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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 24


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Er seufzte und schien sich etwas zu entspannen.

«Ist Ihr Schiff segelklar, Bolitho? Wei? Gott, nach sechs Monaten Uberholung sollte es das sein.»

«Mir fehlten funfzig Leute zur vollstandigen Besatzung, als es in Dienst gestellt wurde, Sir, und ich habe im Gefecht mit der Fregatte zehn Mann verloren.»

Die Augen des Vizeadmirals umwolkten sich.»Ah ja, die Fregatte. Ich bin froh, da? Sie die Ithuriel rachen konnten. «Sein Ton wurde harter.»Aber ich kann keinen Mann fur Sie entbehren. Sie mussen selbst sehen, wie Sie sich Leute beschaffen. «Dann erhob er sich aus seinem Sessel und blickte Bolitho forschend an.»Ich kannte Ihren Vater, und Ihre Laufbahn ist mir vertraut. Wenn das nicht ware, und die Tatsache, da? Sie schon Anker geworfen hatten, ehe Lequiller sein Ultimatum stellte, hatte ich Sie der Feigheit vor dem Feind fur schuldig gehalten. «Er hob die Schultern, lie? sie wieder fallen.»In jedem Fall und gleichgultig, was ich geglaubt hatte, die Kriegsartikel stellen vergangene Verdienste oder privates Vertrauen nicht in Rechnung. Vor vierzig Jahren wurde Admiral Byng erschossen, weil er einen Fehler beging. Das Kriegsgericht wurde nur wenig zogern, einen einfachen Kapitan zu hangen, wenn dies als Ansporn fur andere dienen konnte.

Uberraschend lachelte er und streckte die Hand aus.»Gehen Sie auf Ihr Schiff, und viel Gluck. Wir schreiben jetzt 1795. Das Jahr kann fur unsere Sache gewinnbringend sein — oder eine Katastrophe werden. Sie gehoren zu der Generation von Marineoffizieren, die im richtigen Alter und zur richtigen Zeit da ist, um letzteres abzuwenden.»

Bolitho fand keine andere Antwort als:»Vielen Dank, Sir.»

Cavendish wurde plotzlich ernst und streng.» Wie ich hore, haben Sie geheiratet. «Er blickte auf den alten Sabel an Bolithos Hufte.»Ich erinnere mich, da? schon Ihr Vater diese Waffe getragen hat. Vielleicht wird Ihr Sohn sie eines Tages tragen. «Er folgte Bolitho zur Tur und fugte gedampft hinzu:»Sorgen Sie dafur, da? er sie ebenso ehrenvoll ubernimmt wie Sie.»

Bolitho trat auf das Achterdeck hinaus. In seinem Kopf schwirrte es. Die Szene war die gleiche wie die, als er an Bord gekommen war, und doch so vollig verschieden. Selbst die Luft schmeckte sauberer, und er konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht zu seinem Boot zu rennen.

Der Kommandant der Fregatte wartete neben der Schanzpforte.»Haben Sie Post, die ich fur Sie mitnehmen kann, Sir?»

Bolitho sah ihn an.»Ja, ich schicke sie Ihnen sofort heruber.»

Die unerwartete Frage brachte ihn in die Wirklichkeit zuruck. Er hatte sich gegramt, da? er von Cheney so weit entfernt war. Jetzt wurde er auf die andere Seite des Atlantik segeln. Bis zu jenem Teil der Karibik waren es annahernd funftausend Meilen. Es konnten Monate vergehen, sogar Jahre, ehe er zuruckkehrte. Falls uberhaupt.

Er griff an seinen Hut und kletterte ins Boot hinunter. Allday studierte sein ernstes Gesicht.»Zum Schiff zuruck, Sir?«Bolitho sah ihn an und lachelte dann:»Sonst kann man hier nirgendwo hin.»

Als das Boot, von kraftigen Riemenschlagen getrieben, der Hyperion entgegenfuhr, versuchte Bolitho, seine Gedanken auf die zahllosen Einzelheiten und Anderungen zu richten, die er in seinen Planen und der taglichen Routine vornehmen mu?te. Es gab Probleme und viele Mangel, und nicht die geringste seiner Sorge wurde es sein, Pelham-Martin standig als Gesellschafter zu haben.

Doch immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Haus in Falmouth zuruck; das Gefuhl der gro?en Ferne wurde immer starker, bis es Teil einer anderen Welt zu sein schien.

Allday lie? seine Hand auf der Ruderpinne ruhen und behielt den Schlagmann im Auge. Wahrend Bolithos Aufenthalt beim Vizeadmiral war Allday nicht untatig geblieben. Eine Fregatte war zu klein und beengt, als da? ein wichtiges Geheimnis lange verborgen blieb, und im Unterdeck erfuhr man von einer Anderung der Plane fast ebenso schnell wie in der Offiziersmesse.

Wieder die Karibik, dachte er. Und alles nur wegen dieses blutrunstigen Froschfressers, der wehrlose Gefangene aufhangen lie?. Es bedeutete Sonne und Schwei?, brackiges Wasser und die standige Bedrohung durch Krankheiten. Und es konnte noch sehr viel Schlimmeres bedeuten.

Dann studierte er die Haltung von Bolithos Schultern und lachelte fluchtig. Wenigstens hatten sie ihren Kommandanten behalten. Und fur Allday war das alles, worauf es wirklich ankam.

Leutnant Inch sa? unbeholfen auf der Stuhlkante, den Hut zwischen die Knie geklemmt, als er aufmerksam Bolithos Neuigkeiten zuhorte.

Bolitho sagte:»Sie sehen also, es scheint, da? Sie Ihre Heirat noch eine Weile aufschieben mussen.»

Inch nickte, das Gesicht zu einer aufmerksamen Maske verzogen, als ob er jedes Wort im Gedachtnis behalten wollte.

«Sie konnen die Offiziere uber das Ziel und die voraussichtlichen Absichten informieren, aber unseren Leuten will ich es selbst sagen, sobald ich die Zeit erubrigen kann.»

Bolitho horte laute Befehle und das Scharren von Fu?en auf der Gangway und nahm an, da? der Rest von Pelham-Martins personlichem Besitz an Bord gehievt wurde.

Er fugte hinzu:»Der Kommodore ist an ein sauber gepflegtes Schiff gewohnt, Mr. Inch. Mit Recht wird er auch die ihm zustehende Ehrenbezeigung erwarten.»

Ruckartig fuhr Inch aus seinen Gedanken auf.»Ich habe Hauptmann Dawson unterrichtet, Sir. Die Wache und die Trommler sind bereits angetreten.»

«Gut. «Bolitho sah sich in der Kajute um. Er hatte seinen personlichen Besitz bereits in den Kartenraum schaffen lassen, und nun wurde Pelham-Martin in den Genu? dieses Quartiers kommen. Und auch den Ausblick durch die Heckfenster haben, dachte er bedauernd.

«Sobald wir unterwegs sind«, fuhr er fort,»will ich den Zahlmeister sprechen. Eine vollstandige und detaillierte Aufstellung uber die Bestande an Frischwasser und Limonensaft ist erforderlich. Es kann Monate dauern, bis wir unsere Vorrate durch frische Lebensmittel und Obst erganzen konnen, und mancher wird auch ohne Skorbut oder Schlimmeres schwer genug mitgenommen werden.»

Inch stand auf, seine schlanke Gestalt pa?te sich einer unerwarteten Schwankung des Schiffes muhelos an.»Tut mir leid, Sir, ich habe versaumt Sie zu unterrichten: Wir haben einen neuen Mids-hipman an Bord.»

Bolitho, der in seinen sauber geschriebenen Befehlen geblattert hatte, hielt inne und blickte auf.»Ist er vom Himmel gefallen, Mr.

Inch?»

Der Erste Offizier errotete.»Nun, Sir, als Sie bei dem Admiral an Bord der Fregatte waren, war ich so beunruhigt, da? ich es vollig verga?. Er wurde mit der Post und Sanitatsmaterial von der Fregatte geschickt und kommt direkt aus Plymouth; er war noch nie auf einem Schiff des Konigs.»

Bolitho lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zuruck.»Also ein Midshipman mehr, kann spater sehr nutzlich sein, ganz gleich, uber welche Erfahrung er verfugt.»

Vom Hauptdeck her war ein lautes Poltern zu horen, und die Luft drohnte von Tomlins laut gebrullten Verwunschungen.

«Gut, Mr. Inch, schicken Sie mir den jungen Mann herein, und kummern Sie sich dann um den Besitz des Kommodore. «Er lachelte schief.»Der Anfang konnte noch schlechter werden, wenn etwas beschadigt wird.»

Er wendete sich wieder seinen Befehlen zu, dachte an das, was vor ihnen lag, und an die Bemerkungen, die Vizeadmiral Cavendish ihm gegenuber privat geau?ert hatte. Neue Methoden und ein neuer Typ Marineoffizier. Es war merkwurdig, aber zutreffend, da? Manner wie Rodney und Howe, Namen, die fruher in der ganzen Marine mit Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen wurden, jetzt von jungeren und ehrgeizigen Offizieren offen kritisiert wurden. Wie von dem jungen Kapitan Nelson, dem Bolitho vor uber einem Jahr in Toulon begegnet war und durch dessen personliche Initiative und Wagemut Bastia unmittelbar vor der Nase der franzosischen Armee erobert worden war. Im richtigen Alter und zur richtigen Zeit, hatte Cavendish gesagt. Bolitho schob die Schreibtischschublade zu und schlo? sie ab. Wir werden sehen, dachte er.

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