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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 55


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Herrick stie? einen ungeduldigen Seufzer aus.»Aber klar, Mann! Genau das war doch von Anfang an geplant. Ich dachte, Sie hatten einen neuen Einfall?»

Browne lachelte nur milde.»Mit allem Respekt, Sir: Mein Vorschlag lautet, den Kutter mit unseren Leuten direkt zwischen die franzosische Fischereiflotte segeln zu lassen.»

Herrick schuttelte den Kopf.»Das ware der reinste Wahnsinn. Noch innerhalb der ersten Stunde wurden sie auffallen und geschnappt.»

«Nicht, wenn jemand an Bord flie?end franzosisch sprache.»

Verzweifelt wandte sich Herrick an Bolitho.»Und wie viele solcher Sprachgenies haben wir an Bord?»

Browne rausperte sich.»Zunachst einmal mich, Sir. Und ich habe entdeckt, da? die beiden Fahnriche Stirling und Gaisford ein passables Franzosisch sprechen.»

«Also, mich trifft der Schlag!«Herrick konnte Browne nur anstarren.

«Gibt es denn eine Alternative?«fragte Bolitho bedachtig.

Browne zuckte die Achseln.»Keine, Sir.»

Wieder studierte Bolitho die Seekarte dieses Kustenstrichs, obwohl er inzwischen jede Untiefe, jede Bucht und die Entfernungen auswendig kannte.

Die Sache konnte klappen, weil sie so unvermutet kam. Wenn sie schiefging, wurden Browne und seine Manner gefangengenommen. Hatten sie sich verkleidet, bedeutete das den sicheren Tod fur sie. Er dachte wieder an die kleinen Grabhugel unterhalb der Gefangnismauern, an die Kugeleinschlage in der Wand.

Browne war sein Zogern nicht entgangen, er sagte:»Ich wurde es jedenfalls gern versuchen, Sir. Es kann uns weiterhelfen. Im Sinne von Kapitan Neale.»

Der Wachsoldat vor der Tur unterbrach sie mit dem lauten Ruf:»Midshipman der Wache, Sir!»

Midshipman Haines trat wie auf Zehenspitzen vor seine Vorgesetzten und meldete fast flusternd:»Empfehlung des Ersten Offiziers, Sir, und die franzosische Prise kommt in Nordost in Sicht.»

Herrick funkelte ihn an.»Und das war alles, Mr. Haines?»

«N-nein, Sir. Mr. Wolfe la?t Ihnen noch sagen, da? der Kutter drei franzosische Soldaten an Bord hat.»

Der ahnungslose Junge hatte die wichtigste Information fur den Schlu? aufgehoben.

«Danke, Mr. Haines«, sagte Bolitho.»Kompliment an den Ersten Offizier, und er mochte mich informieren, wenn der Kutter naher kommt.»

Mit einem mal war alles sonnenklar. Bolitho erinnerte sich an die franzosischen Soldaten an Bord der anderen Fischkutter, damals an jenem schrecklichen Morgen, als Styx gesunken war. Vielleicht stellte die Garnison regelma?ig Soldaten fur diese Aufgabe ab, schlie?lich war es nicht au?ergewohnlich, da? sich Fischer und Schmuggler beider Seiten weiter drau?en auf See trafen, um Nachrichten oder Schmuggelware auszutauschen. Es konnte nicht im Sinne von Konteradmiral Remond sein, die Invasionsflotte durch unbedachtes Gerede verraten zu lassen.

Also drei franzosische Soldaten. Schon stellte Bolitho sich Browne in einer ihrer Uniformen vor, und als er seinem Adjutanten einen Blick zuwarf, sah er den gleichen Gedanken auf dessen Gesicht.

«Also gut. Durchsuchen Sie den Kutter und erstatten Sie mir Bericht. Danach…«Sein Blick senkte sich auf die Karte.»Danach werde ich entscheiden.»

«Sie sind sich der Gefahr bewu?t?«fragte Herrick.

Browne nickte.»Jawohl, Sir.»

«Trotzdem wollen Sie es tun?»

«Jawohl, Sir.»

Herrick hob verzweifelt die Hande.»Wie ich schon sagte: totaler Wahnsinn.»

Bolitho blickte von einem zum anderen. Sie waren beide so grundverschieden, aber beide ungeheuer wichtig fur ihn. Er erhob sich.»Ich gehe an Deck, Thomas. Mu? nachdenken.»

Herrick begriff sofort.»Ich sorge dafur, da? Sie nicht gestort werden, Sir.»

Als Bolitho auf dem Achterdeck auf und ab ging, versuchte er, sich an Remonds Stelle zu versetzen. Er hatte ihn damals nur kurz gesprochen, aber trotzdem half ihm das betrachtlich. Der Feind hatte jetzt ein Gesicht, einen Charakter.

Bis der kleine Fischkutter an der Leeseite von Benbow langsseits ging, war die Abenddammerung hereingebrochen; Browne stieg sofort hinunter, um ihn zu durchsuchen.

Wahrend sich neugierige Seeleute in den Webeleinen und an der

Reling drangten, stand Bolitho hoch oben uber ihnen, war aber nicht weniger gespannt. Der Kutter war ein schabiges Arbeitsboot mit geflickten Segeln und schmutzigem Deck und nicht viel langer als die Barkasse der Benbow. Er wirkte alles andere als heroisch und hatte jedem Bootsmann der Kriegsmarine nur ein verachtliches Schnauben entlockt.

Auf dem vergammelten Fahrzeug wirkte Browne mit seiner adretten, blau-wei?en Uniform als starker Kontrast.

Das Beiboot kehrte mit einem blutjungen Leutnant zuruck, in dem Bolitho den Anfuhrer des Prisenkommandos vermutete. Als er am Fallreep die uberhangende Bordwand der Benbow erkletterte und vor der Ehrenwache gru?end an seinen Hut tippte, schatzte Bolitho ihn auf hochstens neunzehn Jahre.

Wolfe wollte ihn in die Achterkajute fuhren, aber Bolitho rief vom Huttendeck:»Hierher!»

Der Leutnant mochte jung und vom Pomp des Flaggschiffs eingeschuchtert sein, aber seine Bewegungen waren selbstsicher und schwungvoll, als er nach oben lief: der Gestus des Siegers.

Gru?end meldete er:»Leutnant Peter Searle, Sir, von der Brigg Rapid.»

«Sie haben den Fischkutter gekapert, Mr. Searle?»

Der Leutnant wandte sich um und blickte auf das schabige Arbeitsboot hinab. Zum erstenmal schien er es mit unbeteiligten Augen zu sehen.

Er berichtete:»Der Kutter ankerte etwas abseits von den anderen, Sir. Ich lie? zwei gute Schwimmer au?enbords gehen und die Ankerleine durchschneiden, damit der Kutter mit dem Wind auf mein Boot zutrieb. In dieser Nacht hatten wir Sturm, und mein Boot nahm eine Menge Wasser uber. «Er grinste in der Erinnerung, und damit verschwand die Anspannung aus seinem Gesicht.»Ich wu?te, wir mu?ten diesen verdammten Fischkutter erobern — oder uns schwimmend auf die Suche nach Rapid machen.»

«Gab es einen Kampf?»

«Der Kutter hatte vier Soldaten an Bord, was ich vorher nicht wu?te, Sir. Sie erschossen den armen Miller und schlugen Thompson bewu?tlos, ehe wir die Oberhand gewannen. Das Ganze war schnell vorbei.»

«Ich bin stolz auf Sie. «Seltsam, er dachte an den toten Miller wie an einen alten Bekannten.»Und niemand hat Alarm geschlagen?»

«Nein, Sir, da bin ich mir ganz sicher. «Searle fugte noch hinzu:»Ich lie? die Leichen in der Dunkelheit uber Bord gleiten, auch Miller. Vorher lie? ich sie mit Ballast beschweren, was so zur Hand war, damit sie schnell untergingen. Sie werden bestimmt nirgendwo angetrieben, um ihr Schicksal zu verraten.»

«Ich danke Ihnen, Mr. Searle.»

Aber der Leutnant sprach zogernd weiter.»Wie ich horte, planen Sie, den Kutter gegen den Feind einzusetzen, Sir. Wenn dem so ist, mochte ich mich dafur freiwillig melden.»

«Wer hat Ihnen das erzahlt?»

Unter Bolithos scharfem Blick errotete der junge Mann.»Ich — das habe ich vergessen, Sir.»

Bolitho mu?te lacheln.»Macht nichts, ich kann es mir denken. Ich ernenne Sie mit Freuden zum Anfuhrer der Kutterbesatzung. Offensichtlich sind Sie ein einfallsreicher junger Mann. Mit Ihnen und dem schon unheimlichen Talent meines Flaggleutnants, immer recht zu behalten, sollte die Aktion ein voller Erfolg werden.»

Beide wandten sich um, weil Herrick an Deck erschien. Bolitho informierte ihn:»Es geht heute abend los. Sagen Sie Major Clinton, da? ich vier seiner besten Scharfschutzen mit der Prisenmannschaft losschicken will. Und einen guten Steuermannsmaat werden sie auch brauchen. Sorgen Sie dafur, da? uns Mr. Grubb den besten Mann gibt, den er hat, und nicht den, der sich am ehesten entbehren la?t.»

Herrick zog ein Gesicht, als wolle er protestieren, uberlegte es sich aber anders.

Bolitho wandte sich wieder an den Leutnant.»Ich werde Ihnen noch Ihre Befehle geben, mochte Sie aber schon jetzt darauf aufmerksam machen, da? Ihre Sache hoffnungslos ist, wenn Sie in

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