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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 5


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Mit einem Finger lockerte er sein Halstuch und beobachtete, wie ein Beiboot uber das Schanzkleid geschwenkt und zu Wasser gelassen wurde. Wenn der Tag so warm blieb, mu?ten sie alle aussetzen und wassern, damit das Holz quoll und die Boote nicht undicht wurden.

Allmahlich wurde sich Keen uber seine Empfindungen klar. Er war froh, da? er auslaufen, mit Bolitho auslaufen konnte. Schon bei zwei Gelegenheiten hatte er auf anderen Schiffen unter ihm gedient, erst als Fahnrich, spater als Dritter Offizier. Beide hatten sie geliebte Menschen verloren, aber wahrend Bolitho nun geheiratet hatte, war Keen immer noch allein.

Er begann, uber die Befehle nachzudenken, die ihm Bolitho vorab ubersandt hatte.

Eine seltsame Mission. Einmalig und ungewohnlich.

Sein Blick streifte die schwarze Reihe der Achtzehnpfunder an Steuerbord, deren Rohre wie vor einer Schlacht ausgefahren waren, damit die Segelmacher moglichst viel freie Decksflache fur ihre Arbeit bekamen.

Ob Krieg oder Frieden, ein Schiff mu?te immer funktionstuchtig sein. Keen hatte auch zwischen den Kriegen unter Bolitho gedient und erfahren mussen, da? nur Toren einem unterzeichneten Friedensvertrag blind vertrauten.

Da horte er Schritte im Niedergang und sah Leutnant Adam Pascoe an Deck kommen.

Immer wieder von neuem uberrascht, stellte Keen fest, da? Pascoe Bolitho ahnelte wie ein jungerer Bruder. Das gleiche schwarze Haar, auch wenn Pascoe es nach der neuen Marinemode kurzgeschnitten trug, nicht in einem Nackenzopf. Die gleiche Rastlosigkeit: eben noch ernst und in sich gekehrt, und gleich darauf voll jugendlichem Feuer. Kein Wunder mit 21 Jahren, dachte Keen. Trotzdem — ohne einen Krieg, der seinen Zoll an Menschenleben und Schiffen forderte, konnte Pascoe nur mit viel Gluck auf Beforderung oder ein eigenes Kommando hoffen.

Er begru?te den Flaggleutnant.»Nun, Mr. Pascoe, fanden Sie in der Admiralskajute alles zu Ihrer Zufriedenheit?»

Pascoe lachelte.»Aye, Sir. Wir haben vier der achteren Achtzehn-pfunder abgebaut und durch Rohrattrappen ersetzt, damit er reichlich Platz findet.»

Keen warf einen Blick zum Huttendeck hinauf.»Wie ich ihn kenne, ware er auch mit zehn Schritten Auslauf zufrieden. Hauptsache, er kann irgendwo auf und ab marschieren, um sich beim Nachdenken Bewegung zu verschaffen.»

Scheinbar zusammenhanglos sagte Pascoe:»Ich sehe nicht ein, welchen Sinn unsere Mission hat, Sir. Wir haben gekampft, bis der Feind eine Atempause brauchte, um sich zu erholen, und trotzdem halt es unsere Regierung fur richtig, jetzt fast alle Besitzungen zuruckzugeben, die wir den Franzosen abgerungen haben. Mit Ausnahme von Ceylon und Trinidad haben wir auf alles verzichtet und konnen uns nicht einmal dazu durchringen, Malta endgultig zu behalten. Jetzt geht auch San Felipe zum Teufel, und der Admiral mu? diese schmutzige Arbeit sogar eigenhandig besorgen.»

Keen musterte den jungen Mann ernst.»Ein guter Rat, Mr. Pascoe. «Er sah Pascoe trotzig den Kopf heben, gewahrte das vertraute Aufbegehren in seinen Augen. Doch unbeirrt fuhr er fort:»In der Messe konnen Offiziere ihre privaten Ansichten frei diskutieren, vorausgesetzt, nichts davon kommt der Mannschaft zu Ohren. Aber das gilt nicht fur den Kommandanten und den Flaggleutnant; wir mussen Zuruckhaltung uben. Ich vermute, Ihr Wunsch. Ihrem Onkel zu dienen, war so stark, da? Sie diesen Posten eher um seinet- als um Ihretwillen ubernommen haben?»

Keen sah an Pascoes Gesicht, da? er ins Schwarze getroffen hatte. Er setzte hinzu:»Der Auftrag eines Marineoffiziers unterscheidet sich grundlich von dem eines Adjutanten. Sie mussen diskret sein, sogar vorsichtig, denn es wird immer Zuhorer geben, die sich Ihr Vertrauen erschleichen wollen. «Er zogerte, sprach dann aber weiter, weil er es fur wichtig hielt.»Manche konnten Ihrem Onkel ubelwollen. Fallen Sie deshalb kein Urteil in Dingen, die Sie nicht andern konnen. Andernfalls ware es besser fur Sie beide, wenn Sie sich umgehend an Land bringen lie?en und den Hafenadmiral von Spithead um Ihre Versetzung baten.»

Wieder lachelte Pascoe:»Ich danke Ihnen, Sir. Das habe ich verdient. Aber ich wurde meinen Onkel niemals im Stich lassen, weder jetzt noch in Zukunft. Er bedeutet mir viel.»

Keen nahm den ungewohnlichen Gefuhlsausbruch des jungen Leutnants gelassen auf. Pascoes Geschichte war ihm gro?tenteils bekannt: unehelich geboren, war er der Sohn von Bolithos totem Bruder Hugh, einem Abtrunnigen und Verrater, der sich auf die Seite der amerikanischen Rebellen geschlagen und einen feindlichen Freibeuter befehligt hatte — mindestens ebenso kuhn wie John Paul Jones. Fur Bolitho mu?te das eine gro?e Belastung sein, und auch fur diesen jungen Offizier, den seine sterbende Mutter ausgeschickt hatte, seinen einzigen Onkel zu suchen, als letzte Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Leise sagte Keen:»Ich verstehe schon. Vielleicht besser, als Sie glauben.»

Der Midshipman[2] der Wache hastete quer ubers Deck auf sie zu und gru?te nervos. Keen erinnerte sich, da? auch er neu angemustert hatte.»Sir, da legt ein Boot von der Werft ab«, stammelte der Junge.

Keen spahte durch das Gitter der Webeleinen.

Ein werfteigenes Boot pullte bereits auf den verankerten Zweidecker zu. Keen sah Sonnenlicht von Goldepauletten und Zweispitz reflektieren und wurde von Panik gepackt. Typisch Bolitho, da? er es nicht abwarten konnte, bis ihn sein eigenes Boot abholen kam. Also hatte er es eilig, den Auftrag anzupacken, ob der ihm nun behagte oder nicht.

Mit unbewegtem Gesicht sagte er zu dem Jungen:»Empfehlung an den Offizier der Wache, Mr. - ah.«»Puxley, Sir.»

«Also, Mr. Puxley, pfeifen Sie die Ehrenwache an die Pforte. «Er packte den Jungen, der zur Achterdecksleiter rennen wollte, und fugte hinzu:»Gehen, Mr. Puxley, nicht rennen!»

Pascoe wandte sich ab, um ein Grinsen zu verbergen. Genau das hatte Bolitho wahrscheinlich zu Keen gesagt, als dieser noch ein kleiner Kadett gewesen war. Er selbst hatte es oft genug zu horen bekommen.

Als die Bootsmannsgehilfen durch die Decks eilten und ihre Pfeifen zwitschern lie?en, stapften die Marinesoldaten zur Eingangspforte; ihre roten Uniformrocke mit den gekreuzten wei?en Brustriemen leuchteten bunt aus dem Gewuhl der Matrosen.

Keen winkte den wachhabenden Offizier heran und sagte unwirsch:»Vielleicht, Mr. Mountsteven, machen Sie sich kunftig die Muhe, rechtzeitig nach Ihren Vorgesetzten Ausschau zu halten.»

Pascoe druckte den Hut fester auf sein rebellisches Haar. Auch das hatte Bolitho genauso gesagt.

Keen schritt zur Pforte und blickte dem Boot entgegen. Im Heck konnte er Bolitho sitzen sehen, den alten Sabel zwischen den Knien. Wenn er ohne die ehrwurdige Familienwaffe an Bord gekommen ware, hatte Keen das als Sakrileg empfunden.

Und da war auch Allday; vierschrotig und wachsam, musterte er die Bootscrew mit angewidertem Blick. Wie hatte der Ehrenwerte Oliver Browne; Pascoes Vorganger, ihr altes Geschwader bezeichnet? Als >happy few<, eine kleine Schar Auserwahlter. Klein war die Schar gewi? geworden. Keen sah zu der gro?en roten Nationalflagge am Heck zuruck, die nur hin und wieder auswehte. Aber die wenigen waren genug.

Auch der Erste Offizier der Achates, ein hochgewachsener, breitgesichtiger Mann von der Insel Man, beobachtete das Boot.»Alles klar zum Empfang, Sir«, sagte er.

«Danke, Mr. Quantock.»

Keen hatte sich in seinen ersten Wochen an Bord, wahrend das Schiff uberholt wurde, mit Vorsicht durch die Listen, Stammrollen und Logbucher gearbeitet. Zwar unterstand nicht zum erstenmal ein Schiff seinem Befehl, aber fur diese Mannschaft war er ein unbeschriebenes Blatt. Ehe er sich nicht ihre Achtung errungen hatte, setzte er nichts als selbstverstandlich voraus.

Der Erste Offizier sah kurz.nach vorn zum Signalfahnrich am Fu? des Fockmasts und sagte leise, wie zu sich selbst:»Ich wette, das alte Kathchen hat nie damit gerechnet, noch einmal Flaggschiff zu werden.»

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Seekadett oder Fahnrich zur See

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