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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 59


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Bolitho packte das Dollbord und keuchte:»Holt Fowler und Se-ton!«Wie kalt das Wasser ist, fuhr es ihm durch den Kopf; und als er aufblickte, war der Himmel uber der Rauchwolke schon bleich und sternenleer, und die Mowen, die mit wutendem Geschrei hoch uber dem Hafen kreisten, schimmerten golden. Nicht vom Feuerschein, sondern in der Morgensonne. Wahrend Manner starben und Schiffe verbrannten, war die Morgenrote uber den Horizont gestiegen. Als er den Kopf hob, wunderte er sich noch mehr, denn dort, wo er den Kirchturm erwartet hatte, lag jetzt die Steilkuste; und darauf schimmerte hell unter seiner Laterne der Leuchtturm.

Bolitho bi? vor Schmerz die Zahne zusammen, als mehrere Hande ihn packten und ins Boot hoben, wo er keuchend neben Allday und den anderen liegenblieb. Er wollte die Augen schlie?en, sich dem heranschwebenden schwarzen Vorhang uberlassen, der schon darauf wartete, seine wachsenden Schmerzen zu lindern; und das Krachen des explodierenden Schie?pulvers, das Prasseln der fallenden Spieren, mit dem sich die Saphir zum Sinken anschickte, zu betauben. Schon war das Wasser bis an die Stuckpforten gestiegen, und das Hauptdeck brannte in ganzer Ausdehnung.

«Wie viele haben wir verloren?«Er klammerte sich an Alldays Knie, wahrend Piper versuchte, das Blut seiner Armwunde zu stillen.»Sagen Sie doch, Mann!»

Alldays grobes Gesicht glanzte in dem schwachen Sonnenlicht; als er Bolitho so ansah, kam er diesem irgendwie fern und unzerstorbar vor. Ruhig entgegnete er:»Lassen Sie nur, Captain. Was es auch gekostet hat — dieser Anblick ist es wert. «Und mit Pipers Hilfe stutzte er Bolitho etwas, damit er uber das Dollbord sehen konnte. Die Matrosen lagen uber ihren Riemen und blickten fast scheu zu Bolitho heruber.

Die Saphir war verloren — von dem einst so stolzen Schiff war kaum noch etwas ubrig. Bord an Bord mit der Schaluppe war sie durch den ganzen Hafen gedriftet, und jetzt sa? sie vollig ausgebrannt dicht unterhalb des eroberten Leuchtturms auf Grund.

Doch Bolitho hatte weder Augen fur sie noch fur das Treibgut, welches die Stelle markierte, wo die Fairfax gesunken war. Denn mitten in der Einfahrt lief nur unter Bramsegeln und Kluver sein Schiff, seine alte Hyperion, in den Hafen ein. Ihre Stuckpforten standen offen, und als sie sich leicht dem Ankerplatz zuwandte, spielte die Morgensonne auf der Doppelreihe der Geschutze und lie? die Rundung ihres Rumpfes golden aufglanzen.

Bolitho leckte sich die trockenen Lippen und versuchte zu lacheln, als er Ashbys Seesoldaten im Karree auf dem Achterdeck angetreten sah und die schwachen Klange der kleinen Bordkapelle vernahm. Schwach waren sie, weil von Hurrarufen ubertont. Die Matrosen in der Takelage und am Ankerspill, die Geschutzfuhrer mit ihren bunten Kopftuchern und die Scharfschutzen in den Masten, sie jubelten alle.

Als der alte Vierundsiebziger die gekappte Sperre passierte, wartete Inch hutschwenkend im Kutter; seine Stimme verlor sich auf die Distanz, doch sein Stolz war um so augenfalliger.

Leise sagte Allday:»Sehen Sie da, Captain!«, und zeigte zum Land, wo die Brustwehr der Kustenbatterie uber Steinen, blanker Erde und nassem Gras heruberdrohte.

Eine Flagge wehte uber den unsichtbaren Kanonen, aber es war nicht die Trikolore: hell und leicht stand sie im abflauenden Wind, so da? man im Sonnenlicht deutlich die goldenen Lilien erkannte.

«Sie haben ihnen das Signal gegeben, das sie brauchten, Cap-tain«, sagte Allday.»Und da ist ihre Antwort an Sie.»

Undeutlich murmelte Fowler unter dem durchgebluteten Verband:»Mein Gesicht — Jesus, mein Gesicht!»

Doch Bolitho spahte wieder nach seinem Schiff aus, das jetzt majestatisch in den Wind ging. Die Segel wehten aus wie Banner, als der Anker dort ins Wasser klatschte, wo die Saphir gelegen hatte. Vorsichtig naherten sich ein paar Boote von Land, jedes fuhrte die konigstreue Flagge und war voll winkender, jubelnder Stadtbewohner.

«Rudert an, zugleich!«kommandierte Allday und fugte fur die Ohren der gesamten Bootsbesatzung noch hinzu:»Die wollen unseren Captain sehen, Jungs!«Lachelnd blickte er auf Bolitho hinab.»Und das sollen sie auch.»

XIII Wieder auf Cozar

Die Mannschaft des Kommandantenboots stellte die Riemen hoch und sa? reglos auf den Banken, wahrend das Boot ruhig an den Landungssteg glitt, wo es unverzuglich an den gro?en rostigen Eisenringen festmachte. Bolitho schlug den Mantel um sich, trat vorsichtig auf die glatten

Stufen, blieb einen Moment stehen und uberblickte den voller Schiffe liegenden Hafen von St. Clar. Es war Abend, und in dem purpurnen Dammerlicht wirkten sie friedlich, beinahe heiter mit ihren blinkenden Laternen und den wegen der feuchten Hitze des Tages offenen, von innen schwach erhellten Stuckpforten. Das Flaggschiff, die Tenacious, ankerte in der Mitte; Schnure mit bunten Laternen waren langs der Kampanje gespannt, und von dem alten Steg aus konnte Bolitho eines jener melancholischen Lieder horen, die alle Seeleute der Welt lieben.

Wenn er sich so umsah, lie? sich schwer glauben, da? so viel passiert war, da? die Hyperion erst im Morgengrauen desselben Tages an der noch schwelenden Saphir vorbeigesegelt war, um den Hafen zu ubernehmen. Er ruckte seinen verwundeten Arm unter dem Mantel zurecht, und ein stechender Schmerz durchfuhr ihn. Wieder durchlebte er die scheu?lichen Minuten, als Rowlstone ihm den Rock- und Hemdarmel aufgeschnitten, die klaffende Wunde freigelegt und von Blut und Stoffetzen gereinigt hatte, wobei das Blut von neuem aus dem tiefen Schnitt zu stromen begann. Er hatte die Zahne zusammengebissen, zogernd einen Finger nach dem anderen bewegt und Gott dafur gedankt, da? der Arzt den Arm nicht zu amputieren brauchte.

Jetzt stieg Herrick aus dem Boot, blieb neben ihm stehen und sagte:»Kaum zu glauben, da? wir in Frankreich sind, Sir. Diese Schiffe sehen aus, als ob sie seit langem hierher gehorten.»

Das stimmte. In den wenigen Stunden seit der Ankunft von Pom-frets Geschwader waren die Transporter entladen worden; dankbar, der Enge des Schiffes entronnen zu sein, hatten sich die Soldaten im hellen Sonnenlicht formiert, waren dann durch das Stadtchen auf die Berge zu marschiert und hatten auch langs der Kustenstra?e Stellungen bezogen. Au?er Oberst Cobbans Infanterie und einer kleinen Abteilung leichter Artillerie waren noch tausend Mann spanische Fu?truppen und sogar Kavallerie mitgekommen, eine prachtige, stolze Schwadron in hellgelben Uniformrocken. Auf ihren herrlichen Pferden waren sie durch die engen Gassen getrabt, fasziniert und ehrfurchtsvoll von den Burgern angestarrt und von den Kindern bejubelt.

Aber jetzt lag das Stadtchen wie tot da, denn sobald die gelandeten Truppen von den Stra?en verschwunden waren, hatte Pomfret

Ausgangssperre verhangt. Die engen Gassen, die Brucke uber den Flu? wurden von britischen Marine-Infanteristen bewacht, und standig sorgten Patrouillen dafur, da? Pomfrets Anordnungen eingehalten wurden.

Die Sperre vor dem Hafen war nicht erneuert worden, aber ein halbes Dutzend Wachboote fuhren regelma?ige Patrouillen. Die verkohlte Hulk der Saphir mochte jedermann daran erinnern, wie teuer Sorglosigkeit und Vertrauensseligkeit zu stehen kamen.

«Fahren Sie zum Schiff zuruck, Allday«, sagte Bolitho.»Ich signalisiere, wenn ich das Boot brauche.»

Allday nahm Haltung an und fa?te an den Hut.»Aye, aye, Cap-tain. «Seine Stimme klang besorgt, aber Bolitho beruhigte ihn:»Ich glaube nicht, da? sich dieser Besuch lange hinziehen wird.»

Ware der besorgte Allday bei dieser Unterredung dabeigewesen, hatte sie ihm noch mehr Kummer gemacht.

Der Admiral hatte Bolitho sehr kuhl empfangen. Den Bericht uber den Uberfall und die Ereignisse, die dazu gefuhrt hatten, horte er sich wortlos an, ohne eine Miene zu verziehen.

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