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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 24


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«Und wenn nicht?«entgegnete Bolitho gelassen.»Dann hauen sie uns kurz und klein und konnen Ashby vernichten, wann und wie sie wollen. «Er leckte sich die trockenen Lippen und glitt von der Schie?scharte.

Alle Matrosen beobachteten ihn scharf — sie versuchten, ihr eigenes Schicksal aus seinen Augen zu lesen. Er sprach weiter:»Wenn ich Befehl gebe, klettern wir durch diese beiden Schie?scharten uber die Brustwehr. «Er war sich wohl bewu?t, wie die kostbaren Sekunden verrannen, aber die Manner mu?ten ganz genau verstehen, was sie zu tun hatten.»Es sind etwa funfundsiebzig Yards bis zum Festungstor zu uberwinden. Jetzt steht es offen — aber wenn sie uns zu fruh sehen, knallen sie uns die Tur vor der Nase zu!«Er rang sich ein Lacheln ab.»Also rennt, als ware der Teufel hinter euch her! Wenn wir die Festung einnehmen, wird sich die Au?enbatterie ergeben. Auf sich allein gestellt, ware sie verloren.»

Plotzlich zuckte er zusammen: einer von denen, die ihn da gespannt anblickten, war Midshipman Seton. Rooke bemerkte sein Stutzen und sagte obenhin:»Ich hielt es fur richtig, da? er mitkommt, Sir. Wir brauchen alle erfahrenen Leute fur spater.»

Bolitho musterte ihn kuhl.»Auch Leutnants sind nicht immun, Mr. Rooke!»

Da mischte sich Tomlin mit seiner groben Stimme ein:»Die Batterie hat wieder Feuer eroffnet, Sir. Machen sich anscheinend keine Sorgen wegen Captain Ashby.»

Bolitho zog den Degen und strich sich die Haarstrahne aus der

Stirn.»Also dann hinuber, Jungs! Wer einen Laut von sich gibt, den lasse ich auspeitschen.»

Auch der Furchtsamste unter den Mannern wu?te, da? diese Drohung gegenstandslos war. Wenn die Franzosen sie jetzt entdeckten, wurde die Peitsche ihre geringste Sorge sein.

Bolitho stand langsam auf und warf ein Bein uber den Rand der Schie?scharte. Die Mauer war sehr dick, aber er spurte eine stutzende Hand unter seinem Arm und wu?te, da? Allday dicht hinter ihm war. Merkwurdigerweise hatte er wahrend des langsamen Vormarsches durch die Klippen uberhaupt nicht an seinen Bootsfuhrer gedacht. Vielleicht weil er sich schon so lange auf ihn verlie?, da? seine Treue und sein Mut ihm selbstverstandlich erschienen. Unvermittelt sagte er:»Wenn ich falle, Allday, dann bleiben Sie bei Mr. Rooke. Er wird alle Hilfe brauchen, die er kriegen kann.»

Allday blickte ihn ruhig und aufmerksam an.»Aye, aye, Cap-tain. «Dann warf er das schwere Enterbeil uber die Schulter und fuhr fort:»Aber wahrscheinlich zielen die Franzosen eher auf ihn.«Und bei diesen Worten grinste er.»Mit allem Respekt, Sir, aber Sie sehen so zerlumpt aus, da? es sich nicht lohnt, auf Sie zu schie?en!»

Bolitho musterte ihn.»Eines Tages gehst du zu weit, du frecher Bursche.»

Dann erschien Rooke an der Spitze der zweiten Abteilung und begann den Durchstieg. Bolitho sprang zu Boden und rannte auf den runden Turm zu. Unwichtige Einzelheiten traten wahrend seines Laufs uber das Glacis hart und klar hervor: kleine wei?e Steinsplitter, ein weggeworfenes Hemd, ein grobgezimmerter, zerbrochener Stuhl, ein irdener Weinkrug glitten blitzschnell an ihm vorbei, als er mit seinem Schatten um die Wette auf die Festungsmauer zurannte.

Keuchend erreichte er sie, pre?te sich gegen die machtigen Steinblocke und wartete, bis die anderen bei ihm waren. Es war kaum zu glauben, aber bis jetzt hatte sie tatsachlich noch keiner gesehen. Und von hier sah es so aus, als waren sie allein auf der Insel; denn die breite Silhouette des Turmes verbarg Kanonen und Tore, Graben und Soldaten.

Er gab ein Zeichen mit dem Degen und ging langs der Mauer vor.

Der Torbogen wurde durch die Rundung des Turmes zunachst verdeckt, und als er ihn schlie?lich erreichte, war er fast ebenso uberrascht wie die beiden franzosischen Soldaten, die dort auf ihren Musketen lehnten. Der eine ging aufs Knie und legte seine Muskete an; der andere, aufgeweckter oder nicht ganz so tapfer, drehte sich um und floh durch die schmale Offnung ins Innere. Bolitho schlug die Muskete beiseite und rannte hinter ihm her. Ohne es recht zur Kenntnis zu nehmen, horte er den furchtbaren Schrei des Postens, den ein Entermesser niederhieb, ehe er feuern konnte. Sekundenlang war er geblendet, als er in das kuhle Dunkel des Turmes sturzte; doch als er einen Moment verhielt, um sich zu orientieren, sah er eine steile Wendeltreppe und horte von oben laute Alarmrufe.

«Mr. Tomlin!«schrie er,»blockieren Sie das Tor!»

Die hereinhastenden Matrosen rannten ihn fast um.»Dann das untere Stockwerk durchsuchen!«Er wandte sich um und rannte auf die Wendeltreppe zu, halb betaubt vom Widerhall der Rufe und des wilden Gebrulls, als die erste Angst der Manner in Raserei umschlug.

Hinter einer Treppenbiegung krachte ein Schu? hervor, und knapp unter Bolitho schrie ein Matrose auf und sturzte rucklings in die Nachfolgenden. Eine kleine Tur zu einem engen Gang stand offen, und Bolitho erblickte einen franzosischen Soldaten, der mit gefalltem Bajonett im Laufschritt angriff. Bolitho konnte die Treppe weder hinauf noch hinunter; als das Bajonett schon dicht vor seiner Brust war, blitzte Alldays Enterbeil im Halbdunkel auf, und der Soldat fiel, Kopf voran, hinter dem toten Matrosen auf die Stufen.

Mit Abscheu starrte Bolitho auf die zerschmetterte Muskete zu seinen Fu?en nieder. Eine abgetrennte Hand hielt nach wie vor den Kolben umklammert, als sei sie trotz Alldays wildem Axthieb noch lebendig.

Gepre?t sagte er:»Weiter, Jungs! Noch zwei Stockwerke!«Er schwenkte den Degen, und in seinem Kopf schwirrte der gleiche krankhafte Wahnsinn, der seine Manner erfa?t hatte.

Aber an der letzten Treppenwindung stie?en sie auf eine dichte Linie Soldaten, deren Musketen ohne zu wanken auf die andrangende Masse der Matrosen gerichtet waren, und deren aufgepflanzte Bajonette morderisch glitzerten. Jemand schrie einen Befehl, und ihre ganze Welt explodierte in Musketenfeuer. Bolitho wurde von fallenden Leibern beiseitegesto?en, in seinen Ohren gellten Schreie und Fluche, als die vordere Reihe der Soldaten niederkniete und nun das zweite Glied auf kurzeste Entfernung feuerte. Die steinernen Stufen wurden schlupfrig von Blut; rechts und links stie?en und drangten sich die Manner, um dem Gemetzel zu entfliehen. Der Schwung des Angriffs, Bolitho wu?te es, war gebrochen. Gewi?, sie hatten die Festung unbemerkt erreicht, und das hatte sie in ein irres Hochgefuhl versetzt, aber nun war es in kopflose Panik umgeschlagen. Er sah die Schulter an Schulter stehenden Soldaten, die jetzt die Treppe herunterkamen; ihre Bajonette waren bereit, das Vernichtungswerk zu vollenden.

Mit einem Schrei, der wie verzweifeltes Aufschluchzen klang, warf sich Bolitho uber die letzten Stufen hinauf; sein Degen schlug die vordersten beiden Bajonette beiseite, die nach seinem zerfetzten Hemd stie?en, und mit aller Kraft hieb er auf die Manner des zweiten Gliedes ein. Die erschrockenen Soldaten standen zu dicht, um ihre langen Musketen voll ausnutzen zu konnen, und er sah im Gesicht eines Mannes, den sein Degen wie ein Puppe zur Seite fegte, eine dunkelrote Wunde aufklaffen. Er fuhlte, wie sie taumelten und gegen ihn stie?en, ja sogar ihren warmen Schwei?, als sie wie eine lebendige Flutwelle uber die Steinstufen quollen. Jemand stie? ihm einen Gewehrkolben ins Kreuz, und mit schmerzverdunkeltem Blick sah er einen barhauptigen Offizier, der verzerrten Gesichts seine Pistole im Anschlag hielt. Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung ri? Bolitho den Degen hoch und fuhrte einen so starken Hieb nach dem Mann, da? er seine Schulter im Aufprall erzittern fuhlte. Die Klinge fuhr dem Offizier durch Kragen und Epaulette, in lautlosem Todesschrei offnete sich sein Mund, und aus der durchschnittenen Arterie scho? ein Blutstrahl empor wie eine scheu?liche rote Blume. Immer mehr Matrosen warfen sich nun in das Kampfgewuhl. Bolitho selbst merkte, wie er ruckwarts stolperte, aber jemand hielt ihn fest und schrie seinen Namen. Dann wurde er wieder vorwartsgedrangt, uber Leichen und schreiende Verwundete hinweg; und die britischen Matrosen sturmten auf das helle Rechteck am oberen Ende der Treppe zu.

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