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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 45


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Farquhar sprach weiter.»Er sagt, ein Teil der Flotte ist seeklar, Sir. Mehrere Versorgungsschiffe und deren Eskorte. «Bedeutsam blickte er in das rote Gesicht des Mannes.»Er ist zu feige zum Lugen, denke ich. Die Schiffe gehen angeblich nur deshalb nicht in See, weil wir hier sind. Die Ladung ist wahrscheinlich sehr wichtig.»

«Und ihr Bestimmungsort auch. «Bolitho traf eine Entscheidung.

«Schicken Sie die drei in ihrem Boot nach Hause. Dann geben Sie dem Geschwader Signal: Alle Schiffe zum Flaggschiff aufschlie?en! Wir werden weiter sudlich auf Warteposition gehen.»

«Glauben Sie, da? sie sich so eher auszulaufen trauen, Sir?»

«Ich an ihrer Stelle wurde es tun. «Dann wandte er sich an Javal:»Ich werde daruber berichten, welchen Anteil Ihr Erster Offizier an dieser Sache hatte. Er hat sich ausgezeichnet verhalten. Und Sie auch.»

Das war die erste wirklich konkrete und hochwichtige Information. Wagemut, Gluck und Zufall hatten sie ihm verschafft. Da seine drei Vierundsiebziger dann drau?en waren und genugend Seeraum hatten, wahrend nur der Ausguck der Buzzard aufpa?te, ob der Feind auslief, war Bolitho in der bestmoglichen Ausgangsposition, von der aus er so handeln konnte, wie die Situation es erforderte.

Und sobald die Harebell seine Depeschen beim Admiral abgeliefert hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Flotte, nicht nur ein Geschwader, eintraf, um zu vollenden, was er begonnen hatte.

Am selben Tage, nachdem die Fischer von Bord gegangen waren, um ihren langen Pull zur Kuste anzutreten, beorderte Bolitho seine Schiffe auf ihre neue Position, einige zwanzig Meilen sudwestlich von Toulon. Er schrieb seine Befehle aus und lie? sie an die Kommandanten verteilen. Dann besprach er die letzten Feinheiten mit Farquhar und Grubb, und als es endlich Abend wurde, ging er in seine Kajute und geno? ein sattigendes Mahl von gekochtem Schweinefleisch aus dem Fa?, mit dem letzten Kase, den er aus England mitgebracht hatte, als Nachtisch.

Wahrend er an seiner Tafel sa?, eine Tasse Kaffee trank und auf das Knirschen und Rasseln des Schiffsgeschirrs horchte, dachte er an Falmouth und an sein leeres Haus. Und auch an den amerikanischen Kapitan und seine Frau, die in New Bedford auf ihn wartete. Wie lange wurde es wohl dauern, bis er Falmouth wiedersah? Und wie wurde das Nachhausekommen sein? Er war jetzt zwei Monate an Bord der Lysander, und es kam ihm vor wie zwei Jahre. Jetzt, da das Gluck wieder mit ihnen war, verging die Zeit vielleicht schneller.

Mit diesen Gedanken im Kopf legte er sich in seine Koje und schlief schon nach ein paar Minuten tief und traumlos.

Als er eine Hand an seiner Schulter fuhlte, dachte er, er hatte nur kurz geschlafen. Er fuhr hoch und starrte in Alldays Gesicht, das im Schein einer Laterne gelblich uber der Koje schimmerte.

«Was ist?»

Sein Kopf wurde klar, und er setzte sich auf die Kojenkante. Er brauchte nichts weiter zu fragen und fluchte innerlich uber seinen tiefen Schlaf. Drau?en in der Nacht war es laut, und das Schiff rollte stark, so da? er beinahe hinfiel, als er sich zu seiner Kiste tastete.

«Es hat machtig auf gefrischt, Sir! Wird jede Minute schlimmer!«sagte Allday.

Bolitho zog sich die Kniehose an. Dabei holte das Schiff so stark uber, da? er stolperte und gegen Allday geworfen wurde.

«Himmeldonnerwetter, warum hat man mir das nicht fruher gemeldet?»

Allday sagte nichts, wandte sich jedoch um, denn Ozzard erschien blinzelnd in der Tur, eine zweite Laterne hochhaltend.

«Die Sachen des Kommodore, Mann!»

Aber Bolitho befahl kurz:»Nur den Mantel! Ich mu? an Deck!»

Schon auf dem Achterdeck merkte er, da? es nicht nur ein starkerer Wind war, sondern ein ausgewachsener Sturm; und als er sich unter die Decksbalken der Kampanje duckte, sah er, da? das Rad doppelt besetzt war. Das Schiff krangte stark nach Lee, und die Matrosen klammerten sich eisern an die Speichen.

Er brauchte ein paar Sekunden, um seine Augen an die Finsternis zu gewohnen, sein Gehor uber das Jaulen des Windes, das Summen des Riggs und Donnern der Leinwand hinaus zu scharfen.

Manner huschten geduckt an ihm vorbei, fa?ten nach jedem moglichen Halt, wahrend Wasser uber das Schanzkleid hereinbrach und sie herum warf, ehe es gurgelnd durch die Speigatten abflo?. Jedes Stag, jedes Want vibrierte brummend. Ihm taten die Matrosen leid, die sich jetzt auf den Fu?pferden der Rahen hinauskampften und Hand uber Hand die tuckische Leinwand refften.

Da stand Farquhar. Seine schlanke Gestalt hob sich bleich von See und Himmel ab; er schrie durch die hohlen Hande einem Leutnant etwas zu, bemerkte dann Bolitho und kampfte sich zu ihm hin; das blonde Haar hing ihm in nassen Strahnen vom Kopf. Er war nur in Hemd und Kniehose, seine Fu?e waren nackt. Ein beredteres Zeugnis dafur, da? hochste Not am Mann war, konnte sich Bolitho nicht vorstellen.

«Wind dreht nach Nordwest, Sir«, brullte Farquhar.»Ich lasse Marssegel reffen und den Kluver wegnehmen.»

Er fuhr herum, denn im Vorschiff knallte es wie ein Musketenschu?, und dann kam das Knirschen rei?ender Leinwand: der Kluver war nur noch ein Chaos flatternder Streifen.

«Na, wenigstens das bleibt ihnen erspart!»

Hand uber Hand kampfte sich Bolitho zur Reling und spahte uber das schragliegende Deck. Auf der einen Seite war die See schwarz wie Pech, an der anderen stieg und fiel sie in riesigen Schaumbanken, die am Achterdeck so hoch entlangliefen, da? die LeeStuckpforten uberspult wurden. Von den anderen Schiffen war nichts zu sehen; vermutlich war jeder Kommandant zu sehr mit seinen eigenen Angelegenheiten beschaftigt, als da? er sich Gedanken um die Lysander machen konnte.

Grubbs tiefe Stimme orgelte:»Fiert auf da, Jungs! Sonst rei?en uns die Masten aus!»

Auf der Luv-Laufbrucke rutschte ein Mann aus und fiel schlitternd und um sich schlagend in einen machtigen Wasserwirbel. Beim Auftauchen wurde er gegen einen Achtzehnpfunder geschleudert, und Bolitho glaubte beinahe, die gebrochenen Rippen krachen zu horen.

«Zum Donnerwetter, Captain, warum so spat? Das Geschwader mu? schon meilenweit auseinandergetrieben sein!»

Ein gebrochenes Fall kam von oben und wand sich an Deck wie eine lebendige Schlange. Es wurden noch mehrere folgen, wenn Farquhar nicht sofort handelte.

Farquhar spuckte Spruhwasser aus und antwortete:»Dieser Narr von Gilchrist hat zu lange gezogert. Bei Gott, wo ist der Kerl, ich werde ihn — »

Bolitho packte ihn beim Arm.»Keine Zeit jetzt! Wir mussen beidrehen und den Sturm abreiten, so gut wir konnen.»

Farquhar starrte ihn an und nickte.»Jawohl, Sir, sofort!«Es klang fast verzweifelt. Bolitho lie? seinen Arm noch nicht los.»Gehen Sie in den Wind, sobald Sie die Segel weggenommen haben! Wir drehen dann nur unter Gro?marssegel bei!«Er duckte sich und kniff die Augen zu, denn eine Wasserwand kam uber die Reling und fegte gnadenlos uber das Achterdeck und bis ins Hauptdeck hinunter.»Aber halten Sie die Gro?tagsegel bereit; falls das Marssegel wegfliegt!»

Farquhars Stimme verklang in der Ferne; Bolitho zog sich Hand uber Hand die Reling entlang und sah durch einen Wasserschleier die Matrosen herbeieilen, um die Befehle auszufuhren. Oben in der Finsternis konnte er gerade noch die wild schlagenden Segel erkennen, mit denen die Toppmatrosen noch kampften. Aus dem ohrenbetaubenden Chor von Wind und See, brummendem Rigg und quietschenden Spieren horte er auch menschliche Stimmen heraus.

«Weitergeben!«brullte Grubb heiser.»Klar zum Beidrehen!«Er blinzelte Bolitho verschmitzt zu.»Ich wette, diese verdammten Frogs lachen sich jetzt eins, Sir!»

Bolitho antwortete nicht. Aber daran hatte er schon anfangs gedacht. Ein starker Nordwest war ein Fluch fur sein Geschwader. Doch fur jeden franzosischen Kommandanten, der auf den rechten Moment wartete, um Toulon zu verlassen, war er ein Geschenk des Himmels, eine Chance, die er unmoglich auslassen konnte.

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