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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 4


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Nun war er hier und hatte, was er sich gewunscht hatte: Hyperion. Sie waren beinahe zusammen gestorben.

Yovell trat beiseite, sein rotbackiges Gesicht wurde wachsam.»Der Kommandant, Sir Richard.»

Haven kam herein, den Hut unterm Arm.»Schiff liegt vor Anker, Sir.»

Bolitho nickte. Er hatte Haven angewiesen, ihn nicht mit seinem Titel anzureden, es sei denn, die Etikette verlangte es. Die Kluft zwischen ihnen war ohnehin gro? genug.

«Ich komme.»

Ein Schatten verdunkelte die Tur, und Bolitho entging nicht der Anflug von Arger auf Havens Gesicht.

Doch Allday druckte sich am Flaggkapitan vorbei.»Die Barkasse liegt bereit, Sir Richard. «Nachdenklich betrachtete er die Degen in ihrer Halterung.»Den richtigen heute?»

Bolitho lachelte; Allday hatte zwar eigene Probleme, aber die behielt er fur sich. Bootssteurer? Ein echter Freund ware die bessere Bezeichnung fur ihn gewesen. Sicherlich mi?billigte es Haven, da? ein Untergebener kommen und gehen konnte, wie es ihm gefiel.

Allday beugte sich vor und schnallte Bolitho den alten Familiendegen um. Die Lederscheide war schon mehrmals erneuert worden, aber der verfarbte Griff war noch derselbe und die blanke, veraltete Klinge so scharf wie eh und je.

Bolitho tatschelte den Degen an seiner Hufte.»Noch ein guter Freund. «Ihre Augen trafen sich. Aller Einflu? seines Ranges zahlte nichts im Vergleich zu ihrer engen Bindung.

Haven war mittelgro?, fast untersetzt, mit lockigem rotblo ndem Haar. Erst Anfang der Drei?ig, hatte er doch schon das Aussehen eines seriosen Anwalts oder eines Kaufmanns in der Londoner City. Seine Miene druckte zuruckhaltende Erwartung aus. Bolitho hatte ihn gelegentlich in seiner Kajute aufgesucht und dort das kleine Portrat einer hubschen Frau mit lockigem Haar in einem Blumenkranz bewundert.

«Meine Frau«, hatte Haven entgegnet, aber in einem Tonfall, der weitere Fragen ausschlo?. Ein seltsamer Mann, dachte Bolitho. Doch das Schiff wurde von ihm geschickt gefuhrt, trotz der vielen neuen Leute und einer Uberzahl von Landratten. Es schien aber, da? auch dem Ersten viel Verdienst daran zukam.

Bolitho schritt durch die Tur, an dem strammstehenden Seesoldaten vorbei und in das glei?ende Sonnenlicht hinaus. Es war sonderbar, das Ruder verlassen und in Mittschiffsstellung festgelascht zu sehen. Auf See hatte Bolitho taglich seine einsamen Spaziergange an der Windseite des Achterdecks absolviert, hatte sein kleines Geleit und die dazugehorende Fregatte beobachtet, wahrend er uber die abgenutzten Planken schritt ohne nachzudenken, den Geschutztaljen und Ringbolzen automatisch ausweichend.

Augen sahen ihn vorubergehen, um sich schnell abzuwenden, wenn er in ihre Richtung blickte. Damit mu?te er leben, aber er wurde es nie leiden konnen.

Nun lag das Schiff still. Taue wurden heruntergegeben, Decksoffiziere beaufsichtigten halbnackte Matrosen, damit das Flaggschiff des Admirals so schmuck aussah, wie man es erwarten konnte. Hoch oben im schwarzen Gewirr der Stage, Pardunen und festgemachten Segel bewegten sich perspektivisch verkurzte Gestalten und sicherten eifrig alles.

Einige der Leutnants gingen dem Admiral aus dem Weg, als er ubers Achterdeck schritt, um herunterzuschauen auf die Reihen der Achtzehnpfunder, welche die Originalbatterie der Zwolfpfunder ersetzt hatten.

Geisterhaft tauchten Gesichter vor ihm auf, Kanonendonner ubertonte die gebrullten Anweisungen und das Geklapper der Blocke. Die Decks schienen durch Einschlage wieder wie von Riesenkrallen zerkratzt. Darauf Manner, die fielen und starben und nach Hilfe flehten, wo es keine gab. Sein eigener Neffe Adam, damals vierzehn Jahre alt, mitten drin, bleich und doch wild entschlossen, als die kampfenden Schiffe zu einem letzten Ringen zusammenprallten.

Havens Stimme ri? Bolitho aus seinen Erinnerungen.

«Das Boot lieg bereit, Sir.»

Bolitho wies an ihm vorbei.»Wieso haben Sie keine Windhutzen aufriggen lassen, Kapitan?»

Warum konnte er es nicht uber sich bringen, Haven mit Vornamen anzureden? Was war mit ihm los?

Der zuckte mit den Achseln.»Sie sind von Land aus kein schoner Anblick, Sir.»

«Aber sie fuhren den Leuten in den Batteriedecks frische Luft zu. Also hoch damit.»

Er gab sich Muhe, seinen Arger zu unterdrucken, da? Haven nicht der Backofenhitze in den ubervolkerten Decks Rechnung trug. Die Hyperion war hundertachtzig Fu? lang und trug eine Besatzung von sechshundert Offizieren, Matrosen und Seesoldaten. In dieser Hitze mu?ten sie sich wie doppelt so viele vorkommen.

Er sah, wie Haven dem Ersten Leutnant die Anordnung kurz weitergab. Letzterer warf Bolitho einen dankbaren Blick zu. Frische Luft!

Der Erste war auch so ein komischer Vogel. Mit uber drei?ig etwas alt fur seinen Rang, war er schon Kommandant einer Brigg gewesen. Als man die Brigg auflegte, wurde seine Ernennung nicht bestatigt, man stufte ihn auf den alten Dienstgrad zuruck. Er war schlank und im Gegensatz zu seinem Kommandanten ein Mann von sichtbarem Eifer und Enthusiasmus. Sein gutes, zigeunerhaftes Aussehen erinnerte Bolitho an ein Gesicht aus der Vergangenheit, er wu?te nur nicht, an welches. Bei seinen Untergebenen war er anscheinend beliebt und alles in allem jene Sorte Offizier, der die Fahnriche nachzueifern strebten.

Unterhalb des schon geschwungenen Bugsprits waren die breiten Schultern der Galionsfigur zu sehen. Sie hatte sich ihm eingepragt, als er das Schiff in Plymouth verlassen mu?te. Hyperion war damals so angeschlagen und beschadigt gewesen, da? er sich kaum vorstellen konnte, wie sie davor ausgesehen hatte. Nur die Galionsfigur erzahlte eine andere Geschichte.

Ihre Goldfarbe mochte Schrammen davongetragen haben, aber die stechenden blauen Augen unter der Krone aus Sonnenstrahlen starrten so anma?end wie immer in die Welt. Ein muskuloser Arm streckte noch den gleichen Dreizack dem Horizont entgegen. Sogar von achtern wirkte der Anblick auf Bolitho vertraut. Hyperion, einer der Titanen, hatte die Schmach eines Lebens als Invalide abgeworfen.

Allday beobachtete Bolitho scharf. Er hatte den nachdenklichen Blick erkannt und erriet, was er bedeutete. Der Vizeadmiral war mit seinen Gedanken wieder mal ganz woanders. Ob er mit ihm ubereinstimmte oder nicht, er hing an ihm wie an keinem anderen und ware fur ihn ohne Zogern gestorben.»Die Barkasse ist bereit, Sir Richard. «Gern hatte er hinzugefugt, da? die Bootscrew noch nicht perfekt war. Noch nicht…

Bolitho ging langsam zur Pforte. Das Boot lag unten langsseits. Jenour, sein neuer Flaggleutnant, sa? schon darin, desgleichen Yovell mit einer Dokumentenmappe auf den fetten Schenkeln. Ein Fahnrich stand steif wie ein Ladestock im Heck. Bolitho vermied es, die jugendlichen Gesichtszuge zu studieren. Das war alles vorbei. Er kannte keinen auf diesem Schiff.

Schnell blickte er in die Runde und sah, wie die Pfeifer der Ehrenwache ihre Instrumente an die feuchten Lippen hoben, sah die Seesoldaten die Gewehre prasentieren. Er sah Haven und seinen Ersten Leutnant, dazu all die anderen anonymen Gesichter, das Blau und Wei? der Offiziere, das Scharlachrot der Seesoldaten, die gebraunten Korper der Seeleute. Am liebsten hatte er ihnen gesagt:»Ich bin hier zwar Admiral, aber die Hyperion ist noch immer mein Schiff.»

Er horte Allday ins Boot klettern und wu?te, da? er angstlich auf ihn achtete, auch wenn er es verbarg, immer bereit zuzugreifen, falls sein Auge sich wieder verschleierte und er den Halt verlor. Bolitho luftete den Hut, und sofort stimmten Trommeln und Pfeifen ihre lebhafte Weise an, die Royal Marines prasentierten die Gewehre, wahrend der Degen ihres Majors gru?end funkelte.

Bolitho kletterte das steile Fallreep hinunter ins Boot. Sein letzter Blick auf Haven uberraschte ihn: Die Augen des Kommandanten waren kalt und feindlich. Es wurde gut sein, sich dessen zu erinnern.

Das Wachboot glitt heran und wartete, um die Barkasse durch die vor Anker liegenden Schiffe und den Verkehr der Hafenfahrzeuge zu geleiten.

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