um ihm und Ron aus der Patsche zu helfen. Es war, als wurde Snape plotzlich Su?igkeiten verteilen.
»Miss Granger, dafur werden Gryffindor funf Punkte abgezogen«, sagte Professor McGonagall. »Ich bin sehr enttauscht von Ihnen. Wenn Sie nicht verletzt sind, gehen Sie jetzt besser hinauf in den Gryffindor-Turm. Die Schuler beenden das Festmahl in ihren Hausern.«
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