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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 14


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Er horte Quinn neben sich keuchen und stolpern; Stockdales breite Gestalt war schon etwas weiter vorn, er hielt das Entermesser vor sich, als solle es den Feind wittern wie ein Hund.

Etwas flog aus dem Dunkel heran, und ein Mann sturzte schreiend zu Boden, eine Lanze in der Brust.

Weiteres Krachen, und noch zwei von Bolithos Leuten sturzten.

Aber sie waren jetzt naher dran. Bolitho ergriff seinen Degen und schrie:»Im Namen des Konigs, ergebt euch!»

Wie erwartet antwortete ein Chor von Fluchen und hohnischen Rufen. Aber es gab ihnen die paar Sekunden, die sie benotigten, um mit den Rufern ins Handgemenge zu kommen. Er schlug jemandem den Sabel aus der Hand. Als der Mann hinlief, um ihn aufzuheben, drang ihm Stockdales Entermesser krachend in den Kopf.

Dann kampften sie alle Brust an Brust, Klinge an Klinge. Hinter sich horte er Balleine fluchen, und dann das sporadische Knallen von Musketen, als er es schaffte, ein paar Schusse in die Wanten abzufeuern, von wo aus Scharfschutzen ihr Ziel suchten.

Ein bartiges Gesicht tauchte vor ihm auf, und Bolitho spurte, wie seine Klinge mit metallischem Klang gegen des Mannes Schwert schlug, als sie jeweils parierten und sich freischoben von der Menge, um Platz zum Kampfen zu gewinnen. Um sie herum taumelten und torkelten Gestalten wie Trunkenbolde, ihre Entermesser spruhten Funken, die Stimmen klangen wild und verzerrt von Ha? oder Angst. Bolitho duckte sich, traf den Mann am Brustkorb, und als dieser zurucktaumelte, schlug er ihm den Degen mit solcher Wucht ins Genick, da? sein Handgelenk wie betaubt war.

Aber sie wurden trotzdem gegen die Back zuruckgedrangt. Irgendwo, scheinbar hundert Meilen entfernt, horte er einen Kanonenschu?, und in seinem benommenen Gehirn zuckte der Gedanke auf, dies sei ein weiteres Schiff, das dem Schoner zu Hilfe eile.

Er rutschte in einer Blutlache aus, und ein sterbender Seemann, getreten und zerstampft von den Kampfenden uber ihm, versuchte, seinen Knochel zu packen.

Ein anderer Mann schrie und fiel aus den Wanten, von einer Kugel getotet, bevor er an Deck aufschlug.

Bolitho sah jetzt ein Paar wei?er Hosenbeine vor der dunklen Verschanzung und wu?te, da? es Quinn war. Dieser wurde von zwei Mannern zugleich angegriffen, und obgleich Bolitho einen von ihnen auf die Schulter schlug und den schreienden Mann beiseite ri?, keuchte Quinn und brach in die Knie, beide Hande auf die Brust gepre?t.

Sein Angreifer war so blind vor Kampfeseifer, da? er Bolitho nicht bemerkte. Er stand uber Quinn und holte zum Todesstreich aus. Bolitho konnte ihn am Armel packen und herumrei?en, und durch die Wucht seines eigenen Schwertstreiches sturzte der Mann zu Boden. Bolitho schlug ihm den Handschutz seines Degens mit voller Wucht ins Gesicht, des Schmerzes im Handgelenk nicht achtend.

Sein Gegner taumelte wieder hoch, spuckte Zahne aus und griff von neuem an.

Plotzlich stand er stocksteif, seine Augen leuchteten im Dammerlicht so wei? wie Kieselsteine, dann drehte er sich um seine eigene Achse und sackte zusammen. Balleine zog so ruhig sein Enterbeil aus des Mannes Rucken, als zoge er es aus einem Holzklotz.

Da ging Bewegung durch die Reihen der Angreifer, und einen Augenblick spater horten sie Sparkes durchdringende Stimme:»Hierher, Trojaner, zu mir!»

Von beiden Seiten angegriffen, mit weiteren Booten in der Nahe rechnend, beendete die Besatzung des Schoners den Kampf so jahlings, wie er begonnen hatte.

Nicht einmal Fluche wurden gegen die britischen Seeleute laut. Die Manner der Trojan waren so wild und erbittert durch den Nachkampf, bei dem sie Tote und Verwundete zu beklagen hatten, da? sie nicht auch noch Beleidigungen hingenommen hatten. Die Schonerbesatzung schien das zu spuren und lie? sich widerstandslos entwaffnen, durchsuchen und dann in zwei uberschaubare Gruppen zusammentreiben.

Sparke, in jeder Hand eine Pistole, stand inmitten der Toten und wimmernden Verwundeten, und als er Bolitho sah, knurrte er kurz:

«Hatte schlimmer sein konnen. «Er konnte seinen Stolz nicht verbergen.»Hubsches kleines Fahrzeug! Sehr hubsch!«Er sah Quinn und beugte sich uber ihn.»Steht es schlimm?»

Balleine, der des Leutnants Hemd aufgerissen hatte und das Blut zu stillen versuchte, sagte:»Seine Brust ist ganz aufgeschlitzt, Sir, aber wenn wir ihn zu.»

Doch Sparke war schon gegangen und rief in bellendem Ton nach Frowd, dem Steuermannsmaaten, der das Schiff gleich bei der geringsten Brise unter Segel bringen sollte.

Bolitho lag auf den Knien und hielt Quinns Hande von der Wunde fern, wahrend Balleine sein Moglichstes tat, um einen Behelfsverband anzulegen.

«Ruhig, James. «Er sah Quinns Kopf nach hinten fallen, seine Anstrengung, dem Schmerz nicht nachzugeben. Quinns Hande waren wie Eis, Blut glanzte uberall.»Du wirst wieder gesund, ich verspreche es dir!»

Sparke kehrte zuruck.»Kommen Sie, Mr. Bolitho, es gibt eine Menge zu tun. Ich wette, da? wir fruher als uns lieb ist Gesellschaft bekommen.»

Plotzlich dampfte er seine Stimme, und Bolitho sah sich einem Sparke gegenuber, wie er ihn noch nicht erlebt hatte.

«Ich wei?, wie Ihnen Quinns wegen zumute ist. Aber Sie durfen es nicht zeigen. Vor allem nicht vor den Leuten. Jetzt, da der Kampf voruber ist, fuhlen sie den Schock. Sie blicken auf uns. Deshalb mussen wir unser Mitgefuhl fur spater aufbewahren.»

Er wandte sich wieder ab.»Los, Jungs, die Kutter nach achtern und die Fangleinen festmachen. Uberpruft die Geschutze und seht zu, da? sie geladen sind, um einen Angriff abzuschlagen: mit Kartatschen, Kugeln, allem, was ihr finden konnt. «Er suchte in der nebligen Dunkelheit nach jemandem.»Sie, Archer! Richten Sie ein Schwenkgeschutz auf die Gefangenen. Beim geringsten Anzeichen, da? sie das Schiff zuruckerobern wollen, wissen Sie, was Sie zu tun haben!»

Stockdale wischte sein Messer am Hemdfetzen eines Unglucklichen sauber.

«Ich werde auf Mr. Quinn achten, Sir. «Er rieb das Messer noch einmal ab und steckte es dann in den Gurtel.»Ein kraftiger Schluck wurde ihm jetzt guttun, denke ich.»

Bolitho nickte.»Ja, sehen Sie zu, was Sie machen konnen. «Damit ging er. Das Schluchzen und Stohnen im Dunkel gab ein anschaulicheres Bild der Szene, als die klare Sonne es vermocht hatte.

Bolitho sah Dunwoody, den Mullerssohn, eine bewegungslose Gestalt abtasten. Der Seemann sagte mit gebrochener Stimme:»Das ist mein Freund, Sir, Bill Tyler.»

Bolitho antwortete:»Ich wei?, ich sah ihn fallen. «Dann rief er sich Sparkes Rat ins Gedachtnis und fugte hinzu:»Hol' die Laterne runter, sofort! Wir wollen keine Motten anlocken, oder?»

Dunwoody stand auf und wischte sich das Gesicht.»Nein, Sir, sicher nicht. «Er eilte von dannen, blickte sich aber noch einmal unglaubig nach seinem toten Freund um.

Sparke war uberall, und als er beim Ruder wieder auf Bolitho stie?, sagte er lebhaft:»Es ist die Faithful, Eigner sind die Bruder Tracy aus Boston, bekannte Kaperkapitane, und sehr erfolgreiche dazu.»

Bolitho wartete, seine Hande zitterten vor Anstrengung.

Sparke fuhr fort:»Ich habe die Kajute durchsucht, da fand sich ein ganzer Stapel von Informationen!«Er sprudelte uber vor Begeisterung.»Kapitan Tracy ist tot. «Er deutete auf die blicklosen wei?en Augen des Mannes, der von Baileines Enterbeil gefallt worden war.»Das ist er. Der andere Tracy, sein Bruder, befehligt eine Brigg, die Revenge, die sie letztes Jahr von uns gekapert haben. Sie hie? damals Mischchief.»

«Aye, Sir, ich erinnere mich. Sie wurde vor Cape May gekapert. «Es war erstaunlich, da? er so ruhig sprechen konnte, als waren sie beide auf einem Spaziergang und nicht inmitten eines Blutbades.

Sparke betrachtete ihn neugierig.»Sind Sie jetzt ruhiger?«Er wartete die Antwort nicht ab.»Gut. Das ist der einzige Weg.»

Bolitho fragte ihn:»Ist Ladung an Bord, Sir?»

«Nein. Die wollten sie sich offenbar von unserem Konvoi holen. «Er blickte zu den kahlen Masten hinauf.»Lassen Sie ein paar Mann das Deck aufklaren. Es sieht hier ja aus wie in einem Schlachthaus. Die Leichen mussen uber Bord und die Verwundeten nach unten. Dort herrscht zwar auch nicht viel Komfort, aber es ist etwas warmer als an Deck.»

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