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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 17


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Bolitho versuchte, ebenfalls zu lacheln, um seinen Zorn zu verbergen. Zorn — nicht uber das geplante Dinner, sondern weil es ihm nicht gelungen war, Broughton zu uberzeugen. Er war wutend auf sich selbst, weil er die Unterredung schlecht gefuhrt hatte. Der Admiral konnte, wie er soeben erklart hatte, nur auf Grund von Tatsachen entscheiden; aber er wu?te auch nur das, was ihm berichtet wurde.

«Entschuldigung, Sir«, erwiderte er,»ich hatte nicht die Absicht.»

Broughton hob die Hand.»Entschuldigen Sie sich nicht. Mir ist es nur lieb, wenn ein Mann etwas Feuer im Leib hat. Wenn ich einen Flaggkapitan wollte, der immer nur ja sagt — von der Sorte hatte ich hundert haben konnen. «Er nickte.»Und Sie sind die ganze Nacht auf gewesen, daran liegt es vielleicht auch. Jetzt seien Sie so gut und schicken Sie mir den Zahlmeister. Ich will ihm sagen, was ich aus der Stadt brauche. Ich habe sie mir gerade angesehen. Klein, aber nicht allzu landlich, wie ich hoffe.»

Erst jetzt lachelte Bolitho ebenso unbeschwert.»Ich bin hier geboren, Sir.»

Kuhl sah ihm der Admiral in die Augen.»Nun, das ist wenigstens ein Zugestandnis.»

Bolitho schickte sich zum Gehen an, blieb aber stehen und fragte:»Kann ich Befehl geben, da? die Geschutze eingefahren werden, Sir?»

«Sie sind der Kommandant dieses Schiffes, Bolitho. «Er zog eine Braue hoch.»Hatten Sie etwas gegen meine Ma?nahme?»

«Nicht eben das. «Es ging wieder los, aber er konnte sich nicht zuruckhalten.»Ich bin jetzt achtzehn Monate an Bord der Euryalus. Die Affare mit der Fregatte ist schon schlimm genug, ohne da? meine Manner obendrein auf ihresgleichen schie?en mussen.»

«Na schon«, gahnte Broughton.»Ihnen liegt viel daran, wie?»

«Am Vertrauen meiner Leute? Aye, sehr viel. «Er nickte bedeutsam.

«Ich mu? Sie wirklich mal mit nach London nehmen, Bolitho. «Broughton schritt wieder zum Fenster, sein Gesicht lag im Schatten.»Sie waren tatsachlich etwas ganz Neues dort. Ein Unikum, sozusagen.»

Als Bolitho wieder auf dem sonnigen Achterdeck stand, wu?te er nicht, wie er dorthin gekommen war. Keverne fa?te an den Hut und fragte nervos:»Haben Sie Befehle,

Sir?»

«Ja, Mr. Keverne. Sagen Sie dem Zahlmeister, er soll zum Admiral kommen. Anschlie?end lassen Sie die Geschutze einfahren. Und dann…«Er stockte und dachte an die Auriga und Broughtons stille Amusiertheit.

«Und dann, Sir?»

«Dann gehen Sie mir aus dem Wege, bis auf Widerruf, Mr. Kever-ne!»

Er trat zur Reling und begann, dort auf- und abzugehen, in tiefster Konzentration und mit grimmig zusammengezogenen Brauen. Der Master sah hinter ihm her und sagte leise zu dem erschutterten Kever-ne:»Da hat's Stunk gegeben. Und nicht wenig, wie mir scheint.»

Keverne blitzte ihn an.»Wenn ich Ihre Meinung brauche, Mr. Partridge, dann werde ich Sie, verdammt noch mal, danach fragen!«Damit enteilte er zur Achterdecksleiter.

Partridge warf einen Blick auf die neue Flagge am Fockmast. So ein junger Hund, dachte er mitleidslos. Es ist doch immer dasselbe in der Flotte: ein Anschi? wird nach unten weitergegeben. Er wandte sich um — da hatte der Kommandant seinen Spaziergang unterbrochen und starrte ihn nachdenklich an.

«Sir?»

«Ich denke gerade, Mr. Partridge, wie schon es sein mu?, wenn man auf der ganzen weiten Welt nichts anderes zu tun hat als in der Sonne zu stehen und zu grinsen wie ein Dorftrottel.»

Der Master schluckte muhsam.»Entschuldigung, Sir.»

Uberraschenderweise lachelte Bolitho.»Aber wenn Sie wollen, bleiben Sie ruhig so stehen. Ich habe das Gefuhl, da? dieser Frieden recht kurz sein wird. «Er drehte sich um und schritt rasch unter die Kampanje, seiner Kajute zu.

Seufzend fuhr sich Partridge mit einem roten Tuch uber sein Doppelkinn. Als Steuermann auf einem Flaggschiff hatte man manchmal ein hartes Leben. Dann sah er zu der vor Anker liegenden Fregatte hinuber und schuttelte melancholisch den Kopf. Anderen geht es noch viel schlechter, dachte er. Ganz erheblich schlechter.

IV Als Warnung fur alle

Die elegante, kastanienbraun lackierte Berline[17] ratterte geschaftig uber die gewolbte Brucke und bog dann links in die Landstra?e nach Falmouth ein.

Richard Bolitho fing mit einer Hand das Schaukeln ab, mit dem die Rader in die tiefen Wagenspuren tauchten, und blickte in den Staub, den die Pferdehufe und die Rader aufwuhlten. Nur mit halbem Auge sah er die Landschaft vorbeiziehen, das viele Grun, hier und da ein paar Schafe in den Wiesen zu selten der schmalen, gewundenen Stra?e. In seinem besten Galarock fuhlte er sich hei? und unbehaglich, und in der heftig schaukelnden Kutsche war es schlimmer als in einem kleinen Boot im kabbligen Hafenwasser; doch all das kam ihm kaum zum Bewu?tsein.

Tags zuvor war Konteradmiral Thelwall in Bolithos Haus im Schlaf gestorben und hatte nun, zum erstenmal seit Monaten, Frieden. Als Captain Rook die Nachricht zu der vor Anker liegenden Euryalus brachte, hatte Vizeadmiral Broughton gesagt:»Soviel ich wei?, wollte er in Norfolk beerdigt werden. Erledigen Sie das, Bolitho. «Und dabei hatte er wieder so leicht gelachelt.»Ich denke mir, Sir Charles hatte es sich gewunscht, da? Sie ihn auf seiner letzten Reise ein Stuck begleiten.»

Mit unpassender Eile war die kleine Wagenprozession nach Truro aufgebrochen, wo die sterbliche Hulle des Admirals auf Fahrgelegenheit fur die weite Reise nach Norfolk warten wurde.

Es lie? sich nur schwer sagen, ob Broughtons Bedauern aufrichtig war. Gewi? hatte er mit seinem neuen Kommando viel zu tun, und doch gewann Bolitho den deutlichen Eindruck, da? Broughton ein Mann war, der wenig Zeit an Dinge wandte, die sich nicht hundertprozentig lohnten. Oder an Menschen, denen man nicht mehr helfen konnte, oder die ihm nichts mehr nutzten.

Die Berline bog ab, und Bolitho horte den Kutscher lauthals einen kleinen Leiterwagen beschimpfen, den ein schlafriges Pony zog. Der Wagen war mit Huhnern und allerlei Farmprodukten beladen, und der rotgesichtige Kutscher schimpfte ebenso ordinar zuruck.

Bolitho lachelte. Das war vermutlich ein Tagelohner seines Schwagers; und plotzlich fiel ihm ein, da? er in den vier Tagen, seit er die Auriga nach Falmouth gebracht hatte, weder ihn noch sonst jemanden von der Familie gesehen hatte.

Jetzt erreichte die Kutsche das bessere Stuck Landstra?e, die letzten drei Meilen bis zur Kuste; und er dachte an die hektischen und anstrengenden Tage seit seiner und des neuen Admirals Ankunft.

Einen Menschen wie Broughton hatte er noch nie erlebt. Gewohnlich wirkte er ganz ungezwungen; aber seine Stimmungen wechselten schnell, und er wurde anscheinend nie mude.

Bolitho erinnerte sich an das Dinner in der gro?en Kajute; wie er da das Gesprach der versammelten Offiziere in Gang gehalten hatte, ohne es jemals an sich zu rei?en, und doch wu?te jeder einzelne, da? er standig kontrolliert wurde.

Bolitho war keineswegs sicher, da? er genau ergrundet hatte, was fur ein Mann hinter dieser Maske aus Charme und Eleganz steckte. Wenn Bolitho Sir Lucius manchmal kalt und unnahbar fand, so war das, wie er genau wu?te, nur ein anderes Wort fur sein Unbehagen und Mi?trauen gegenuber vielem, was der Admiral verkorperte: die Privilegien, die unbestrittene Macht, diese ganz andere Welt, an der Bolitho keinen Anteil hatte und auch keinen Anteil wollte.

Wenn Broughton von seinem Haus in London sprach, von den Leuten mit gro?en Namen und gro?em Einflu?, die dort standig ein und aus gingen, dann war das keineswegs leere Prahlerei. Es war seine naturliche Art zu leben, etwas, das ihm einfach zustand.

Wenn man ihn in der leicht schwankenden Kajute des gro?en Drei-deckers und beim gemutlich kreisenden Wein so reden horte, konnte man sich des Gedankens nicht erwehren, da? alle wichtigen Entscheidungen in diesem Kriege gegen Frankreich und seine immer zahlreicheren Alliierten nicht in der Admiralitat getroffen wurden, sondern bei Gesellschaften an Londoner Kaffeetafeln und in Hausern wie dem Broughtons.

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leichte Reisekutsche; ein ursprunglich in Berlin entwickelter Wagentyp.

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