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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 56


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Dumpf stie? der Bootssteven gegen den Schiffsrumpf, die Enterhaken flogen uber das Schanzkleid. Bolitho sprang in die Rusten, der Degen baumelte ihm vom Handgelenk, irritiert von den ungewohnten Aufbauten zog er sich hoch und uber die Schanz. In der Dunkelheit horte er unter sich einen scharfen Schrei und den scheu?lichen Laut, mit dem sich ein Entermesser in Fleisch und Knochen grub. Dann war au?er schwerem Atmen und dem Klatschen nackter Fu?e an Deck nichts mehr zu horen.

«Allday! Nehmen Sie mit zehn Mann das Logisdeck! Wahrscheinlich schlafen sie alle, verlassen sich auf die Ankerwache. «Bolitho deutete mit dem Degen zum Niedergang.

Unten in Hohe des Wasserstags war jetzt das Aneinanderschla-gen von Riemen und ein argerlicher Ruf zu horen; Bolitho eilte uber das finstere Deck und sah Fowlers Leute auf der Back, die gerade den Festmacher der Gig belegten.

«Still da! Was, zum Donnerwetter, fallt euch ein?«zischte er.

Ungeschickt kletterte Fowler uber den Kranbalken und keuchte:»Tut mir leid, Sir! Einer ist auf mich gefallen. Geht alles klar, Sir?»

Trotz seiner nervosen Spannung mu?te Bolitho grinsen.»Sieht so aus, Mr. Fowler. «Er wandte sich um, denn ein riesiger Ire namens O' Neil kam eben ubers Deck und tippte sich gru?end an Stirn.»Was ist?»

«In der Kapitanskajute is' keiner, Sir. Aber Ihr Bootsmann hat unten 'n paar Franzmanner gefunden. «Er deutete zum Niedergang und wiegte dabei unternehmend das Entermesser in der machtigen Hand.»Vielleicht sollt' man sie erledigen?»

«Kommt nicht in Frage, O'Neil«, sagte Bolitho scharf und wandte sich wieder Fowler zu.»Gehen Sie mit Ihren Mannern sofort an die Arbeit. Jedes Stuck Tuch, jede Spiere, uberhaupt alles Brennbare, am Vormast aufstapeln!»

Fowler erschauerte leicht und blickte uber Bord, als die Schaluppe zur Strommitte hin schwojte.»Aye, aye, Sir. Ein paar Manner schaffen schon das Ol aus der Gig herauf. Mein Gott, das Schiff wird bei diesem Wind wie ne Fackel brennen!»

«Ich wei?«, nickte Bolitho.»Schlimm. Ich tu's wahrhaftig nicht gern.»

Schon kamen die Manner mit den kleinen Olkanistern vom Bug herbeigeeilt.»Mu? es denn wirklich sein?«fragte Fowler.

«Das Schiff ist nicht so viel wert wie das Leben unserer Leute, Mr. Fowler. Vorausgesetzt, da? der Wind nicht umschlagt, konnen wir die Trosse kappen und es auf die Saphir zutreiben lassen. «Er lie? den Degen in die Scheide gleiten und schlo?:»Nichts richtet solche Panik an wie ein Brander.»

Midshipman Piper spahte aus dem Niedergang zu ihm hoch, seine Augen glitzerten vor Erregung.»Sir — da unten!«Anscheinend war er so durcheinander, da? ihm die Worte fehlten.»Allday hat was gefunden…«Er brach ab, denn eben kam der Bootssteurer raschen Schrittes an den geschaftigen Matrosen vorbei, einen kleinen Mann, der ein flatterndes Hemd und nicht viel mehr am Leibe trug, hinter sich herziehend.

«Wer ist dieser Mann?«fragte Bolitho scharf.

Allday starrte kurz den wachsenden Haufen Zunder beim Vormast an und antwortete dann gelassen:»Er ist der Steuermannsmaat, der hier die Aufsicht hatte, Captain. «Er atmete tief.»Aber um ihn geht's nicht. Da unten liegen uber drei?ig verwundete Franzosen. Der junge Mr. Seton spricht jetzt mit ihnen und beruhigt sie, so gut es geht.»

Bolitho drehte sich um und blickte zu der fernen Saphir hinuber.»Schwer verwundet?«fragte er schlie?lich.

«Aye, Captain. Anscheinend Leute von der Saphir. Mr. Seton sagt, sie wollten morgen in See gehen und versuchen, die Blockade von Marseille zu durchbrechen. «Er schuttelte den Kopf.»Aber ich glaube, manche werden den Morgen nicht mehr erleben.»

Erregt stie? Fowler hervor:»Also, das ist nicht zu andern. Sie hatten ja bei den Breitseiten ebenfalls sterben konnen. Verbrennen ist ein ziemlich schneller Tod.»

Bolitho versuchte, seine rasenden Gedanken zu ordnen. Alldays Entdeckung kam wie ein Schlag ins Gesicht. Er hatte mit allem nur Menschenmoglichen gerechnet: da? sie sich den Weg an Bord erkampfen mu?ten, da? eine tuchtige Ankerwache oder Patrouille sie abschlug. Dann hatte die Gig von der anderen Flanke her eingreifen mussen oder hatte zumindest die Uberlebenden in Sicherheit oder schlimmstenfalls in Gefangenschaft gebracht. Nun starrte er ratlos auf die emsig arbeitenden Matrosen. Der Magen drehte sich ihm um.

Fowlers Worte uber die verwundeten Matrosen hatten ebenso etwas fur sich wie seine eigenen:». nicht so wertvoll wie das Leben unserer Leute«, hatte er gesagt. Der Plan, das wu?te er, hatte geklappt. Wenn die Schaluppe erst einmal brannte, ware sie wie ein Bote der Holle auf den schlafenden Zweidecker zugetrieben. Die Saphir hatte ebenfalls in Brand geraten mussen, beide Schiffe waren bis zur Wasserlinie heruntergebrannt, und die Gefahr fur Pom-frets Landung ware beseitigt gewesen. Die Mannschaft der Saphir hatte Mut und Geschick im Gefecht bewiesen; aber mude Manner, die im sicheren Hafen erwachten, ihre Welt in Flammen stehen sahen und wu?ten, wenn das Feuer das Magazin erreichte, wurden sie allesamt in die Luft fliegen, solche Manner konnten kaum noch Kampfeswillen aufbringen.

Plotzlich mu?te er an Rooke und die Abteilung am Leuchtfeuer denken. Es mu?te inzwischen in ihrer Hand sein, sonst ware Alarm gegeben worden. Rooke wurde schon nach Flammen Ausschau halten. Unterhalb der Landspitze warteten Inch und seine Manner, um die Sperre zu kappen. Dessen Aufgabe ware die leichteste gewesen, denn kein Wachboot patrouillierte im Hafen, wenn das eigene Schiff verbrannte.

Tonlos sagte er:»Ich schicke keinen Menschen in einen solchen Tod. «Er sah Allday an.»Wie stark war die Ankerwache?»

«Sieben Mann, Captain«, entgegnete Allday.»Ich hab' sie wie befohlen gefesselt, nur einen mu?ten wir niederschlagen. «Unsicher fuhr er fort:»Niemand kann Ihnen einen Vorwurf machen, Captain. Wenn' s andersrum ware — bestimmt wurden die Sie lebendig braten.»

Ernst blickte Bolitho ihn an.»Solche Vermutungen helfen mir wenig. «Er sah zum Himmel auf. Es klarte rasch auf, und nach Osten zu standen die Sterne wie ein Stickereimuster uberm Horizont. Irgendwo da drau?en kreuzte Herrick und hielt sorgenvoll Ausschau nach dem Leuchtfeuer, das ihn in den Hafen leiten sollte, ehe der Morgen graute; denn sobald es hell wurde, war er nackt und schutzlos.

Er fa?te einen Entschlu?.»Schafft die Leute an Deck. Die Schaluppe hat zwei Boote, und wir nehmen auch noch eins von unseren. «Er sprach sehr rasch, wie um sich selbst zu uberzeugen.»Schont sie soweit wie moglich, aber beeilt euch, um Gottes willen!«Er erwischte Piper beim Armel.»Sie, mein Junge, haben die Aufsicht beim Ausbooten. Auf der Hyperion haben Sie das oft genug gemacht; aber diesmal mu? es ohne jedes Gerausch vor sich gehen!»

Piper nickte und rief im Wegeilen ein paar Namen. Bolitho sah ihm nach, bis die Finsternis den kleinen Kerl verschluckt hatte, und fuhlte sich seltsam bewegt. Dann ri? er sich aus seiner Bedrucktheit und wandte sich an Fowler. Es hatte keinen Zeck, in Midshipmen nur sechzehnjahrige Knaben zu sehen. Sie waren Offiziere des Konigs, und es war weder moglich noch zweckma?ig, sie anders zu behandeln.»Wenn die Franzmanner druben nicht stocktaub sind«, bemerkte Fowler sachlich,»dann mussen sie merken, da? irgendwas in Gange ist, Sir. «Bitter fugte er hinzu:»Vielleicht hatte dieser Charlois doch recht!»

Nachdenklich blickte Bolitho ihn an.»Wurden Sie das Schiff mit all diesen hilflosen Menschen da unten in Brand stecken?»

Fowler trat von einem Fu? auf den anderen und entgegnete schlie?lich:»Wenn es mir befohlen wird — ja.»

«Danach habe ich nicht gefragt«, erwiderte Bolitho kalt.»Befehle auszufuhren, ist immer leichter, als sie zu erteilen. Wenn Sie so lange leben, da? Sie selbst kommandieren, werden Sie sich daran erinnern.»

Betreten murmelte der Leutnant:»Entschuldigung, Sir.»

Ein dumpfes Gerausch, ein Schmerzensschrei, und der erste Verwundete wurde durch den Niedergang heraufgeschafft. Bolitho vernahm Setons Stimme; besanftigend, beschworend, versuchte er, den Ausbruch einer Panik unter den erschreckten Franzosen zu verhindern. Bolitho verstand nicht recht, was der Junge sagte, aber er schien Erfolg zu haben, denn der Mann lag jetzt ganz still beim Schanzkleid, als das erste Boot aus seinen Halterungen gehoben und an knarrenden Taljen ausgeschwenkt wurde. Piper tanzte fast vor Aufregung:»Leise! Hol an!«Und als das Boot uber der Reling verschwand, krachzte er:»Fier ab — sachte!»

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