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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 67


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Was eigentlich explodiert war, hatte Pascoe nicht mitbekommen. Es hatte die Sechsunddrei?ig-Kanonen-Fregatte zwar in Stucke zerrissen, doch er hatte nichts gehort.

Wahrscheinlich hatte der Zusammensto? der beiden Schiffe einige Manner unter Deck von den Fu?en gebracht. Eine Lampe war dabei umgefallen, Pulver, das von den Munitionstragern unwissentlich verstreut worden war, hatte sich entzundet und die Pulverkammer selber in Brand gesetzt. Vielleicht war auch ein brennender Rohrpfropf des Feindes schuld gewesen — es gab viele Moglichkeiten, wie es zur Explosion der Pulverkammer gekommen sein konnte.

Bolitho trat langsam unter der Hutte hervor und duckte sich automatisch, um nicht an die Decksbalken zu sto?en. Gesichter wandten sich ihm im Vorbeigehen zu, die ihm nach fast sieben Monaten gemeins amen Lebens an Bord nicht mehr fremd waren.

Die Gestalten auf dem Achterdeck gewannen Leben, als er in das Morgenlicht hinaustrat. Er sah Herrick, der sein Teleskop uber die Netze auf die Lookout gerichtet hielt, die Backbord voraus in dem befohlenen Abstand vor ihnen segelte.

Die See hob und senkte sich in langsamem Rhythmus, ohne da? sich die Wellenkamme uberschlugen. Um sie herum lag noch leichter Dunst, weiter vor ihnen war er leicht grun getont: eine optische Tauschung. Der Dunst war echt, aber die grune Schicht voraus war Land: Danemark.

Herrick bemerkte Bolitho und beruhrte seinen Hut.

«Der Wind hat um weitere zwei Strich geraumt, Sir. Mehr, als ich gehofft hatte. Ich werde auf diesem Nordnordost-Kurs durchhalten, bis ich eine klare Landpeilung habe. «Etwas vom alten, unsicheren Herrick kam wieder hervor, als er hinzufugte:»Wenn Sie einverstan-

den sind, naturlich.«»Aye, Thomas. Das ist genau richtig.»

Bolitho schlenderte zu den Finknetzen und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Da, etwas achteraus, segelte die Styx, allein und wachsam, bereit, heranzubrausen und zu helfen, wenn es erforderlich wurde.

Der Kommandant der Ajax hatte die Relentless wahrscheinlich fur die Styx gehalten, dachte Bolitho, und das hatte ihn zu gro?ter Leistung angespornt, um sich fur den Uberfall bei Gotland zu rachen.

Midshipman Keys, der Browne half, rief aufgeregt:»Signal von Lookout, Sir: >Zwei fremde Segel in Nordwest<.»

Manner wuhlten geschaftig in einem Wirrwarr von Flaggen, als das Signal durch die Linie bis zur entfernter stehenden Styx wiederholt wurde.

«Zwei Segel? Hm. «Herrick rieb sich das Kinn.

Bolitho sagte» Signal fur alle, bitte: >Klar Schiff zum Gefecht

Wolfe kicherte und zeigte zur querabstehenden Nicator hinuber.»Horen Sie, Sir? Die brullen vor Begeisterung.»

Browne meldete:»Signal ist durch!»

Bolitho fing seinen Blick auf.»Alles in Ordnung?»

Der Flaggleutnant lachelte etwas gequalt.»Besser, Sir. Ein bi?chen besser.»

«An Deck! Feind in Sicht! Zwei Linienschiffe!»

Wolfe marschierte auf und ab, wobei seine gro?en Fu?e wunderbarerweise weder an Ringbolzen im Deck noch an die mit Ansetzern und Handspaken hinter ihren Kanonen hockenden Geschutzbedienungen stie?en.

«Ohne Fregatten also? Das ist seltsam!»

Herrick straffte sich und richtete sein Teleskop nach Backbord voraus.»Hab' sie!»

Bolitho hob sein eigenes Glas und sah, wie die beiden turmhohen Leinwandpyramiden aus dem Dunst hervortraten, als die Schiffe sich ihnen auf konvergierendem Kurs naherten.

Es waren Zweidecker, jeder an der Gaffel mit einer gro?en, sich im Winde blahenden Flagge, rot mit wei?em Kreuz, der Flagge Danemarks.

Die Breitfock der Benbow wolbte sich wie ein gewaltiger Busen, als eine frische Brise uber das trage Wasser fegte.

Bolitho sagte:»Die halten ihren Kurs durch, Thomas. Seltsam, da sie uns doch stark unterlegen sind.»

Herrick grinste.»Mal was anderes, Sir. Sonst sind immer wir in der Minderzahl gewesen.»

Bolitho dachte an den Mann in dem buchergefullten Raum im Schlo? von Kopenhagen. Was er jetzt wohl tat? Ob er sich noch an ihr kurzes Zusammentreffen mit Inskip im Hintergrund erinnerte?

Irgend jemand kicherte, und dieser Laut wirkte vollig unangebracht in der allgemeinen Spannung, die uber dem Achterdeck lag. Als Bo-litho sich umdrehte, sah er Pascoe aus der Hutte kommen, sehr bla?, aber entschlossen, sich keine Unsicherheit anmerken zu lassen. Er trug eine geliehene Uniform, die ihm viel zu gro? war.

Er tippte an seinen Hut und sagte mit schwacher Stimme:»Melde mich zum Dienst, Sir.»

Herrick starrte ihn an.»Mein Gott, Mr. Pascoe, was fallt Ihnen ein?»

Aber Bolitho sagte:»Schon, da? du wieder da bist.»

Pascoe gab den grinsenden Matrosen ein Lacheln zuruck.»Der Rock gehort Mr. Oughton, Sir. Er ist etwas gro?er als ich.»

Bolitho nickte.»Wenn dir schwach wird, sage es.»

Er konnte Pascoes Drang, an Deck zu kommen, verstehen. Nach seinem Erlebnis auf der Relentless wurde er es kaum unten im Orlop-deck aushalten konnen.

Pascoes sagte bescheiden:»Ich habe von Penels gehort, Sir. Ich fuhle mich mitschuldig. Als er das erste Mal zu mir kam…»

Herrick unterbrach ihn.»Sie hatten nichts verhindern konnen. Wenn etwas falsch gemacht wurde, dann trifft mich genausoviel Schuld. Penels brauchte Rat und Fuhrung, und ich habe ihn wegen seiner einen unbedachten Handlung verurteilt.»

«An Deck!«Der Ausguck stockte, als traue er sich nicht zu melden, was er sah.»Galeeren! Zwischen den beiden Linienschiffen!«Seine Stimme uberschlug sich vor unglaubigem Staunen.»So viele, da? ich sie nicht zahlen kann!»

Bolitho senkte sein Glas in dem Augenblick, als an den Rahen der Lookout eine neue Reihe von Signalen hochging. Er brauchte sie nicht abzulesen. Zwischen den beiden auf sie zukommenden Schiffen war eine ansehnliche Flottille von rudergetriebenen Fahrzeugen zu erkennen. Wie rote Flugel hoben und senkten sich die Blatter der Riemen in gleichma?igem Takt, und uber die verdeckt sitzenden Ruderer und die schwere Kanone, die jedes Fahrzeug am Bug trug, wehte bei dem achterlichen Wind eine riesige Flagge nach vorn aus.

«Lassen Sie laden und ausrennen, Kapitan Herrick!«Bolithos betonte Formlichkeit beendete das plotzliche Nachlassen der allgemeinen Spannung.»Das obere Batteriedeck mit Schrapnells und Stangenkugeln laden!»

Er wandte sich an die Offiziere der Seesoldaten.»Major Clinton, es gibt heute Arbeit fur Ihre Scharfschutzen.»

Die beiden Offiziere machten eine knappe Ehrenbezeigung und eilten zu ihren Mannern.

Bolitho sprach seine Gedanken laut aus.»Sie werden versuchen, uns voneinander zu trennen. Signalisieren Sie Styx und Lookout, da? sie den Feind im Rucken angreifen, sobald wir im Gefecht stehen.»

Der junge Midshipman, der den Platz des toten Penels eingenommen hatte, schrieb kratzend auf seiner Schiefertafel und wartete dann mit halboffenem Mund, als bekame er nicht genug Luft.

Bolitho sah ihn gedankenverloren an und erfa?te in diesen wenigen Sekunden, wie jung, wie voller Hoffnung und Vertrauen er war.

«Jetzt konnen Sie Signal Nummer sechzehn setzen, Mr. Keys! Und sorgen Sie dafur, da? es wehen bleibt.»

Ein Ruck ging durch den Jungen, und dann rannte er zuruck zu seinen Signalgasten.»Los, Steward!«horte man ihn brullen,»Setzen Sie das Signal >Ran an den Feind

Keys war schatzungsweise vierzehn. Wenn er den heutigen Tag uberlebte, wurde er sich dieses Augenblicks zeitlebens erinnern, dachte Bolitho.

Langsam und unerbittlich kamen sich die beiden Formationen naher. Es war, als wurden sie von irgendeiner ubermachtigen Kraft gezogen, und als seien ihre Befehlshaber der wachsenden Gefahr gegenuber blind oder ahnungslos.

Herrick fragte:»Sollen wir die Schlachtlinie bilden, Sir?»

Bolitho antwortete nicht sofort. Er richtete sein Glas nacheinander sorgsam auf jedes seiner Schiffe und registrierte, da? alle ihre Geschutze ausgefahren hatten, die nun wie drohende Gebisse aussahen, wahrend ihre Rahen und Segel unverandert standen.

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