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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 40


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Es war ein dicker, angstlicher Mann, dessen kahler Kopf im Laternenlicht wie polierter Marmor schimmerte.»Ich spreche englisch, Captain! Ich werde ihnen sagen, da? sie gehorchen sollen; Sie mussen mich nur aus diesem schrecklichen Loch herausholen!«Vor Angst und Erschopfung weinte er fast, aber er hielt noch irgend etwas krampfhaft fest in der Hand — eine Perucke, wie Bolitho jetzt erkannte.

«Ich hole Sie sofort heraus. Bleiben Sie auf der Leiter und sagen Sie ihnen Bescheid!«Der Unbekannte, der weder jung noch fest auf den Fu?en war, tat ihm plotzlich leid. Aber im Augenblick war er sehr wertvoll, und man durfte ihn keinesfalls aus den Augen verlieren.

Der Kahlkopf besa? eine bemerkenswert tragende Stimme, wenn er auch ein paarmal absetzen mu?te, um wieder zu Atem zu kommen.

Die Leute schrien nicht mehr ganz so laut, und auf seine Beschworungen hin lie? der Ansturm auf die Leiter etwas nach.

Keuchend kam der Steuermannsmaat mit drei Matrosen herbeigeeilt.»Ah, Mr. Grindle, das ging schnell«, rief Bolitho ihnen entgegen.»Jetzt fangen Sie an, die Kinder nach oben zu bringen; wei? der Himmel, wieviel es sind. Und dann die Frauen. «Er brach ab, denn ein vollig verstorter Mann versuchte, an Ashton vorbei die Leiter hinaufzukommen. Er packte ihn am Rock und sagte grob:»Erklaren Sie dem Mann, da? ich ihn uber Bord werfen lasse, wenn er den Befehlen nicht gehorcht!«Etwas ruhiger fuhr er fort:»Bringen Sie alle arbeitsfahigen Manner an Deck zu Mr. Meheux!»

Zweifelnd wandte Grindle ein:»Das sind doch keine Seeleute, Sir!»

«Ganz egal. Geben Sie ihnen Axte; sie sollen die Wrackteile kappen und alles losgerissene laufende Gut. Sie konnen auch die Geschutze uber Bord werfen, wenn Sie es schaffen, ohne da? die Dinger an Deck herumrollen. «Er hielt inne und horchte auf den Wind, der gegen die Bordwand peitschte, auf das immer starker werdende Stohnen und Krachen der Planken, das von allen Seiten zu kommen schien.

Grindle nickte.»Aye, Sir. Aber retten werden wir das Schiff damit doch nicht.»

«Tun Sie, was ich sage. «Grindle wollte fort, aber Bolitho hielt ihn zuruck.»Horen Sie, Mr. Grindle, eins mussen Sie kapieren: diese Menschen konnen nicht von Bord, denn es sind keine Boote mehr da, und bei diesem Seegang kann man kein Flo? bauen. Ihre Offiziere sind tot, und jeden Moment kann Panik ausbrechen. «Grindle war ein erfahrener Mann; es gehorte sich, da? man ihm die Zusammenhange erklarte, selbst in diesem kritischen Augenblick.

Der Steuermannsmaat nickte.»Aye, Sir. Ich tue, was ich kann.»

Er hob die Stimme:»He, ihr beiden da! Bewacht das Luk, wir gehen jetzt runter und holen die Kinder.»

Stolpernd kam ein Matrose durch den Gang.»Captain, Sir! Empfehlung von Mr. Meheux, und die Euryalus signalisiert!«Er ri? die Augen auf, als sich Grindle mit zwei schreienden Babys, die er wie ein Bundel Leinwand unterm Arm hatte, durch das Luk quetschte.

«Helft Mr. Grindle!«befahl er scharf. Dann rief er Ashton zu:»Gehen Sie an Deck, sehen Sie nach, was sie will! Aber machen Sie schnell, mein Junge! Ich brauche bestimmt gleich wieder Ihre Spa-nisch-Kenntnisse!»

Mit jeder Minute schwoll die Flut der stolpernden, keuchenden Gestalten an; ab und zu griff ein Matrose dazwischen und holte einen

Mann heraus, der sich zwischen den Frauen verbergen wollte.

Bolitho gewann einen verschwommenen Eindruck von schwarzen Haaren und angstvollen Augen, von Tranenspuren in Gesichtern, von Verzweiflung, die jeden Moment in Panik umschlagen konnte.

Ashton war wieder da, er drangte und stie? sich durch die Menge, der Hut sa? ihm schief.»Der Admiral wunscht zu wissen, wann Sie zuruckkommen, Sir«, meldete er.

Bolitho versuchte, sich durch die Angst und den Larm, die ihn von allen Seiten bedrangten, verstandlich zu machen.»Signalisieren Sie zuruck: >Brauche mehr Zeit<. In Kurze ist es stockfinster.»

Ashton starrte ihn ratlos an.»Es ist ja jetzt schon fast dunkel, Sir.»

«Und der Wind?«Er mu?te nachdenken. Mu?te seine Gedanken von der Masse dieser verschreckten, unwirklichen Gestalten losrei?en.

«Stark, Sir. Mr. Meheux sagt, er wird immer starker.»

Bolitho wandte sich ab. Es war entschieden. Vielleicht hatte er von Anfang an nicht daran gezweifelt.»Gehen Sie, setzen Sie Ihr Signal ab. Geben Sie noch durch, da? ich versuchen will, das Schiff binnen einer Stunde in Fahrt zu bringen.»

Ashton war vollig erschlagen. Vielleicht hatte er erwartet, da? Bo-litho befahl, das Schiff zu verlassen. Die Jolle konnte immer noch fahren, wenigstens mit einem Teil des Prisenkommandos.

Keuchend kam Grindle herbei, das graue Haar gestraubt wie durres Gras.»Wie viele bis jetzt?«rief Bolitho ihn an.

Er kratzte sich den Kopf.»Ungefahr zwanzig Goren. Und Frauen sind es zirka funfzig. «Grinsend bleckte er seine unregelma?igen Zahne.»Des Seemanns Traum, mocht' man sprechen, Sir.»

Grindles Humor gab Bolitho die Ruhe wieder. Beinahe hatte er den Midshipman zuruckgerufen, ehe er das Signal setzen konnte. Um in letzter Minute einen Kompromi?vorschlag zu machen, den Broughton mit voller Berechtigung ablehnen wurde, um ihn auf die Euryalus zuruckzubeordern. Aber das kam nicht in Frage. Undenkbar, da? er Meheux hier allein weitermachen lie?, wahrend er sich hinter seinem Rang als Flaggkapitan versteckte.

Ashton kehrte sehr schnell wieder zuruck. Er war kreidebleich und sichtlich erschuttert.»Signal von der Euryalus, Sir. Wenn Sie sicher sind, die Prise retten zu konnen, sollen Sie sofort bestatigen. «Er schluckte heftig, denn etwas Hartes krachte aufs Oberdeck, und die Matrosen schrien und fluchten laut.

«Dann bestatigen Sie, Mr. Ashton!»

«In diesem Falle«, fuhr der Midshipman fort,»sollen Sie aus eigener Kraft zum Treffpunkt des Geschwaders laufen. Das Flaggschiff setzt Segel.»

Bolitho versuchte, seine Gefuhle zu verbergen. Zweifellos war es Broughtons allergro?te Sorge, nicht die Kontrolle uber sein Geschwader zu verlieren. Dort lag schlie?lich seine Hauptverantwortung. Wenn er sich von einem kraftigen Sturm erwischen lie?, konnte es ihn Tage kosten, bis er seine Schiffe wiederfand und erfuhr, ob Draffen etwas Nutzliches herausgefunden hatte. Nuchtern uberdachte Bolitho die Folgen seines Entschlusses. Keverne konnte recht gut auf eigene Faust fertig werden, das hatte er bereits bewiesen. Hier dagegen. Lieber nicht weiterdenken. Er schlug Ashton auf die Schulter.»Jetzt ab mit Ihnen!«Ashton rannte los, aber er rief hinter ihm her:»Gehen Sie langsam! Es kann nichts schaden, wenn Sie ruhig wirken, ganz egal, wie Ihnen dabei zumute ist.»

Der Midshipman wandte sich nach ihm um, rang sich ein Lacheln ab und setzte seinen Weg fort. Im Schritt.

Alldays Stimme ubertonte den Larm:»Konnen Sie an Deck kommen, Captain?«Er sah ein paar Passagieren nach, die von zwei bewaffneten Matrosen in die entgegengesetzte Richtung gescheucht wurden.»Verflucht noch mal, Captain, das ist ja, als ob die Tore der Holle aufspringen!»

«Was soll ich jetzt tun, Sir?«fragte Grindle.

«Halten Sie die Passagiere ruhig, bis ich Sie ablosen lassen kann. Anschlie?end versuchen Sie, Seekarten aufzutreiben, und dann werden wir besprechen, was als nachstes zu tun ist.»

Er stieg hinter Allday die Leiter hoch und sagte dann:»Lassen Sie diesen Toten wegschaffen. Das ist kein Anblick fur die Kinder, wenn es morgen hell wird.»

Allday sah ihn von der Seite an und lachelte grimmig. Erst hatte es so ausgesehen, als mu?ten sie das Schiff aufgeben. Jetzt sprach er von morgen fruh. Vielleicht stand dann alles schon besser.

Oben an Deck fielen Wind und See Bolitho an wie tollwutige Meeresungeheuer. Es war schon fast kein Licht mehr, nur schmale Streifen von hellerem Grau leuchteten zwischen den schwarzen Wolken. Gerade so viel, da? er die Manner sehen konnte, die uber das zernarbte Deck taumelten, und die leere Stelle, wo der zerschossene Besanmast zwischen dem zerfetzten laufenden Gut gelegen hatte.

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