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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 52


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«Fur mich sind sie alle eine Stutze«, fuhr er fort,»wahrend sie fur Sie Hurden auf dem Weg nach oben bedeuten. Ihre Loyalitat mir gegenuber bringt sie dazu, Sie zu verachten. Sogar mein Freund Kommodore Herrick, ein integrer und mutiger Mann, hat aus seinem Zorn von Anfang an kein Hehl gemacht. Immerhin hat er seine Beforderung, moglicherweise sogar sein Schiff auf den vagen Verdacht hin riskiert, da? er etwas uber mein Schicksal erfahren konnte. Sie mussen also begreifen, da? Ihre anscheinend logische Verhaltensweise von anderen, die an diesem schrecklichen Morgen nicht einmal anwesend waren, sehr viel kritischer beurteilt wird.»

Nach einer Pause sagte Emes dumpf:»Dann gibt es keine Hoffnung mehr fur mich, Sir.»

Wie still das Schiff schien, dachte Bolitho. Als ob alles den Atem anhielte. Er kannte solche Augenblicke aus Erfahrung, beispielsweise von der furchtbaren Meuterei im Spithead und der Nore. Ein einzelner Kanonenschu? oder die Kriegsgerichtsflagge waren dann Zeichen dafur, da? es um manchen tuchtigen Offizier genauso geschehen war, als hatte man ihn an der Gro?rah gehenkt oder durch die Flotte gepeitscht.

«Hoffnung gibt es immer, Kapitan Emes. «Bolitho erhob sich, und Emes sprang auf wie zur Urteilsverkundung. Er fuhr fort:»Ich jedenfalls halte Ihre Entscheidung fur richtig, und immerhin war ich am Schauplatz des Geschehens.»

«Sir?«Emes schien zu schwanken und legte den Kopf schrag, als hatte ihn sein Gehor plotzlich in Stich gelassen.»Inzwischen wei? ich, da? die drei franzosischen Schiffe gezielt herbeigerufen waren. Damals ahnte das jedoch keiner von uns. An Ihrer Stelle hatte ich mich genauso verhalten mussen wie Sie. In diesem Sinne werde ich meinen Bericht an Ihre Lordschaften abfassen.»

Emes konnte sekundenlang nicht den Blick von ihm wenden.»Ich danke Ihnen, Sir. Es fallt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich wollte mich wie ein Ehrenmann verhalten, aber dem stand alles entgegen, was ich wu?te. Meine Dankbarkeit ist gro?er, als ich sagen kann. Sie ahnen nicht, was mir Ihr Wort bedeutet. Was die anderen von mir denken oder sagen, kann ich ertragen, sie sind mir nicht wichtig. Aber Sie. «Er hob verlegen die Schultern.»Ich kann nur hoffen, ich hatte mich ebenso menschlich verhalten, wenn unsere Rollen vertauscht gewesen waren.»

«Also gut. Geben Sie mir einen ausfuhrlichen Bericht uber die Beobachtungen auf Ihren Patrouillen wahrend meiner — ah — Abwesenheit, und wenn Sie Rapid sichten, signalisieren Sie ihr, da? sie so schnell wie moglich mit mir Fuhlung aufnehmen soll.»

Emes befeuchtete sich die Lippen.»Jawohl, Sir. «Er wandte sich zum Gehen, zogerte aber noch.

«Na los, Kapitan Emes, heraus damit! Wir werden bald viel zu beschaftigt sein fur Gegenargumente.»

«Nur noch eines, Sir. Sie sagten eben: >Ich hatte mich genauso verhalten mussen.<»

Bolitho runzelte die Stirn.»Sagte ich das?»

«Jawohl, Sir. Und ich danke Ihnen fur dieses Wort. Aber da ich nun wei?, wie gut das Verhaltnis zwischen Ihnen und Ihren Mannern ist, fiel mir auf, da? >mussen< das Schlusselwort war. Sie sagten nicht: >Ich hatte mich genauso verhalten<. Da ich vorher noch nicht das Gluck hatte, unter Ihnen zu dienen, hat mir dieser feine Unterschied die Augen geoffnet.»

«Aber jetzt dienen Sie unter mir, Kapitan Emes«, antwortete Bolitho,»also lassen Sie es dabei bewenden.»

Als Emes ging, trat Browne lautlos und mit neugierig funkelnden Augen in die Kajute.

Bedruckt sagte Bolitho:»Emes sollte hier Admiral sein, Oliver, nicht ich. «Dann schuttelte er sich und sah der Wahrheit ins Gesicht. Emes hatte recht gehabt. Vielleicht hatte er sich mit dem Wort >mussen< unbeabsichtigt verraten. Denn insgeheim wu?te er, da? er an Emes' Stelle ohne Rucksicht auf Vernunft der sinkenden Styx zu Hilfe geeilt ware. Aber da? Emes sich richtig verhalten hatte, war ebenso wahr.

Browne rausperte sich diskret.»Ich merke schon, Sir, da? Sie einiges zu erklaren haben werden.»

Er hielt die Tur fur Bolitho auf, und in diesem Augenblick kam Pascoe im Sturmschritt durch den Vorraum geeilt.

Einige Augenblicke standen Onkel und Neffe sich nur wortlos gegenuber, dann brach es aus Pascoe hervor:»Ich kann dir gar nicht sagen, Onkel, mit welchen Gefuhlen ich die gute Nachricht aufgenommen habe. Ich dachte. Als wir nichts horten. Wir alle dachten.»

Bolitho legte dem jungen Leutnant den Arm um die Schultern und fuhrte ihn zu den Heckfenstern. Vor ihnen lag die leere See, da Phalarope schon abgefallen war und die Kimm freigegeben hatte.

Auch die Rangabzeichen eines Leutnants konnten nicht verhindern, da? Bolitho in Adam den jungen Midshipman wiedererkannte, der einst auf seiner alten Hyperion den Dienst bei der Kriegsmarine angetreten hatte. Sein schwarzes Haar, das er neumodisch kurz geschnitten trug, war noch immer so storrisch wie damals, und seih Korper fuhlte sich so mager an, als brauche er sechs Monate der guten Kuche von Falmouth, um wieder etwas Fleisch anzusetzen.

«Adam, du mu?t wissen, da? ich von deiner Versetzung auf die Phalarope nicht gerade begluckt war«, begann Bolitho.»Obwohl ich zugebe, da? die Chance, mit einundzwanzig Jahren Erster Offizier zu werden, auch einen Heiligen in Versuchung fuhren konnte. Und ein Heiliger bist du wahrhaftig nicht. Kapitan Emes hat mir von Fortschritten deinerseits nichts berichtet, aber ich hege keinen Zweifel, da?. «Er brach ab, weil Pascoe herumfuhr und ihn unglaubig anstarrte.

«Aber, Onkel! Hast du ihn etwa nicht abgesetzt?»

Bolitho hob die Hand.»Du bist mein Neffe, und wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt, gebe ich zu, da? ich dich gerne mag.»

Aber so leicht kam er diesmal nicht davon. Pascoe ballte die Fauste, seine dunklen Augen blitzten, als er ausrief:»Er hat dich dem sicheren Tod ausgeliefert! Zuerst konnte ich es gar nicht glauben! Ich habe ihn angefleht, ich ware vor ihm fast auf die Knie gefallen!«Heftig schuttelte er den Kopf.»Nein, Emes taugt nichts, weder fur deine Phalarope noch fur ein anderes Schiff!»

«Wie hat die Crew der Phalarope reagiert, als Kapitan Emes ihr befahl, auf den anderen Bug zu gehen und vom Feind weg zu laufen?»

Die Frage brachte Pascoe aus dem Konzept.»Sie gehorchten naturlich. «Er hob den Blick.»Einerlei! Sie kannten dich eben nicht so, wie ich dich kenne, Onkel.»

Bolitho packte den Jungen an der Schulter und schuttelte ihn sanft, aber eindringlich.

«Was du da sagst, macht dich mir noch lieber, Adam, aber du begreifst doch, da? es meinen Standpunkt rechtfertigt? Ganz genauso habe ich es gerade deinem Kommandanten erklart.»

«Aber.»

Bolitho lie? Pascoe los und lachelte bedauernd.»Und jetzt spreche ich nicht als Onkel zum Neffen, sondern als Konteradmiral, der dieses Geschwader befehligt, zu einem meiner Offiziere, der noch dazu ziemlich vorlaut ist. Emes hat sich nach bestem Wissen verhalten. Er lie? sich von seiner Beurteilung der Lage auch nicht durch die Uberlegung abbringen, da? die Leute ihn verdammen wurden. Wir konnen den Charakter des Mannes an der Spitze nicht immer kennen und mogen, genausowenig wie ich noch den Vorzug genie?e, das Gesicht jedes Seemanns oder Soldaten unter meinem Kommando zu kennen.«»Das leuchtet mir ein.»

Bolitho nickte.»Gut. Ich habe genug Probleme, auch ohne da? du einen Privatkrieg mit deinem Kommandanten fuhrst.»

Pascoe lachelte.»Das kommt schon in Ordnung, Onkel, ich verspreche es dir.»

Aber Bolitho war noch nicht zufrieden.»Ich meine es ernst, Adam. Emes ist dein Vorgesetzter, und du bist es ihm schuldig, dich mit ganzer Kraft und nach bestem Wissen fur das Wohl des Schiffes einzusetzen. Solltest du fallen, darf zwischen der Besatzung und dem Kommandanten keine Kluft entstehen. Ein Erster Offizier hat die Brucke zu schlagen zwischen dem Achterschiff und dem Mannschaftslogis, und diese Brucke mu? so fest sein, da? sie ihn uberdauert. Sollte Emes fallen, mu? die Besatzung dich als ihren Anfuhrer akzeptieren und respektieren und nicht irgendwelche kleinlichen Streitereien aus der Zeit davor im Gedachtnis haben. Was ich sage, stimmt, Adam.»

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