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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander - Страница 27


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VI Rot und Gold

Bolitho betrat seine Kajute. Mit Uberraschung sah er Foley am Tisch sitzen und eine Karte studieren. Er war vollstandig angekleidet, und in seine Zuge war fast wieder alle Farbe zuruckgekehrt. Nachdem sie Sandy Hook verlassen hatten, hatte er die meiste Zeit auf einer Sitzbank gelegen. Mit halb geschlossenen Augen hatte sein Gesicht einer Wachsmaske geglichen, und er schien unfahig gewesen zu sein, sich in die Koje zu legen.

Er blickte auf und schnitt eine Grimasse.»Es i st ruhiger geworden. «Bolitho nickte.»Wir laufen in die Bay ein. Kap May liegt funf Meilen steuerbord querab.»

«Ah ja!«Foley schaute einige Sekunden lang in die Karte. Seine Finger trommelten einen kleinen Wirbel neben Bolithos Eintragungen und Bestecksrechnungen.

«Wie ist Ihre Meinung, Kapitan?»

Bolitho betrachtete den gesenkten Kopf des Obersten. Zum ersten Mal hatte er ihn um seine Ansichten bei diesem Unternehmen gefragt. Unter vollen Segeln hatte die Sparrow ihrem Namen alle Ehre gemacht. Bei dieser rauschenden Fahrt sudwarts hatte Bolitho all seine Befurchtungen zur Seite schieben, ja, vergessen konnen. Voll Freude hatte er die Lebendigkeit und die geschmeidigen Bewegungen der Korvette genossen. Als sie dann unter Land segelten, um eine genaue Positionspeilung zu nehmen, war pfeifend und jammernd eine Sturmbo mit solcher Gewalt uber sie hergefallen, da? sie alle Mann an Deck rufen mu?ten, um die Segel zu reffen. Eine Enttauschung, nachdem sie so ohne Schwierigkeiten gesegelt waren, wobei sogar die Royals gesetzt werden konnten. Sie hatten — wie Bolitho vorausberechnet hatte — einen Tag nach dem Ankerlichten die Delaware-Bucht bei Kap May angelaufen, doch nun trieb sie die ablandige Bo weit auf die See hinaus. Einen ganzen weiteren Tag mu?ten sie gegen Sturm und Regen stampfend und sto?end aufkreuzen. Nur der Ausguck im Topp hatte das hinter tief jagenden Wolken verborgene Land ab und zu sehen konnen.

«Der Wind hat wieder zuruckgedreht, Sir«, antwortete Bolitho.»Sudwest, abflauend.»

Er lauschte auf das Achzen des Ruders, und er dachte an Tyrell und Buckle, die dort drau?en beim Ruderrad ihre Wache bezogen hatten. Gleichzeitig tauchte in seinen Gedanken wie auf einer Seekarte die riesige Bay auf, die sie nun unter dicht gerefften Marssegeln zum zweiten Mal anliefen.

Tyrell war ein Turm der Starke. Er schien sich an diese Gewasser zu erinnern, als ob jede Sandbank und jede Stromung in seinem Gehirn eingepragt waren.

Foley blickte mit grimmigem Gesicht auf.

«Es hat schon zu lange gedauert. Ich mu? wissen, wenn Sie glauben, da? wir vorankommen. «Er legte einen Finger auf die Karte.»Hier genau nordlich der Stelle, an der wir uns — wie Sie sagen — jetzt befinden, da ist eine kleine Bucht. Es durften etwa noch sechs Meilen sein.»

Er sprach sehr schnell. Bolitho spurte deutlich seine Erregung.

«Westlich des Maurice River?«Bolitho lehnte sich uber den Tisch. Er dachte an die Stellung der Rahen, an den immer schwacher werdenden Wind.»Es wird etwa vier Stunden dauern, wenn der Wind weiter abflaut, noch langer!»

Er trat zuruck und zerrte an seiner Halsbinde. Bei dicht geschlossenen Luken, um ja keinen Lichtschimmer nach au?en dringen zu lassen, war es in der Kajute so hei? wie in einem Backofen. An Deck, wo er sich die meiste Zeit wahrend der Fahrt aufgehalten hatte, fuhlte er weder Mudigkeit noch Abspannung. Nun aber machten sich die langen, anstrengenden Stunden bemerkbar, ja, er vermochte sogar Foley wegen seiner Seekrankheit zu bedauern.

Drau?en war es jetzt stockfinster. Als das Schiff hinter die schutzende Landenge geschlupft war, hatte er dieselbe Aufregung gespurt wie ein Mann, der in eine unbeleuchtete Hohle eindringt.

«Wie lange werden Ihre Scouts brauchen?»

«Vielleicht sechs Stunden. «Foley streckte seine Arme aus und gahnte. Er entspannte sich ein wenig.

Bolitho kam zu einem Entschlu?.»In diesem Fall werden wir ankern und bis morgen nacht warten mussen, bevor wir die Bucht verlassen konnen. Moglicherweise sind feindliche Schiffe in der Nahe, und in diesem eng begrenzten Gewasser kann ich mich nicht auf ein Gefecht einlassen. Besonders, wenn es Ihren Scouts nicht gelingt, unsre vermi?ten Soldaten zu finden, und wir noch einen Tag langer brauchen.»

«Die Fuhrung des Schiffes ist Ihre Angelegenheit, ja?«Foley betrachtete ihn gelassen.

«Die Tide steht gunstig, und wenn wir noch langer warten, konnte der Wind uns ganz im Stich lassen.»

Er nickte.»Ich bin bereit.»

Foley stand auf und rieb seinen Magen.

«Gut. Bei Gott, mir scheint, ich habe meinen Appetit wieder.»

«Es tut mir leid, Sir«, Bolitho lachelte,»aber das Kombusenfeuer ist geloscht worden. Es sei denn, Sie mochten ein Stuck Pokelfleisch aus dem Fa??»

Foley betrachtete ihn ziemlich klaglich.»Sie haben eine Neigung zur Grausamkeit. Ein Blick auf dieses miserable Zeug wurde mich schwach wie eine kranke Ratte machen.»

«Die Ratten in einem Schiff des Konigs sind anderer Natur. «Bolitho verlie? die Kajute.

Auf Deck mu?te er einige Sekunden warten, bis er weiter als bis zur Reling sehen konnte. Unten auf dem Geschutzdeck konnte er gerade noch die Seeleute der Backbordwache ausmachen, die sich nur schwach von den dunkleren Umrissen der Geschutze abhoben. Er ging ein paar Schritte zuruck und hielt seine Hand uber das abgeblendete Kompa?licht.

«Genau Nord, Sir«, sagte Buckle.»Voll und bei.»

«Gut. «Er winkte Tyrell heran.»Ich mochte unsre beiden besten Lotsen am Bug haben.»

«Sind schon dort, Sir. «Tyrell zuckte die Achseln.»Das einzige, was wir tun konnen.»

«Wenn wir uns der Kuste nahern, werden wir die Gig zu Wasser lassen. «Bolitho erkannte die machtige Statur Stockdales vor den Wanten.»Sie werden die Gig mit Lot und Leine ubernehmen. Die Gewasser in dieser Gegend sind so seicht und trugerisch, da? Sie immer vor dem Schiff herrudern mussen. Und immer die Tiefe aussingen! Verstanden?»

Stockdale war eigensinnig.»Ich sollte vielleicht hierbleiben, Sir. Nur fur den Fall.»

«Ihr Platz ist da, wo ich sage, Stockdale. «Er milderte seinen Ton.»Tun Sie, was ich sage, und nehmen Sie eine abgeblendete Lampe mit. Vielleicht mussen Sie uns signalisieren. «Er blickte Tyrell an.»In diesem Fall lassen wir den Warpanker fallen und beten zu Gott.»

Hoch uber Deck flappten die schlaffen Segel, und Bolitho wu?te, da? der Wind immer mehr abflaute. Der Luftzug strich feucht uber sein Gesicht. Er schuttelte den Alptraum, die Sparrow konnte auflaufen, von sich ab. Er war an seine Befehle gebunden. Nein, alle seine Leute waren an ihn gebunden!

«Mr. Tyrell, wenn wir unseren Bestimmungsort erreicht haben, dann lassen Sie bitte den Steuerbordkutter zu Wasser. Mr. Heyward wird unsere Passagiere an Land bringen und zuruckkehren, wenn alles in Ordnung ist.»

«Die letzten paar Meter werden sie wohl durchs Wasser waten mussen«, meinte Tyrell.»Es ist sehr seicht dort oben.»

«Sie haben also die Stelle schon erraten?»

Der Leutnant grinste. Seine Zahne schimmerten wei? in der Dunkelheit.»Es gibt hier keinen anderen Platz, der fur solche Geschichten sonst noch in Frage kame, Sir. «Von vorn kam ein hohltonender Schrei des Lotsen.»Bei Marke funf!«Es klang wie die Stimme eines verlorenen Geistes.

Tyrell murmelte:»Bringen Sie das Schiff einen Strich hoher an den Wind, Mr. Buckle. «Sein Handballen schabte uber sein Kinn.»Wir mussen ziemlich abgetrieben sein.»

Bolitho schwieg. Jeder tat, was er konnte. Gott sei Dank, da? die Sparrow so wenig Tiefgang hatte! Sonst.

«Marke sechs!»

«Ganz ordentlich«, grunzte Tyrell.»Ich hab' mal erlebt, da? die Tidestromung hier einen Schoner herumwarf wie ein Stuck Strandgut.»

«Na, danke schon. «Bolitho sah ein fahles Aufspritzen am Bug, als das Senkblei wieder ausgeworfen wurde.»Das ist schon ein recht schwacher Trost.»

«Marke funf!»

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