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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 26


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«Kurs Nordost zu Nord liegt an, Sir.»

«Recht so.»

Wieder dachte Herrick an Farquhar. Nur zu gern hatte er ihn um Hilfe ersucht. Doch dieser mu?te ihn verachten, wenn er jetzt nicht zu einer selbstandigen Entscheidung kam. Schlie?lich war er der Flaggkapitan. Wie sauer ihm dieser Rang doch wurde!

«Wir laufen in die Bucht ein, Mr. Grubb«, sagte Herrick langsam mit einem Blick auf Fitz-Clarences gestraffte Schultern.»Sie konnen die Backbordbatterien ausfahren lassen!»

Die Pfeifen schrillten durch die Decks, die Backbordpforten wurden aufgezogen, Herrick vernahm gedampftes Hurra, und mit Kreischen und Quietschen rumpelten die Kanonenrohre der Lysander ins Freie. Herrick versuchte, sich zu sammeln, und sah im Geiste Bolithos gelassenes Gesicht vor sich.

«Backbordbatterie ausgerannt, Sir«, meldete Fitz-Clarence. Es klang wenig begeistert.

«Danke. Geben Sie zu den Karronaden im Vorschiff durch: Feuer erst auf mein Kommando. Es ist immer schwierig, ein Ziel an Land zu treffen…«Er brach ab, weil der Leutnant ihn so merkwurdig anstarrte.»Wie Sie selbst noch merken werden«, schlo? er.

Die Lysander holte unter dem Druck der starken Besegelung ziemlich stark uber, doch Herrick wu?te aus Erfahrung, da? es besser war, unter diesen Umstanden so beweglich wie moglich zu bleiben. Kein Schiff konnte jemals einer gut plazierten Kustenbatterie uberlegen sein: Es war, als wolle man einen Floh mit einer Feder totschlagen.

Er ging zur Luvseite hinuber, hielt sich an den Finknetzen fest und beobachtete die Brandung unterhalb einiger Felsbrocken. Querab glitt der westliche Landarm der Bucht vorbei; und als der Bugspriet der Lysander den ersten dunnen Strahl des Morgenlichts aufspie?te wie eine Lanze, sah Herrick auch die Bucht und das Festland dahinter.

«Nord zu Ost, Mr. Grubb«, befahl er kurz. Er spurte Grubbs schweigenden Protest in seinem Rucken, doch er konzentrierte sich auf die Breite und Tiefe der kleinen Bucht. Vielleicht war sie leer, und sie alle hatten sich von Anfang an geirrt.

Als die Rahen herumgeholt waren und die Segel den Wind wieder hielten, schritt Herrick nach achtern zum Kompa?. Gespannt sahen ihm beide Ruderganger zu, wie er den Kurs prufte und sich dann umwandte, um die Stellung jedes einzelnen Segels zu inspizieren.

«Nord zu Ost liegt an, Sir.«»Recht so.»

Herrick spahte zu den gro?en Segeln empor — sie begannen bereits zu killen. Die Rahen waren so dichtgeholt wie nur moglich. Das Schiff mu?te trotz des Segeldrucks Fahrt verlieren. Aber so hatte er wenigstens ein Maximum an Zeit und Seeraum zur Verfugung.

«An Deck! Musketenfeuer Backbord voraus!«Eine Pause, dann meldete der Ausguck im Fockmast:»Schiffe vor Anker in der

Bucht! Drei Schiffe, Sir!»

Plotzlich donnerte an Land ein schweres Geschutz, und mehrere Manner schrien erschrocken auf. Mit angehaltenem Atem zahlte Herrick die Sekunden, bis die Kugel vorbeijaulte und laut klatschend ziemlich weit von der jenseitigen Bordwand entfernt ins Wasser schlug.

«Einen Strich abfallen, Mr. Grubb!»

Das Rudergeschirr knarrte, die Bramsegel reagierten laut schlagend, der Bugspriet schwang langsam herum und zeigte jetzt auf die weit vorgeschobene Spitze des anderen Landarmes der Bucht.

Es krachte wieder. Herrick wunderte sich, da? er jetzt ein Stuck des hellen Strandes hinter den ankernden Schiffen sehen konnte. Und ein paar rennende Gestalten, klein wie Insekten.

Es gab ein gro?es Geschrei, denn die Kugel schlug dicht vorm Bug ins Meer und hullte das Vorderkastell in einen Vorhang aus Spruhwasser.»Gut gezielt«, bemerkte Plowman kuhl.

«Die warten also schon auf uns«, sagte Grubb.»Sie mussen die ganze Zeit Bescheid gewu?t haben.»

«Da! Das Schiff!«schrie Fitz-Clarence.»Es versucht auszulaufen!»

Deprimiert wischte sich Herrick die Stirn. Alles lief verkehrt. Nicht einmal der Uberraschungsvorteil war ihm geblieben. Ihm wurde beinahe ubel.

«Eine Brigg, Sir!«brullte der junge Saxby.»Sie hat das Ankertau gekappt!»

Herrick sah die helle Leinwand von Fock und Kluver sich entfalten, sah den Umri? sich verkurzen, als die Brigg vom Anker freikam und die offene See ansteuerte. Derselbe Wind, der die Lysan-der an die fatalen Wassersaulen der Gescho?einschlage heranfuhrte, brachte die Brigg in Sicherheit.

Herrick zog den Degen und schritt rasch zur Achterdecksreling. Seine Verbitterung und Sorge, seine Angst um Bolitho und das Mi?trauen in seine eigenen Fahigkeiten waren schlimmer denn je.»Mr. Veitch, Feuer frei! Stoppen Sie die Brigg!»

Der Leutnant erwachte aus seiner Erstarrung und schrie:»Geschutzfuhrer! Im Hochkommen schie?en!«Er duckte sich hinter einen seiner Achtzehnpfunder und spahte durch die Stuckpforte.

«Feuer!»

Die ganze Batterie spuckte in einer langen, unregelma?igen Salve Feuer und Rauch. Als der Qualm durch die Pforten zuruckrollte und die Geschutzbedienungen Schwabber und Putzstangen in Aktion setzten, sah er, da? die See um die Brigg mit gro?en wei?en Schaumkreisen gesprenkelt war.

Die Lafetten quietschten, die Achtzehnpfunder wurden das krangende Deck hinangeschoben und stie?en die Rohre wieder durch die Pforten. Ein Stuckfuhrer nach dem anderen hob die Hand, und Veitch kommandierte von neuem:»Feuer!»

Wieder ein langgezogener Kanonendonner: die hellen, gelbroten Feuerzungen leckten aus dem Rumpf, die schweren Kugeln hupften uber die Wellenkamme und warfen Wasserschleier hoch. Als der Rauch sich verzogen hatte, sah Herrick, da? der Gro?mast der Brigg nicht mehr stand und da? sie manovrierunfahig dahintrieb, das Deck ein einziges Chaos.

«Feuer einstellen!«schrie er.»Mr. Fitz-Clarence, beide Kutter klar zum Aussetzen!«Er rieb sich die Augen, denn wieder trieb eine Wolke stechenden Pulverqualms ubers Deck.»Sie ubernehmen das Kommando!«Er packte den Leutnant beim Arm und zog ihn an die Netze.»Das mittlere Schiff ist ein Transporter. Hat machtigen Tiefgang. Holen Sie's raus, bevor sie es versenken konnen. Wenn Sie aber auf zu starken Widerstand sto?en, ziehen Sie sich zuruck; ich schie?e es dann zusammen, wenn wir passieren. «Er schob ihn zur Leiter und rief:»Mr. Veitch, Segel wegnehmen! Geien Sie die Bramsegel auf!»

Grubb sah hoch: eine Kugel klatschte durch das Gro?marssegel und ri? ein Loch, so gro?, da? ein Mann hatte durchschlupfen konnen.

«Allmachtiger!«sagte er.

Herrick schritt uber das Deck; sein Hirn verarbeitete die jeweils veranderte Lage: Als der Segeldruck sich verminderte und damit die Neigung des Schiffs, wurden die beiden Kutter uber Bord ge-fiert. Manner sprangen hinein, Entersabel und Musketen hoch in den Handen, andere legten die Riemen aus und stie?en von der Bordwand ab.

Wieder krachte es von Land her, und eine Kugel flog jaulend durch die Luvwanten; ein Matrose kam von oben und lag keuchend in den Schutznetzen, die uber Deck gespannt waren, um die Kanoniere vor fallenden Spieren und dergleichen zu schutzen.

Wie schnell das Licht zunahm und es in der Bucht hell wurde! Herrick hatte den davonstrebenden Booten nachgesehen und eilte jetzt an die Heckreling. Schon konnte er die Batterie auf dem Vorland erkennen; eine fedrige Rauchwolke stand daruber. Bald mu?te er halsen und in die Bucht zuruck, um die Enterabteilung in ihren Booten zu decken.

Unter Marssegeln, Fock und Kluver machte die Lysander nur wenig Fahrt — ein ideales Ziel fur die Kustenbatterie.»Wir mussen bald vom Land weghalten«, sagte er. Von irgendwoher ertonte ein Schrei, doch er verschlo? das Gehor davor.»Wir haben getan, was wir konnten.»

Wieder hupften zwei Kugeln uber das blaue Wasser wie ein Paar springender Delphine. Eine peitschte mitten zwischen den wild pullenden Kuttern durch, die andere schmetterte dicht neben dem Vordersteven in den Rumpf der Lysander.

Herrick beobachtete die beiden Kutter. Der eine hatte bereits den schweren Transporter erreicht; der andere we chselte noch Schusse mit einer Gruppe Matrosen auf dem feindlichen Achterdeck.

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