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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 46


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«Ja. «Lakeys Mantel knisterte am Kompa?gehause, als er sich im Dammerlicht wie ein unruhiger Hund schuttelte.»Und in zehn Minuten wird dir die Heiligheit die Augen blenden.»

Ganz wie der Steuermann vorausgesagt hatte, fegte das Tageslicht bald uber die Inseln wie beim Offnen eines Vorhangs.

Bolitho beobachtete den Schoner, spurte dessen Unsicherheit, als er uber Stag ging, dann zogerte, als ob er abdrehen wollte.

Midshipman Swift rief vom Mastkorb, wohin Keen ihn geschickt hatte:»Keine Rotrocke an Bord zu entdecken,

Sir.»

«Zum Teufel!«Borlase war aufgetaucht.»Sie mussen sie zuruckgelassen haben. Oder…«Er beendete den Satz nicht.»Signalisieren Sie ihm, beizudrehen. «Bolithos Stimme schnitt alle Spekulationen wie mit einem Beil ab.»Machen Sie das Boot klar, Mr. Borlase.»

Bolitho beobachtete, wie die Wellentaler sich von Schwarz zu Tiefblau veranderten, von finsterer Bedrohung zu freundlicher Tauschung.

Er spurte, wie seine Besorgnis einer unvernunftigen Ungeduld wich.»Und alarmieren Sie Mr. Brass. Er soll einen Schu? vor den Bug sofort vorbereiten. Wenn der Schoner nicht reagiert, wunsche ich einen Treffer dicht an der Wasserlinie.»

Beim Niedergang stand Allday, die starken Arme untergeschlagen, und beobachtete die Wirkung von Bolithos Worten. Er sah Jack Brass, den Stuckmeister der Tempest, mit seinen Leuten nach vorn sturmen und wu?te, da? auch ihm Bolithos Stimmung nur zu bekannt war.

«Sie drehen bei, Sir.»

«Sehr gut. «Bolitho uberlie? sich seinen Gedanken.»Wir laufen bis auf Rufweite heran. Das spart Zeit. «Er sah Allday an.»Wahrscheinlich brauchen wir die Barkasse. Suchen Sie die besten Leute aus, die wir haben. «Er kniff die Augen zusammen, um den rollenden Schoner zu beobachten, dem die Fregatte immer naher kam. Leer, oder so gut wie leer. Vielleicht hatten sie keine Zeit mehr. Das wurde die Niederlage noch vollstandiger machen, ein Abfinden damit unmoglich. Er sah zur Reling des Achterdecks hinuber, dachte an Herrick. Schroff befahl er:»Sorgen Sie dafur, da? die Leute gut bewaffnet sind. Sergeant Quare soll zwei Drehbassen auf die Barkasse bringen, und setzen Sie auch auf dem anderen Boot ein paar gute Schutzen ein.»

Wie verlangerte Arme folgten sie ihm, verwirklichten seine Wunsche, seine Ideen.

Der Schoner war jetzt sehr viel naher. Er setzte das Fernrohr ab und sagte:»Rufen Sie sie an, Mr. Keen. «Er hatte den Skipper des Schoners erkannt, einen gro?en, kraftigen Mann, ein Mischling, der vermutlich hier auf den Inseln zur Welt gekommen war.

Keens Stimme hallte uber das Wasser, verzerrt durch das Sprachrohr.

Bolitho horte die zogernd kommenden Antworten, manche kaum zu verstehen. Aber ihr Inhalt war unmi?verstandlich genug. Der Schoner war ohne Herricks Landekommando abgesegelt. Sie mochten alle tot sein, ebenso die Milizen. Abgeschlachtet.

Bolitho sah die Manner um sich der Reihe nach an. Die Besatzung war schon durch die Toten und Verwundeten geschwacht, nach dem Verlust durch Herricks Landekommando und die Marinesoldaten wurden ihr noch mehr Krafte fehlen.

Er fa?te einen Entschlu?. Es war unabanderlich. Er sagte:»Befehlen Sie dem Schoner, beigedreht zu bleiben und ein Prisenkommando an Bord zu nehmen. «Er sah Borlase an.»Sie ubernehmen den Befehl bis zu unserer Ruck-kehr. «Er schnauzte:»Also los! Warten wir nicht langer!»

Midshipman Pyper sagte heiser:»Ich glaube, wir sind sicher, Sir.»

Die Sonne brannte auf die flache, tellerformige Mulde herunter, in der Herrick seine Truppe aus Matrosen und Marinesoldaten gesammelt hatte. Er fuhlte sich ebenso ausgedorrt wie der Sand und das felsige Gestein, die wie erhitztes Metall durch den Stoff seiner Uniform brannten, und er mu?te sich gewaltsam dazu zwingen, nicht standig an Wasser zu denken. Es war jammerlich wenig ubrig geblieben, und dieses wenige wurde fur die Verwundeten gebraucht. Besonders fur Watt, einen der Seesoldaten. Er war entweder durch einen Pfeil oder einen Speer an der Schulter getroffen worden, keiner wu?te es genau, keiner konnte sich daran erinnern.

Er lag mit dem Kopf auf den Knien des Korporals der

Marinesoldaten, keuchte und zog in schmerzvollen

Krampfen die Beine an den Korper.

Herrick antwortete Pyper:»Es ist noch zu fruh, um das zu sagen.»

Er lauschte auf das Stohnen des Marinesoldaten. Er lag im Todeskampf. Vielleicht war seine Wunde vergiftet; er hatte davon gehort, da? es vergiftete Waffen gab. Pfeile, die Menschen oder Tiere einem grauenhaften Tod auslieferten. Der Korporal hatte einmal versucht, den primitiven Verband zurechtzurucken, und Herrick hatte den Blick von der Wunde abwenden mussen, trotz allem, was er in seinen Jahren auf See schon gesehen hatte. Sie sah aus wie eine uberreife, obszone Frucht.

Prideaux sa? mit ausgestreckten Beinen da und zog einen von der Sonne gebleichten Grashalm durch seine Zahne. Sein Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet, als er sagte:»Wir mussen dafur sorgen, da? Watt ruhig bleibt. Diese Teufel sind nicht weit von uns. Das spure ich in den Knochen. Watt wird sie heranlocken. «Herrick wandte sich von ihm ab. Prideaux versuchte es schon wieder: legte einen Gedanken nahe, wie einen Wink. Uberlie? ihm die Entscheidung.

Herrick sagte:»Korporal Morrison, geben Sie dem Mann etwas Wasser.»

Der Korporal schuttelte den Kopf.»Nicht mehr viel in der Flasche, Sir. «Er hob die Schultern und hielt die Flasche Watt an die Lippen.»Trotzdem, ich nehme an… «Einer der Matrosen, die Wache hielten, rief:»Da kommen jetzt welche, Sir.»

Die stumpfe Lethargie und die Tragheit verschwanden, als sich jeder an seinen ihm vorausbestimmten Platz begab, mit angespanntem Gesicht seine Waffe bereithielt. Herrick beobachtete die Eingeborenen, die im Gansemarsch, einer hinter dem anderen, durch eine schmale Rinne auf der anderen Seite des Berges schnell zum Wasser hinunterstapften. Sie verschwendeten nicht einen Blick an ihre verstummelten Opfer, die in der gluhenden Sonne verrotteten, sondern eilten weiter in das seichte Wasser bei den Felsen, wo Herrick mit seinen Leuten ans Land gekommen war.

Pyper sagte:»Sie suchen nach dem Boot.»

Herrick nickte. Pyper hatte recht. Er erinnerte sich an den

Anblick der verbrannten Boote des Dorfes, ihre einzige

Moglichkeit, andere Inseln zu erreichen, Handel zu treiben.

Sich zu rachen. Oder um zu entkommen.

«Sie mussen wieder in ihrem Dorf gewesen sein. Das bedeutet, da? die Piraten fort sind. Wahrscheinlich lag die ganze Zeit uber ein Boot fur sie vor der Kuste.»

Herrick konnte seine Erbitterung nicht verbergen. Wahrend die Tempest um die Landzunge gekreuzt und in die Falle gegangen war und er und seine Leute um ihr Leben gekampft hatten, fuhrten die Piraten ihren wohldurchdachten

Plan aus. Zwar war es ihnen nicht gelungen, die Fregatte zu versenken, aber sie hatten gezeigt, was sie mit nur einer

Handvoll Manner ausrichten konnten.

Er sah, wie sich das Langboot in der Brandung trage hob und senkte, wie das Wasser seine Bodenbretter uberflutete,

wahrend die Eingeborenen es in das seichte Wasser zogen und schoben.

Herrick versuchte nicht hinzuhoren, wie einem anderen Mann Wasser gegeben wurde. Er beobachtete die Eingeborenen, wu?te, da? er etwas unternehmen mu?te, und zwar bald. Die Nacht war, von den Insekten abgesehen, ertraglich verlaufen. Nach den Schrecken des Tages, dem hemmungslosen Abschlachten von Finneys Mannern, ihrer eigenen verzweifelten Lage, war der einzige, alles beherrschende Wunsch, in einen erschopften Schlaf zu versinken.

Aber wie die Erinnerung an den Freund aus seiner Kindheit am Ufer des Medway kamen Bedrohung und Gefahr mit der Morgendammerung wieder. Sie hatten keine Verpflegung mehr und nicht genug Wasser fur einen weiteren Tag. Wenn sie die Mulde verlie?en, um nach einem Tumpel zu suchen, wurden sie entdeckt werden.

Im Verlauf der Nacht hatte Prideaux bemerkt:»Die Tempest wird nicht kommen. Der Kapitan wird glauben, da? wir tot sind. Und wir werden sterben.»

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