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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 17


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Duncan fragte sich, was wohl auf dem anderen Schiff geschah. Es war in Sicht gekommen, kurz bevor die Flaute beide Schiffe lahmte und in der druckenden Hitze auf der Stelle hielt.

Der Erste Offizier kehrte zuruck, nachdem er die Toppsgasten in die Takelage gescheucht hatte.»Der Ausguck im Masttopp meldet, da? unser heimlicher Begleiter bei Wachwechsel immer noch zu sehen war.»

Wie zur Bestatigung erklang eine Stimme aus dem Gro?masttopp und lie? mehrere Seeleute nach oben spahen.

«An Deck! Schiff in Luv voraus! Setzt die Bramsegel!»

Duncan quittierte mit einem Grunzen und wandte sich nach vorn, um sein eigenes Schiff zu beobachten, das sich unter dem wachsenden Winddruck schon leicht uberzulegen begann. Das zweite Boot wurde gerade uber das Schanzkleid gehievt und eingesetzt. Sparrowhawk machte wieder Fahrt.

Der Segelmeister stellte fest:»Sie wird auf konvergierendem Kurs zu uns liegen, Sir.»

«Ein Mann mit scharfen Augen soll gut Ausguck nach ihr halten.»

Duncan verdrangte die momentan in ihm aufsteigende Besorgnis. Im ersten Augenblick hatte er geglaubt, das andere Schiff sei die Achates, und Bolitho komme ihm entgegen, um den Grund fur seine Verspatung zu erfahren.

Mit knarrenden Blocken und knirschenden Leinen begann Sparrowhawk, auf den Wind in ihren Segeln zu reagieren.

«Nord zu West, Sir! Voll und bei!»

Duncan rieb sich das rote Gesicht, wahrend er auf mehr Wind wartete. Aber er reichte schon aus, das Schiff Fahrt aufnehmen zu lassen. Selbst das winzige Eiland, das eine Zeitlang an der Kimm gestanden hatte, war bereits verschwunden, bevor der Master es identifizieren konnte. Wahrscheinlich eine Insel der Bahamagruppe, sagte sich Dun-can.

Auch bei San Felipe hatte er solch kleine Inseln gesichtet, eine davon sogar seltsamerweise mit einem Kirchturm. Man hatte ihm gesagt, da? sich dort ein Missionsorden niedergelassen habe und in volliger Abgeschiedenheit lebe.

San Felipe war ursprunglich in spanischem Besitz gewesen, deshalb mochten diese Monche durchaus ein Uberbleibsel aus alten Zeiten sein. Duncans Laune begann sich zu bessern. Wenn er's recht uberlegte, hatte er nur ausgefuhrt, was ihm befohlen worden war. Bolitho wurde sich schon einen Reim auf alles machen konnen, was sein Fregattenkapitan auf San Felipe gesehen und gehort hatte.

«Ich gehe unter Deck, Mr. Palmer. Mu? noch einen Brief beenden. Wer wei?, vielleicht konnen wir fruher als gedacht Post in die Heimat schicken!»

Palmer lachelte. War der Kommandant guter Stimmung, war das Leben leichter fur alle.

Als die Segel im Wind immer voller standen und die wei?e Bugwelle allmahlich wuchs, wurde auch das andere Schiff gro?er und gro?er; zielstrebig kam es auf konvergierendem Kurs heran.

Zu gro? fur eine Fregatte, uberlegte Palmer, der in den Webeleinen in Luv hing und sein Teleskop auf den Fremdling richtete. Er leuchtete grell in der Sonne, und seine hell und dunkel gewurfelten LeeStuckpforten schnitten fast unter, so krangte er im auffrischenden Wind, der die Sparrowhawk noch nicht erreicht hatte.

Wahrscheinlich ein Westindienfahrer, konstatierte Duncan. Die waren neuerdings so schnittig wie Kriegsschiffe. Nicht umsonst hie? es ja, da? so ein Gemusekipper mit einer Fahrt me hr verdiente als ein Marineoffizier in zehn Jahren.

«Sie hi?t ein Signal, Sir!»

«Das sehe ich selbst, verdammt!«Palmer hatte das lange Warten bei Hitze und Flaute zermurbt; so grob zu reagieren, war sonst nicht seine Art.

Der Signalfahnrich schluckte nur und richtete sein starkes Glas auf das andere Fahrzeug, beobachtete die bunten Flaggen, die an seiner Signalrah aufstiegen.

«Sie haben uns etwas mitzuteilen, Sir.»

Der Erste Offizier unterdruckte einen Fluch. Wahrscheinlich war die Mitteilung vollig bedeutungslos; aber wahrend sie uberflussige Informationen austauschten, konnten sie den Wind wieder verlieren.

«Bestatigen Sie, Mr. Clements«, befahl er unwirsch und winkte den Midshipman der Wache heran.»Und Sie, Mr. Evans, melden dem Kommandanten, da? wir beidrehen mussen.»

Palmer wandte sich wutend ab; das wurde dem Kommandanten die gute Laune rasch verderben.

Mit bis zum Gurtel offenem Hemd kam Duncan aus dem Kajutsniedergang und musterte wortlos das fremde Schiff. Es konnte ihnen eine fur ihre Unternehmung wichtige Nachricht bringen; andererseits mochte der Kapitan auch nur Klatsch und Tratsch austauschen wollen. Wenn sich zwei Schiffe so fern der Heimat trafen, war das nicht ungewohnlich.

«Kurzen Sie Segel, Mr. Palmer. Klar zum Beidrehen.»

Er verschrankte die Hande auf dem Rucken und sah zu, wie seine Leute auf ihre Stationen eilten.»Hart Luvruder!»

Duncan winkte nach dem Midshipman.»Ihr Glas bitte, Mr. Evans.»

Als er das Teleskop entgegennahm, fiel sein Blick auf den Jungen. Evans war erst dreizehn Jahre alt, der Jungste in seiner Messe. Ein munteres Kerlchen, das schon mehr als einmal zur Strafe fur seine Streiche in den Mast geschickt worden war.

Duncan hob das Glas und spreizte gleichzeitig haltsuchend die Beine, weil das Schiff gerade in ein Wellental sackte; vorn fierten die Seeleute die Stagsegelschoten, damit Sparrowhawk durch den Wind drehen konnte. Fur eine Landratte mu?te das Schiff jetzt einen vollig au?er Kontrolle geratenen Anblick bieten; aber gleich wurde es sich auf den anderen Bug legen und die Mannschaft noch mehr Segel auf-geien.

Duncan lachelte grimmig in sich hinein. Er fuhrte sein Schiff gern mit fester Hand, zwang es ins Joch wie ein eigenwilliges Pferd.

Aber er erstarrte, als das andere Schiff riesenhaft in seiner Teleskoplinse auftauchte. Seine Rahen schwangen herum, die Segel blieben steif wie eiserne Brustpanzer, und es wechselte den Kurs, aber nicht um anzuluven, sondern nach Steuerbord. Donnernd fullte sich die Breitfock an ihrer Rah, und das Schiff schien einen Satz nach vorn zu machen, quer hinter dem Heck der Fregatte vorbei.

Duncan brullte:»Belege das, Mr. Palmer! Anluven!«Aber es war zu spat, seinen letzten Befehl ruckgangig zu machen.

An Deck herrschte Konfusion. Manner sturzten an Brassen, Halsen und Schoten, Blocke und Winschen knarrten, und immer noch mehr Hande packten mit an, um die Rahen wieder herumzuholen.

Duncan kam ins Schwanken, als das Deck sich uberlegte und das Schiff zu reagieren versuchte; aber sie hatten sich festgesegelt. Die Segel killten und schlugen wirkungslos gegen Masten und Spieren.

«Klar zum Gefecht!»

Mit wildem Blick starrte Duncan zu dem Fremden hinuber, trotz der Hitze fror er bis ins Mark. Er hatte es vorhersehen mussen! Jetzt war es zu spat, denn noch wahrend er hinsah, flogen druben die Stuckpforten auf, die schwarzen Rohre reckten sich ins Licht, wohingegen auf der Sparrowhawk verwirrte Soldaten erst die Trommelstocke wirbeln lie?en; mehr Manner stromten aus den Niedergangen, zum Teil immer noch in Unkenntnis der drohenden Gefahr.

Duncan stand wie angewurzelt, dem regelma?igen Einzelfeuer zugewandt, das jetzt aus der Bordwand des Fremden scho? und mit gelbroten Feuerzungen nach ihnen leckte, gefolgt von dick heranrollenden Rauchbanken. In der nachsten Sekunde krachte ein Eisenhagel mit infernalischer Gewalt in Rumpf und Rigg der Fregatte, mahte Manner um, zerfetzte Spieren und Taue, ri? Locher in die schlagenden Segel und — was am schlimmsten war — fuhr wie ein Sensenhieb vom Heck aus durch die ganze Lange des Batteriedecks, alles in blutiges Chaos verwandelnd.

Duncan krallte die Fauste in die Webeleinen und schrie wie ein verwundeter Stier, als eine Kugel auf dem Achterdeck eine Kanone umri? und uber die splitternden Planken weiterpflugte, eine Spur aus Blut und Leichen hinter sich herziehend.

Er spurte einen Schlag gegen seine Hufte wie von einer Axt, und als er hinblickte, pulsierte Blut in breitem Strom an seinem Bein hinunter; dann kam der Schmerz, und er horte sich aufstohnen in Todesnot.

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