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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 43


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Bolitho beherrschte sich mit Muhe.»Ich bleibe bis morgen in Brownes Haus und denke daruber nach.»

Sie nickte mit leuchtenden Augen.»Verstehe. Ich kenne deine Stimmungen. Aber morgen werden wir einen neuen Anfang machen. Ich vergebe dir, und du mu?t versuchen zu vergessen. Du darfst doch wegen einer momentanen Leidenschaft nicht den guten Namen deiner Familie aufs Spiel setzen. Wir haben uns im Bosen getrennt, ich wei?, auch da? ich einen Teil der Schuld trage.»

Sie ging mit ihm durch die Halle. Die ganze Zeit hatten sie einander nicht beruhrt, geschweige denn umarmt.

Belinda fragte noch:»Ist mit dir alles in Ordnung? Fuhlst du dich wohl? Ich horte, du warst krank gewesen.»

Er nahm seinen Hut von der Dienerin, die ihn offenen Mundes ansah.»Ich bin wohlauf, danke.»

Dann wandte er sich ab und ging auf den Platz hinaus, wahrend die Tur hinter ihm ins Schlo? fiel.

Wie konnte er zu Godschales Dinner gehen und so tun, als ob nichts geschehen ware? Selbst wenn er Catherine niemals wiedersah, wurde er sie und das, was sie fur ihn getan hatte, nie vergessen.

«Ich kann nicht glauben, da? sie vor mir geflohen ist!«Die Worte kamen laut uber seine Lippen, aber er bemerkte nicht einmal, da? sich zwei Passanten nach ihm umdrehten.

Allday begru?te ihn mude.»Nichts Neues, Sir Richard. «Bolitho warf sich in einen Stuhl.»Bring mir was zu trinken.«»Einen schonen kuhlen Wei?wein?«»Nein, diesmal was Starkes — Brandy.»

Er leerte zwei Glaser. Sie warmten ihn und glatteten seine Gefuhle.»Teufel nochmal, ich bin ratlos.»

Allday runzelte die Stirn, fullte aber nach. Trinken war die beste Methode, Kummer zu vergessen. Er sah sich um. Und die See. Davon verstand er was.

Bolithos Kopf sank auf die Brust, das leere Glas entfiel unbeachtet seiner Hand.

Sein Traum kam sehr plotzlich und war ungewohnlich klar: Catherine klammerte sich mit blo?en Brusten an ihn, wahrend man sie ihm entri?. Ihr Schrei bohrte sich wie hei?er Stahl in sein Hirn. Er erwachte mit einem Ruck und sah, da? Allday gerade seinen Arm loslie? und ihn betroffen ansah. Bolitho japste:»Ich… Tut mir leid. Es war ein Alptraum. «Im Raum war es dunkler geworden.»Wie lange bin ich schon hier?»

Allday ma? ihn kritisch.»Tut jetzt nichts zur Sache, mit Verlaub. «Sein Daumen wies zur Tur.»Da is' jemand drau?en, der Sie sprechen mochte. Will mit keinem anderen reden.»

Bolithos Kopf wurde allmahlich klar.»Reden woruber? Aber egal, bring ihn rein«, fugte er hinzu.

Er stand auf und sah sein derangiertes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Verlor er noch den Verstand? Allday schmollte.»Er konnte auch blo? ein Bettler sein.«»Hol ihn!»

Er horte Allday durch den Flur gehen und dazu einen seltsam arhythmischen Schritt, der ihn an einen alten Freund denken lie?, zu dem er den Kontakt verloren hatte. Aber dieser von Allday hereingeschobene Mann war weder ein Bekannter, noch war seine abgetragene Uniform ihm vertraut.

Der Besucher nahm seinen altmodischen Dreispitz ab und enthullte unordentliches, ergrauendes Haar. Er ging sehr gebeugt, was wohl von seinem Holzbein herruhrte.

Bolitho fragte:»Was kann ich fur Sie tun? Ich bin…»

Der Mann plierte ihn an und nickte mit Nachdruck.»Ich wei?, wer Sie sind, Sir.»

Er sprach mit schwachem Westkustenakzent, und die Art, wie er gru?end seine Stirn beruhrte, wies ihn als alten Seemann aus. Aber die Uniform mit den einfachen Messingknopfen hatte Bolitho nie zuvor gesehen.

Er machte eine einladende Bewegung.»Mochten Sie sich nicht setzen? Allday, ein Glas fur… Wie darf ich Sie nennen?»

Der Mann balancierte verlegen auf einem Stuhl.»Sie werden sich nicht mehr erinnern, Sir, aber mein Name ist Vanzell.»

Allday fuhr auf.»Bei Gott, er ist es!«Er starrte dem Einbeinigen ins Gesicht.»Geschutzfuhrer auf der Phalarope!»

Bolitho griff nach einer Stuhllehne und ordnete seine abschweifenden Gedanken. Es war so lange her. Und trotzdem konnte er nicht verstehen, warum er den Mann namens Vanzell nicht erkannt hatte. Er stammte aus Devon wie Yovell. Das lag nun uber zwanzig Jahre zuruck, damals war er noch ein Juniorkapitan gewesen, wie es Adam nun bald sein wurde.

Das Gefecht bei den Saintes hatte Godschale als sentimentale Erinnerung abgetan. Nicht so Bolitho. Er sah die durchbrochene Schlachtlinie noch wie heute, horte wieder das Brullen der

Kanonen, in deren Feuer viele gute Manner fielen und starben. Einschlie?lich seines ersten Bootsfuhrers, Stockdale, den es traf, als er ihn deckte. Er blickte Allday an, in dessen Gesicht sich die gleichen Empfindungen spiegelten. Auch er war dabei gewesen, als ein Gepre?ter.

Vanzell freute es, da? man ihn wiedererkannte.»Ich verga? niemals, wie Sie mir und der Frau geholfen haben«, fuhr er fort,»als ich abgemustert wurde, weil ich nur noch ein Bein hatte. Sie ha'm uns gerettet, Sir, das steht fest. «Er setzte sein Glas ab und schien einen Entschlu? zu fassen.»Dann hor' ich, da? Sie wieder in London sind. Also komm' ich und versuch zu vergelten, was Sie fur mich und meine Frau getan haben. Sie is' schon lang nicht mehr. Es gibt nur noch mich, aber ich kann nicht vergessen, wie die Schweine damals unsere Decks beharkten.»

Bolitho setzte sich wieder.»Wovon leben Sie jetzt?»

Hinter seiner Frage stand Sorge, denn er begriff: Dieser Mann mit seinem simplen Englisch, ein zerfetztes Stuck Vergangenheit, war angstlich. Aus irgendeinem Grunde hatte es ihn Uberwindung gekostet zu kommen.

Vanzell sagte:»Es bringt mich um meine Stellung, Sir. «Er dachte laut.»Sie wissen alle, da? ich unter Ihnen gedient habe. Sie werden es mir nie verzeihen, niemals nich'. «Er studierte Bolitho aufmerksam und rang sich durch.»Ich bin Gefangniswarter, Sir. Der Job war alles, was ich kriegen konnte. «Er seufzte.»Sie haben sonst keine Verwendung fur halbkaputte Teerjacken wie mich.»

Seine Hand zitterte, als ihm Allday noch ein Glas einschenkte. Dann erklarte er heiser:»Ich bin in Waites, Sir.»

«Was ist das?»

Allday sagte scharf:»Ein Frauengefangnis.»

Vanzell kippte das Glas mit einem Schluck.»Sie ham'se da. Ich wei? es, ich hab'se gesehen und hab' gehort, was die andern uber Sie beide erzahlten.»

Bolitho fuhlte, wie ihm das Blut zu Kopf stieg.

Catherine im Gefangnis? Das war doch unmoglich! Aber er mu?te es glauben. Der Mann sagte zu Allday:»Is'n schmutziger Ort, voller Abschaum. Schuldnerinnen un' Verruckte, ein Tollhaus, nich' zu glauben.»

Allday sah Bolitho an.»O ja, ich glaub' dir, Kamerad. «Bolitho drangte:»Sag der Haushalterin, ich brauche sofort eine Droschke. Wei?t du, wo dieses Waites liegt?«Allday verneinte.

«Ich fuhre Sie hin, Sir«, sagte Vanzell.

«Gut. «Bolithos Kopf war auf einmal so klar, als hatte man ihn mit eisigem Wasser ubergossen. Er fragte Vanzell:»Hatten Sie Lust, bei mir in Falmouth zu arbeiten? Es ist ein Hauschen dabei, ein oder zwei Veteranen von der Phalarope leben ebenfalls dort. Sie wurden sich wie zu Hause fuhlen.»

Er blickte beiseite, von Vanzells Dankbarkeit uberwaltigt.

Allday kam zuruck und reichte ihm den Umhang. Er hatte inzwischen seinen besten blauen Rock mit den goldenen Knopfen angezogen und trug ein Pistolenhalfter in der Hand. Nun betrachtete er Bolitho, der seinen Degen einhangte.»Es konnte trotzdem ein Irrtum sein, Sir Richard, eine Verwechslung.»

«Diesmal nicht, alter Freund. Bist du bereit?»

Allday wartete noch auf Vanzell, der sie zu einer schnellen Kutsche vor der Tur begleitete.

In Bolithos Ohr klangen immer wieder die gleichen Worte: nicht weggelaufen, eingesperrt, eingesperrt…

Das Frauengefangnis lag nordlich von London, und es war schon fast dunkel, als sie dort ankamen. Es war ein finsteres Gebaude, von hohen Mauern umgeben. Bei Tageslicht mu?te es noch zehnmal schlimmer aussehen. Bolitho kletterte aus der Kutsche und sagte zu Vanzell:»Warten Sie hier, Sie haben Ihren Teil getan.»

Er hammerte an ein schweres Tor, das nach langerer Pause wenige Zoll breit geoffnet wurde. Ein unrasierter Mann in der gleichen Uniform wie Vanzell beaugte sie mi?trauisch.

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