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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 3


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Bolitho sagte knapp:»Wenn Sie soweit sind, Mr. Herrick?«Herrick hob das Sprachrohr, seine Antwort war ebenso formlich.»Aye, aye, Sir. «Dann rief er:»An die Leebrassen! Klar zum Aufschie?en!«Die reglosen Matrosen erwachten zum Leben.»Marsbrassen los!»

Bolitho sah Thomas Gwyther, den Schiffsarzt, die Backbordgangway entlangkommen, wobei er versuchte, den geschaftigen Matrosen auszuweichen. Wie wenig war er mit dem letzten Arzt zu vergleichen, den Bolitho an Bord gehabt hatte. Das war ein gewalttatiger, herrschsuchtiger Trunkenbold gewesen, der es zugelassen hatte, da? seine Leidenschaft fur den Alkohol, aber auch die Erinnerungen, die er damit hatte ausloschen wollen, ihn vollig zerstorten. Gwyther nun war ein gebeugter, ausgemergelter, kleiner Mann mit zottigem, grauem Haar, dessen gebrechliche Erscheinung seiner offenkundigen Zahigkeit und Ausdauer keineswegs entsprach. Er erfullte bereitwillig seine Pflichten, zeigte aber an Land jedesmal weit mehr Interesse fur die Vegetation als fur die Menschen.»Gei auf die Marssegel!»

Der Steuermann befahl mit seiner trockenen, nuchternen Stimme:»Ruder hart Backbord!»

Die Tempest gehorchte dem Ruder und der abflauenden Brise, drehte sich langsam uber ihrem Spiegelbild und verlor an Fahrt. Auf den Decks wurde es noch hei?er als zuvor, als auch das letzte Segeltuch aufgegeit und festgezurrt wurde.»Fallen Anker!»

Bolitho horte das vertraute Klatschen am Bug und hatte dabei vor Augen, wie der schwere Anker durch das stille, einladende Wasser brach. Doch als er sich an die beiden Haie erinnerte, die das Schiff mehrere Tage und fast bis in den Hafen hinein verfolgt hatten, mu?te er ein Schaudern unterdrucken.

«Signal vom Flaggschiff, Sir: >Bitten Kommandant an Bord<.»

Bolitho wandte sich Midshipman[5] Swift zu. Dem Siebzehnjahrigen unterstanden die Signalgasten, und zweifellos wartete er voller Ungeduld und Hoffnung auf eine Chance, befordert zu werden. Sein Blick wanderte weiter zu Keen, dem Dritten Offizier, und er fragte sich fluchtig, ob dieser sich noch an die Zeit erinnerte, als er selbst Swifts jetzigen Rang auf der Undine innehatte. Keen war zweiundzwanzig, braun wie eine Nu? und so adrett und hubsch, da? ihm die Madchenherzen zufliegen mu?ten. Er hatte auf seinem ersten Schiff angemustert, we il sein Vater wunschte, da? er» sich selbst finde«, ehe er in das Londoner Familienunternehmen eintrat; doch dann war er bei der Marine geblieben, weil er dieses Leben liebte. Und das trotz eines fu?langen Holzsplitters, der bei einem Gefecht aus den Decksplanken gerissen worden war und seinen Korper in der Leistengegend durchbohrt hatte. Selbst jetzt noch verzog er das Gesicht, wenn der Vorfall nur erwahnt wurde. Allday, der jedem Schiffsarzt — und dem der Undine besonders — mi?traute, hatte den Splitter aus dem Korper des Jungen entfernt und Bolitho wieder einmal mit einem unerwarteten Talent uberrascht.

«Gig zu Wasser!«rief Herrick durch die trichterformig gehaltenen Hande.»Mr. Jury, mehr Leute an die Taljen, aber mit Beeilung!»

Allday verfolgte das hastige Manover mit kritischen Blicken, als das Boot uber die Finknetze gehievt wurde. In der blauen Jacke und der weiten wei?en Hose, das Haar in seinem kraftigen Nacken sauber zusammengebunden, wirkte er so solide und zuverlassig wie immer. Gelassen sagte er:»Ein neuer Ort, Captain, und zweifellos eine neue Aufgabe. «Dann schnauzte er:»Da? mir der Lack keinen Kratzer abkriegt, ihr Tolpel! Das Boot gehort dem Captain, nicht dem Koch!»

Manche der Altgedienten grinsten bei dem Ausbruch; jungere oder jene, die sich mit diesem Umgangston noch nicht abgefunden hatten, duckten sich unwillkurlich. Allday murrte:»Bei Gott, wenn wir nicht bald richtig zu tun kriegen, dann wei? ich nicht, was aus den Leuten wird!«Er schuttelte den Kopf.»Das sollen Seeleute sein?«Was Allday unter» richtig zu tun «verstand, wu?te Bolitho nicht.

Sie unternahmen regelma?ige Patrouillen zwischen den sich ausbreitenden Handelsniederlassungen, die in dem Gebiet zwischen Sumatra und Neuguinea verstreut lagen. Auch waren sie viele hundert Meilen westwarts gesegelt, um wertvollen Handelsschiffen auf der Fahrt von Europa Begleitschutz zu bieten. Die Tempest war standig im Einsatz gewesen. Denn mit der Ausbreitung des Handels, der Ausweitung von Niederlassungen zu Kolonien, kamen auch jene, die davon profitieren wollten: Piraten, selbsternannte Herrscher oder alte Gegner, die jetzt unter dem Schutz von Kaperbriefen segelten. Das Leben war auch ohne die zusatzliche Bedrohung durch feindselige Eingeborene und Tropensturme gefahrlich genug.

Vielleicht meinte er damit, wie Herrick, der Hitze und dem Durst zu entkommen, der taglichen Gefahr durch nicht kartographierte Riffe oder Uberfalle kriegerischer Wilder. Die Entdecker und gro?en Seefahrer hatten viel getan, um die Geheimnisse und Gefahren dieser Gewasser zu mildern, aber jene, die in ihrem Kielwasser kamen, hatten weniger edle Motive. Fur eine Handvoll Nagel, ein paar Axte und Perlenschnure konnte ein Kapitan beinahe alles und jeden kaufen.

Zum Nutzen ihres Handels und ihrer Besitzungen ubernahmen Gro?britannien, Frankreich und Holland den Schutz weiter Seegebiete, damit die gefahrdeten Handelsschiffe ihre Auftrage erfullen konnten. Unglucklicherweise waren die Ozeane zu gro? und die eingesetzten Krafte zu gering, als da? dies mehr hatte darstellen konnen als eine Geste. Auch trauten die Lander, die das meiste in Indien und der Sudsee investiert hatten, einander nicht; zudem hatten sie alte Kriege und unbezahlte Schulden nicht vergessen.

Bolitho horte die Bootsmannschaft in die Gig klettern und sah, da? das Spalier der Marinesoldaten und die Bootsmannsmaaten fur die Zeremonie seines Vonbord-gehens bereitstanden.

Er blickte zu dem schlaffen Wimpel im Masttopp auf und dann uber das schimmernde Wasser zu den beiden gro?en Transportern hinuber, die ein gutes Stuck vom Land entfernt ankerten.

Hier lag eine zusatzliche Verantwortung: die wachsende Kolonie Neusudwales. Er suchte auf den gro?en Transportern nach Lebenszeichen. Wie viele bedauernswerte Existenzen waren auf diesen Straflingsschiffen hierhergebracht worden, um Arbeitskrafte fur die Erschlie?ung des Landes und die Grundung einer Nation zu stellen? Er versuchte, sich auszumalen, wie es auf einem solchen Schiff aussehen mochte, wenn es sich um das Kap der Guten Hoffnung oder, schlimmer noch, um das gefurchtete Kap Horn kampfte, mit Mannern, Frauen und Kindern an Bord.

Herrick griff an seinen Hut.»Boot ist klar, Sir. «Bolitho nickte ernst und blickte zu den rotrockigen Marinesoldaten und ihrem Hauptmann Jasper Prideaux hinuber. Geruchte wollten wissen, Prideaux diene nur bei den Marinesoldaten, weil er im Duell zwei Manner getotet habe und fliehen mu?te. Bolitho hatte mehr Anla? als mancher andere, das zu verstehen.

Zwei Jahre lang hatte er versucht, seine Antipathie gegen Prideaux zu unterdrucken. Trotz Sonne und Seeluft war der Hauptmann der Marinesoldaten bla? geblieben und sah ungesund aus. Er hatte scharfe, fast spitze Zuge — wie ein Fuchs. Wie einer, der sich mit Freunden duellierte und dabei gewann. Bolitho war es nicht gelungen, seine Abneigung zu uberwinden.»Achtung im Boot!»

Allday stand an der Pinne, mit einem Auge auf Bolithos Degen, wahrend sein Kapitan, begleitet vom Klang der

Bootsmannsmaatenpfeifen und prasentierten Musketen, ins

Boot hinunterkletterte.

«Absetzen! Riemen bei! Rudert an!»

Bolitho schutzte mit der Hand die Augen, als das Boot schnell um den Bug und unter der blauaugigen Galionsfigur hindurchglitt.

Die Tempest war ein gutgebautes Schiff, aber wie Lakey oft genug gesagt hatte, eben ein Schiff der Company, gleichgultig, welche Flagge von ihrer Gaffel wehte. Mit sechsunddrei?ig Geschutzen, darunter achtundzwanzig Zwolfpfundern, war sie starker als jedes andere Schiff, das er bisher befehligt hatte. Aber sie war aus Teakholz und so schwer gebaut, mit entsprechend massiven Stengen und Spieren, da? ihr die schnelle Beweglichkeit fehlte, die von einem Schiff des Konigs im Gefecht auf kurze Distanz gefordert wurde. Sie war gebaut worden, um schwerfallige Indienfahrer vor Piraten zu schutzen und in deren Schlupfwinkeln Furcht zu verbreiten. Gleich zu Anfang hatte Herrick bemerkt, falls sie von einem wirklich kriegstuchtigen Schiff angegriffen werden sollten, mu?ten sie auf kurze Distanz bedacht sein und sie halten. Tauschungs- oder Uberraschungsmanover in letzter Minute kamen nicht in Betracht.

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Seekadett bzw. Fahnrich zur See

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