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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 32


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Aber dann schuttelte er diese Stimmung ab. Ein Leben ohne Belinda schien ihm unertraglich. Aber ein Leben ohne Ehre konnte er ebensowenig ertragen.

Vom Ufer klang ein erschreckter Anruf herauf und dann Alldays gedampfte, aber wutende Stimme:»Ich bin's doch, du blindes Huhn! Sei leise, oder ich brech' dir das Genick!«Er rutschte in den Graben hinunter und schielte unsicher zu den drei Offizieren heruber.

Bolitho lachelte.»Ihr habt heute nacht ein Wunder vollbracht. Das war gute Arbeit!»

Erst jetzt schien Allday zu begreifen, da? die eine der drei abgerissenen Figuren Bolitho war; wei? schimmerten seine Zahne im Halbdunkel, als er breit zu grinsen begann.

«Danke, Sir.»

Scott sagte:»Mir kam's so vor, als seid ihr auf ein Patrouillenboot gesto?en, Allday.»

Allday betrachtete ihn, schien zu uberlegen, ob ein blo?er Leutnant seiner Aufmerksamkeit wurdig war, aber dann antwortete er doch.»Stimmt, Sir. «Er fuhr mit der Hand quer uber seine Kehle.»War aber kein Problem.»

Das ohrenbetaubende Krachen eines einzelnen Kanonenschusses lie? einige der Umstehenden erschreckt zusammenfahren. Kreischend und krachzend flatterten Vogel scharenweise vom Wasser und aus den Uferbuschen auf. Aller Augen folgten den Rauchschwaden, die vom Festungswall aufstiegen, gefolgt vom dumpfen Einschlag eines Volltreffers.

Bolitho ruckte seinen Sabelgurt zurecht und sagte knapp:»Sie nehmen Achates unter Beschu?.»

Wie zur Antwort drang Larm aus der Stadt: zunachst nur Gewehrfeuer, dann lautes Hufgetrappel auf einer gepflasterten Stra?e.

Also wollte Rivers' Miliz sie angreifen, ehe sie ihre Stellungen auf der Insel befestigen konnten, und eine schnell herbeigeschaffte Kanone sollte das verankerte Schiff in den Boden bohren.

«Kapitan Keen wird sich beeilen mussen«, stellte Bolitho fest.»Und wir sollten ihm etwas Zeit verschaffen.»

Schon nahm ihre nahere Umgebung und die Gruppe zusammengedrangter Seeleute im Morgengrauen deutlichere Umrisse an. Ruhig fragte Mountsteven:»Was haben Sie vor, Sir?»

«Zu verhandeln. «Und die erstaunte Reaktion des anderen scharf unterbindend, setzte er hinzu:»Ich brauche zwei Freiwillige — sofort.»

Wieder feuerte die Kanone, und Bolitho zwang sich, nicht zusammenzuzucken. Diesmal war kein Einschlag zu horen, aber bald mu?te der Richtschutze sein Ziel im zunehmenden Licht gut erkennen konnen.

Brummig korrigierte Allday:»Nur einen Freiwilligen, Sir. Ich komme mit.»

Bolitho verlie? die Deckung und wandte sich dem Weg zu, der in vielen Windungen zur Festung hinauffuhrte. Plante er wirklich nur einen Bluff? Jedenfalls hatte er Rivers nichts anderes zu bieten.

Mit einem schnaufenden Allday an seiner Seite und Christy, dem Bootsmannsmaatgehilfen, hinter sich, schritt Bolitho auf dem holprigen Weg rasch aus. Christy trug einen Bootshaken mit einem wei?en Hemd als Parlamentarsflagge daran und pfiff leise vor sich hin. Beim Abschied hatte er noch daruber gewitzelt, da? das Hemd von einem der beiden Kadetten stammte, die ihrem Landungstrupp angehorten:»Der einzige junge Herr, der fur unseren Zweck sauber genug ist.»

Bolitho wunderte sich, da? die Manner immer noch zum Grinsen aufgelegt waren.

«Halt! Keinen Schritt weiter!»

Bolitho blieb still stehen und blickte zu den Festungsmauern auf, die sich drohend uber ihnen erhoben. Er glaubte, ein metallisches Klicken zu horen, und konnte sich gut vorstellen, wie ein Scharfschutze ihn ins Visier nahm, wei?e Fahne oder nicht. Wieder stieg Verbitterung in ihm auf. Wen wurde ihr Tod schon kummern? Uberall waren Hunderte, Tausende von Seeleuten und Soldaten gefallen, fur die verschiedensten Zwecke, und wer erinnerte sich noch an sie oder an den Grund ihres Sterbens?

Er formte einen Schalltrichter mit beiden Handen.»Ich will mit Sir Humphrey Rivers sprechen!»

Die Antwort war ein hohnisches Auflachen.»Sie meinen wohl kapitulieren, Sir!»

Bolitho ballte die Fauste. Also hatte er richtig vermutet, Rivers hielt sich da oben auf. Sonst hatten die unbekannten Gegner mit einer spottischen Abfuhr reagiert, ihn fur seinen Irrtum verhohnt.

Allday murmelte:»Ich zeig's dem Schweinehund, von wegen kapitulieren!»

Eine andere Stimme rief:»Ach, Sie sind das, Bolitho! Ich dachte schon, wir hatten ein paar Bettler vorm Tor!»

Bolitho merkte, da? er sich entspannen konnte, jetzt, da Rivers ihm wirklich gegenuberstand.

«Bitte, sagen Sie doch — was kann ich fur Sie tun, bevor ich Sie und Ihre Rabauken gefangennehme?»

Bolitho fuhlte sein Herz gegen die Rippen schlagen, als sei es der einzige Teil seines Korpers, der noch spontan reagieren konnte. War es nicht schon viel heller geworden? Ohne das Sturmgewolk der vergangenen Nacht hatte bereits heller Tag geherrscht.

Irgendwo hinter der Mauer horte er den Ruf:»Feuerbereit, Sir!»

Aber Rivers wollte die Situation ausgiebig genie?en.»Einen Moment noch, Tate. Ich mochte horen, worum unser stolzer Admiral mich bittet.»

Bolitho flusterte seinen Begleitern zu:»Sie konnen nicht feuern, so lange Rivers da oben ist. Er steht genau zwischen der Kanone und dem Schiff. «Laut rief er:»Ich fordere Sie auf, das Feuer einzustellen und Ihre Miliz zuruckzubeordern. Sie haben keine Chance, uns zu besiegen. Und Ihre Leute mussen sich klar daruber sein, welch hohen Preis sie fur den Angriff auf ein englisches Kriegsschiff zahlen werden.»

Dabei stellte er sich vor, wie seine Worte hinter den Festungsmauern von Mund zu Mund gingen. Trotzdem, Rivers' Leute waren uberwiegend Einheimische, wahrscheinlich nicht viel besser als Piraten, obwohl die wahrend des Krieges erfundene, zartfuhlende Umschreibung >Freibeuter< diese Profession inzwischen fast legalisiert hatte.

Wutend schrie Rivers zuruck:»Zur Holle mit Ihnen, Bolitho! Ich habe Ihnen eine Chance gegeben, aber jetzt werden Sie fur Ihre verdammte Arroganz bu?en!»

Bolitho blinzelte geblendet, als die ersten Sonnenstrahlen ihm zwischen den Zinnen des Burgfrieds hindurch in die Augen stachen und den Hang uber der Festung in goldenes Licht tauchten. Aufgeregte

Rufe erklangen hinter den Mauern, als auch der verankerte Zweidek-ker unten klar sichtbar wurde.

Rivers' Stimme wurde noch um einige Tone schriller:»Da liegt das Ziel, Jungs! Da? mir jede Kugel trifft! Dieser Kommandant ist ein noch gro?erer Narr als sein Admiral.»

Langsam wandte Bolitho sich um und sah uber die Reede hinweg zu den wei?en Hausern von Georgetown und den dicht gedrangt ankernden Fahrzeugen hinuber. Und er verga? das Hohngeschrei aus dem Fort, als er erkannte, was Keen mit seiner kleinen Besatzung im Schutz der Dunkelheit bewerkstelligt hatte: Eine lange Trosse verlief vom Heck der Achates zu einer Festmacherboje und hielt das Schiff regungslos, und zwar so, da? es seine Breitseite voll der Festung zuwandte. Damit hatte Ke en eine Batterie, die nach beiden Seiten feuern konnte, zum einen auf die Stadt und die Reede, zum anderen auf die Festung und die Hafeneinfahrt. Kein Wunder, da? Rivers ihre Plane nicht durchschaut hatte.

Rivers rief:»Meine Kavallerie ruckt schon aus, um Sie fertigzumachen, Bolitho! Ihr schandliches Ende wird alle kunftigen Angriffe auf meine Insel abschrecken, das garantiere ich Ihnen!»

Nun konnte Bolitho auch seine Gestalt vor dem hellen Himmel sehen und den Ha? fuhlen, der von diesem Mann ausging. Trage stieg Rauch uber die Mauerkrone und verriet, da? dahinter Kugeln erhitzt wurden, die Achates vernichten sollten. Jetzt wurde die Zeit knapp.

Er rief hinauf:»Ich gehe zu meinen Leuten zuruck, Sir Hum-phrey…«An seinem Hals zuckte ein Nerv, als er plotzlich ein entferntes, aber wohlvertrautes Rumpeln horte. Diesmal wandte er sich nicht um, wagte es auch nicht, Rivers aus den Augen zu lassen, als das dumpfe Poltern wie abgehackt verstummte.

Rivers hatte es ebenfalls gehort.»Wozu soll das gut sein?«rief er.»Keine Ihrer Kanonen kann diesen Mauern auch nur einen Kratzer beibringen. «Aber das klang schon nicht mehr ganz so selbstsicher; vielleicht hatte das Poltern, mit dem Achates' Kanonen ausgefahren wurden, auch bei ihm alte Erinnerungen heraufbeschworen, genau wie bei Bolitho.

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