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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 41


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Ozzard kam ubers Deck gesprungen und flusterte verzweifelt:»Das Kleid, Sir! Sie hat Ihr Kleid vergessen!»

Keen wartete, bis die Gig zwischen den Schatten der verankerten Schiffe verschwunden war, und erwiderte dann:»Macht nichts. Das bringe ich ihr selbst nach England.»

XII Loyalitatskonflikt

Die Residenz des britischen Marinebefehlshabers auf Malta, dem Schiffe, Lagerhauser und Werften unterstanden, war ein imposantes Gebaude.

Nach den staubigen Stra?en und der grellen Sonne fand Bolitho den Raum, in den er gefuhrt wurde, angenehm und kuhl. Ein hohes Fenster offnete sich zum Hafen und bot Aussicht auf die dicht an dicht liegenden Schiffe und die kreuz und quer verlaufenden Kielwasser der Beiboote am Beginn eines neuen Arbeitstages.

Bolitho dachte an die Brigg Lord Egmont, die jetzt unter vollen Segeln schon auf dem Weg nach Gibraltar sein mu?te. Das aber wurde sie wegen des Fiebers ohne Aufenthalt passieren und erst auf der Carrick-Reede in Sichtweite des Bolithoschen Hauses Anker werfen. Er entsann sich auch der kleinen Achterkajute der Brigg und ihres Kapitans Isaac Tregidgo, der ihm am Tisch gegenubergesessen hatte.

Tregidgo hatte ein Gesicht wie ein verwitterter Holzklotz, faltig und narbig nach Jahren auf See. Er war selbst unter den Handelskapitanen von Falmouth eine Legende. Sturme, Fieber, Piraten und Krieg, der Alte hatte alles uberlebt. Er mu? uber siebzig sein, dachte Bolitho, der ihn schon sein Leben lang kannte.

Selbst seine Begru?ung war typisch gewesen.»Dann setz dich mal, Dick. «Er hatte breit gegrinst, als Bolitho seinen Bootsmantel fallen lie?.»Wie ich hore, bist du sogar geadelt worden. Fur mich bleibst du aber der junge Dick!»

Bolitho hatte Zenorias Bewegungen nebenan gehort. Ihr stand kaum mehr als ein Kabinett zur Verfugung, aber dort war sie sicher.

Der Kapitan hatte ihn neugierig gemustert.»Hatte mir doch denken sollen, da? du was im Schilde fuhrst, Admiral hin oder her. Aber keine Sorge, Dick. Meine Mannschaft ist zwar ein rauher Verein, aber auf so kurzen Uberfahrten nehme ich oft meine Enkel mit. Und die Manner huten sich vor denen!«Er hatte grimmig die Faust geschuttelt.»Wenn ich einen dabei erwische, da? er sie belastigt, kriegt er Streifen aufs Hemd!»

Eine Bewegung der Brigg lie? Tregidgo zur Decke blinzeln.»Der Wind steht gunstig. Aber nicht fur dich, was, Dick?«Dann hatte er den Kopf abgewandt, um sich sein Mitleid nicht anmerken zu lassen.»Aber der Herr wird's schon richten.»

Zenoria hatte verlegen mit dem Rock der Fahnrichsuniform und der Seitenwaffe in der Hand die Kajute betreten.

«Behalten Sie wenigstens die Schuhe. «Bolitho ergriff ihre Hande.»Mr. Hickling wird sie nicht vermissen. Denken Sie daran, Sie mussen ein Junge bleiben, bis Sie nach Fal-mouth kommen.»

Sie beobachtete ihn mit jenem verschleierten Blick, der ihm als erstes an ihr aufgefallen war. Er wirkte wie eine unausgesprochene Frage. Noch immer wu?te er nicht genau, wie er sie beantworten sollte.

«Ich schicke Sie zu meiner Schwester Nancy. Sie wird wissen, was zu tun ist. Ihr Mann ist der Gutsherr und Amtsrichter.»

«Aber, Sir, er wird mich.»

«Nein. Ich habe zwar nicht besonders viel fur ihn ubrig, aber in diesem Fall wird er mich nicht im Stich lassen.»

Er legte ihr seinen Mantel um und wandte sich zur Tur.

«Danke. Ich werde Sie nie vergessen, Sir Richard.»

Er sah Tranen in ihren Augen. Trotz ihres kurzgeschorenen Haares und des zerknitterten Hemdes schien sie ihm schoner als je.»Ich Sie auch nicht, tapfere Zenoria.»

An Deck hatte ihn der verwirrte Hickling erwartet. In Begleitung eines Kameraden war Hickling an Bord gekommen, doch allein wurde er das Schiff wieder verlassen. Bo-litho hatte ihm Rock und Seitenwaffe gereicht. Hickling drohte keine Gefahr, was auch geschehen mochte. Niemand konnte einem schlichten Midshipman blinden Gehorsam gegenuber seinem Vizeadmiral vorwerfen.

Am Schanzkleid sagte der alte Tregidgo:»Wie ich hore, dient einer der jungen Stayts unter dir, Dick.»

Bolitho lachelte.»Ja. «In Cornwall blieb nichts lange geheim. Nur die Steuereinnehmer fanden sich vom Nachrichtenstrom abgeschnitten.

In der Dunkelheit hatte Tregidgo zum Skylight gewiesen.

«Na, dann ist sie bei mir auf jeden Fall besser dran.»

«Wieso?»

«Tja, ihr Vater war doch in den Aufstand bei Zennor verwickelt, bei dem ein Mann umkam. Stayt war der Amtsrichter und hat ihren Vater aufhangen lassen. Komisch, da? sein Sohn nichts davon erwahnt hat.»

Daruber hatte Bolitho nachgedacht, als er ins Boot gestiegen war und Allday befohlen hatte, zunachst den Kai anzusteuern. Keen wurde ihn sofort nach seiner Ruckkehr sprechen wollen, und er brauchte Zeit zum Uberlegen.

Wachtposten hatten ihm den Zugang zur Werft versperrt, bis er den Mantel abwarf und sie seine Epauletten erkannten. Allday hatte besorgt auf jeden seiner Schritte geachtet, nur fur den Fall, da? er das Gleichgewicht verlor und fiel.

Bei dem Dock, in dem Supreme lag, brannten einige Laternen, in deren schwachem Schein sie fast wie fruher aussah.

«Gehen Sie an Bord?«fragte Allday.

«Nein. «Ob er es wegen seines Zustands oder der bosen Erinnerungen halber unterlie?, konnte er nicht sagen. Doch er schritt weiter uber das holprige Pflaster, bis er das Heck sehen konnte und die Stelle, wo die Kugel eingeschlagen und ihn niedergerissen hatte.

Nun, da er in der Sonne am Fenster stand, schien die Supreme Teil eines nachtlichen Albtraumes zu sein, schrek-kenerregend, aber nicht mehr von Belang. Wieder fiel ihm ein, was Tregidgo uber Stayt gesagt hatte. Auf dem Weg zum Oberbefehlshaber war Bolitho mehrere Male versucht gewesen, Stayt direkt darauf anzusprechen. Seinem Flaggleutnant mu?te klar sein, da? das Madchen nicht mehr an Bord war, obwohl Bolitho ihn wahrend der fraglichen Zeit mit der Barkasse an Land geschickt hatte, um seinen guten Ruf zu schutzen und zu verhindern, da? er in die Affare mit hineingezogen wurde. Oder war es schon zu spat? War der Argwohn bereits gesat?

Zwei Lakaien rissen die hohe Doppeltur auf, und Bolitho wandte sich dem Mann zu, der die Offnung fast ausfullte: Sir Marcus Laforey, Admiral der Blauen Flotte, war von einer Leibesfulle, die selbst seine makellose Uniform nicht verbergen konnte. Er hatte geschwollene Augenlider und einen breiten Mund, und als er sich mit Muhe zu einem Sessel begab, stellte Bolitho fest, da? eines seiner Beine verbunden war: Gicht, die Plage mancher Admirale.

Admiral Laforey lie? sich behutsam in den Sessel sinken und verzog schmerzlich das Gesicht, als ihm ein Lakai sachte ein Kissen unter den Fu? schob. Im Sitzen sieht er aus wie eine ubellaunige alte Krote, dachte Bolitho.

Der Admiral wedelte mit seinem Taschentuch.»Nehmen Sie Platz, Bolitho. «Seine schweren Lider hoben sich, als er ihn kurz abschatzte.»Unangenehme Sache, was?»

Bolitho setzte sich und gewann den Eindruck, da? sein Sessel bewu?t in einiger Distanz aufgestellt worden war.

Laforey hatte einen Landposten nach dem anderen bekommen und seit der Vorkriegszeit kein Schiff mehr kommandiert. Er sah verbraucht und obszon aus, und Malta war vermutlich sein letzter Posten. Den nachsten wurde er im Himmel antreten.

«Habe Ihren Bericht gelesen, Bolitho. Prachtig, Ihre Versenkung des franzosischen Zweideckers. Wird Jobert zu denken geben, was?»

Bolitho packte den Griff seines Degens fester. Da sein Sessel zum Fenster gekehrt stand, konnte er sein Gegenuber nur undeutlich sehen. Er starrte uber die fette Schulter des Admirals hinweg und sagte:»Ich glaube, da? die Franzosen bald auslaufen werden, Sir. Jobert plant wahrscheinlich ein Ablenkungsmanover, damit sich die Hauptflotte aus Toulon wegstehlen kann. Das Ziel ware dann Agypten oder die Meerenge von Gibraltar.»

Laforey grunzte.»Reden Sie mir blo? nicht von Gibraltar! Wegen dieses verdammten Fiebers darf nichts und niemand dort an Land. Der Felsen ist wie ein gestrandetes Schiff, dauernd geht bei den Einwohnern oder beim Militar irgendeine Seuche um. «Er fuhr sich mit dem Taschentuch uber die Stirn.»Und guter Wein wird knapp. Hier gibt's kaum noch was anderes als den spanischen Dreck, verdammt!»

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