Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 38
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Bolitho verbarg seinen Grimm, jetzt, da er die Gefahr erkannt hatte.»Wollen hoffen, da? es wirklich nur ein Ausflug gewesen ist.»
Eine Kutsche brachte sie unter Bewachung das kurze Stuck zur Mole, wo die Gig wartete. Inskip wickelte sich in seinen Mantel, nickte dem danischen Kapitan kurz zu und setzte sich ins Heck, offensichtlich noch in Gedanken bei dem, was ihm Haarder mitgeteilt und was er verschwiegen hatte.
Bolitho sah zu, wie das Gepack verstaut wurde. Die regenverhangene Stadt wirkte mit ihren grunen Turmen und schonen Giebeln wie ein Aquarell, dessen Farben im Regen verliefen. Catherine hatte den Anblick gemocht. Der Kommandant beobachtete ihn. War es nur Neugier auf den seit Nelsons Tod jungsten Vizeadmiral der Royal Navy? Oder sollte er verhindern, da? Bolitho Kontakt zu Leuten an Land aufnahm?
«Ich wunsche Ihnen eine gute Heimreise, Sir Richard. Werden wir uns wiedersehen?»
Nein, dieser Kapitan ahnte sicher nicht, warum man sie hatte so lange warten lassen.»Hoffentlich in friedlicheren Zeiten, Captain Pedersen. «Damit kletterte er ins Boot.
Die Passagiere schwiegen wahrend der kurzen Uberfahrt, man horte nur die Kommandos des Bootsfuhrers. Ein Wachboot ruderte vorbei, der Leutnant gru?te. Alles geschah nach Vorschrift, ganz wie im Frieden. Dabei war Bolitho fast sicher, da? er nachstes Mal Captain Pedersen uber den Mundungen ausgerannter Kanonen wiedersehen wurde, kurz vor einer Breitseite.
Kapitan Poland und seine Offiziere begru?ten die Ankommlinge erleichtert an Bord der Truculent. In einem eiskalten Regenschauer loste sich die danische Gig von ihren Gro?rusten und verschwand.
«Bitte gehen Sie sofort ankerauf, Kapitan Poland«, befahl Bolitho.»Die Dryaden wird uns zwar durch den Belt begleiten, aber die Truculent ist schneller. Sobald wir die Enge hinter uns haben, mu? die Truculent so schnell sein wie damals auf der Reise nach Kapstadt. «Wenn Poland ihn doch blo? nicht so anstarren wollte!» Ich erklare Ihnen alles spater genauer, aber ich furchte, wir werden bald kampfen mussen.»
Poland fuhr hoch.»Naturlich, Sir Richard!«Sein Blick suchte den Ersten Offizier.»Wenn es zum Kampf kommt, wird mein Schiff Sie nicht enttauschen. «Doch da hatte der Vizeadmiral ihn bereits verlassen. In der Achterkajute ging Bolitho sofort zur Seekarte. Wassertropfen aus Haar und Mantel fielen auf das Papier. Das Ankerspill klickte, am Vorschiff sang ein Shantymann, Wasser gurgelte um das Ruder. Das Schiff erzitterte. Gleich mu?te Poland den Anker frei haben. Er wurde das Schiff sicher aus dem Hafen und dem Belt fuhren.
Das andere war dann nicht mehr seine Sache. Bolitho beugte sich uber die Karte.
Eine Hand auf der Schulter weckte ihn. Sein Flaggleutnant stand neben der Koje, eine Lampe in der Hand, das Gesicht regennass.»Erstes Tageslicht, Sir Richard. Sie wollten geweckt werden. «Jenour schluckte und schlug die Hand vor den Mund.»Mir ist schlecht…»
Bolitho horte das Tosen von Wind und Wellen, das Stohnen und Knarren des Holzes. Die Fregatte kampfte sich durch einen ausgewachsenen Sturm. Er horte jemanden stohnen, wahrscheinlich
Inskip nebenan. Jetzt sah er auch Alldays Gestalt im Hintergrund der Kajute, schrag geneigt wie ein Baum im Wind. Er naherte sich mit einem halbvollen Becher Kaffee.»Der letzte fur lange Zeit, Sir Richard. Die Kombuse steht unter Wasser. «Dann sah er Jenour an und spottete:»Sie brauchen wohl ein Stuck Speck am Faden?«Jenour verschwand eiligst.
Bolitho trank den hei?en Kaffee in kleinen Schlucken.»Was liegt an?»
Allday fand Halt an einem Deckenbalken.»Wir laufen noch immer unter gerefften Marssegeln und Kluver. Der Kommandant wollte nicht Segel kurzen, bis ihm das Gro?bramsegel in Streifen davonflog. Der Master sagt, der Dane hat jetzt abgedreht.»
Bolitho glitt aus der Koje, und Allday nahm die Blenden von der Lampe, als er sich uber die Karte beugte. Poland machte gute Fahrt trotz des schlechten Wetters, das sie hinter der Enge erwartet hatte. Die Truculent stand jetzt im nordlichen Kattegat und wurde bald halsen, um mit Sudwestkurs durchs Skagerrak in die Nordsee zu laufen, sich freizusegeln von der Kuste und den Fischern, die sich bei diesem Hundewetter immer noch hinaus wagten.
«Der Wind hat seit der ersten Wache gedreht«, berichtete Allday weiter.»Jetzt haben wir einen steifen Nordost, direkt vom Nordpol und stark genug, um jede Spiere zu brechen. «Er half Bolitho in den schweren Olmantel.
Oben an Deck klammerten sie sich beide an einen Neunpfunder. Allday spurte in der bei?enden Kalte plotzlich seine alte Wunde, sie schmerzte wie ein frischer Schnitt quer uber die Brust. Bolitho streckte ihm den Arm hin.»Halt dich fest!»
Der Schmerz verebbte.»Schei?wunde«, knirschte Allday und versuchte ein grimmiges Lacheln.»Piesackt mich, wann sie will, ohne da? man's vorher ahnt.»
«Du kennst meinen Vorschlag«, antwortete Bolitho,»er gilt immer noch. Du kannst dich jederzeit in Falmouth zur Ruhe setzen. «Er merkte, wie Allday seine Krafte sammelte.»Du hattest es jedenfalls langst verdient nach allem, was du fur dein Land getan hast. Und fur mich.»
Allday wartete, bis das Deck sich wieder hob.»Und dann, Sir Richard? Soll ich in der Kneipe rumhangen und Garn spinnen wie die anderen Teerjacken? Oder den Schafhirten spielen? Vielleicht eine reiche Witwe heiraten? Von denen gibt's ja genug nach zwolf
Jahren Krieg.»
Bolitho gab es auf. Es hatte keinen Sinn, Allday uberzeugen zu wollen. Au?erdem raubte ihm der Wind fast den Atem. Beide Wachen waren an Deck, reagierten auf die Kommandofetzen und schlitterten durchs Wasser, das die Seitendecks spulte.
Poland hielt sich an der Achterreling fest.»Tut mir leid, Sir Richard, da? Sie so unsanft geweckt wurden.»
Bolitho lachelte.»Das Wetter kann man Ihnen wirklich nicht anlasten. «Hatte Poland das uberhaupt gehort? Lauter fragte er:»Wo stehen wir jetzt?»
Poland deutete nach Lee voraus.»Da liegt Kap Skagen. In einer halben Stunde halsen wir. «Seine Stimme war rauh vom Befehlen in der sturmischen Nacht.»Wir haben kaum eine Stunde verloren.»
Bolitho nickte.»Ich wei?. Sie fuhren das Schiff sehr gut.»
«Die Dryaden hat in der Nacht eine Marsrah verloren und ihren Besan«, sagte Poland zufrieden.»Die sehen wir so bald nicht wieder.»
Bolitho fror. Gut, da? er wenigstens seinen Morgenkaffee getrunken hatte, den letzten fur lange Zeit, wenn Allday recht behielt.
Die danische Fregatte war also au?er Sicht, allenfalls noch vom Masttopp aus zu entdecken. Aber wer mochte bei diesem Sturm da oben Ausguck gehen?
Poland rief etwas, als vier Manner an ihm vorbeirannten, um die Gig festzuzurren, die sich loszurei?en drohte. Sie wateten hufttief durch das eiskalte Wasser und schienen im nachsten Augenblick hoher zu sein als das Achterdeck.
«Drei Manner liegen unten mit Verletzungen«, rief Poland Bolitho zu.»Keine Druckeberger, der Schiffsarzt hat mir das bestatigt!»
Bolitho duckte sich vor einem Schwall Gischt. Das war wieder mal typisch Poland, dachte er und rief:»Wenn wir erst aus dem Skagerrak sind, hilft uns dieser Wind sehr. «Poland nickte, ohne ihn zu verstehen.»Uber die Nordsee wird uns jemand begleiten. Sie konnen dann die Segel kurzen, eventuelle Reparaturen ausfuhren und das Feuer in der Kombuse wieder anzunden lassen.»
Poland war keineswegs uberrascht, da? Bolitho von dem geloschten Herdfeuer wu?te.»Sie haben sicher die Zest hierher befohlen, nicht wahr?»
Bolitho nickte. Es war gut, da? er fur diesen Fall vorgesorgt und Varian mit der Zest vors Skagerrak beordert hatte. Falls seine Annahme nicht stimmte, hatte er nichts verloren. Doch wenn sie stimmte.
«An Deck! Der Dane dreht ab!»
Poland bewegte sich mit der Leichtigkeit des erfahrenen Seemanns, als eine gewaltige See die Truculent vorn anhob, sie steil klettern und dann schnell ins Tal gleiten lie?. Kalter, bei?ender Gischt spruhte auf. Bolitho trat an die Seitenreling und suchte mit zusammengekniffenen Augen die Kimm an Backbord ab. Da lag der Schimmer von Land, naher als zwei Meilen. Poland lief so hoch er konnte, um Skagen sicher zu runden.
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