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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander - Страница 36


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Davy fa?te ihn beim Handgelenk und zog ihn in die Pinasse.

«Schon, Sie wiederzusehen, Sir. Und Sie auch naturlich, Mr. Soames«, setzte er verlegen grinsend hinzu.

Bolitho lie? sich nieder, jetzt konnte er das Zittern seiner Beine nicht mehr beherrschen. Er vermochte die Augen nicht von seinem Schiff zu wenden, das, je naher sie kamen, immer hoher aufwuchs und schlie?lich turmhoch uber ihnen stand. Er war sich klar daruber, was er fur die Undine empfand — und fur diejenigen, die ihr Leben fur ihn aufs Spiel gesetzt hatten.

Herrick stand an der Reling, um ihn zu begru?en. Seine Erleichterung, als er Bolithos beide Hande ergriff, schien ebensogro? wie die Angst, die er offenbar ausgestanden hatte.»Gott sei Dank, Sir, da? Sie in Sicherheit sind!»

Bolitho suchte Zeit zu gewinnen. Er musterte die killenden Segel, die neugierigen Seesoldaten, die Geschutzbedienungen, die ihre Reinigungsarbeiten kurz unterbrochen hatten, um grinsend zu ihm heruberzusehen. Herrick war ein furchtbares Risiko eingegangen. Der reine Irrsinn. Aber Mudge neben dem Kompa? nickte ihm so strahlend zu, da? er an diesem Plan mindestens den gleichen Anteil gehabt haben mu?te wie Herrick.

Doch Bolitho spurte auch etwas Neues an ihnen und versuchte, es zu definieren.

Herrick berichtete:»Wir horten die Schie?erei, Sir, und schlossen daraus, da? Sie in Schwierigkeiten waren. Aber statt Boote zu schicken, kamen wir sozusagen in voller Starke. «Er warf einen Blick auf die geschaftigen Manner an den Geschutzen und Brassen.»Sie hielten sich gut. Und freuten sich, dabeizusein.»

Bolitho nickte begreifend. Stolz. Das war das Neue. Ihn zu erwerben, war sie teuer zu stehen gekommen, und es hatte noch schlimmer ausfallen konnen.

«Bitte nehmen Sie Fahrt auf«, sagte er.»Lassen Sie uns von dieser Unheilskuste schleunigst verschwinden. «Einen Moment lang suchte er nach den richtigen Worten.»Und, Thomas, wenn Sie jemals wieder daran zweifeln, da? Sie ein Schiff kommandieren konnen, dann werde ich Sie an den heutigen Tag erinnern. Sie haben die Undine erstklassig gefuhrt.»

Herrick blickte zu Mudge hinuber und hatte ihm beinahe zugeblinzelt.»Wir haben den richtigen Kommandanten, Sir, und begreifen allmahlich auch den Nutzen seiner harten Schule.»

Bolitho wandte sich, plotzlich zu Tode erschopft, dem Achterdeck zu.»Ich werde es euch nicht vergessen. «Damit verschwand er, gefolgt von Allday, durch den Kajutniedergang.

Wiegenden Schrittes kam Mudge herbei und blieb neben Herrick stehen.»Das war knapp, Mr. Herrick. Wenn Sie's nicht befohlen hatten — ich wei? nicht, ob ich mich durch die Riffe getraut hatte.»

Herrick blickte ihn an und dachte an Bolithos Au?erung vorhin; schlie?lich brauchte er seine Gedanken jetzt nicht mehr zu verbergen.

«Gewi?, Mr. Mudge. Aber es war das Risiko wert.»

Er schaute auf die dunstige Kustenlinie, wo eine dunne Rauchwolke hochstieg. Die Brigantine mu?te in Brand geraten sein. Noch lange wurde ihm das Bild des vollgeschlagenen Bootes vor Augen stehen, mit Bolitho aufrecht im Heck, den alten, angelaufenen Degen in der Faust. Laut ausdrucklichem Befehl hatte die Sicherheit des Schiffes zwar absoluten Vorrang haben sollen. Und wenn er nicht gegen diesen Befehl gehandelt hatte, ware er jetzt Kommandant gewesen. Aber Bolitho ware auch irgendwo dort drau?en und kampfte mit dem Tode.

«Alle Mann an die Brassen!«Mit seinem Sprachrohr trat er an die Reling.»Und dankt Gott fur unser Gluck!»

In der Kajute horte Bolitho Herricks Lachen und dann das Klappern und Knarren der Blocke, als die Matrosen auf Stationen eilten, um das Schiff wieder in Fahrt zu bringen.

«Einen Schluck Wein, Captain?«fragte Allday leise.»Oder vielleicht etwas Starkeres?»

Bolitho lehnte sich an den Fu? des Besan. Das Holz vibrierte, als hoch oben der Wind in die Segel fuhr.

«Wissen Sie, Allday, nach allem, was es uns gekostet hat, mochte ich am liebsten ein Glas frisches Wasser.»

VIII Madras

Unbeweglich stand Bolitho an der Achterdeckreling und studierte die ausgedehnte Landflache vor dem Bug der Undine. In der Morgensonne leuchteten die terrassenartig ubereinandergebauten, wei?en Hauser, deren Firstlinien in unregelma?igen Abstanden von hohen Minaretten und goldenen Kuppeln unterbrochen wurden. Es war atemberaubend schon; und aus der Art, wie sich die Matrosen lautlos, gleichsam ehrfurchtig, an Deck bewegten, schlo? er, da? sie ebenso beeindruckt waren. Er blickte sich nach Herrick um. Tiefgebraunt und in seiner Galauniform wirkte er seltsam fremd.

«Wir haben es geschafft.»

Bolitho hob sein Teleskop ans Auge und beobachtete ein paar hochbordige Dhaus, die unter den Schwingen ihres riesigen Segels dahinglitten. Auch sie gehorten zu diesem fremdartigen Zauber.

«Einen Strich abfallen!«sagte Mudge, und dann schwieg auch er, wahrend das Rad sich knarrend drehte.

Vielleicht war er mit sich zufrieden, dachte Bolitho, und dazu hatte er auch allen Grund. Madras — allein dieser Name bezeichnete wie ein gro?er Meilenstein alles, was sie gemeinsam erreicht hatten. Drei Monate und zwei Tage waren seit dem Ankerlichten in Spithead vergangen. Damals hatte er in Mudges Gesicht grimmige Zweifel lesen konnen, als er sagte, sie wurden die Reise in hundert Tagen schaffen.

Leise meinte Herrick:»Ja, Sir, seit wir die Kuste Afrikas im Rucken haben, ist uns das Gluck treu geblieben. «Er grinste breit.

«Sie und Ihr Gluck!«Aber Bolitho mu?te ebenfalls lacheln. Was Herrick gesagt hatte, stimmte. Innerhalb weniger Tage, nachdem das Land mit seinen Toten und Sterbenden achteraus verschwunden war, hatte der Sudwest stetig aufgefrischt — es waren die Auslaufer des Monsuns, der sich jetzt als ihr Freund erwies. Tag um Tag zog die Undine unter vollen Segeln frei und unbehindert dahin, nie ohne spruhenden Schaum am Bug; Delphine und andere seltsame Fische leisteten ihr treulich Gesellschaft. Es war, als sei das schreckliche Treffen mit den Kriegskanus die letzte Prufung des Schicksals gewesen.

Bolitho warf einen Blick auf die leicht killenden Bramsegel oben und die einsame Fock vorn. Sie reichten knapp, um sie in das weite Hafenbecken zu bringen, wo eine imponierende Anzahl Schiffe vor Anker lag. Das war also Madras, der wichtigste britische Au?enposten an der Sudostkuste des indischen Kontinents, die Schwelle zu erweitertem Handel und neuen Entdeckungen. Schon die Namen klangen wie eine Aufforderung zum Abenteuer: Siam und Malakka und weiter sudostlich Java und eine Unzahl unbekannter Inseln.

Schwerfallig kreuzte ein turmhohes Handelsschiff, das immer noch mehr Segel setzte, in eine bleiche Dunstbank uber dem Meer hinein. Mit seinen schwarzwei?en Stuckpforten und dem tadellosen Segeldrill hatte man es fur ein Kriegsschiff halten konnen. Aber es war ein Kauffahrer der East India Company, der Ostindischen Handelsgesellschaft, und noch vor drei Monaten hatte Bolitho seinen rechten Arm fur ein paar ihrer

Matrosen gegeben. Sie waren gut ausgebildet und diszipliniert, der durchschnittlichen Mannschaft eines Kriegsschiffes in vieler Hinsicht uberlegen. Denn die britische Handelsgesellschaft konnte sich hohere Heuer, bessere Quartiere und Verpflegung fur ihre Besatzungen leisten, wahrend die Kriegsflotte nehmen mu?te, was sie mit anderen Mitteln kriegen konnte. Und in Kriegszeiten lief das gewohnlich auf Pre?kommandos hinaus.

Bolitho hatte oft daruber nachgedacht, wie ungerecht das ganze System war. Eines Tages — hoffentlich wurde er es noch erleben — mochte sich das andern und die Marine die gleichen Gegenleistungen bieten konnen wie die Handelsschiffahrt.

Der gro?e Indienfahrer dippte die Flagge, und Bolitho horte, wie Keen seine Signalgasten anwies, den Gru? zu erwidern. Dann schaute er wieder auf seine eigene Mannschaft — zur Zeit hatte er kaum einen Mann auswechseln wollen, wenn nicht besondere Grunde vorlagen. Braungebrannt von der Sonne, gehartet von schwerer Arbeit und regelma?igem Geschutz- und Segeldrill, waren sie aus ganz anderem Holz als der buntgemischte Haufen damals in Spithead.

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