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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 54


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«Sie haben keine Eile. Sie konnen bei mir…«Doch auf einmal machte er ein ganz erschrockenes Gesicht.»Oder ist es etwa — ansteckend?»

Bolitho stand auf und stutzte sich auf die Stuhllehne.»Nein. Rufen Sie meine Leute. Auf dem Schiff wird mir besser.»

«Wie Sie wunschen. «Er schnippte mit den Fingern — ein Zeichen fur jemanden, der drau?en vor der Tur stand.

Trotz seiner Benommenheit wurde Bolitho klar, da? Gorse ein paar Manner drau?en vor die Tur postiert hatte, um Bolitho umbringen zu lassen, falls er Verdacht geschopft hatte.

«Wunschen Sie, da? ich Briefe von Ihnen mit nach Korfu nehme, M'sieur?«konnte Bolitho gerade noch fragen.

«Nein. «Gorse sah ihn besorgt an.»Meine nachsten Briefe gehen auf direkterem Weg.»

Allday und der Schwede erschienen an der Tur.»Ihr Kapitan ist krank!«rief Gorse.

Allday fa?te Bolitho am Arm.»Ist schon gut, Sir. Wir bringen Sie an Bord. «Die Stufen wieder hinunter und hinaus in die gnadenlose Sonne. Sie trugen ihn mehr, als da? sie ihn stutzten; undeutlich sah er, da? ein paar Malteser uber die drei Seeleute grinsten, die so schwankend aus einer Weinhandlung kamen.

«Renn voraus, Larssen«, befahl Allday,»und signalisiere schon dem Boot! Und wenn du nicht am Kai bist, wenn wir kommen — ich krieg dich, ganz egal, wie lange es dauert!»

Er fuhrte Bolitho an eine schattige Stelle. Der Schwei? lief ihm in Stromen hinab, doch zum Unterschied von vorhin war es eiskalter Schwei?. Schuttelfrost befiel ihn.

«Mu?. weiter.«, keuchte er; aber es hatte keinen Zweck, die Krafte schwanden ihm schnell.»Mu?. dem Geschwader. Bescheid sagen. «Dann brach er zusammen.

Larssen kam mit vier Matrosen vom Hafen heraufgerannt und starrte Allday hilflos an.

«Los, bringt ihn zum Boot!«stie? Allday hervor, ri? sich den Rock herunter und hullte Bolitho darin ein.»Und la?t euch von keinem aufhalten!»

Die Strecke vom Kai bis zum Schiff schien endlos; die ganze Zeit hielt Allday ihn fest an sich gepre?t, starrte voller Ungeduld die festgemachten Segel der Segura an, die nicht schnell genug naherkommen wollten.

Seinetwegen konnten das Geschwader, die Franzosen, die ganze verdammte Welt zum Teufel gehen. Wenn Bolitho etwas zustie?, war ihm alles andere egal.

XII Treue und Pflicht

Im flimmernden Dunst sahen die drei Schiffe, die eine Kabellange vor der Kuste still vor Anker lagen, beinahe gleich aus.

Captain Thomas Herrick ging zur Backbordseite des Achterdecks der Osiris und starrte auf die unbekannten Berge, das uppige Grun, die schroff abfallenden Klippen der Landspitze. Die hochgelegene Stadt Syrakus, deren Schatten beinahe feindselig auf die gemachlich dahinziehenden kleinen Kustenfahrzeuge fiel, unterstrich noch den fremdartigen Eindruck dieser Landschaft.

Herrick bi? sich auf die Lippen und spielte mit dem Gedanken, wieder unter Deck zu gehen. Aber die gro?e Heckkajute kam ihm jedesmal wie eine Falle vor; wie ein Stuck von Farquhar. Sein Blick schweifte zur Lysander hinuber, die alte verzweifelte Sehnsucht stieg wieder hoch und verstarkte seine unterschwelligen Befurchtungen.

Sie lagen jetzt zwei Wochen vor Anker. Der Garnisonskommandant von Syrakus war mehrfach an Bord der Lysander gewesen; jedesmal von einem rundlichen, besorgt aussehenden Englander begleitet, der John Manning hie? und, wie Herrick gehort hatte, hier einer der letzten offiziellen Reprasentanten Seiner Britannischen Majestat war. Denn es gab zwar keinerlei Anzeichen dafur, da? Sizilien Frankreich unterstutzte; doch es war ebenso bemuht, jeden Anschein von Freundschaft fur Konig George zu vermeiden.

Ruhelos ging Herrick auf dem Achterdeck hin und her, so in Gedanken versunken, da? er kaum die sengende Hitze auf seinen Schultern fuhlte, wenn er unter einem der Sonnensegel heraustrat.

Als er von Bolithos Absicht gehort hatte, einen franzosischen Agenten in Malta aufzusuchen, war es fur seinen Protest schon zu spat. Die Dunkelheit hatte die Segura bereits verschluckt; von diesem Moment an war Herrick die Sorge nicht mehr losgeworden. Und jetzt war es drei Wochen her, da? sich die Segura vom Geschwader getrennt hatte. Kein Lebenszeichen kam von ihr, auch kein Wort von dem britischen Konsul in Syrakus uber ihr Ein- oder Auslaufen in La Valetta.

John Manning interessierte allerdings mehr die Frage, warum die drei Vierundsiebziger so lange in einem offiziell neutralen Hafen lagen. Reparaturen, Proviant- und Wasserubernahme, alle diese normalen Grunde und Vorwande waren erledigt. Doch immer noch hatten sie keine Nachricht.

Bolitho mu?te von den Malteser Behorden festgenommen worden sein. Diese hatten vor den Franzosen noch mehr Angst als die Sizilianer, falls auch nur die Halfte von dem stimmte, was Herrick gehort hatte. Oder vielleicht hatte ihn auch der franzosische Agent uberwaltigt und getotet. Herrick starrte auf die offene See, bis ihm die Augen tranten. Bolithos Platz war hier, in der Welt, die er verstand. Bei der Flotte, wo ihn fast alle, wenn auch nicht personlich, so doch dem Name n nach kannten. Plotzlich kam ihm Javal in den Sinn, und Zorn stieg in ihm auf. Javal war uberhaupt nicht nach Syrakus gekommen. Er hatte Befehl gehabt, selbstandig die Stra?e von Messina zu passieren und dann vor Malta wieder zum Geschwader zu sto?en. Fur den Fall, da? er das Geschwader dort nicht antraf — denn Bolitho zog immer mehrere Moglichkeiten in Betracht — , sollte er hier vor Anker gehen und die weitere Entwicklung abwarten. Vielleicht war auch er dem Feind in die Hande gefallen?

Wenn Javal doch nur kame. Dann konnte Farquhar gar nicht anders — er mu?te die Buzzard losschicken, um nach der Segura und ihrer zusammengewurfelten Mannschaft zu suchen.

Mehrmals war Herrick ohne Aufforderung an Bord der Lysander gewesen, um zu erfahren, was Farquhar zu tun beabsichtigte. Aber immer war es gewesen, als rede er gegen eine Wand — eine Haltung, die ihn jedesmal aufbrachte und verwirrte. Er wurde nicht klug aus Farquhar. Wenn dieser uber Bolithos Abwesenheit beunruhigt war, dann wu?te er das in der Tat sehr gut zu verbergen.

Die Besuche auf seinem alten Schiff wurden noch schmerzlicher durch die offensichtliche Freude, mit der die Manner herbeieilten und ihn begru?ten. Unter ihnen Leroux, der alte Grubb, und Yeo, der Bootsmann. Gilchrist jedoch hatte sich seit Farquhars Kommandoubernahme verandert. Er war fast wie ein Fremder. Standig in nervoser Spannung, standig auf dem Sprung, ruhelos.

Ganz anders als der Erste der Osiris, dachte Herrick bitter. Leutnant Cecil Outhwaite, ein wenig bedeutender junger Mann von Mitte Zwanzig, sah eigentlich aus wie ein Frosch. Niedrige Stirn, sehr breiter Mund, dunkle, feuchte Augen. Er lispelte etwas, und seinen Dienst versah er, als langweile ihn das Ganze. Wie Farquhar kam er aus einer einflu?reichen Familie; doch warum er ausgerechnet Marineoffizier geworden war, konnte Herrick uberhaupt nicht begreifen.

Aber die beiden Schiffe unterschieden sich auch stark. Auf der Lysander waren die Matrosen von der Freiwache vergnugt und fanden stets Zeit — wenn nicht gerade der Teufel los war — , um uber ihr hartes Los noch Witze zu machen. Auf der Osiris kam solche Stimmung nicht auf. Nach dem Beispiel Outhwaites taten die Matrosen ihre Arbeit wie auf Katzenpfoten, und unter Deck waren sie so still wie die Monche.

Herrick hatte versucht, diesen ungemutlichen Zustand zu andern; aber genauso wie bei Farquhar stie? er auch hier gegen eine Wand. Farquhar hatte sein Schiff auf den hochsten Standard gebracht, was Seemannschaft, Sauberkeit und au?ere Erscheinung betraf. Doch die Menschen, ohne die das alles nicht ging, waren ihm ganz gleichgultig. Und doch zollten ihm manche, und ganz besonders Outhwaite, bereitwillig Anerkennung und Respekt.»Fur Dummkopfe hat er kein Verstandnis, wissen Sie«, hatte der Leutnant gesagt und ihn dabei mit seinen Froschaugen neugierig angesehen;»und bei Widersetzlichkeit haut er verdammt hart dazwischen.»

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