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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 58


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Korporal Coote brullte:»Fertigmachen! Ziel auffassen!«Die vier Musketenlaufe ragten wie Lanzen uber das Sull der Fischlast.»Feuer!»

Druben beim Gegner fielen bei der ersten Salve vier Mann, darunter zwei Soldaten. Die Drehbasse scho? mit ohrenbetaubendem Krachen, aber der Mann, der die Abzugsleine gehalten hatte, war todlich getroffen worden, weshalb die Kartatschenladung harmlos weitab ins Wasser schlug.

Schon hielten Wurfanker die Boote beisammen, und mit irrsinnigem Gebrull, ihre Axte und Entermesser schwingend, sprangen die englischen Seeleute auf das feindliche Deck, das bald mit roten Blutspritzern ubersat war.

So laut er konnte schrie Searle:»La?t sie abtreiben! Zuruck an Bord, aber schnell, ihr Hunde!»

Denn er hatte Hoblins verzweifeltes Winken bemerkt. Jetzt sahen auch die anderen, die sich endlich von den toten Soldaten und verschreckten Fischern abwandten, die hohe Pryramide steifer

Segel aus dem Dunst auf sich zukommen wie eine uberdimensionale Raubfischflosse.

«Kappt die Leinen! Setzt Segel — schnell!»

Searle zerrte einen Seemann kopfuber an Bord, als die beiden Kutter auseinanderdrifteten.

Vor Brownes Augen wurde aus dem Kampffieber wilde Panik, als sie sich verzweifelt bemuhten, ihren Kutter wieder in Fahrt zu bringen. Ohne das Zusammentreffen mit dem anderen, auch mit Soldaten bemannten Boot hatten sie unentdeckt entkommen konnen.

Er wandte sich um und starrte achteraus, als ihr Kutter Fahrt aufnahm und wieder durch die Hacksee stampfte, diesmal in Richtung aufs offne Meer. Das Ganze hatte nur wenige Minuten gedauert. Und wurde jetzt genauso schnell vorbei sein.

Ihr Verfolger fuhr eine prazise Halse, seine Rahen schwangen fast gleichzeitig herum, als er Kurs auf seine Beute nahm.

Hoblin sagte:»Eine franzosische Korvette. Hab hier in der Gegend eine Menge davon gesehen. «Er sprach so unbeteiligt und nur mit professionellem Interesse, als hatte er die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage langst akzeptiert.

Die anderen Fischkutter waren in wildem Durcheinander da-vongesegelt, wie eine Stampede vor einem tollwutigen Hund.

Browne knopfte den fremden Uniformrock auf und warf ihn uber Bord. Das machte zwar keinen Unterschied mehr, aber danach fuhlte er sich wohler. Er horte Stirling ein Selbstgesprach fuhren, konnte aber nicht sagen, ob er betete oder sich Mut zusprach.

«Wieviel Zeit bleibt uns?»

Searle blickte ihn ruhig an.»Etwa drei?ig Minuten. Ihr Kommandant wird versuchen, hinter uns vorbeizukommen. Er hat ein paar Untiefen an Backbord und wird sich so viel freien Seeraum wie moglich verschaffen wollen, ehe er zum Todessto? ansetzt. «Auch er sprach ohne Wut oder Verbitterung.

Das franzosische Kriegsschiff war klein und wendig, vom Fischkutter aus gesehen wirkte es jedoch machtig wie eine Fregatte. Die Korvette trug so viel Segelflache, da? Browne den Eindruck gewann, ihr eigenes Boot stehe still. Wahrend die Distanz zwischen ihnen schrumpfte, dachte er an Bolitho und die Information, die ihn nun nie erreichen wurde.

Er blinzelte und begriff erst hinterher, da? ihnen vom Vorschiff des Franzosen eine Feuerzunge entgegengebleckt hatte. Dann kam der Knall und das kurze Pfeifen, als die Kugel an Steuerbord achteraus kurz aufsetzte und als Abpraller wie ein wild gewordener Derwisch davonzischte.

«Er nimmt Ma?, Sir.»

Scharf befahl Searle:»Zwei Strich nach Steuerbord!»

Aber der Fischkutter reagierte viel zu langsam. Als die nachste Kugel abgefeuert wurde, schlug sie so nahe ein, da? eine Gischtfontane die Manner eindeckte.

Korporal Coote lag der Lange nach an Deck und zielte mit seiner Muskete auf die Korvette. Schlie?lich sagte er angewidert:»Ich schaffs nicht. Aber wenn ich noch warte, kann ich vielleicht ein paar von ihnen mitnehmen.»

Midshipman Stirling rammte sich die geballte Faust zwischen die Zahne, als die dritte Kugel ihr Gro?segel durchschlug und eine Kabellange voraus mit hoher Fontane in die See fuhr.

Searle meinte:»Sie wollen uns entmasten, damit sie uns lebend kriegen. «Er zog seinen Sabel.»Aber ohne mich.»

Das Katz-und-Maus-Spiel konnte nicht ewig dauern. Als die Kuste und die Fischereiflotte achteraus immer weiter zuruckblieben, mu?te der Kommandant der Korvette begreifen, da? auf diese Weise zuviel Zeit verstrich.

Er anderte seinen Kurs um mehrere Strich nach Backbord, um drei seiner vorderen Kanonen zum Tragen zu bringen. Ehe er wieder auf den alten Kurs zuruckging, feuerte jede Kanone einen sorgfaltig gezielten Schu? ab; einer davon durchschlug die Gillung des Fischkutters wie ein gigantischer Rammbock.

Als Hoblin wieder auf die Fu?e taumelte, keuchte er:»Ruder reagiert noch, Sir!»

Aber Browne horte Wasser gurgelnd und zischend in die Fischlast schie?en. Es war der reine Wahnsinn, trotzig und jammerlich zugleich.

Searle nickte ruckartig:»Also dann — Kurs halten!»

Wieder eine Detonation. Die Bugkanone der Korvette feuerte mit verheerender Wirkung. Ein Seesoldat, der dem Matrosen mit der Fock hatte helfen wollen, drehte sich wie ein Kreisel um die eigene Achse, als die Kugel ihm ein Bein abri?, dann zwei weitere Seeleute niedermahte und sie in eine blutige, formlose Masse verwandelte. Holzsplitter sausten wie todliche Geschosse durch die Luft, und der Rumpf sackte so tief ins Wasser, da? es ein Wunder war, wenn sie uberhaupt noch Fahrt machten.

Voll Schmerz und Abscheu starrte Browne auf den sterbenden Seesoldaten hinunter. Wie er wurden sie alle viehisch niedergemetzelt werden. Was hatte das fur einen Sinn? Was lie? sich damit beweisen?

Wieder stieg eine Gischtfontane dicht am Schandeck in die Hohe. Midshipman Stirling wirbelte herum, eine Hand um den anderen Oberarm gekrampft, aus dem ein Splitter wie ein riesiger Federkiel ragte.

«Ist nichts weiter, Sir«, keuchte er; dann sah er das Blut zwischen seinen Fingern hervorrinnen und fiel in Ohnmacht.

Browne blickte Searle an.»Wir konnen sie nicht so sinnlos sterben lassen!»

Korporal Coote taumelte heran und deutete durch den Wasserdampf des letzten Schusses.»Vielleicht mussen wir das gar nicht,

Sir.»

Browne fuhr herum und starrte unglaubig hinuber. Er konnte es nicht fassen, aber die Korvette drehte — noch in ihren eigenen Pulverqualm gehullt — ab.

«Die Phalarope kommt!»

Sonst sagte niemand ein Wort, auch der sterbende Seesoldat starrte nur still himmelwarts, wahrend er auf das Ende seiner Schmerzen wartete.

Matt schimmerte die vergoldete Galionsfigur der alten Fregatte im schwachen Sonnenlicht, als sie heranrauschte, der sinkenden Hulk des Kutters entgegen; in ihrer Takelage hatten die Toppsgasten ausgelegt und hockten auf den Rahen wie schwarze Vogel, bis sie Segel kurzten.

Hoblin stohnte auf:»Mein Gott, sie riskiert alles! Wenn die Franzosen jetzt auslaufen.»

«Das soll uns im Moment nicht kummern. «Browne buckte sich und zog den Midshipman auf die Fu?e.»Alles klarmachen zum Verlassen des Bootes! Und helft dabei den Verwundeten!«Er konnte es immer noch nicht glauben.

Eine Stimme rief ubers Wasser:»Wir kommen langsseits!»

Die Rahen der Fregatte schwangen herum, unter dem Druck des Windes in den Segeln legte sich der Rumpf uber, bis die ersten killten und backstanden, als sie durch den Wind drehte.

Viel Zeit blieb ihnen nicht.

Korporal Coote hob eine Muskete auf und blickte auf seinen gefallenen Kameraden nieder.»Die brauchst du nicht mehr, Junge. «Mit leerem Blick wandte er sich von dem Toten ab.»Macht euch fertig, Leute!»

Turmhoch ragte Phalarope uber ihnen auf. Uber dem Schanzkleid, an den Rusten und in den offenen Stuckpforten tauchten Gesichter auf. Uberall, wo man einen Mann ubernehmen konnte, streckten sich ihnen Arme entgegen.

Die nachsten Augenblicke waren der Hohepunkt des ganzen Alptraums: Stimmen schrien entsetzt auf, Holz splitterte und Spieren brachen, als die Fregatte unbeirrt gegen das mit Schlagseite im Wasser liegende Boot stie?.

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