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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 58


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Er fiel wieder in Schweigen, und Bolitho horte schwere regelma?ige Schritte auf dem Steuerborddecksgang; es klang, als schluge jemand mit einem Hammer gegen einen Baumstamm.

«Sagen Sie diesem Offizier, er soll nicht so laut sein, hol ihn der Teufel«, blaffte Broughton.

Keverne gab diesen plotzlichen Ausbruch des Unwillens an den Schuldigen weiter, und Bolitho horte Meheux rufen:»Bitte um Entschuldigung, Sir Lucius!«Aber es klang trotzdem ganz vergnugt. Bolitho hatte ihn von der Navarra zuruckberufen, damit er wieder seine geliebte obere Batterie von Zwolfpfundern ubernahm, und Me-heux grinste beinahe unaufhorlich, seit er wieder an Bord war.

Immerhin war das ein Zeichen, da? es Broughton nicht recht wohl bei dem ganzen Unternehmen war.

«Ich habe den Gefangenen ins Orlopdeck[27] bringen lassen, Sir Lucius.»

Der Admiral schnob verachtlich.»Dieser verdammte Witrand! Der sollte lieber hier oben bleiben — wurde ihm guttun!»

Bolitho lachelte.»Eines ist jedenfalls sicher: er wei? uber diese Gegend besser Bescheid, als ich zuerst dachte. Als Keverne ihn nach unten bringen wollte, war er schon fertig angezogen und durchaus darauf vorbereitet — jemand, der von militarischen Dingen nichts versteht, ware zumindest uberrascht gewesen.»

«Das war umsichtig von Keverne«, entgegnete Broughton, aber es klang nur ganz beilaufig. Vermutlich dachte er nach wie vor daran, was dort druben hinter den Schatten lag.

Wieder waren laute Schritte an Deck zu vernehmen, und Broughton fuhr herum: Calvert stolperte ungeschickt uber die Taljen eines Geschutzes.

«Passen Sie gefalligst auf Ihre Fu?e auf! Sie machen ja mehr Krach als ein Blinder mit 'nem Holzbein!»

Im Halbdunkel murmelte Calvert irgend etwas, und Bolitho sah, wie die Manner der nachstliegenden Geschutzbedienung einander wissend angrinsten. Calverts prekares Verhaltnis zum Admiral mu?te im ganzen Schiff bekannt sein.

«Guten Morgen, Gentlemen!«Draffen kam unter der Kampanje heraus. Er trug ein plissiertes wei?es Hemd und eine dunkle Kniehose, in deren Gurtel eine Pistole stak, und wirkte wohlausgeruht, wie soeben aus tiefem, traumlosem Schlaf erwacht.

«Die Zeus in Sicht, Sir!«rief Midshipman Tothill.

Bolitho schritt zur Achterdecksreling und spahte nach vorn. Stetig wuchs die Tanais aus dem Schatten heraus, und hinter ihr, etwas nach Backbord, konnte er eben noch den fuhrenden Vierundsiebziger ausmachen; die oberen Rahen schimmerten bereits im Widerschein des Morgenrots.

Der Rand der Sonne stieg langsam und gleichma?ig uber die Kimm, das warme Licht erreichte beide Seiten des Bugs, ruhrte an die lebhaften Wogenkamme, breitete sich weiter aus.

«Da ist ja Land, Sir!«schrie Tothill plotzlich.

Das war nun kaum eine vorschriftsma?ige Sichtmeldung, aber sie waren alle viel zu aufgeregt, um diesen Formfehler zu bemerken. Und in Anbetracht von Broughtons Gereiztheit war das auch besser so, dachte Bolitho.»Danke, Mr. Tothill«, antwortete er kuhl.»Sie merken auch alles.»

Im rasch zunehmenden Sonnenlicht konnte man sehen, da? der Midshipman rot anlief, aber er war klug genug, den Mund zu halten.

Bolitho wandte sich um und beobachtete, wie das Land immer deutlicher aus dem zuruckweichenden Schatten hervortrat: langgestreckte Hugel, jetzt noch grau und purpurn, aber schon wurden die kahlen Abhange sichtbar, in deren dunkleren Flachen sich Schluchten und tiefe Spalten verbargen.

«Die Valorous ist in Sicht, Sir. «Lucey, der Funfte Offizier, der auch die Achterdeck-Neunpfunder unter sich hatte, meldete es mit gedampfter Stimme.»Sie hat die Bramsegel gesetzt.»

Bolitho ging die Deckschrage zur Luvseite hinan und starrte uber die Hangemattsnetze. Der Vierundsiebziger, das letzte Schiff der Reihe, bot ein schones Bild, wie es sturmisch hinter den langsameren Schiffen aufkam; die Mars- und Bramsegel schimmerten wie polierte Muscheln, wahrend der Rumpf sich noch im Schatten verbarg. Bald schon wurde ein Ausguck die Fregatte weit drau?en auf See sichten konnen, und dann auch die kleine Restless, die sich naher an die Kuste heranschlich, und endlich auch das letzte Schiff, das die Finsternis freigab: ihre Prise, die Navarra, sollte auf Signaldistanz bleiben, aber nicht naher kommen. Es konnte nichts schaden, wenn die Verteidiger von Djafou dachten, da? Broughton mindestens noch ein weiteres Kriegsschiff zur Verfugung hatte. Bolitho hatte sogar vorgeschlagen, da? der Steuermannsmaat, der zur Ablosung Meheux' hinubergeschickt worden war, irgendwelche beliebigen Signale hissen sollte, damit der Eindruck entstunde, hinter der Kimm befanden sich noch mehr Schiffe.

Es hing so viel von der ersten Attacke ab. Der Widerstandswille der Spanier wurde rascher erlahmen, wenn sie nach einem ersten Angriff, der bereits erheblichen Schaden verursacht hatte, noch mit einem gro?eren Schiffsverband rechnen mu?ten.

Bolitho zwang sich dazu, langsam an der Luvseite auf und ab zugehen. Der Admiral blieb regungslos am Fu? des Gro?mastes stehen.

Kampanje und Netze wirkten seltsam nackt ohne die gewohnten scharlachroten Reihen der Seesoldaten, die immer ein gewisses Gefuhl der Sicherheit gaben. Aber davon abgesehen, war sein Schiff kampfbereit. Auf dem Oberdeck, neben den beiden Reihen der Geschutze, warteten bereits die halbnackten Bedienungen auf den Feuerbefehl. Die Manner hatten bunte Tucher um die Ohren gebunden, damit ihr Trommelfell durch das Krachen der Kanonen nicht beschadigt wurde. Oben in den Masten waren, wie er durch die Schutznetze sehen konnte, die Drehbassen geladen; weitere Matrosen, die zur Zeit nichts zu tun hatten, warteten an den Brassen und Fallen auf Kommandos vom Achterdeck.

Partridge schneuzte sich heftig in ein grunes Taschentuch und erstarrte unter dem wutenden Blick des Admirals. Aber Broughton sagte nichts; der wei?haarige Master steckte das ansto?erregende Tuch in die Manteltasche und grinste Tothill verlegen zu.

Bolitho hatte die Hand auf dem Degengriff. Das Schiff war lebendig, ein vitales, vielschichtiges Kriegsinstrument. Er dachte an den Kampf auf der Navarra, den harten Kontrast zwischen dieser geschulten, geordneten Welt und der primitiven Mann-gegen-Mann-Verteidigung dort druben. An die Spanier, deren anfangliche Angst sich in blutrunstige Wildheit verwandelt hatte; an die halbnackten Frauen, die schwei?glanzend von ihrer schweren Arbeit an den Pumpen ausruhten. An Meheux' Fluchen, als er auf dem Blut des spanischen Kapitans ausrutschte, und an Ashtons helle Knabenstimme, die sich uber den Kampfeslarm erhob, als er die Geschutzbedienungen in seinem unbeholfenen Spanisch anfeuerte, schneller zu laden.

Und an den kleinen Pareja. Der sich solche Muhe gegeben hatte. Der, vielleicht zum erstenmal in seinem Leben, das Gefuhl hatte, wirklich gebraucht zu werden. Auch an seine Witwe dachte er. Was wurde sie wohl jetzt tun? War sie noch bose auf ihn, weil sie seinetwegen den Mann verloren hatte? Oder auf die Umstande, durch die sie uberhaupt nach Spanien gekommen war? Schwer zu sagen. So eine seltsame Frau war ihm noch nie begegnet: sie trug die Kleidung, den Schmuck einer vornehmen Dame mit der kuhnen, feurigen Arroganz einer Frau, die ein weit lustigeres Leben gewohnt war, als Pareja ihr geboten hatte.

Tothills Stimme ri? ihn aus seinen Gedanken.»Die Tanais gibt ein Signal der Zeus an uns weiter, Sir!«Er kritzelte etwas auf seine Schiefertafel.»>Feind in Sicht<, Sir.»

«Verdammte Schweinerei!«fluchte Broughton halblaut.

Die Segel der Tanais hatten Rattrays Signal vor dem Flaggschiff verdeckt; und so war durch die Weitergabe von Schiff zu Schiff eine Verzogerung entstanden. Bolitho runzelte die Stirn. Auch aus diesem Grund ware es besser gewesen, wenn die Euryalus die Fuhrung ubernommen hatte. Er konnte sich vorstellen, wie Rattray einem Mids-hipman vom Schlage Tothills seinen Befehl gegeben hatte. Er wurde sich seiner Position als erstes Schiff sehr bewu?t sein und darauf dringen, da? seine Signale so schnell wie moglich gehi?t wurden. Nun stand aber im ganzen Signalhandbuch nichts, was dem Wort Djafou irgendwie nahekam. Der Eile halber, und weil er vermeiden wollte, den Namen auszubuchstabieren, hatte er statt dessen ein gelaufigeres Signal genommen. Captain Falcon hatte an seiner Stelle etwas mehr Phantasie entwickelt — oder uberhaupt nichts gesagt. Kannte man den Kapitan, so wu?te man auch, wie es auf seinem Schiff zuging.

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Zwischendeck, unter der Wasserlinie gelegen.

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