Выбери любимый жанр

Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 3


Изменить размер шрифта:

3

«Gewi?, Thomas. Adam Pascoe ist zwar mein Neffe, aber jetzt vor allem einer Ihrer Offiziere.»

Herrick sprach nun wieder etwas weniger formlich.»Tut mir leid, da? ich Ihnen schon in der ersten Stunde an Bord Arger bereiten mu?, Sir. Um alles in der Welt hatte ich das lieber vermieden.»

Bolitho lachelte ernst.»Ich wei?. Dumm von mir, mich da einmischen zu wollen. Ich war schlie?lich selbst Flaggkapitan und habe mich oft geargert, wenn mein Vorgesetzter mir dazwischenredete.»

Herrick wollte das Thema wechseln; er sah sich in der geraumigen Kajute um.

«Hoffentlich entspricht alles Ihren Wunschen, Sir. Ihr Steward macht gerade das Dinner zurecht, und ich habe ein paar Matrosen abgestellt, Ihre Kisten wegzustauen.»

«Danke. Ich bin durchaus zufrieden. «Er hielt inne: da war er wieder, der dienstliche Ton zwischen Vorgesetztem und Untergebenem. Sonst hatten sie immer alles miteinander geteilt, hatten sich verstanden.

«Gehen wir bald in See, Sir?«fragte Herrick unvermittelt.»Aye, Thomas. Morgen vormittag, wenn der Wind gunstig ist. «Er zog die Uhr und lie? den Deckel aufschnappen.»Ich wurde gerne meine Offiziere…«Er zuckte zusammen: Selbst das war jetzt anders.»Ich mochte die Kommandanten des Geschwaders sprechen, so bald es geht. Vom hiesigen Gouverneur habe ich noch Depeschen bekommen, und wenn ich sie gelesen habe, werde ich dem Geschwader mitteilen, um was es geht. «Er lachelte.»Machen Sie kein so bekummertes Gesicht, Thomas, fur mich ist es ebenso schwer wie fur Sie.»

Eine Sekunde lang blitzte die alte Warme in Herricks Augen auf; die Kameradschaft, das Vertrauen, die jetzt so leicht zu zerstoren waren.»Ich komme mir vor«, entgegnete er,»wie ein alter Fu? in einem neuen Schuh. «Jetzt lachelte er ebenfalls.»Aber ich lasse Sie bestimmt nicht im Stich.»

Er wandte sich um und ging hinaus; nach einer diskreten Pause schleppten Allday und zwei Matrosen eine gro?e Kiste herein. Allday blickte sich rasch in der Kajute um — anscheinend gefiel sie ihm.

Langsam wich Bolithos Spannung. Allday blieb immer der gleiche, Gott sei Dank. Selbst das blaue Jackett mit den gro?en vergoldeten Knopfen, die neue Nankinghose und die Schnallenschuhe, die Bolitho ihm gekauft hatte, um seinen neuen Status als Bootsfuhrer des Kommodore zu unterstreichen, vermochten nicht, seine kraftvolle, rauhe Personlichkeit zu verbergen.

Bolitho schnallte den Degen ab und reichte ihn Allday.

«Na, Allday, was halten Sie von der Lysander?»

Allday sah ihn gelassen an.»Ein gutgebautes Schiff. «Das Wort» Sir «wollte ihm nicht uber die Lippen. Sonst hatte er Bolitho immer» Captain «genannt, das hatte sich zwischen ihnen so ergeben. Seit dem neuen Rang stimmte nun auch das nicht mehr.

Allday erriet Bolithos Gedanken und grinste betreten.»Entschuldigung, Sir. «Bose starrte er die beiden Matrosen an, die noch mit einer Kiste in Handen dastanden.»Aber ich kann warten. Es wird nicht mehr lange dauern, dann hei?t es sowieso >Sir Richard

Er wartete, bis die beiden Matrosen drau?en waren, und sagte dann leise:»Sie mochten jetzt wohl gern allein sein, Sir. Ich werde Ihrem Steward Bescheid sagen, wie Sie alles haben wollen.»

Bolitho nickte.»Sie kennen mich gut.»

Allday schlo? die Tur hinter sich.»Besser, als du dich jemals selber kennen wirst«, murmelte er und warf dem Posten vor der Tur einen kalten Blick zu.

Drau?en auf dem Achterdeck trat Herrick langsam an die Netze und starrte zu den anderen Schiffen hinuber. Das war ein schlechter Anfang gewesen, fur sie beide. Aber vielleicht war alles auch nur Einbildung, sogar seine Abneigung gegen Farquhar. Farquhar seinerseits teilte diese Abneigung bestimmt nicht, dem war er vollig gleichgultig. Warum regte er sich also bei jeder Gelegenheit auf?

Bolitho war doch der alte geblieben. Dieselbe Ernsthaftigkeit, die jederzeit in jugendlichen Ubermut umschlagen konnte. Sein Haar war so schwarz wie eh und je. Er war auch immer noch so schlank und beweglich, nur seine rechte Schulter wirkte etwas steif. Wie lange war es her, da? ihn die Musketenkugel verwundet hatte? Fast sieben Monate mu?ten es schon sein. Die Linien um seine Mundwinkel waren ein bi?chen tiefer geworden. Wegen der Schmerzen oder der neuen Verantwortung? Wohl beides zu gleichen Teilen.

Herrick sah, da? der Wachoffizier ihn neugierig musterte, und rief:»Mr. Kipling, Signal an Geschwader: Alle Kommandanten auf Abruf an Bord des Flaggschiffs!»

Auf dieses Signal hin wurden sie jetzt ihre besten Uniformen anlegen, Inch in seiner winzigen Kajute, Farquhar in seinem luxuriosen Quartier. Aber alle wurden ebenso neugierig sein wie er: wo es hinging, was sie zu erwarten hatten — und was es sie kosten wurde.

Uber sich an Deck horte Bolitho das Trappeln von Fu?en; nach kurzem Zogern legte er seinen Galarock mit dem einzelnen Goldstreifen ab und setzte sich an seinen Arbeitstisch. Er schnitt das gro?e Leinwandkuvert auf, konnte sich jedoch nicht gleich dazu entschlie?en, die sauber geschriebene Depesche zu lesen.

Immer noch hatte er Herricks besorgtes Gesicht vor Augen. Sie waren fast gleich an Jahren, und doch kam ihm Herrick sehr gealtert vor; sein braunes Haar war hier und da grau bereift. Bolitho fiel es schwer, etwas anderes in ihm zu sehen als seinen besten Freund. Aber er mu?te in ihm den Kommandanten sehen, den Flaggkapitan eines neuen Geschwaders, das noch nie als selbstandiger Verband zusammengewirkt hatte. Eine schwere Aufgabe fur jeden, auch fur einen Thomas Herrick… Bolitho versuchte, die plotzlich aufsteigenden Zweifel zuruckzudrangen. Herrick war von bescheidener

Herkunft, Sohn eines Schreibers; doch gerade seine unbedingte Ehrenhaftigkeit, die ihn zu einem Mann machte, auf den unter allen Umstanden Verla? war, konnte ihm hinderlich sein, wenn es galt, Entscheidungen von gro?erer Tragweite zu treffen. Herrick war ein Mann, der jeden rechtma?igen Befehl ohne Fragen und ohne Rucksicht auf personliches Risiko ausfuhren wurde. Aber war er der Mann, in einer Seeschlacht den Oberbefehl zu ubernehmen, wenn der Kommodore ausfiel?

Merkwurdig: die vorigen beiden Ranghochsten auf der Lysander waren bei St. Vincent ausgefallen. Der Kommodore, George Twy-ford, war bei der ersten Breitseite ums Leben gekommen; und der Flaggkapitan, John Dyke, durchlitt zur Zeit Hollenqualen im Marinehospital Haslar, war so schwer verstummelt, da? er nicht einmal selbstandig essen konnte. Das Schiff hatte beide uberlebt — und noch viele andere. Bolitho blickte sich in der sauberen Kajute mit den schon geschnitzten Mobeln um. Beinahe hatte er das Gefuhl, sie beobachteten ihn lauernd.

Mit einem argerlichen Seufzer begann er, die Depesche zu lesen.

Gru?end nickte Bolitho den funf Offizieren zu, die den Tisch in der Kajute umstanden.»Bitte nehmen Sie Platz, Gentlemen.»

Wahrend sie ihre Stuhle heranruckten, beobachtete er ihre Gesichter — freudige, angeregte, neugierige. Es war schlie?lich ein besonderer Moment; vermutlich empfanden sie ebenso, wenn auch aus unterschiedlichen Grunden.

Farquhar hatte sich nicht verandert, war geschmeidig, elegant und so selbstbewu?t geblieben, wie er schon als Midshipman gewesen war. Jetzt war er zweiunddrei?ig und planma?iger Fregattenkapitan; vor Ehrgeiz leuchteten seine Augen fast so wie die blanken goldenen Epauletten.

Francis Inch konnte kaum das Strahlen auf seinem diensteifrigen Pferdegesicht verbergen. Die Schaluppe war unentbehrlich fur die Rekognoszierung und als Vorhut des Geschwaders, und als ihr Kommandant war Inch ein hochwichtiger Mann.

Raymond Javal, der Kommandant der Fregatte, sah eher einem Franzosen ahnlich als einem britischen Marineoffizier. Er war tiefbrunett und hatte starkes, fettiges Haar; sein Gesicht war so schmal, da? es von den tiefliegenden Augen ganz und gar beherrscht wurde.

Mit einem kurzen Lacheln begru?te Bolitho auch Kapitan George Probyn von der Nicator. Mit ihm war er auf der alten Trojan gefahren, als die amerikanische Revolution ausgebrochen war und die ganze Welt verandert hatte. Aber Probyn sah ganz anders aus als damals: wie ein riesiger, schabiger Kneipenwirt hockte er gebeugt am Tisch. Nur ein Jahr alter als Bolitho, hatte er die Trojan auf die gleiche Weise verlassen, namlich als Prisenkommandant auf einem gekaperten Blockadebrecher, den er zum nachsten alliierten Hafen segeln sollte. Im Gegensatz zu Bolitho, der auf diese Art zu seinem ersten selbstandigen Kommando gekommen war, hatte Probyn das Pech gehabt, von einem amerikanischen Freibeuter geschnappt zu werden; er hatte den gro?ten Teil des Krieges in Gefangenschaft verbracht, bis er schlie?lich gegen einen franzosischen Offizier ausgetauscht worden war. Diese in der wichtigsten Phase seiner Laufbahn verlorenen Jahre waren Probyn offenbar teuer zu stehen gekommen. Er wirkte unsicher und hatte eine merkwurdige Art, schnelle, verstohlene Blicke auf seine Kameraden zu werfen und dann wieder auf seine verschlungenen Hande hinunterzusehen.

3
Перейти на страницу:
Мир литературы