Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 54
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Keen beugte sich uber den Tisch.»Bei Korsika. «Er seufzte.»Das hatte ich doch ahnen sollen.»
Quarrell schaute von ihm zu Bolitho.»Der griechische Kapitan horte einen franzosischen Offizier sagen, das Geschwader sei im Begriff, Trinkwasser an Bord zu nehmen.»
Keen runzelte die Stirn.»Fur eine lange Fahrt vielleicht?»
Bolitho ging an die Heckfenster und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Die tiefe Narbe an seiner Schlafe erinnerte ihn an jenen anderen Tag, an dem das Aufnehmen von Trinkwasser ihm so simpel vorgekommen war.
Er sah Fische aus dem Schatten der Argonaute springen.»Die Franzosen sind also unterwegs nach Korsika, um Wasser fur drei Linienschiffe und zwei Fregatten an Bord zu nehmen… Wie lange brauchen sie Ihrer Auffassung nach?«Er wandte sich an Keen.»Drei, vier Tage?»
Keen nickte langsam.»Wir konnten sie noch einholen, Sir.»
Bolitho setzte sich auf die Heckbank. Auch ohne Seekarte konnte er sich die Lage genau vorstellen. Wenn der Wind gunstig blieb, mochten Joberts Schiffe vor einer Leekuste in die Falle geraten.
«Ozzard, rufen Sie meinen Flaggleutnant. «Erstaunlicherweise war es ihm gelungen, mit Stayt zu reden, ohne den Anla? ihrer Entfremdung zu erwahnen. Stayt war argwohnisch und so reserviert, da? sie sich uber kaum mehr unterhielten als uber Befehle und Signale.
Als Stayt eintrat, schweifte sein Blick rasch uber die Gruppe am Tisch.»Kann ich Ihnen etwas besorgen, Sir?»
«Ja, die Berichte vom Flaggoffizier in Malta.»
Quarrell beharrte:»Mein Erster Offizier hielt die Aussage des Griechen fur glaubwurdig, Sir.»
«Vielleicht glaubte er aber nur, was die Franzosen ihm weismachen wollten«, versetzte Bolitho.
Stayt legte eine Akte auf den Tisch: Ankunft des Geleitzuges in Malta, Eskorten und Auslaufzeiten, Passagiere und Ausrustung, die geloscht oder weitertransportiert werden sollte. Bolitho zog ein Blatt hervor, das in der Handschrift eines unbekannten Beamten den Namen Benbow trug. Dann schnappte er sich den Stechzirkel und lie? ihn rasch uber die Seekarte wandern. Seine Augen schmerzten ihn so, da? er fast laut geflucht hatte.
Drei, hochstens vier Tage. Das mu?ten sie schaffen.
Er sah auf. »Benbow lief aus Malta aus, um zwei Handelsschiffe nach England zu geleiten. Als zusatzliche Eskorte gab man Konteradmiral Herrick eine Fregatte mit.»
«Welch ein Aufwand fur zwei Schiffe!«rief Keen aus.»Und von uns erwartet man, da? wir zurechtkommen mit.»
Bolitho hob die Hand.»Ich hatte es viel fruher erkennen sollen, Val. Den entscheidenden Hinweis gab mir Inchs Erster Offizier nach dem Gefecht. «Er sah den erschopften Leutnant mit dem verbundenen Kopf noch deutlich vor sich: Schade, da? wir nicht einen zusatzlichen Ladebaum haben wie der Franzose. Fast konnte er Savills Stimme horen. Der Mann hatte den Baum gesehen, aber seine Bedeutung nicht erkannt.
«Diese Handelsschiffe haben Gold und Edelsteine vom Sultan an Bord«, sagte Bolitho. Am liebsten hatte er auf den Tisch geschlagen, um ihnen die Ungeheuerlichkeit seiner Entdeckung und Joberts Absichten klarzumachen.»Jobert plant, diesen Geleitzug anzugreifen und das Gold auf See zu ubernehmen. Will er dazu nach Korsika, Val? Wohl kaum. Er hatte das Gold von Anfang an im Auge, aber ich war ihm im Weg. Und dieser Weg ist jetzt frei.»
Bolitho schaute Quarrell an.»Begeben Sie sich zuruck auf Ihr Schiff und erwarten Sie neue Befehle.»
Quarrell trat zuruck.»Das — tut mir leid, Sir Richard.»
Bolitho musterte ihn gelassen.»Ihren Leutnant hatte er schon uberzeugt. Uns hatte es leicht ebenso ergehen konnen.»
Als sich die Tur schlo?, sagte Keen:»Noch wissen wir nichts Definitives, Sir.»
Stayt fugte hinzu:»Andererseits — wenn sich die Franzosen wirklich bei Korsika befinden und wir es versaumen, sie ausfindig zu machen.»
Bolitho schaute an ihm vorbei.»Ich bin meiner Sache ganz sicher, Gentlemen. Fur diese Entscheidung wird man mich verantwortlich machen.»
Er trat erneut an die Karte. Keen versuchte offenbar, ihn zu warnen und zu schutzen. Wenn sie weiter ihrem bisherigen Kurs folgten, konnte niemand ihnen einen Vorwurf machen. Wenn er sich aber von seinem Instinkt leiten lie?, von dieser sonderbaren Uberzeugung, da? er ein Rendezvous mit dem Schicksal hatte, mochte er sich fatal irren.
«Meiner Schatzung nach haben wir zwei Tage Zeit. Und nicht mehr. «Er beruhrte die Karte mit den Spitzen des Stechzirkels.»Wenn das Wetter so bleibt, sollten wir ungefahr hier auf den Geleitzug treffen. «Wahrend sie sinnlos die zerkluftete Kuste von Korsika abgesucht hatten, ware das Gold geraubt worden und Herrick mit seinen Mannern gestorben.
Bolitho hob die Stimme.»Mr. Yovell, Sie Federfuchser! Kommen Sie, ich mochte meine Gefechtsanweisungen diktieren.»
Yovell kam lachelnd herbeigelaufen, als sei ihm gerade ein Ehrentitel verliehen worden.
Bolitho schaute Stayt an.»Der Signalfahnrich soll sich bereithalten. «Das war wohl Sheaffe.
Als er mit Keen allein war, erlauterte er:»Der Wein und der Cognac warnten mich. Unvorstellbar, da? Jobert so etwas gegen Ol eintauscht, es sei denn, er wollte, da? wir davon erfahren. Vielleicht war er diesmal doch zu selbstsicher.»
Keen bezweifelte, da? Quarrells Informationen uberhaupt feste Schlusse erlaubten. Bolithos Stimmungsumschwung, seine plotzliche Zuversicht, die ihn sogar mit seinem Sekretar scherzen lie?, beunruhigten ihn.
«Dann kommt es also zum Kampf«, sagte er schlicht.
Bolitho ergriff ihn am Arm. Keens Tonfall hatte aus einer vagen Strategie eine brutale Realitat gemacht.
«Den wir gemeinsam bestehen werden, Val«, sagte er leise.
Keen nickte. Doch dabei hatte er Zenorias Gesicht vor Augen und empfand zum ersten Mal Angst.
Commander Adam Bolitho strich sich das widerspenstige Haar aus den Augen und sah zu den Mannern hoch, die auf den Rahen arbeiteten. Die robuste Brigg Firefly legte sich auf Steuerbordbug hart uber, die See schaumte bis zu den verschlossenen Stuckpforten hinauf und zischte in Kaskaden an den Speigatten der Leeseite entlang.
Er trug nur Hemd und Hose, und die klebten ihm am Leib wie eine nasse Haut. Am liebsten hatte er gelacht oder gesungen, als die Brigg, sein Schiff, tief in ein Wellental tauchte und eine Gischtwolke aufwarf.
Er wartete, bis der Bug sich wieder hob, und ging dann zum Kompa?. Das Schiff lief nach Osten und hatte die Balearen irgendwo an Backbord hinter dem Horizont.
Wieder ging es abwarts, und ein riesiger Gischtvorhang wehte ubers Vorschiff, wo andere an den Brassen hievten.
Adams Erster Offizier, ein junger Mann in seinem Alter, loste sich schwankend von der Reling und schrie:»Sollen wir reffen, Sir?»
Adam lachte mit wei?en Zahnen.»Nein, noch nicht!»
Der Leutnant zog eine Grimasse. Dieser junge Kommandant lie? es immer drauf ankommen.
Adam ging rastlos auf dem Poopdeck hin und her, wahrend seine Firefly sich in der groben See aufbaumte. Noch vor wenigen Tagen hatten sie im Schatten des Felsens von Gibraltar gelegen, bereit, das winterliche England anzusteuern. Doch dann hatte er Befehl erhalten, sofort nach Malta zuruckzukehren.
Das Fieber in Gibraltar war vorbei. Die Depesche in Adams Stahlkassette wies den Admiral auf Malta an, einen Geleitzug am Auslaufen nach England zu hindern. Falls er aber bereits unterwegs war, sollte sich Adam dem ranghochsten Offizier des Geleitzugs unterstellen. Bei diesem Gedanken mu?te er grinsen. Das war Konteradmiral Herrick, fur ihn eher ein gutiger Onkel als ein Flaggoffizier.
Adam war erregt. Er hatte sein Schiff und die See fur sich. Die Franzosen waren ausgelaufen; ein Geschwader unter Konteradmiral Jobert war gemeldet worden. Wenn es ihm gelungen war, sich an dem Geschwader seines Onkels vor-beizustehlen, dann wurden dessen Schiffe nun in Gibraltar gebraucht, um die Meerenge zu verschlie?en und Jobert den Weg in den Atlantik zu versperren: ein gigantisches Katz-und-Maus-Spiel.
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