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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 15


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Bolitho trat naher, doch sie kam ihm nicht entgegen. Der Umhang verbarg sie vollig, lediglich das Oval ihres Gesichts und eine goldene Halskette waren erkennbar.

Sie sagte:»Du verla?t uns bald. «Das klang wie eine Feststellung.»Ich kam, um dir Gluck zu wunschen, was auch immer. «Die Stimme versagte ihr. Bolitho streckte die Hand aus, doch sie protestierte schnell:»Nein, das ware unfair. «Nach einer Pause fragte sie ohne Gemutsbewegung:»Du hast meinen Mann getroffen?»

Bolitho versuchte, ihr in die Augen zu sehen, aber auch diese lagen im tiefen Schatten.»Ja. Aber ich mochte lieber von dir reden und erfahren, wie es dir ergangen ist.»

Sie hob das Kinn und drehte sich halb um.»Seit dem Empfang? Mein Mann spricht viel von dir. Du hast ihn beeindruckt, und er bewundert andere nicht oft. Die Tatsache, da? du den neuen Namen der Consort kanntest.»

Bolitho beharrte:»Wir wollen uber dich reden, Kate.»

Sie erschauerte und entgegnete leise:»Ich habe dich einmal gebeten, mich nicht Kate zu nennen.»

«Ich wei?. Ich habe nichts vergessen. «Er zuckte die Achseln und merkte, da? er etwas falsch machte.

«Ich auch nicht. Ich habe alles uber dich gelesen, was ich nur bekommen konnte, weil ich furchtete, mit der Zeit meine Erinnerungen an dich zu verlieren. Ich war verletzt, habe deinetwegen gelitten.»

«Das ahnte ich nicht.»

Sie horte nicht hin.»Hast du angenommen, dein Leben bedeute mir so wenig, da? ich es jahrelang verfolgen konnte, ohne zu leiden? Sieben Jahre, an denen ich nicht teilhaben durfte — hast du gedacht, ich liebte dich nicht?»

«Ich war der Meinung, du hattest dich von mir abgewendet.»

«Vielleicht tat ich das auch, eine Zeitlang. Und doch wunschte ich mir mehr als alles andere, da? du Erfolg haben wurdest, da? man erkennen wurde, wer du wirklich bist. Oder hattest du es lieber gesehen, die Leute hatten im Vorbeigehen hohnisch uber mich gelachelt wie uber Nelsons Hure? Wie hattest du diesen Sturm abgewettert, sag?»

Bolitho horte Jenour davongehen, doch es war ihm egal.

«Bitte gib mir Gelegenheit, zu erklaren…»

Sie schuttelte den Kopf.»Du bist mit einer anderen verheiratet und hast ein Kind, da gibt es nichts zu erklaren.»

Bolitho lie? die Arme sinken.»Und was ist mit dir? Du hast ebenfalls geheiratet.»

«Ihn?«antwortete sie gedehnt.»Lacey brauchte mich, ich konnte ihm helfen. Und ich brauchte Sicherheit, wie schon gesagt.»

Sie betrachteten einander schweigend. Dann bat sie:»Sei vorsichtig, auf was du dich einla?t. Ich werde dich wahrscheinlich nicht wiedersehen.»

Bolitho erwiderte:»Ich segle morgen, aber das wei?t du wahrscheinlic h schon.»

Zum erstenmal hob sie die Stimme.»Sprich mit mir nicht in diesem Ton! Ich bin gekommen, weil ich noch immer an unsere Liebe glaube. Nicht aus Trauer oder Mitleid. Wenn du denkst.»

Durch den Umhang packte er ihren Arm.»Geh nicht im Zorn, Kate. «Er erwartete, da? sie sich losrei?en und zur Kutsche eilen wurde. Aber etwas in seiner Stimme zwang sie zu bleiben.

Er setzte von neuem an.»Den Gedanken, da? ich dich niemals wiedersehen sollte, konnte ich nicht ertragen.»

«Es war dein Entschlu?«, flusterte sie.

«Nicht ganz.»

«Wurdest du deiner Frau erzahlen, da? du mich gesehen hast? Wie ich hore, ist sie eine Schonheit. Konntest du ihr das antun?«Sie trat ein wenig zuruck.»Dein Schweigen ist auch eine Antwort.»

Bolitho sagte bitter:»Das stimmt nicht. »

Sie wandte sich zum Gehen. Dabei glitt die Haube von ihrem Kopf, und der Schein der Lampen fiel auf die Ohrringe, die er ihr einst geschenkt hatte.

Als er sie wieder festhalten wollte, wich sie zuruck und bedeckte ihr Gesicht.»Morgen werde ich dir nachsehen, wenn sich dein Schiff entfernt. Wie die Dinge liegen, wird mein Herz mit dir segeln, Richard. Aber jetzt geh!»

Dann lief sie mit schwingendem Umhang davon, bis sie die Kutsche erreichte.

Jemand rausperte sich, es war Jenour.»Tut mir wirklich leid, Sir Richard…»

Bolitho schnitt ihm das Wort ab.»Es ist Zeit, da? Sie erwachsen werden, Mr. Jenour.»

Jenour eilte hinter ihm her, den Kopf noch voll von dem, was er unfreiwillig gehort und gesehen hatte.

Auf der Pier blickte Bolitho noch einmal zuruck. Die Lampen ihrer Kutsche hatten sich nicht bewegt. Sie sah ihm noch in der Dunkelheit nach.

Er horte, da? sich die Barkasse naherte, und fuhlte sich plotzlich erleichtert. Die See forderte ihn wieder fur sich.

Am Mittag des dritten Tages auf See schritt Bolitho an Deck in Luv auf und ab. Es war ein Tag wie jeder andere, als ob nichts, nicht einmal die Wache, gewechselt hatte. Er beschattete seine Augen, um nach dem Wimpel an der Mastspitze zu schauen. Der Wind war stetig wie zuvor und schob eine lange, gleic hma?ige Dunung vor sich her. Er horte den Ruderganger:»Recht so, wie sie geht, Sir, Sudwest zu West!«rufen und wu?te, da? es mehr zu seiner Information gedacht war als fur den Wachoffizier.

In der langen Dunung luftete Hyperion wiegend ihr Heck und lie? die Bugwelle an ihrer Bordwand entlangrauschen. Hoch oben arbeiteten die Toppgasten mit gebraunten Oberkorpern, die sich vom Sonnenbrand hauteten. Die Arbeit horte nie auf: splei?en, neue Leinen einscheren, Tauwerk teeren oder die Boote mit Wasser fullen, damit sich ihre Nahte in der Tropensonne nicht offneten.

Bolitho merkte, da? der Wachoffizier ihn anstarrte, und suchte sich an alles uber ihn zu erinnern. Vernon Quayle war Vierter Leutnant der Hyperion, und wenn man ihn nicht kontrollierte oder im Kampf nicht totete, wurde er sich, einmal fest im Sattel, zu einem Tyrann entwickeln. Er kam aus einer Marinefamilie, sah gut, aber ubellaunig aus, war zweiundzwanzig und von vorschneller Wesensart. Seit sie England verlassen hatten, waren bereits drei Mann seiner Division ausgepeitscht worden. Haven sollte da wirklich ein Machtwort sprechen. Vielleicht hatte er es schon getan? Aber der Kommandant und sein dafur zustandiger Erster schienen nur selten miteinander zu sprechen.

Bolitho stellte sich an die Querreling des Achterdecks und blickte in die Kuhl, sozusagen den Marktplatz jedes Kriegsschiffes. Der Segelmacher und seine Gehilfen rollten unten geflickte Tuchbahnen ein und legten Handschuh und Nadeln fort. Aus dem Kombusenschornstein kam der widerliche Geruch gekochten Schweinefleisches. Wie man so was in dieser Hitze essen konnte, war Bolitho schleierhaft. Er schmeckte noch Ozzards starken Kaffee auf der Zunge. Seit dem Verlassen von English Harbour hatte er kaum etwas zu sich genommen. Aus

Sorge, Uberlastung oder wegen seiner Schuldgefuhle Catherine gegenuber?

Leutnant Quayle salutierte.»Upholder ist auf Station, Sir Richard, der Ausguck meldet sie uns alle halbe Stunde. «Es horte sich an, als wolle er hinzufugen:»Wenn nicht, geht's ihm schlecht.»

Upholder steckte recht voraus schon mit dem Rumpf unterm Horizont, sie mu?te als erste Thor am Treffpunkt sichten. Bolitho hatte die Brigg wegen ihres jungen Kommandanten als Vorhut losgeschickt. William Trotter war ein aufmerksamer Mann aus Devon, der ihn bei ihren wenigen Begegnungen durchaus beeindruckt hatte. Er brauchte sowohl Kommandanten mit Kopfchen als auch gute Ausguckleute, wenn vom ersten Insichtkommen so viel abhing.

Tetrarch stand etwas luvwarts, bereit vorzusto?en und einzugreifen, wenn notig, und die dritte Brigg, Vesta, segelte weit hinten. Sie sollte sicherstellen, da? ihnen kein wi?begieriger Fremder folgte. Bisher hatten sie nichts gesehen. Es war, als ob irgendeine Warnung die See leergefegt hatte. Morgen wurden sie dem Festland nahe genug sein, um es vom Masttopp aus zu sichten.

Bolitho hatte mit dem Segelmeister der Hyperion gesprochen, mit Isaac Penhaligon. Haven konnte sich glucklich schatzen, einen solch erfahrenen Mann an Bord zu haben. Penhaligon kam aus Cornwall, man hatte ihn im zarten Alter von sieben Jahren als Schiffsjungen abgeschoben, und er war seitdem selten an Land gewesen. Jetzt war er um die Sechzig, mit einem lederfarbenen, faltigen Gesicht und blitzenden Augen, die einem Jungeren zu gehoren schienen. Er war auf einem Postschiff gefahren, hatte auf Ostindienfahrern gedient und schlie?lich, wie er es ausdruckte, als Steuermann des Konigs Rock angezogen. Sein Wissen uber die Eigenarten aller sieben Meere war schwer zu ubertreffen. Obendrein hatte er gerade diese Gewasser hier oft befahren und gegen Sklavenhandler und Bukaniere gekampft, bis ihn nichts mehr erschrecken konnte. Bolitho hatte beim Errechnen der

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