Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 45
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Er war stolz auf sein Schiff und die Mannschaft. Die Matrosen kletterten mit wild flatternden Hosen hinaus auf die Rahen, Segel losten sich donnernd und fullten sich unter dem Winddruck, so da? die Schraglage des Decks noch zunahm. Achteraus wurde Icarus hinter Dispatch ganz kurz sichtbar.
«An Deck!«Das war ein Leutnant. Savill hatte mit der Entsendung eines erfahrenen Mannes ins Krahennest recht getan.»Signal von Rapid: Drei Linienschiffe im Nordwesten!»
Inch spurte am ganzen Korper ein Prickeln. Also drei. Nun konnte kein Zweifel mehr bestehen. Das waren die Franzosen.
«Signal ans Geschwader, Mr. Savill: Klar zum Gefecht.»
Inch dachte an Bolitho und war stolz, an diesem Tag mit der Fuhrung betraut zu sein.
Trommelwirbel erklang, und als wieder Gischt uber den Bug der Helicon fegte, schien die Brutalitat von See und Wind einen Vorgeschmack auf das zu bieten, was ihnen bevorstand.
XIII Westwind
Inch schaute zu den Marssegeln auf, als Spritzwasser durch die Wanten trieb wie zerfetzte Banner. Der Rumpf achzte unter der Belastung.
Doch der Larm tauschte ihn nicht uber die Tatsache hinweg, da? sie nur langsam vorankamen. Wenn der Wind nicht zu ihren Gunsten umsprang — er verbannte die Folgerung aus seinen Gedanken.
«Einen Strich mehr nach Luv, Mr. Savill.»
Er horte die erstickten Rufe, als seine Manner sich abmuhten, dem Befehl Folge zu leisten. Er konnte noch nicht wagen abzufallen, damit mu?te er bis zum letzten Augenblick warten, wenn Manovrierfahigkeit am wichtigsten war. Der Zweite Offizier stand oben im Krahennest und beobachtete die naherkommenden Schiffe, was ihm bei dem hartnackigen Nebel nicht leicht fallen mu?te. Das Land lag nur funf Meilen querab, war aber trotzdem unsichtbar. Binnen einer Stunde hatte sich die See von Haifischblau zu Zinngrau verfarbt und zu zornigen Kammen aufgeturmt, die vom Wind, der mit gespenstischem Geheul durchs Rigg fuhr, zerfetzt wurden.
Savill kam auf dem schiefen Deck herangetaumelt, Wasser troff ihm von Gesicht und Brust.»Schiff ist klar zum Gefecht, Sir!»
Inch bi? sich auf die Lippen. Sie konnten es nicht wagen, die Leepforten des unteren Batteriedecks zu offnen, da es sonst binnen weniger Minuten uberflutet sein wurde. Aber er trostete sich mit dem Gedanken, da? es den drei franzosischen Schiffen auch nicht anders erging. Drei gegen drei. Die Chancen standen nicht ubel. Ob der Feind versuchte, einem Gefecht auszuweichen? Unwahrscheinlich, entschied Inch. Wenn die Franzosen tatsachlich aufs offene Meer zuhielten, wurde Helicon mit dem Geschwader wenden, um bei der Verfolgung den Wind besser zu nutzen. Nein, wahrscheinlicher war, da? der franzosische Admiral weiter auf diesem Bug blieb, da er ihm den Windvorteil bot.
Inch musterte sein Schiff. Back und Poop waren von uberflussigem Gerat befreit, Schutznetze uber den Seitendecks aufgeriggt, die Waffenschranke am Gro?mast geoffnet. Die Stuckmannschaften hatten die Oberkorper entblo?t, hockten na? von Gischt um ihre Kanonen oder lauschten den Stuckfuhrern. Hinter ihnen bewegten sich rastlos die Offiziere und pa?ten sich balancierend der Schraglage des Decks an, wenn die Helicon durch ein Wellental oder einen Brecher pflugte.
«Gefechtsflagge hissen, Mr. Savill. «Er sah sich nach dem Offizier der Seesoldaten um.»Ah, Major, und Ihre Pfeifer sollen zum Tanz aufspielen.»
Und so hielt Helicon, dicht gefolgt von Dispatch, auf die fernen Schiffe zu. Die kleinen Pfeifer der Royal Marines stampften an Deck auf und ab, spielten einen Marsch nach dem anderen und konnten sich manchmal kaum auf den Beinen halten.
Inch sah, da? seine Besatzung die Miniaturparade grinsend betrachtete. Gut, das lenkte sie von dem Unvermeidlichen ab. Hier und dort starrte ein Mann durch die Netze oder ubers Schanzkleid und suchte nach dem Feind. Vermutlich neue Matrosen, dachte er. Oder Leute, die das schon allzu oft erlebt hatten.
Er schaute zu seinem Ersten Offizier hinuber. Ein guter, zuverlassiger Mann, der bei der Mannschaft beliebt war. Das kam bei einem Ersten nicht oft vor.
Wieder erscholl der Ruf des Ausguckpostens.
«Himmel, der hat heut' aber viel zu sagen«, bemerkte Savill. Einige Manner in seiner Nahe lachten.
Doch das Lachen verging ihnen, als der Leutnant oben fortfuhr:»Das erste Schiff ist ein Dreidecker, Sir.»
«Signal an Dispatch und Icarus: Kiellinie bilden!»
Nach einer Weile senkte der Signalgast sein Fernrohr.»Signal bestatigt, Sir.»
Inch ging gedankenversunken auf und ab. Das Ganze dauerte viel zu lange.
Er sah auf, als vereinzeltes Kanonenfeuer die Luft erzittern lie?.
«Was, zum Teufel, ist das?»
Der Ausguck rief: «Rapid unter Feuer, Sir!»
Inch fluchte.»Signal an Rapid: Sie soll sich fernhalten! Was denkt sich der junge Narr eigentlich? Wenn er versucht, diese Matronen zu belastigen, holt er sich nur eine blutige Nase!»
Savill war mit seinem Teleskop in die Wanten geklettert.»Ein Schiff nahert sich Rapid und versucht, sie von uns abzuschneiden!»
Inch starrte ihn an. Obwohl ein Gefecht bevorstand, schien der franzosische Admiral bereit zu sein, Zeit und Kraft an eine kleine Brigg zu verschwenden. Houstons Worte hallten hohnisch in ihm nach, als seien sie gerade erst ge — sprochen worden: Rapid war ihr einziges Bindeglied. Seit Barracouta fern im Norden stand, spielte die Brigg eine wichtige Rolle.
«Keine Bestatigung von Rapid, Sir.»
«Verflucht!«Inch drehte sich um.»Lassen Sie Ihre Leute aufentern und die Bramsegel setzen, Mr. Savill. Und dann das Gro?segel. Aber lebhaft!«Er sah, wie die Matrosen hastig den Kommandos folgten und die wild flatternden Bramsegel gebandigt wurden. Er spurte das Schiff unter dem zusatzlichen Segeldruck erbeben, und als das Gro?segel donnernd freikam, sah er, wie sich seine Rah durchbog. Er wu?te, da? er alles aufs Spiel setzte, um die Distanz zu verringern, ehe eines der franzosischen Schiffe Rapid niedermachen konnte.
«Signal ans Geschwader: Mehr Segel setzen!«befahl er.
Savill warf dem Master einen Blick zu und sah ihn bedenklich das Gesicht verziehen.»Aye, aye, Sir.»
Das Einzelfeuer ging weiter. Schon eine dieser schweren Kugeln konnte die Brigg entmasten oder versenken.
«Signal von Dispatch, Sir!«Der Midshipman kreischte fast.»Sie ist in Schwierigkeiten!»
Inch schnappte sich ein Fernrohr und rannte die Leiter hoch zum Poopdeck, wo die Seesoldaten sich wartend auf ihre Musketen stutzten. Sein Herz krampfte sich zusammen, als der Umri? des Zweideckers sich veranderte. Er merkte nicht, wie besturzt seine Stimme klang, als er ausrief:»Ruderbruch!«Winzige Figuren riskierten auf den wild schwankenden Rahen ihr Leben, um die Segel zu reffen, damit das Schiff nicht entmastet wurde. Bei schwerem Sturm kam so etwas ofter vor. Ruderschaden oder ein gebrochenes Steuerseil — das waren normale Pannen, die sich immer beheben lie?en. Aber in welcher Frist? Die Entfernung wurde schon gro?er, und Icarus blieb im Dunst vollig unsichtbar.
Inch hastete die Leiter hinunter und sah Savills besorgtes Gesicht; andere, die noch vor wenigen Augenblicken kampflustern gewesen waren, schauten ihn nun besturzt an.
«Es kann eine Ewigkeit dauern, bis Dispatch das repariert hat, Mr. Savill. Wenn wir nichts unternehmen, ist sie so hilflos wie Rapid.»
Savill schien sich zu entspannen.»Sie konnen sich auf mich verlassen, Sir.»
Inch sah ihn an.»Das habe ich nie bezweifelt. Lassen Sie nun die Kanonen laden, aber rennen Sie sie erst auf meinen Befehl hin aus. «Er wandte sich ab, als die Geschutzbedienungen aufsprangen und nach Ansetzern und Handspaken griffen.
Dispatch trieb weiterhin steuerlos ab. Der Feind mu?te sich fragen, was hier vor sich ging. Eine Kriegslist oder Falle vielleicht, die dem franzosischen Admiral bestimmt zu denken gab. Inch runzelte die Stirn. Aber nicht lange.
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