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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 7


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Auch Bolitho sah jetzt seinen Neffen an. Der Augenblick war da, den er bisher aufgeschoben hatte, aber sie mu?ten die leichte Brise zum Auslaufen nutzen. Er merkte, da? Yovell ihn anstrahlte, und begann sich plotzlich zu fragen, ob er das Richtige tat.

Zu Keen sagte er:»Ich komme gleich an Deck, Kapitan Keen.»

Dann nahm er den versiegelten Brief zur Hand und vergewisserte sich, da? es der richtige war. Ein Griff nach seinem Hut, den Ozzard ihm hinhielt, und er schritt mit Keen zur Tur.

«Wahrscheinlich ein dummes Versehen, Sir«, meinte Keen.

Doch im Vorbeigehen druckte Bolitho seinem Neffen den Brief in die Hand.»Ich bin oben, wenn du mich brauchst«, sagte er dabei.

Verwirrt begleitete Keen seinen Vizeadmiral aus dem Schatten des Huttendecks hinaus und an dem gro?en Doppelrad vorbei, wo die Ruderganger und der Steuermannsmaat gespannt darauf warteten, da? der Anker ausbrach.

Uberall wimmelte es von Matrosen und Soldaten. Die Toppgasten waren langst aufgeentert und hingen wie Affen auf den oberen Rahen, um die lose aufgegeiten Segel fallen zu lassen. Alle Brassen waren bemannt, und die Decksoffiziere und Maaten beobachteten ihre Abteilungen mit Argusaugen, wahrend das Ankerspill klickte, begleitet vom Wimmern der Fiedel. Der Admiralsflagge im Fockmast war sich auch der letzte Mann bewu?t.

Allday stand neben einem der Zwolfpfunder auf dem Achterdeck, als ihm plotzlich auffiel, da? Ozzard vergessen hatte, Bolitho den alten Familiensabel umzuschnallen. Mit einem lautlosen Fluch rannte er davon und sturzte an dem verblufften Wachtposten vorbei in die Heckkajute.

Doch er erstarrte, als er Pascoe mitten im Raum stehen sah, ein geoffnetes Schriftstuck wie vergessen in der herabhangenden Hand.

Wie Yovell, der fast alle Briefe fur den Vizeadmiral schrieb, wu?te auch Allday, was in dem Schriftstuck stand. Es hatte ihn tief bewegt, da? er zu den wenigen Eingeweihten gehorte.

«Alles in Ordnung, Sir?«fragte er.

Als sich der junge Leutnant ihm zuwandte, gewahrte Allday mit Schrecken, da? seine Wangen tranenna? waren.»Nicht doch, Sir! Er wollte Ihnen eine Freude machen!«»Eine Freude?«So geistesabwesend, als begreife er die Welt nicht mehr, machte Pascoe ein paar Schritte zur Wand und zuruck.»Und Sie wu?ten davon, Allday?«»Aye, Sir. Gewisserma?en.»

Allday war in seinem Leben weit herumgekommen, und Bolitho hatte schon ofter erklart, da? er es mit einer ordentlichen Erziehung zu sehr viel mehr gebracht hatte als bis zum Seemann. Aber er mu?te gar nicht lesen konnen, um zu verstehen, warum Kapitan Keen uber den Titel auf dem Umschlag so erstaunt gewesen war.

Der Brief war adressiert an: >Seine Hochwohlgeboren Adam Bo-litho, Flaggleutnant auf Seiner Britannischen Majestat Kriegsschiff Achates.< Mit schwimmenden Augen starrte Adam den Inhalt an, ohne weiterlesen zu konnen. Die schweren Wachssiegel des Anwalts, das Erbrecht auf Bolithos Besitztum in Falmouth, mehr sah er nicht.

Allday fuhrte ihn zu der Polsterbank unter den Heckfenstern.

«Ich hole Ihnen etwas zu trinken, Sir. Und dann bringen wir ihm gemeinsam seinen alten Sabel. «Er sah Adam nicken und setzte leise hinzu:»Schlie?lich sind Sie jetzt ein echter Bolitho. Genau wie er.»

Wie aus einer anderen Welt klang der Ruf zu ihnen herab:»Anker ist frei, Sir!»

Das Getrappel zahlloser Fu?e und das rauhe Geschrei der Decksoffiziere schienen von weit her zu kommen.

Allday go? Brandy in ein Glas und brachte es dem Leutnant, den er kannte, seit er mit vierzehn Jahren als Kadett auf Bolithos alter Hyperion angemustert hatte.

«Hier bitte, Sir.»

Adam fa?te sich allmahlich.»Sie wollen wissen, ob ich mich freue«, sagte er leise.»Meine Empfindungen lassen sich nicht in Worte fassen. Er mu?te doch nicht.»

Allday hatte gern ebenfalls einen Schluck getrunken.»Aber es war sein Wunsch. Schon lange.»

Das Deck unter ihren Fu?en krangte leicht, als das Schiff unter Mars- und Vorsegeln in der schwachen Brise Fahrt aufnahm.

Allday hob den abgewetzten alten Sabel von seinen Haken an der Wand und betrachtete ihn. Beim letzten Mal hatten sie ihn beinahe fur immer verloren. Eines Tages wurde er also diesem jungen Mann gehoren, dem Ebenbild des anderen oben an Deck.

Leutnant Adam Bolitho wischte sich die Augen mit der Manschette trocken.»Dann wollen wir mal, Allday. «Aber ganz hatte er sich noch nicht wieder gefangen. Er ergriff den Bootsmann am Arm und murmelte:»Bin ich froh, da? Sie eben hier waren. «Grinsend folgte ihm Allday aus der Kajute.

Der junge Spund freute sich also wirklich, dachte er. Das mochte er ihm auch geraten haben. Anderenfalls hatte er ihn trotz seines Offiziersranges ubers Knie gelegt und versohlt.

Adam trat in den Sonnenschein hinaus. Er sah nicht die erstaunten Blicke, die ihm folgten, horte auch nicht den unterdruckten Fluch eines vorbeihastenden Matrosen, der fast mit seinem Flaggleutnant zusammengesto?en ware. Er nahm Allday den Sabel aus der Hand und schnallte das Gehenk um Bolithos Mitte.

Bolitho sah ihm dabei zu.»Danke, Adam«, sagte er mit Warme.

Der Leutnant nickte und suchte nach Worten, aber Bolitho nahm seinen Arm und fuhrte ihn beiseite, wandte sich mit ihm der welligen Kustenlinie zu, die querab vorbeizog und zuruckblieb, wahrend das Schiff in tieferes Wasser glitt.

«Spater, Adam. Wir haben noch viel Zeit.»

Der Erste Offizier hob sein Sprachrohr und spahte durch das Gewirr der Takelage nach oben.»Los Bramsegel!»

Er warf einen Blick zu der Gruppe, die in Luv stand: der noch jugendliche Vizeadmiral mit seinem Adjutanten; er wollte wohl sehen, ob das Schiff gut genug fur ihn war.

Allday war der Blick nicht entgangen. Ein Grinsen unterdruckend, dachte er: Junge, du hast noch eine Menge zu lernen. Du wei?t gar nicht, wieviel.

III Das Schiff ohne Namen

Die ganze erste Woche nach ihrem Auslaufen hatte Achates mit schwachen und umspringenden Winden zu kampfen. Kaum eine Stunde verging, ohne da? die Segel neu getrimmt werden mu?ten, damit sie Ruder im Schiff behielten und beim Kreuzen nicht auf den alten Kurs zuruckgedruckt wurden.

Die nervtotende Eintonigkeit wirkte sich auf die Stimmung an Bord aus. Nach dem Zeitdruck und der Aufregung des Aufbruchs fuhrte die plotzliche Untatigkeit des ofteren dazu, da? Aufsassigkeit und Streitsucht mit Auspeitschungen an der Grating geahndet werden mu?ten.

Bei einem solchen Strafvollzug hatte Bolitho Keens Miene genau beobachtet. Manche Kommandanten hatten sich davon nicht weiter erschuttern lassen, schlie?lich gehorte auch das zur Bordroutine; aber Keen war da anders. Bezeichnenderweise kam Bolitho gar nicht auf den Gedanken, da? er Keen auch darin in langen Dienstjahren selbst gepragt hatte.»Das Schlimmste daran ist«, hatte Keen bemerkt,»da? ich die Gefuhle der Delinquenten verstehen kann. Manche haben nicht ein einziges Mal den Fu? an Land gesetzt, seit sie aus Westindien zuruckgekehrt sind. Und jetzt mussen sie wieder hinaus. Sie sind dankbar dafur, da? ihnen Armut und Arbeitslosigkeit erspart bleiben, aber es emport sie, da? sie nicht besser behandelt werden als Gepre?te.»

Erst zu Beginn der zweiten Woche frischte der Wind aus Nordwest auf und erwe ckte das Schiff endlich wieder zum Leben; immer hoher wuchsen die beiden Gischtschwingen unter der verwitterten Galions-figur.

Die Ausguckposten in den Masttopps hatten bisher nur selten Segel an der verschleierten Kimm gesichtet, und auch diese Unbekannten waren stets schnell uber Stag gegangen und verschwunden. Heimkehrende Schiffe, die seit Monaten ohne Informationen uber die Vorgange in Europa waren, gingen kein Risiko ein, wenn ihnen ein Kriegsschiff begegnete. Veilleicht war inzwischen ein neuer Krieg ausgebrochen? Immer noch mochten manche Kapitane nicht wissen, da? langst ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet worden war.

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