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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 56


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Das Zimmer war sehr klein und lag im obersten Stockwerk des alten Gasthofes. Als Bolitho vor der Tur anhielt, um nach dem eiligen Aufstieg uber drei Treppen Atem zu holen, uberlegte er, da? Browne wohl seinen ganzen Einflu? und einige Bestechungsgelder benotigt hatte, um dieses Zimmer in der von Marine- und Heeresoffizieren uberfullten Stadt zu bekommen.

Er klopfte an die Tur und fuhlte sich dabei vollig leer an Worten und ublichen Hoflichkeitsfloskeln.

Die Tur offnete sich, und da stand sie, bewegungslos, eine Hand an der Turkante, als sei sie noch unschlussig, ob sie ihn einlassen oder die Tur wieder schlie?en solle.

«Kommen Sie herein. «Sie beobachtete ihn, wie er an ihr vorbeiging, und ihr Blick wanderte zu seinem Bein, als er zu dem kleinen Fenster hinuberhumpelte und auf die gegenuberliegenden Dacher schaute.»Ich habe schon Tee bestellt. Sie waren sehr schnell. Dabei war ich nicht sicher, ob Sie uberhaupt kommen wurden. Ob Sie kommen wollten.»

Bolitho sah sie forschend an, als sie ihm Hut und Mantel abnahm.»Es ist schon, Sie zu sehen. Ich habe viel uber Sie nachgedacht. Mein Besuch in dem dusteren Haus in London tut mir heute noch leid. Aber ich wunschte so sehr, da? Sie mich besser kennenlernen. «Er versuchte zu lacheln.»Das war, wie wenn man in einem Sturm zu viele Segel setzt. Man kann alles dabei verlieren.»

Sie schob ihn zu einem Sessel am Kamin.»Ihr Mr. Allday hat mir eine Menge von Ihnen erzahlt. Wenn es das gibt, da? ein Mann seinen Herrn liebt, so ist Allday ein Beispiel dafur. Auf dem ganzen Weg hierher hat er erzahlt. Ich habe den Verdacht, da? er damit ebenso seine eigenen Angste beruhigen wollte wie meine.»

«Warum sind Sie gekommen?«Bolitho streckte die Hand aus, als wolle er sie besanftigen.»Verzeihung, das war ungeschickt. Entschuldigen Sie bitte meine Grobheit. Ich gabe so viel darum, Ihnen zu gefallen, in jeder Hinsicht.»

Sie sah ihn ernst an.»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben nichts falsch gemacht, ich habe es nur nicht richtig verstanden. Vielleicht war ich zu stolz und zu sicher, da? ich meinen Weg ohne Hilfe anderer gehen konne. Jedes Lacheln, das man mir schenkte, erschien mir wie ein verstecktes Grinsen, jede Andeutung wie ein

Handel. Und ich war sehr allein. «Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Die kleine Geste war ebenso trotzig wie hilflos.

Sie sagte:»Erzahlen Sie mir von Ihrem Neffen.»

Bolitho schaute in die lodernden Flammen.»Sein Vater wurde Verrater genannt, als er von der Marine weg und nach Amerika ging. Dort schlug er sich zu den Freibeutern, und ein grausames Schicksal wollte es, da? ich spater von seinem Schiff gefangengenommen wurde. Hughs Fahnenflucht und sein Kampf gegen England haben meinen Vater umgebracht. Als ich dann horte, da? mein Bruder bei einem Unfall in Boston ums Leben gekommen sei, empfand ich das nicht als Verlust. Und eines Tages erschien Adam, mein Neffe, aus dem Nirgendwoher, nur mit einem Brief seiner toten Mutter in der Hand. Er wollte einen Platz in seiner Familie. Meiner Familie. Er hat seinen Vater nie gesehen, und Hugh hat nichts von Adams Existenz gewu?t.»

Ohne sich dessen bewu?t zu werden, war Bolitho wieder an das schmale Fenster getreten und schaute auf den vom Wind gepeitschten Hafen und die vor Anker liegenden Schiffe hinaus.

«Aber mein Bruder war nicht tot. Er war gefluchtet und hielt sich lange verborgen, bis er zufallig mit einem Gefangenenschiff aufgebracht und ausgerechnet zu mir an Bord geschafft wurde. Er hatte sich mit dem Namen und der Uniform eines Toten getarnt, und damit hatte er in Australien ein neues Leben beginnen konnen.»

Er fuhlte, da? sie ihn unverwandt ansah. Sie hielt die Hande im Scho? zusammengepre?t, als hatte sie Angst, etwas zu sagen und den Zauber dieser Stunde zu storen.

«Aber es war mein Schiff, auf das er kam. Und sein Sohn diente darauf als Midshipman.»

«Ihr Neffe wu?te nichts von alledem?»

«Nichts. Sein Vater fiel dann in einem Seegefecht. Er wurde getotet, als er sich zwischen Adam und eine franzosische Kugel warf. Das werde ich nie vergessen. Niemals.»

«Etwas davon hatte ich vermutet. «Belinda stand auf und fa?te seinen Arm.»Bitte setzen Sie sich wieder. Sie mussen mude und erschopft sein.»

Bolitho fuhlte ihre Nahe, die Warme ihres Korpers.

Er sagte:»Wenn ich nicht nach Portsmouth geritten ware, lebte Adam jetzt nicht mehr. Mein Bruder totete einen Mann, der beim Kartenspiel betrogen hatte. Der Bruder dieses Mannes will sich nun an mir rachen, mich vernichten, indem er die alten Geschichten wieder aufruhrt und jene angreift, die mir am nachsten stehen.»

«Ich danke Ihnen, da? Sie mir das alles erzahlt haben. Es ist Ihnen sicher nicht leichtgefallen.»

Bolitho lachelte.»Uberraschenderweise war es leichter, als ich dachte. Wahrscheinlich mu?te ich es einmal loswerden, mit jemandem teilen.»

Sie schaute auf ihre Hande nieder. Dabei fiel ihr langes Haar ganz langsam auf ihre Schultern, wie in einem Traum.

Sie fragte sehr ruhig:»Werden Sie es ihm nun erzahlen?»

«Ja. Ich mu? es tun. Obgleich.»

«Sie glauben, da? Sie seine Zuneigung verlieren?»

«Es mag sein, da? er mich fur selbstsuchtig halt. Aber damals ware es gefahrlich gewesen. Wenn man Hugh erkannt hatte, ware er gehangt worden. Aber erst wenn ich es Adam gesagt habe, werde ich wissen, warum ich das Geheimnis wirklich wahrte.»

Es klopfte leise, und ein Dienstmadchen trat mit einem Tablett ein.»Ihr Tee, Ma'am. «Sie warf einen schnellen Blick auf Bolitho und knickste.»Du meine Gute, Sir! Sie sah ihn genauer an.»Sind Sie nicht Kapitan Bolitho?»

Bolitho stand auf.»So ist es. Was kann ich fur Sie tun?»

«Sie werden sich nicht erinnern, naturlich nicht, Sir. «Ihre Augen flehten.»Ich bin Mrs. Huxley.»

Bolitho wu?te, da? es wichtig war, konnte sich aber nicht erinnern, warum. Dann, als ob ein Vorhang weggezogen wurde, sah er wieder das Gesicht eines Mannes: bewegunglos, wie auf einem Gemalde.

Ganz ruhig sagte er:»Naturlich erinnere ich mich: Ihr Mann war Quartermaster auf meinem Schiff, der Hyperion

Sie schlug die verarbeiteten Hande zusammen und sah ihn mehrere Sekunden lang an.

«Aye, Sir. Tom sprach oft von Ihnen. Sie haben mir nachher Geld geschickt. Das war sehr gutig von Ihnen. Da ich nicht schreiben kann, wu?te ich nicht, wie ich Ihnen danken sollte. Sie sehen noch ganz genauso aus wie damals, als Sie die Hyperion nach Plymouth zuruckbrachten.»

Bolitho ergriff ihre Hande.»Er war ein tapferer Mann. Wir haben damals eine Menge guter Seeleute verloren. Kommen Sie zurecht hier in Portsmouth?»

«Aye, Sir. «Sie schaute mit verschleiertem Blick ins Feuer.»Ich habe es in Plymouth nicht mehr ausgehalten. Immer schaute ich auf die See und wartete auf Tom, obwohl ich wu?te, da? er tot war. «Sie raffte sich zum Gehen auf.»Ich mu?te Sie einfach ansprechen, Sir, denn ich habe nie vergessen, was Tom uber Sie erzahlte. Durch diese Begegnung ist er mir jetzt wieder nahe.»

Bolitho blickte ihr noch nach, nachdem die Tur sich hinter ihr geschlossen hatte.

«Arme Frau. «Er sagte es mit Bitterkeit in der Stimme und wandte sich wieder zum Kamin.»Wie all die anderen, die allein zuruckblieben. «Er brach ab, als er Belindas Gesicht im Feuerschein sah. Tranen rannen ihr die Wangen hinunter. Aber sie lachelte ihm zu und sagte mit Warme:»Als ich hier sa? und auf Sie wartete, uberlegte ich, wie Sie wohl wirklich sind. Allday hat zwar eine Menge erzahlt, aber ich glaube, diese Seemannsfrau hat mir mehr verraten.»

Bolitho ging hinuber zu ihrem Sessel und sah auf sie herab.

«Ich begehre Sie sehr. Wenn ich meine innersten Gedanken aussprache, wurde ich Sie sicher erschrecken. Wenn ich dagegen stumm bliebe, konnten Sie ahnungslos weggehen. «Er richtete sich straff auf, wie um seine nachsten Worte zu ma?igen.»Ich spreche nicht so zu Ihnen, weil Sie in Not sind, sondern weil ich Sie brauche, Belinda. Auch wenn Sie mich nicht lieben konnen: meine Liebe ist stark genug fur uns beide. «Er fiel auf ein Knie nieder.»Bitte…»

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